Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Der Physiker begnügt sich, bey diesen Potenzen die Theorie des Gleichgewichts an ihnen zu lehren, und allenfalls durch angestellte Versuche sinnlich zu machen. Dazu dienen nun kleine Modelle von Hebeln, Radwellen, Flaschenzügen u. s. w., an denen man ungleiche Gewichte ins Gleichgewicht setzen, oder mit wenig Kraft eine größere Last überwältigen kan. Schickliche Geräthschaften hiezu findet man bey s'Gravesande, Desaguliers, Musschenbroek, Nollet u. a. beschrieben. Wenn die Modelle aller fünf oder sechs Potenzen (die schiefe Ebene mit gerechnet) entweder in einer aus allen zusammengesetzten Maschine, oder wenigstens in einem einzigen Stücke des Apparats vereiniget sind, so heißt dieses eine Potenzenmaschine. Präcipitation, s. Niederschlag. Presbyt, s. Auge. Prisma, gläsernes, Prisma vitreum, Prisme de verre, Verre prismatique. Bey den Versuchen über das Licht und die Farben gebraucht man sehr oft einen dreyseitig prismatischen Körper von einer durchsichtigen Materie, am gewöhnlichsten von Glas, dergleichen Taf. XIX. Fig. 91. bey D vorstellet. Fast allezeit werden dazu senkrechte Prismen gewählt, die also von zwey gleichen Dreyecken, als Grundflächen, und von drey Rechtecken, als Seitenflächen, begrenzt sind. Die Seitenflächen müssen, so viel möglich, eben geschliffen und wohl polirt seyn. Es ist nicht so leicht, gute Prismen von recht reinem Glase und vollkommen ebenen Seiten zu erhalten. Um an einem guten Prisma die Seitenflächen zu schonen, muß man es nicht auf Tischen herumlegen, sondern freyschwebend in ein Gestell bringen, wie die Figur nach Nollet abbildet. Es werden nemlich an die dreyeckichten Grundflächen messingne Hauben, und an diese nach der Richtung der
Der Phyſiker begnuͤgt ſich, bey dieſen Potenzen die Theorie des Gleichgewichts an ihnen zu lehren, und allenfalls durch angeſtellte Verſuche ſinnlich zu machen. Dazu dienen nun kleine Modelle von Hebeln, Radwellen, Flaſchenzuͤgen u. ſ. w., an denen man ungleiche Gewichte ins Gleichgewicht ſetzen, oder mit wenig Kraft eine groͤßere Laſt uͤberwaͤltigen kan. Schickliche Geraͤthſchaften hiezu findet man bey s'Graveſande, Deſaguliers, Muſſchenbroek, Nollet u. a. beſchrieben. Wenn die Modelle aller fuͤnf oder ſechs Potenzen (die ſchiefe Ebene mit gerechnet) entweder in einer aus allen zuſammengeſetzten Maſchine, oder wenigſtens in einem einzigen Stuͤcke des Apparats vereiniget ſind, ſo heißt dieſes eine Potenzenmaſchine. Praͤcipitation, ſ. Niederſchlag. Presbyt, ſ. Auge. Prisma, glaͤſernes, Prisma vitreum, Priſme de verre, Verre priſmatique. Bey den Verſuchen uͤber das Licht und die Farben gebraucht man ſehr oft einen dreyſeitig prismatiſchen Koͤrper von einer durchſichtigen Materie, am gewoͤhnlichſten von Glas, dergleichen Taf. XIX. Fig. 91. bey D vorſtellet. Faſt allezeit werden dazu ſenkrechte Prismen gewaͤhlt, die alſo von zwey gleichen Dreyecken, als Grundflaͤchen, und von drey Rechtecken, als Seitenflaͤchen, begrenzt ſind. Die Seitenflaͤchen muͤſſen, ſo viel moͤglich, eben geſchliffen und wohl polirt ſeyn. Es iſt nicht ſo leicht, gute Prismen von recht reinem Glaſe und vollkommen ebenen Seiten zu erhalten. Um an einem guten Prisma die Seitenflaͤchen zu ſchonen, muß man es nicht auf Tiſchen herumlegen, ſondern freyſchwebend in ein Geſtell bringen, wie die Figur nach Nollet abbildet. Es werden nemlich an die dreyeckichten Grundflaͤchen meſſingne Hauben, und an dieſe nach der Richtung der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0556" xml:id="P.3.550" n="550"/><lb/> wirken. Inzwiſchen iſt es der guten Methode gemaͤßer, dies alles aus der Theorie des Hebels herzuleiten, ohne welche doch <hi rendition="#b">Vatignons</hi> (oder eigentlich <hi rendition="#b">Stevins</hi>) Grundſatz nicht ſcharf erwieſen werden kan.