Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Man hat die Gestalt dieses Instruments seit seiner Erfindung sehr oft verändert. Am rathsamsten ist wohl, es von Metall zu machen. Taf. XVIII. Fig. 80. zeigt eine solche Pistole von Messing ABC, deren Oefnung A mit einem Korke verstopft ist. An den Boden ist ein durchbohrtes Stück Messing angeschraubt, und in dasselbe eine Glasröhre DE eingeküttet, in welcher der mit einem Knopfe F versehene Drath GF befestiget ist, dessen Ende G so umgebogen wird, daß es nur 1 -- 2 Linien weit von dem Messing absteht. Wenn die Pistole nicht gebraucht wird, schraubt man noch eine messingne Haube über die Glasröhre DE. Will man sie laden, so zieht man den Kork aus der Oefnung A, und hält dieselbe sehr genau an die Mündung einer mit brennbarer Luft gefüllten Flasche, die man in eben dem Augenblicke erst geöfnet hat. Dabey steigt die leichtere brennbare Luft aus der Flasche in die Pistole auf, mischt sich mit der darinn befindlichen atmosphärischen, und bildet dadurch eine Knallluft. Hat man auf diese Art die Pistole etwa 15 -- 20 Secunden lang über die Flasche gehalten, so verschließt man beyde augenblicklich mit genau passenden Korkstöpseln. Wenn man nun den untern Theil BC mit der Hand hält, die Haube abnimmt, und dem Knopfe F an dem Conductor einer Elektrisirmaschine oder an dem Knopfe einer geladnen Flasche einen Funken giebt, so entsteht ein zweyter Funken zwischen dem gebognen Ende des Draths und dem Boden des Gefäßes BC. Dieser entzündet die Knallluft mit einer Erplosion, welche den Kork bey A bis auf eine beträchtliche Entfernung forttreibt. Man kan aus einer Flasche mit brennbarer Luft die Pistole mehreremale nach einander laden; nur muß man sie bey jedem folgenden Male etwas länger, als vorher, über die Flasche halten. Man kan in diesen gemeinen Pistolen keine Mischung von Luftarten nach gegebnen Verhältnissen machen, da doch die beste Knallluft aus dergleichen Mischungen von brennbater und dephlogistisirter Luft erhalten wird. Daher gab
Man hat die Geſtalt dieſes Inſtruments ſeit ſeiner Erfindung ſehr oft veraͤndert. Am rathſamſten iſt wohl, es von Metall zu machen. Taf. XVIII. Fig. 80. zeigt eine ſolche Piſtole von Meſſing ABC, deren Oefnung A mit einem Korke verſtopft iſt. An den Boden iſt ein durchbohrtes Stuͤck Meſſing angeſchraubt, und in daſſelbe eine Glasroͤhre DE eingekuͤttet, in welcher der mit einem Knopfe F verſehene Drath GF befeſtiget iſt, deſſen Ende G ſo umgebogen wird, daß es nur 1 — 2 Linien weit von dem Meſſing abſteht. Wenn die Piſtole nicht gebraucht wird, ſchraubt man noch eine meſſingne Haube uͤber die Glasroͤhre DE. Will man ſie laden, ſo zieht man den Kork aus der Oefnung A, und haͤlt dieſelbe ſehr genau an die Muͤndung einer mit brennbarer Luft gefuͤllten Flaſche, die man in eben dem Augenblicke erſt geoͤfnet hat. Dabey ſteigt die leichtere brennbare Luft aus der Flaſche in die Piſtole auf, miſcht ſich mit der darinn befindlichen atmoſphaͤriſchen, und bildet dadurch eine Knallluft. Hat man auf dieſe Art die Piſtole etwa 15 — 20 Secunden lang uͤber die Flaſche gehalten, ſo verſchließt man beyde augenblicklich mit genau paſſenden Korkſtoͤpſeln. Wenn man nun den untern Theil BC mit der Hand haͤlt, die Haube abnimmt, und dem Knopfe F an dem Conductor einer Elektriſirmaſchine oder an dem Knopfe einer geladnen Flaſche einen Funken giebt, ſo entſteht ein zweyter Funken zwiſchen dem gebognen Ende des Draths und dem Boden des Gefaͤßes BC. Dieſer entzuͤndet die Knallluft mit einer Erploſion, welche den Kork bey A bis auf eine betraͤchtliche Entfernung forttreibt. Man kan aus einer Flaſche mit brennbarer Luft die Piſtole mehreremale nach einander laden; nur muß man ſie bey jedem folgenden Male etwas laͤnger, als vorher, uͤber die Flaſche halten. Man kan in dieſen gemeinen Piſtolen keine Miſchung von Luftarten nach gegebnen Verhaͤltniſſen machen, da doch die beſte Knallluft aus dergleichen Miſchungen von brennbater und dephlogiſtiſirter Luft erhalten wird. Daher gab <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0515" xml:id="P.3.509" n="509"/><lb/> Luft, weiche den Namen der <hi rendition="#b">Knallluft,</hi> fuͤhren, und eine weit ſtaͤrkere Wirkung thun.</p> <p>Man hat die Geſtalt dieſes Inſtruments ſeit ſeiner Erfindung ſehr oft veraͤndert. Am rathſamſten iſt wohl, es von Metall zu machen. Taf. <hi rendition="#aq">XVIII.