Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Setzt man nun in I.) und III.) p=s, so findet man r=q, und aus II.) beyde=1/2A. Daher sind für diese Stelle die Sinus von p und von s beyde = n. sin 1/2A.

Ex. Es sey n=2/3, A=60°, so ist sin A=1/2 sqrt3, cos. A=1/2; also für die Stelle, wo das Bild zuerst erscheint, wofür die Tafeln p=27° 55' geben. Dafür ist s=90°, und das Bild noch kaum sichtbar. Dreht man aber nun das Prisma um seine Axe nach der Richtung BAC, so rückt es niedriger, und wird lebhafter. Dabey wird p größer und s kleiner. Endlich erreicht man die Stelle, wo oder, wo p=48° 35' 25". Hier ist auch s=48° 35' 25"; r und q=30°; das Bild steht am niedrigsten, und ist am lebhaftesten. Fährt man fort mit Drehen, so kömmt endlich EB in die Richtung DE selbst, wobey s=27° 55' wird, und das Bild wieder verschwindet.

Newton hat bey seinen Versuchen mit dem Farbenbilde die Stellung des Prisma gewählt, wo das Bild den niedrigsten Stand hat. Sie ist leicht zu finden, weil man nur das Prisma ein wenig drehen, und den Gang des Bildes bemerken darf. An dieser Stelle machen auch Stralen, die gegen DE auf beyden Seiten um gleiche kleine Winkel geneigt sind, beym Ausfahren noch ziemlich eben den Winkel, wie beym Auffallen. Dies zeigt die Berechnung, wenn man im vorigen Erempel p um 15' 35" größer und kleiner setzt. Die dafür berechneten Werthe von s sind 48° 19' 54" und 48° 51' 4", und unterscheiden sich auch um 31' 10", wie die Werthe von p selbst. Daher müssen Stralen, die von entgegengesetzten Punkten der Sonnenscheibe kommen, den Winkel 31' 10" beym Ausfallen, wie beym Einfallen, mit einander machen, und das senkrecht aufgesangene Sonnenbild müßte durchs Prisma cirkelrund bleiben, wenn n für alle Stralen gleich groß wäre. Die sehr längliche Gestalt dieses Bildes leitete daher Newton auf den Schluß, daß n für die verschiedenen Farben des Lichts verschieden sey, s. Farbenbild.


Setzt man nun in I.) und III.) p=s, ſo findet man r=q, und aus II.) beyde=1/2A. Daher ſind fuͤr dieſe Stelle die Sinus von p und von s beyde = n. ſin 1/2A.

Ex. Es ſey n=2/3, A=60°, ſo iſt ſin A=1/2 √3, coſ. A=1/2; alſo fuͤr die Stelle, wo das Bild zuerſt erſcheint, wofuͤr die Tafeln p=27° 55′ geben. Dafuͤr iſt s=90°, und das Bild noch kaum ſichtbar. Dreht man aber nun das Prisma um ſeine Axe nach der Richtung BAC, ſo ruͤckt es niedriger, und wird lebhafter. Dabey wird p groͤßer und s kleiner. Endlich erreicht man die Stelle, wo oder, wo p=48° 35′ 25″. Hier iſt auch s=48° 35′ 25″; r und q=30°; das Bild ſteht am niedrigſten, und iſt am lebhafteſten. Faͤhrt man fort mit Drehen, ſo koͤmmt endlich EB in die Richtung DE ſelbſt, wobey s=27° 55′ wird, und das Bild wieder verſchwindet.

