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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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durch den Schwerpunkt gehenden Axe die Zapfen EE angebracht, welche in den auf dem hölzernen Träger AB aufstehenden Stützen liegen. An diesen Zapfen kan man das Prisma D um seine Axe wenden. Der Träger hat einen mit dem Charniere H versehenen Stiel, der in einem hohlen Fuße erhöht oder erniedriget, und durch die Stellschraube G befestiget werden kan. So kan man das Prisma nach Gefallen höher oder niedriger stellen, auch vermittelst des Charniers H in eine gegen den Horizont schiefe Lage bringen.

Hat man ein Prisma von Wasser oder von einem andern durchsichtigen Liquor nöthig. so werden zwo ebene dünne Glasplatten unter einem schiefen Winkel an einander geküttet, und die Winkel, die sie an ihren Enden offen lassen, mit dreyeckichten messingnen Platten, statt der Grundflächen, verschlossen. So entsteht ein ofnes prismatisches Gefäß, das bey unterwärts gekehrter Schneide mit dem verlangten Liquor gesüllt werden kan.

Sonst braucht man die Glasprismen auch ohne Gestell, wobey die messingnen Hauben an den Grundflächen wegbleiben, und statt ihrer bisweilen Glasknöpfe angeschmolzen werden, bey denen man das Prisma mit den Händen frey in der Luft halten und um seine Axe wenden kan. Man hat auch Prismen aus Bergkrystall, buntem Glase, Eis u. dgl. gemacht.

Daß solche Prismen, und überhaupt alle eckichte Stücken Glas das durchgebende Licht färben, ist eine sehr alte Beobachtung, die schon Seneca (Quaest. nat. L. I. c. 7.) anführt, und zur Erläuterung der Farben des Regenbogens gebraucht. Priestley (Geschichte der Optik durch Klügel, S. 132.) führt aus Kirchers China illustrata eine Erzählung des P. Trigaut an, daß diese färbende Eigenschaft den Prismen in den Morgenländern einen großen Werth verschaffe, weil man sie als eine Kostbarkeit betrachte, die nur für die Schätze der Großen gehöre, und ein einziges Stück mit 500 Goldstücken bezahlt worden sey. Die ganze Stelle des Trigaut steht auch beym Zahn (Oculus artificialis, ed. 2da. Norib. 1702. fol. p. 498.).


durch den Schwerpunkt gehenden Axe die Zapfen EE angebracht, welche in den auf dem hoͤlzernen Traͤger AB aufſtehenden Stuͤtzen liegen. An dieſen Zapfen kan man das Prisma D um ſeine Axe wenden. Der Traͤger hat einen mit dem Charniere H verſehenen Stiel, der in einem hohlen Fuße erhoͤht oder erniedriget, und durch die Stellſchraube G befeſtiget werden kan. So kan man das Prisma nach Gefallen hoͤher oder niedriger ſtellen, auch vermittelſt des Charniers H in eine gegen den Horizont ſchiefe Lage bringen.

Hat man ein Prisma von Waſſer oder von einem andern durchſichtigen Liquor noͤthig. ſo werden zwo ebene duͤnne Glasplatten unter einem ſchiefen Winkel an einander gekuͤttet, und die Winkel, die ſie an ihren Enden offen laſſen, mit dreyeckichten meſſingnen Platten, ſtatt der Grundflaͤchen, verſchloſſen. So entſteht ein ofnes prismatiſches Gefaͤß, das bey unterwaͤrts gekehrter Schneide mit dem verlangten Liquor geſuͤllt werden kan.

Sonſt braucht man die Glasprismen auch ohne Geſtell, wobey die meſſingnen Hauben an den Grundflaͤchen wegbleiben, und ſtatt ihrer bisweilen Glasknoͤpfe angeſchmolzen werden, bey denen man das Prisma mit den Haͤnden frey in der Luft halten und um ſeine Axe wenden kan. Man hat auch Prismen aus Bergkryſtall, buntem Glaſe, Eis u. dgl. gemacht.