</hi> Fig. 80. zeigt eine ſolche Piſtole von Meſſing <hi rendition="#aq">ABC,</hi> deren Oefnung <hi rendition="#aq">A</hi> mit einem Korke verſtopft iſt. An den Boden iſt ein durchbohrtes Stuͤck Meſſing angeſchraubt, und in daſſelbe eine Glasroͤhre <hi rendition="#aq">DE</hi> eingekuͤttet, in welcher der mit einem Knopfe <hi rendition="#aq">F</hi> verſehene Drath <hi rendition="#aq">GF</hi> befeſtiget iſt, deſſen Ende <hi rendition="#aq">G</hi> ſo umgebogen wird, daß es nur 1 — 2 Linien weit von dem Meſſing abſteht. Wenn die Piſtole nicht gebraucht wird, ſchraubt man noch eine meſſingne Haube uͤber die Glasroͤhre <hi rendition="#aq">DE.</hi> Will man ſie laden, ſo zieht man den Kork aus der Oefnung <hi rendition="#aq">A,</hi> und haͤlt dieſelbe ſehr genau an die Muͤndung einer mit brennbarer Luft gefuͤllten Flaſche, die man in eben dem Augenblicke erſt geoͤfnet hat. Dabey ſteigt die leichtere brennbare Luft aus der Flaſche in die Piſtole auf, miſcht ſich mit der darinn befindlichen atmoſphaͤriſchen, und bildet dadurch eine Knallluft. Hat man auf dieſe Art die Piſtole etwa 15 — 20 Secunden lang uͤber die Flaſche gehalten, ſo verſchließt man beyde augenblicklich mit genau paſſenden Korkſtoͤpſeln. Wenn man nun den untern Theil <hi rendition="#aq">BC</hi> mit der Hand haͤlt, die Haube abnimmt, und dem Knopfe <hi rendition="#aq">F</hi> an dem Conductor einer Elektriſirmaſchine oder an dem Knopfe einer geladnen Flaſche einen Funken giebt, ſo entſteht ein zweyter Funken zwiſchen dem gebognen Ende des Draths und dem Boden des Gefaͤßes <hi rendition="#aq">BC.</hi> Dieſer entzuͤndet die Knallluft mit einer Erploſion, welche den Kork bey <hi rendition="#aq">A</hi> bis auf eine betraͤchtliche Entfernung forttreibt. Man kan aus einer Flaſche mit brennbarer Luft die Piſtole mehreremale nach einander laden; nur muß man ſie bey jedem folgenden Male etwas laͤnger, als vorher, uͤber die Flaſche halten.</p> <p>Man kan in dieſen gemeinen Piſtolen keine Miſchung von Luftarten nach gegebnen Verhaͤltniſſen machen, da doch die beſte Knallluft aus dergleichen Miſchungen von brennbater und dephlogiſtiſirter Luft erhalten wird. Daher gab<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [509/0515]
Luft, weiche den Namen der Knallluft, fuͤhren, und eine weit ſtaͤrkere Wirkung thun.
Man hat die Geſtalt dieſes Inſtruments ſeit ſeiner Erfindung ſehr oft veraͤndert. Am rathſamſten iſt wohl, es von Metall zu machen. Taf. XVIII. Fig. 80. zeigt eine ſolche Piſtole von Meſſing ABC, deren Oefnung A mit einem Korke verſtopft iſt. An den Boden iſt ein durchbohrtes Stuͤck Meſſing angeſchraubt, und in daſſelbe eine Glasroͤhre DE eingekuͤttet, in welcher der mit einem Knopfe F verſehene Drath GF befeſtiget iſt, deſſen Ende G ſo umgebogen wird, daß es nur 1 — 2 Linien weit von dem Meſſing abſteht. Wenn die Piſtole nicht gebraucht wird, ſchraubt man noch eine meſſingne Haube uͤber die Glasroͤhre DE. Will man ſie laden, ſo zieht man den Kork aus der Oefnung A, und haͤlt dieſelbe ſehr genau an die Muͤndung einer mit brennbarer Luft gefuͤllten Flaſche, die man in eben dem Augenblicke erſt geoͤfnet hat. Dabey ſteigt die leichtere brennbare Luft aus der Flaſche in die Piſtole auf, miſcht ſich mit der darinn befindlichen atmoſphaͤriſchen, und bildet dadurch eine Knallluft. Hat man auf dieſe Art die Piſtole etwa 15 — 20 Secunden lang uͤber die Flaſche gehalten, ſo verſchließt man beyde augenblicklich mit genau paſſenden Korkſtoͤpſeln. Wenn man nun den untern Theil BC mit der Hand haͤlt, die Haube abnimmt, und dem Knopfe F an dem Conductor einer Elektriſirmaſchine oder an dem Knopfe einer geladnen Flaſche einen Funken giebt, ſo entſteht ein zweyter Funken zwiſchen dem gebognen Ende des Draths und dem Boden des Gefaͤßes BC. Dieſer entzuͤndet die Knallluft mit einer Erploſion, welche den Kork bey A bis auf eine betraͤchtliche Entfernung forttreibt. Man kan aus einer Flaſche mit brennbarer Luft die Piſtole mehreremale nach einander laden; nur muß man ſie bey jedem folgenden Male etwas laͤnger, als vorher, uͤber die Flaſche halten.
Man kan in dieſen gemeinen Piſtolen keine Miſchung von Luftarten nach gegebnen Verhaͤltniſſen machen, da doch die beſte Knallluft aus dergleichen Miſchungen von brennbater und dephlogiſtiſirter Luft erhalten wird. Daher gab
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