eine Cisterne mit Wasser, das durch untergesetzte Lampen erhitzt wird. Ein Thermometer zeigt den Grad der Hitze an. Die Verlängerung der eingelegten Stange treibt die Mitte eines einarmigen Hebels fort, der sich um eine am untern Theile befindliche Axe dreht, und durch eine Feder gegen die Stange gedrückt wird. Am obern Ende dieses Hebels ist ein Schenkel, nach Smeatons Ausdruck ein Fühler (Feeler), der sich in einem Gewinde auf- und abwärts bewegen läßt. Nun wird das Fortrücken des Hebels durch eine Mikrometerschraube auf folgende Art gemessen. Man ergreift den beweglichen Schenkel oder Fühler an seinem Grif ganz locker, läßt ihn durch sein eignes Gewicht sinken, ohne ihn zu hindern, bis er fast wagrecht steht, hält ihn so schwebend, und schraubt dann die Mikrometerschraube so weit ihm entgegen, bis ihr Ende an das Ende des Schenkels anklappt, und beyde einander völlig berühren, welches man außer dem Hören des Anklappens auch noch durchs Gesicht und Gefühl deutlich unterscheiden kan. Die Stellung der Schraube zeigt alsdann die Größe der Verlängerung. Es muß aber vorher, wie bey allen Mikrometern, der Werth der Schraubengänge bestimmt werden, wozu hier kein anderes Mittel, als die Erfahrung, ist. Diese Bestimmung ist etwas beschwerlich, sie darf aber auch nur einmal gemacht werden. Smeaton fand bey seinem Pyrometer den Werth eines Hunderttheils der Umdrehung = (100/57868) Zoll, und da die Genauigkeit der Berührung bis auf 1/4 eines solchen Theils fühlbar war, so hielt er sich seiner Abmessungen bis auf (1/2345) Zoll versichert. Er meldet übrigens, daß schon Graham sich zu ähnlichen Absichten der Mikrometerschraube bedient, und die Genauigkeit sehr weit getrieben habe; seine Methode aber sey ganz neu, und übertreffe an Empfindlichkeit alles, was ihm je vorgekommen sey, besonders wenn man das Anklappen der Schraube an den Schenkel durchs Gehör bemerke, und zur Bestimmung annehme.
Nollet(Lecons de physique exper. To. IV. p. 353.) beschreibt noch ein Pyrometer, in welchem die Stange durch unmittelbar untergesetzte Lampen erhitzt wird, und durch eine in ein Glasbehältniß eingeschloßne Verbindung von Hebeln
eine Ciſterne mit Waſſer, das durch untergeſetzte Lampen erhitzt wird. Ein Thermometer zeigt den Grad der Hitze an. Die Verlaͤngerung der eingelegten Stange treibt die Mitte eines einarmigen Hebels fort, der ſich um eine am untern Theile befindliche Axe dreht, und durch eine Feder gegen die Stange gedruͤckt wird. Am obern Ende dieſes Hebels iſt ein Schenkel, nach Smeatons Ausdruck ein Fuͤhler (Feeler), der ſich in einem Gewinde auf- und abwaͤrts bewegen laͤßt. Nun wird das Fortruͤcken des Hebels durch eine Mikrometerſchraube auf folgende Art gemeſſen. Man ergreift den beweglichen Schenkel oder Fuͤhler an ſeinem Grif ganz locker, laͤßt ihn durch ſein eignes Gewicht ſinken, ohne ihn zu hindern, bis er faſt wagrecht ſteht, haͤlt ihn ſo ſchwebend, und ſchraubt dann die Mikrometerſchraube ſo weit ihm entgegen, bis ihr Ende an das Ende des Schenkels anklappt, und beyde einander voͤllig beruͤhren, welches man außer dem Hoͤren des Anklappens auch noch durchs Geſicht und Gefuͤhl deutlich unterſcheiden kan. Die Stellung der Schraube zeigt alsdann die Groͤße der Verlaͤngerung. Es muß aber vorher, wie bey allen Mikrometern, der Werth der Schraubengaͤnge beſtimmt werden, wozu hier kein anderes Mittel, als die Erfahrung, iſt. Dieſe Beſtimmung iſt etwas beſchwerlich, ſie darf aber auch nur einmal gemacht werden. Smeaton fand bey ſeinem Pyrometer den Werth eines Hunderttheils der Umdrehung = (100/57868) Zoll, und da die Genauigkeit der Beruͤhrung bis auf 1/4 eines ſolchen Theils fuͤhlbar war, ſo hielt er ſich ſeiner Abmeſſungen bis auf (1/2345) Zoll verſichert. Er meldet uͤbrigens, daß ſchon Graham ſich zu aͤhnlichen Abſichten der Mikrometerſchraube bedient, und die Genauigkeit ſehr weit getrieben habe; ſeine Methode aber ſey ganz neu, und uͤbertreffe an Empfindlichkeit alles, was ihm je vorgekommen ſey, beſonders wenn man das Anklappen der Schraube an den Schenkel durchs Gehoͤr bemerke, und zur Beſtimmung annehme.
