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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Pnevmatisch - chymischer Apparat, pnevmatisch - chymische Geräthschaft, Apparatus pnevmato - chymicus, Appareil pneumato - chymique.

Seithem die Entdeckungen über die Gasarten oder luftförmigen Stoffe für die Naturlehre so wichtig geworden sind, hat der Physiker bey seiner Erperimentalgeräthschaft eigne Werkzeuge nöthig, um die elastischen Materien, die sich bey den Auflösungen, Destillationen u. s. w. entwickeln, aufzufangen, einzuschließen, oder nach dem gewöhulichen Ausdrucke, zu sperren, und den Versuchen zu unterwerfen. Man begreift diese Werkzeuge zusammen unter dem Namen des pnevmatisch - chymischen Apparats. Pnevmatisch nemsich heißt alles, was luftförmige Stoffe angeht (so ist auch die Luftpumpe ein pnevmatisches Werkzeug): chymisch aber wird diese Geräthschaft insbesondere genannt, weil sie zu Untersuchung der chymischen Eigenschaften dient.

Man sammelt die Luftarten in gläsernen Gefäßen, die insgemein cylindrisch, oder den Glocken der Luftpumpe ähnlich sind. Weil aber die atmosphärische Luft, mit der sie sich sonst vermischen würden, sie nicht berühren darf, so schließt man sie in den obern Theil dieser Glocken vermittelst einer flüßigen Materie ein, die den untern Theil ausfüllt, und den Zutritt der Luft abhält. Diese flüßige Materie ist gewöhnlich Wasser; bey den mit Wasser mischbaren Gasarten aber ist nöthig, Quecksilber zu gebrauchen. Daher theilt sich die pnevmatisch - chymische Geräthschaft in den gemeinen Wasserapparat und den Quecksilberapparat.

Schon D. Hales, Brownrigg und Cavendish gebrauchten zu ihren Versuchen über die Luft Gefäße mit Wasser, in welchen mit Wasser gefüllte gläserne Glocken umgestürzt waren, und leiteten die aus den Körpern entwickelte Luft unter diese Glocken, in welchen sie ihrer specifischen Leichtigkeit gemäß in den obern Theil aufstieg, und sich über das Wasser setzte. Dies ist die Hauptidee der ganzen Geräthschbft, deren erste Anwendung dem D. Hales zugehört. Aber D. Priestley hat bey seinen fast unzählbaren Versuchen in diesem Fache so Manches abgeändert


Pnevmatiſch - chymiſcher Apparat, pnevmatiſch - chymiſche Geraͤthſchaft, Apparatus pnevmato - chymicus, Appareil pneumato - chymique.

Seithem die Entdeckungen uͤber die Gasarten oder luftfoͤrmigen Stoffe fuͤr die Naturlehre ſo wichtig geworden ſind, hat der Phyſiker bey ſeiner Erperimentalgeraͤthſchaft eigne Werkzeuge noͤthig, um die elaſtiſchen Materien, die ſich bey den Aufloͤſungen, Deſtillationen u. ſ. w. entwickeln, aufzufangen, einzuſchließen, oder nach dem gewoͤhulichen Ausdrucke, zu ſperren, und den Verſuchen zu unterwerfen. Man begreift dieſe Werkzeuge zuſammen unter dem Namen des pnevmatiſch - chymiſchen Apparats. Pnevmatiſch nemſich heißt alles, was luftfoͤrmige Stoffe angeht (ſo iſt auch die Luftpumpe ein pnevmatiſches Werkzeug): chymiſch aber wird dieſe Geraͤthſchaft insbeſondere genannt, weil ſie zu Unterſuchung der chymiſchen Eigenſchaften dient.

Man ſammelt die Luftarten in glaͤſernen Gefaͤßen, die insgemein cylindriſch, oder den Glocken der Luftpumpe aͤhnlich ſind. Weil aber die atmoſphaͤriſche Luft, mit der ſie ſich ſonſt vermiſchen wuͤrden, ſie nicht beruͤhren darf, ſo ſchließt man ſie in den obern Theil dieſer Glocken vermittelſt einer fluͤßigen Materie ein, die den untern Theil ausfuͤllt, und den Zutritt der Luft abhaͤlt. Dieſe fluͤßige Materie iſt gewoͤhnlich Waſſer; bey den mit Waſſer miſchbaren Gasarten aber iſt noͤthig, Queckſilber zu gebrauchen. Daher theilt ſich die pnevmatiſch - chymiſche Geraͤthſchaft in den gemeinen Waſſerapparat und den Queckſilberapparat.