Daß ſolche Prismen, und uͤberhaupt alle eckichte Stuͤcken Glas das durchgebende Licht faͤrben, iſt eine ſehr alte Beobachtung, die ſchon Seneca (Quaeſt. nat. L. I. c. 7.) anfuͤhrt, und zur Erlaͤuterung der Farben des Regenbogens gebraucht. Prieſtley (Geſchichte der Optik durch Kluͤgel, S. 132.) fuͤhrt aus Kirchers China illuſtrata eine Erzaͤhlung des P. Trigaut an, daß dieſe faͤrbende Eigenſchaft den Prismen in den Morgenlaͤndern einen großen Werth verſchaffe, weil man ſie als eine Koſtbarkeit betrachte, die nur fuͤr die Schaͤtze der Großen gehoͤre, und ein einziges Stuͤck mit 500 Goldſtuͤcken bezahlt worden ſey. Die ganze Stelle des Trigaut ſteht auch beym Zahn (Oculus artificialis, ed. 2da. Norib. 1702. fol. p. 498.).

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[551/0557] durch den Schwerpunkt gehenden Axe die Zapfen EE angebracht, welche in den auf dem hoͤlzernen Traͤger AB aufſtehenden Stuͤtzen liegen. An dieſen Zapfen kan man das Prisma D um ſeine Axe wenden. Der Traͤger hat einen mit dem Charniere H verſehenen Stiel, der in einem hohlen Fuße erhoͤht oder erniedriget, und durch die Stellſchraube G befeſtiget werden kan. So kan man das Prisma nach Gefallen hoͤher oder niedriger ſtellen, auch vermittelſt des Charniers H in eine gegen den Horizont ſchiefe Lage bringen. Hat man ein Prisma von Waſſer oder von einem andern durchſichtigen Liquor noͤthig. ſo werden zwo ebene duͤnne Glasplatten unter einem ſchiefen Winkel an einander gekuͤttet, und die Winkel, die ſie an ihren Enden offen laſſen, mit dreyeckichten meſſingnen Platten, ſtatt der Grundflaͤchen, verſchloſſen. So entſteht ein ofnes prismatiſches Gefaͤß, das bey unterwaͤrts gekehrter Schneide mit dem verlangten Liquor geſuͤllt werden kan. Sonſt braucht man die Glasprismen auch ohne Geſtell, wobey die meſſingnen Hauben an den Grundflaͤchen wegbleiben, und ſtatt ihrer bisweilen Glasknoͤpfe angeſchmolzen werden, bey denen man das Prisma mit den Haͤnden frey in der Luft halten und um ſeine Axe wenden kan. Man hat auch Prismen aus Bergkryſtall, buntem Glaſe, Eis u. dgl. gemacht. Daß ſolche Prismen, und uͤberhaupt alle eckichte Stuͤcken Glas das durchgebende Licht faͤrben, iſt eine ſehr alte Beobachtung, die ſchon Seneca (Quaeſt. nat. L. I. c. 7.) anfuͤhrt, und zur Erlaͤuterung der Farben des Regenbogens gebraucht. Prieſtley (Geſchichte der Optik durch Kluͤgel, S. 132.) fuͤhrt aus Kirchers China illuſtrata eine Erzaͤhlung des P. Trigaut an, daß dieſe faͤrbende Eigenſchaft den Prismen in den Morgenlaͤndern einen großen Werth verſchaffe, weil man ſie als eine Koſtbarkeit betrachte, die nur fuͤr die Schaͤtze der Großen gehoͤre, und ein einziges Stuͤck mit 500 Goldſtuͤcken bezahlt worden ſey. Die ganze Stelle des Trigaut ſteht auch beym Zahn (Oculus artificialis, ed. 2da. Norib. 1702. fol. p. 498.).

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/557>, abgerufen am 22.11.2024.