Nollet(Leçons de phyſique exper. To. IV. p. 353.) beſchreibt noch ein Pyrometer, in welchem die Stange durch unmittelbar untergeſetzte Lampen erhitzt wird, und durch eine in ein Glasbehaͤltniß eingeſchloßne Verbindung von Hebeln
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eine Ciſterne mit Waſſer, das durch untergeſetzte Lampen erhitzt wird. Ein Thermometer zeigt den Grad der Hitze an. Die Verlaͤngerung der eingelegten Stange treibt die Mitte eines einarmigen Hebels fort, der ſich um eine am untern Theile befindliche Axe dreht, und durch eine Feder gegen die Stange gedruͤckt wird. Am obern Ende dieſes Hebels iſt ein Schenkel, nach Smeatons Ausdruck ein Fuͤhler <hirendition="#aq">(Feeler),</hi> der ſich in einem Gewinde auf- und abwaͤrts bewegen laͤßt. Nun wird das Fortruͤcken des Hebels durch eine Mikrometerſchraube auf folgende Art gemeſſen. Man ergreift den beweglichen Schenkel oder Fuͤhler an ſeinem Grif ganz locker, laͤßt ihn durch ſein eignes Gewicht ſinken, ohne ihn zu hindern, bis er faſt wagrecht ſteht, haͤlt ihn ſo ſchwebend, und ſchraubt dann die Mikrometerſchraube ſo weit ihm entgegen, bis ihr Ende an das Ende des Schenkels anklappt, und beyde einander voͤllig beruͤhren, welches man außer dem Hoͤren des Anklappens auch noch durchs Geſicht und Gefuͤhl deutlich unterſcheiden kan. Die Stellung der Schraube zeigt alsdann die Groͤße der Verlaͤngerung. Es muß aber vorher, wie bey allen Mikrometern, der Werth der Schraubengaͤnge beſtimmt werden, wozu hier kein anderes Mittel, als die Erfahrung, iſt. Dieſe Beſtimmung iſt etwas beſchwerlich, ſie darf aber auch nur einmal gemacht werden. <hirendition="#b">Smeaton</hi> fand bey ſeinem Pyrometer den Werth eines Hunderttheils der Umdrehung = (100/57868) Zoll, und da die Genauigkeit der Beruͤhrung bis auf 1/4 eines ſolchen Theils fuͤhlbar war, ſo hielt er ſich ſeiner Abmeſſungen bis auf (1/2345) Zoll verſichert. Er meldet uͤbrigens, daß ſchon Graham ſich zu aͤhnlichen Abſichten der Mikrometerſchraube bedient, und die Genauigkeit ſehr weit getrieben habe; ſeine Methode aber ſey ganz neu, und uͤbertreffe an Empfindlichkeit alles, was ihm je vorgekommen ſey, beſonders wenn man das Anklappen der Schraube an den Schenkel durchs Gehoͤr bemerke, und zur Beſtimmung annehme.</p><p><hirendition="#b">Nollet</hi><hirendition="#aq">(Leçons de phyſique exper. To. IV. p. 353.)</hi> beſchreibt noch ein Pyrometer, in welchem die Stange durch unmittelbar untergeſetzte Lampen erhitzt wird, und durch eine in ein Glasbehaͤltniß eingeſchloßne Verbindung von Hebeln<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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eine Ciſterne mit Waſſer, das durch untergeſetzte Lampen erhitzt wird. Ein Thermometer zeigt den Grad der Hitze an. Die Verlaͤngerung der eingelegten Stange treibt die Mitte eines einarmigen Hebels fort, der ſich um eine am untern Theile befindliche Axe dreht, und durch eine Feder gegen die Stange gedruͤckt wird. Am obern Ende dieſes Hebels iſt ein Schenkel, nach Smeatons Ausdruck ein Fuͤhler (Feeler), der ſich in einem Gewinde auf- und abwaͤrts bewegen laͤßt. Nun wird das Fortruͤcken des Hebels durch eine Mikrometerſchraube auf folgende Art gemeſſen. Man ergreift den beweglichen Schenkel oder Fuͤhler an ſeinem Grif ganz locker, laͤßt ihn durch ſein eignes Gewicht ſinken, ohne ihn zu hindern, bis er faſt wagrecht ſteht, haͤlt ihn ſo ſchwebend, und ſchraubt dann die Mikrometerſchraube ſo weit ihm entgegen, bis ihr Ende an das Ende des Schenkels anklappt, und beyde einander voͤllig beruͤhren, welches man außer dem Hoͤren des Anklappens auch noch durchs Geſicht und Gefuͤhl deutlich unterſcheiden kan. Die Stellung der Schraube zeigt alsdann die Groͤße der Verlaͤngerung. Es muß aber vorher, wie bey allen Mikrometern, der Werth der Schraubengaͤnge beſtimmt werden, wozu hier kein anderes Mittel, als die Erfahrung, iſt. Dieſe Beſtimmung iſt etwas beſchwerlich, ſie darf aber auch nur einmal gemacht werden. Smeaton fand bey ſeinem Pyrometer den Werth eines Hunderttheils der Umdrehung = (100/57868) Zoll, und da die Genauigkeit der Beruͤhrung bis auf 1/4 eines ſolchen Theils fuͤhlbar war, ſo hielt er ſich ſeiner Abmeſſungen bis auf (1/2345) Zoll verſichert. Er meldet uͤbrigens, daß ſchon Graham ſich zu aͤhnlichen Abſichten der Mikrometerſchraube bedient, und die Genauigkeit ſehr weit getrieben habe; ſeine Methode aber ſey ganz neu, und uͤbertreffe an Empfindlichkeit alles, was ihm je vorgekommen ſey, beſonders wenn man das Anklappen der Schraube an den Schenkel durchs Gehoͤr bemerke, und zur Beſtimmung annehme.
Nollet (Leçons de phyſique exper. To. IV. p. 353.) beſchreibt noch ein Pyrometer, in welchem die Stange durch unmittelbar untergeſetzte Lampen erhitzt wird, und durch eine in ein Glasbehaͤltniß eingeſchloßne Verbindung von Hebeln
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/575>, abgerufen am 22.11.2024.
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