</p> <p>Der Phyſiker begnuͤgt ſich, bey dieſen Potenzen die Theorie des Gleichgewichts an ihnen zu lehren, und allenfalls durch angeſtellte Verſuche ſinnlich zu machen. Dazu dienen nun kleine Modelle von Hebeln, Radwellen, Flaſchenzuͤgen u. ſ. w., an denen man ungleiche Gewichte ins Gleichgewicht ſetzen, oder mit wenig Kraft eine groͤßere Laſt uͤberwaͤltigen kan. Schickliche Geraͤthſchaften hiezu findet man bey <hi rendition="#b">s'Graveſande, Deſaguliers, Muſſchenbroek, Nollet</hi> u. a. beſchrieben. Wenn die Modelle aller fuͤnf oder ſechs Potenzen (die ſchiefe Ebene mit gerechnet) entweder in einer aus allen zuſammengeſetzten Maſchine, oder wenigſtens in einem einzigen Stuͤcke des Apparats vereiniget ſind, ſo heißt dieſes eine <hi rendition="#b">Potenzenmaſchine.</hi></p> <p> <hi rendition="#b">Praͤcipitation, ſ. Niederſchlag.</hi> </p> <p> <hi rendition="#b">Presbyt, ſ. Auge.</hi> </p> </div> <div n="3"> <head>Prisma, glaͤſernes, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Prisma vitreum</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Priſme de verre, Verre priſmatique</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Bey den Verſuchen uͤber das Licht und die Farben gebraucht man ſehr oft einen dreyſeitig prismatiſchen Koͤrper von einer durchſichtigen Materie, am gewoͤhnlichſten von Glas, dergleichen Taf. <hi rendition="#aq">XIX.</hi> Fig. 91. bey <hi rendition="#aq">D</hi> vorſtellet. Faſt allezeit werden dazu ſenkrechte Prismen gewaͤhlt, die alſo von zwey gleichen Dreyecken, als Grundflaͤchen, und von drey Rechtecken, als Seitenflaͤchen, begrenzt ſind. Die Seitenflaͤchen muͤſſen, ſo viel moͤglich, eben geſchliffen und wohl polirt ſeyn.</p> <p>Es iſt nicht ſo leicht, gute Prismen von recht reinem Glaſe und vollkommen ebenen Seiten zu erhalten. Um an einem guten Prisma die Seitenflaͤchen zu ſchonen, muß man es nicht auf Tiſchen herumlegen, ſondern freyſchwebend in ein Geſtell bringen, wie die Figur nach <hi rendition="#b">Nollet</hi> abbildet. Es werden nemlich an die dreyeckichten Grundflaͤchen meſſingne Hauben, und an dieſe nach der Richtung der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [550/0556]
wirken. Inzwiſchen iſt es der guten Methode gemaͤßer, dies alles aus der Theorie des Hebels herzuleiten, ohne welche doch Vatignons (oder eigentlich Stevins) Grundſatz nicht ſcharf erwieſen werden kan.
Der Phyſiker begnuͤgt ſich, bey dieſen Potenzen die Theorie des Gleichgewichts an ihnen zu lehren, und allenfalls durch angeſtellte Verſuche ſinnlich zu machen. Dazu dienen nun kleine Modelle von Hebeln, Radwellen, Flaſchenzuͤgen u. ſ. w., an denen man ungleiche Gewichte ins Gleichgewicht ſetzen, oder mit wenig Kraft eine groͤßere Laſt uͤberwaͤltigen kan. Schickliche Geraͤthſchaften hiezu findet man bey s'Graveſande, Deſaguliers, Muſſchenbroek, Nollet u. a. beſchrieben. Wenn die Modelle aller fuͤnf oder ſechs Potenzen (die ſchiefe Ebene mit gerechnet) entweder in einer aus allen zuſammengeſetzten Maſchine, oder wenigſtens in einem einzigen Stuͤcke des Apparats vereiniget ſind, ſo heißt dieſes eine Potenzenmaſchine.
Praͤcipitation, ſ. Niederſchlag.
Presbyt, ſ. Auge.
Prisma, glaͤſernes, Prisma vitreum, Priſme de verre, Verre priſmatique.
Bey den Verſuchen uͤber das Licht und die Farben gebraucht man ſehr oft einen dreyſeitig prismatiſchen Koͤrper von einer durchſichtigen Materie, am gewoͤhnlichſten von Glas, dergleichen Taf. XIX. Fig. 91. bey D vorſtellet. Faſt allezeit werden dazu ſenkrechte Prismen gewaͤhlt, die alſo von zwey gleichen Dreyecken, als Grundflaͤchen, und von drey Rechtecken, als Seitenflaͤchen, begrenzt ſind. Die Seitenflaͤchen muͤſſen, ſo viel moͤglich, eben geſchliffen und wohl polirt ſeyn.
Es iſt nicht ſo leicht, gute Prismen von recht reinem Glaſe und vollkommen ebenen Seiten zu erhalten. Um an einem guten Prisma die Seitenflaͤchen zu ſchonen, muß man es nicht auf Tiſchen herumlegen, ſondern freyſchwebend in ein Geſtell bringen, wie die Figur nach Nollet abbildet. Es werden nemlich an die dreyeckichten Grundflaͤchen meſſingne Hauben, und an dieſe nach der Richtung der
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