Newton hat bey ſeinen Verſuchen mit dem Farbenbilde die Stellung des Prisma gewaͤhlt, wo das Bild den niedrigſten Stand hat. Sie iſt leicht zu finden, weil man nur das Prisma ein wenig drehen, und den Gang des Bildes bemerken darf. An dieſer Stelle machen auch Stralen, die gegen DE auf beyden Seiten um gleiche kleine Winkel geneigt ſind, beym Ausfahren noch ziemlich eben den Winkel, wie beym Auffallen. Dies zeigt die Berechnung, wenn man im vorigen Erempel p um 15′ 35″ groͤßer und kleiner ſetzt. Die dafuͤr berechneten Werthe von s ſind 48° 19′ 54″ und 48° 51′ 4″, und unterſcheiden ſich auch um 31′ 10″, wie die Werthe von p ſelbſt. Daher muͤſſen Stralen, die von entgegengeſetzten Punkten der Sonnenſcheibe kommen, den Winkel 31′ 10″ beym Ausfallen, wie beym Einfallen, mit einander machen, und das ſenkrecht aufgeſangene Sonnenbild muͤßte durchs Prisma cirkelrund bleiben, wenn n fuͤr alle Stralen gleich groß waͤre. Die ſehr laͤngliche Geſtalt dieſes Bildes leitete daher Newton auf den Schluß, daß n fuͤr die verſchiedenen Farben des Lichts verſchieden ſey, ſ. Farbenbild.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0562" xml:id="P.3.556" n="556"/><lb/>
Setzt man nun in <hi rendition="#aq">I.</hi>) und <hi rendition="#aq">III.) p=s,</hi> &#x017F;o findet man <hi rendition="#aq">r=q,</hi> und aus <hi rendition="#aq">II.</hi>) beyde=<hi rendition="#aq">1/2A.</hi> Daher &#x017F;ind fu&#x0364;r die&#x017F;e Stelle die Sinus von <hi rendition="#aq">p</hi> und von <hi rendition="#aq">s</hi> beyde = <hi rendition="#aq">n. &#x017F;in 1/2A.</hi></p>
            <p><hi rendition="#b">Ex.</hi> Es &#x017F;ey <hi rendition="#aq">n=2/3, A</hi>=60°, &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;in <hi rendition="#aq">A</hi>=1/2 &#x221A;3, co&#x017F;. <hi rendition="#aq">A</hi>=1/2; al&#x017F;o fu&#x0364;r die Stelle, wo das Bild zuer&#x017F;t er&#x017F;cheint,
wofu&#x0364;r die Tafeln <hi rendition="#aq">p</hi>=27° 55&#x2032; geben. Dafu&#x0364;r i&#x017F;t <hi rendition="#aq">s</hi>=90°, und das Bild noch kaum &#x017F;ichtbar. Dreht man aber nun das Prisma um &#x017F;eine Axe nach der Richtung <hi rendition="#aq">BAC,</hi> &#x017F;o ru&#x0364;ckt es niedriger, und wird lebhafter. Dabey wird <hi rendition="#aq">p</hi> gro&#x0364;ßer und <hi rendition="#aq">s</hi> kleiner. Endlich erreicht man die Stelle, wo
oder, wo <hi rendition="#aq">p</hi>=48° 35&#x2032; 25&#x2033;. Hier i&#x017F;t auch <hi rendition="#aq">s</hi>=48° 35&#x2032; 25&#x2033;; <hi rendition="#aq">r</hi> und <hi rendition="#aq">q</hi>=30°; das Bild &#x017F;teht am niedrig&#x017F;ten, und i&#x017F;t am lebhafte&#x017F;ten. Fa&#x0364;hrt man fort mit Drehen, &#x017F;o ko&#x0364;mmt endlich <hi rendition="#aq">EB</hi> in die Richtung <hi rendition="#aq">DE</hi> &#x017F;elb&#x017F;t, wobey <hi rendition="#aq">s</hi>=27° 55&#x2032; wird, und das Bild wieder ver&#x017F;chwindet.</p>