Schon D. Hales, Brownrigg und Cavendiſh gebrauchten zu ihren Verſuchen uͤber die Luft Gefaͤße mit Waſſer, in welchen mit Waſſer gefuͤllte glaͤſerne Glocken umgeſtuͤrzt waren, und leiteten die aus den Koͤrpern entwickelte Luft unter dieſe Glocken, in welchen ſie ihrer ſpecifiſchen Leichtigkeit gemaͤß in den obern Theil aufſtieg, und ſich uͤber das Waſſer ſetzte. Dies iſt die Hauptidee der ganzen Geraͤthſchbft, deren erſte Anwendung dem D. Hales zugehoͤrt. Aber D. Prieſtley hat bey ſeinen faſt unzaͤhlbaren Verſuchen in dieſem Fache ſo Manches abgeaͤndert

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[522/0528] Pnevmatiſch - chymiſcher Apparat, pnevmatiſch - chymiſche Geraͤthſchaft, Apparatus pnevmato - chymicus, Appareil pneumato - chymique. Seithem die Entdeckungen uͤber die Gasarten oder luftfoͤrmigen Stoffe fuͤr die Naturlehre ſo wichtig geworden ſind, hat der Phyſiker bey ſeiner Erperimentalgeraͤthſchaft eigne Werkzeuge noͤthig, um die elaſtiſchen Materien, die ſich bey den Aufloͤſungen, Deſtillationen u. ſ. w. entwickeln, aufzufangen, einzuſchließen, oder nach dem gewoͤhulichen Ausdrucke, zu ſperren, und den Verſuchen zu unterwerfen. Man begreift dieſe Werkzeuge zuſammen unter dem Namen des pnevmatiſch - chymiſchen Apparats. Pnevmatiſch nemſich heißt alles, was luftfoͤrmige Stoffe angeht (ſo iſt auch die Luftpumpe ein pnevmatiſches Werkzeug): chymiſch aber wird dieſe Geraͤthſchaft insbeſondere genannt, weil ſie zu Unterſuchung der chymiſchen Eigenſchaften dient. Man ſammelt die Luftarten in glaͤſernen Gefaͤßen, die insgemein cylindriſch, oder den Glocken der Luftpumpe aͤhnlich ſind. Weil aber die atmoſphaͤriſche Luft, mit der ſie ſich ſonſt vermiſchen wuͤrden, ſie nicht beruͤhren darf, ſo ſchließt man ſie in den obern Theil dieſer Glocken vermittelſt einer fluͤßigen Materie ein, die den untern Theil ausfuͤllt, und den Zutritt der Luft abhaͤlt. Dieſe fluͤßige Materie iſt gewoͤhnlich Waſſer; bey den mit Waſſer miſchbaren Gasarten aber iſt noͤthig, Queckſilber zu gebrauchen. Daher theilt ſich die pnevmatiſch - chymiſche Geraͤthſchaft in den gemeinen Waſſerapparat und den Queckſilberapparat. Schon D. Hales, Brownrigg und Cavendiſh gebrauchten zu ihren Verſuchen uͤber die Luft Gefaͤße mit Waſſer, in welchen mit Waſſer gefuͤllte glaͤſerne Glocken umgeſtuͤrzt waren, und leiteten die aus den Koͤrpern entwickelte Luft unter dieſe Glocken, in welchen ſie ihrer ſpecifiſchen Leichtigkeit gemaͤß in den obern Theil aufſtieg, und ſich uͤber das Waſſer ſetzte. Dies iſt die Hauptidee der ganzen Geraͤthſchbft, deren erſte Anwendung dem D. Hales zugehoͤrt. Aber D. Prieſtley hat bey ſeinen faſt unzaͤhlbaren Verſuchen in dieſem Fache ſo Manches abgeaͤndert

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/528>, abgerufen am 22.11.2024.