            <p><hi rendition="#b">Newton</hi> hat bey &#x017F;einen Ver&#x017F;uchen mit dem Farbenbilde die Stellung des Prisma gewa&#x0364;hlt, wo das Bild den niedrig&#x017F;ten Stand hat. Sie i&#x017F;t leicht zu finden, weil man nur das Prisma ein wenig drehen, und den Gang des Bildes bemerken darf. An die&#x017F;er Stelle machen auch Stralen, die gegen <hi rendition="#aq">DE</hi> auf beyden Seiten um gleiche kleine Winkel geneigt &#x017F;ind, beym Ausfahren noch ziemlich eben den Winkel, wie beym Auffallen. Dies zeigt die Berechnung, wenn man im vorigen Erempel <hi rendition="#aq">p</hi> um 15&#x2032; 35&#x2033; gro&#x0364;ßer und kleiner &#x017F;etzt. Die dafu&#x0364;r berechneten Werthe von <hi rendition="#aq">s</hi> &#x017F;ind 48° 19&#x2032; 54&#x2033; und 48° 51&#x2032; 4&#x2033;, und unter&#x017F;cheiden &#x017F;ich auch um 31&#x2032; 10&#x2033;, wie die Werthe von <hi rendition="#aq">p</hi> &#x017F;elb&#x017F;t. Daher mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Stralen, die von entgegenge&#x017F;etzten Punkten der Sonnen&#x017F;cheibe kommen, den Winkel 31&#x2032; 10&#x2033; beym Ausfallen, wie beym Einfallen, mit einander machen, und das &#x017F;enkrecht aufge&#x017F;angene Sonnenbild mu&#x0364;ßte durchs Prisma cirkelrund bleiben, wenn <hi rendition="#aq">n</hi> fu&#x0364;r alle Stralen gleich groß wa&#x0364;re. Die &#x017F;ehr la&#x0364;ngliche Ge&#x017F;talt die&#x017F;es Bildes leitete daher Newton auf den Schluß, daß <hi rendition="#aq">n</hi> fu&#x0364;r die ver&#x017F;chiedenen Farben des Lichts ver&#x017F;chieden &#x017F;ey, &#x017F;. <hi rendition="#b">Farbenbild.</hi><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[556/0562] Setzt man nun in I.) und III.) p=s, ſo findet man r=q, und aus II.) beyde=1/2A. Daher ſind fuͤr dieſe Stelle die Sinus von p und von s beyde = n. ſin 1/2A. Ex. Es ſey n=2/3, A=60°, ſo iſt ſin A=1/2 √3, coſ. A=1/2; alſo fuͤr die Stelle, wo das Bild zuerſt erſcheint, wofuͤr die Tafeln p=27° 55′ geben. Dafuͤr iſt s=90°, und das Bild noch kaum ſichtbar. Dreht man aber nun das Prisma um ſeine Axe nach der Richtung BAC, ſo ruͤckt es niedriger, und wird lebhafter. Dabey wird p groͤßer und s kleiner. Endlich erreicht man die Stelle, wo oder, wo p=48° 35′ 25″. Hier iſt auch s=48° 35′ 25″; r und q=30°; das Bild ſteht am niedrigſten, und iſt am lebhafteſten. Faͤhrt man fort mit Drehen, ſo koͤmmt endlich EB in die Richtung DE ſelbſt, wobey s=27° 55′ wird, und das Bild wieder verſchwindet. Newton hat bey ſeinen Verſuchen mit dem Farbenbilde die Stellung des Prisma gewaͤhlt, wo das Bild den niedrigſten Stand hat. Sie iſt leicht zu finden, weil man nur das Prisma ein wenig drehen, und den Gang des Bildes bemerken darf. An dieſer Stelle machen auch Stralen, die gegen DE auf beyden Seiten um gleiche kleine Winkel geneigt ſind, beym Ausfahren noch ziemlich eben den Winkel, wie beym Auffallen. Dies zeigt die Berechnung, wenn man im vorigen Erempel p um 15′ 35″ groͤßer und kleiner ſetzt. Die dafuͤr berechneten Werthe von s ſind 48° 19′ 54″ und 48° 51′ 4″, und unterſcheiden ſich auch um 31′ 10″, wie die Werthe von p ſelbſt. Daher muͤſſen Stralen, die von entgegengeſetzten Punkten der Sonnenſcheibe kommen, den Winkel 31′ 10″ beym Ausfallen, wie beym Einfallen, mit einander machen, und das ſenkrecht aufgeſangene Sonnenbild muͤßte durchs Prisma cirkelrund bleiben, wenn n fuͤr alle Stralen gleich groß waͤre. Die ſehr laͤngliche Geſtalt dieſes Bildes leitete daher Newton auf den Schluß, daß n fuͤr die verſchiedenen Farben des Lichts verſchieden ſey, ſ. Farbenbild.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/562
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/562>, abgerufen am 16.07.2024.