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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Kepler (Epit. Astr. Copern. p. 73. sqq.) hatte mit Recht bemerkt, daß man auch die Brechung der Stralen SH und HO in Betrachtung ziehen müsse. Er führt eine Rechnung hierüber, die ihm den Luftkreis 10 Meilen hoch giebt, die er aber wieder verwirft, weil er sich einbildet, die Luft könne nur bis in die Höhe einer halben Meile reichen. Halley (Philos. Trans. n. 181.) zeigt durch einen sehr scharfsinnig geführten Beweis, daß man wegen der Brechung den Winkel C um die Größe der Stralenbrechung im Horizonte, d. i. um einen halben Grad, kleiner annehmen müsse. Dadurch wird oder nahe 1/90 CO, und die Höhe des Luftkreises findet sich 36325 Toisen oder 18 1/6 Lieues. In geograph schen Meilen, deren 15 auf einen Grad und 860 auf den Halbmesser gehen, macht dies 9 2/3; und in chursächsischem Maaße beynahe 8 Meilen, jede zu 32000 Leipziger Fuß.

De la Hire (Mem. de l'acad. des Sc. 1713. p. 54.) zieht von dem ganzen Sehungsbogen (18°) die Brechung im Horizonte (32') und den Halbmesser der Sonne (16') ab, (den letztern darum, weil der letzte Strol nicht vom Mittelpunkte, sondern vom obern Rande der Svnne komme), und setzt also den Winkel C = 8° 36'. Dies giebt ihm 37223 Toisen; vorausgesetzt, daß die Stralen SH und HO gerade Linien beschreiben. Da sie aber in krummen Linien gehen, s. Stralenbrechung, astronomische, so zieht er auch dies in Betrachtung, und schließt endlich, die Höhe des Luftkreises sey zwischen 32501 und 37223 Toisen.

Mairan (Traite de l'aurore boreale, Sect. II. ch. 3.) folgert aus Beobachtungen der Nordlichter, daß deren Höhe, mithin auch die Höhe des Dunstkreises über 200 - 300 französische Meilen steige. Aber wenn auch diese Bestimmung für das Nordlicht zuverläßig wäre, so folgte doch daraus noch nichts für den Luftkreis, da Nordlichter, als elektrische Erscheinungen, wohl auch im luftleeren Naume statt finden könnten. Man kan also die Höhe der Atmesphäre, soweit sie das Licht zurückwirft, zwischen 8 und 10 geographische Meilen, setzen.


Kepler (Epit. Aſtr. Copern. p. 73. ſqq.) hatte mit Recht bemerkt, daß man auch die Brechung der Stralen SH und HO in Betrachtung ziehen muͤſſe. Er fuͤhrt eine Rechnung hieruͤber, die ihm den Luftkreis 10 Meilen hoch giebt, die er aber wieder verwirft, weil er ſich einbildet, die Luft koͤnne nur bis in die Hoͤhe einer halben Meile reichen. Halley (Philoſ. Trans. n. 181.) zeigt durch einen ſehr ſcharfſinnig gefuͤhrten Beweis, daß man wegen der Brechung den Winkel C um die Groͤße der Stralenbrechung im Horizonte, d. i. um einen halben Grad, kleiner annehmen muͤſſe. Dadurch wird oder nahe 1/90 CO, und die Hoͤhe des Luftkreiſes findet ſich 36325 Toiſen oder 18 1/6 Lieues. In geograph ſchen Meilen, deren 15 auf einen Grad und 860 auf den Halbmeſſer gehen, macht dies 9 2/3; und in churſaͤchſiſchem Maaße beynahe 8 Meilen, jede zu 32000 Leipziger Fuß.

De la Hire (Mém. de l'acad. des Sc. 1713. p. 54.) zieht von dem ganzen Sehungsbogen (18°) die Brechung im Horizonte (32′) und den Halbmeſſer der Sonne (16′) ab, (den letztern darum, weil der letzte Strol nicht vom Mittelpunkte, ſondern vom obern Rande der Svnne komme), und ſetzt alſo den Winkel C = 8° 36′. Dies giebt ihm 37223 Toiſen; vorausgeſetzt, daß die Stralen SH und HO gerade Linien beſchreiben. Da ſie aber in krummen Linien gehen, ſ. Stralenbrechung, aſtronomiſche, ſo zieht er auch dies in Betrachtung, und ſchließt endlich, die Hoͤhe des Luftkreiſes ſey zwiſchen 32501 und 37223 Toiſen.

Mairan (Traité de l'aurore boreale, Sect. II. ch. 3.) folgert aus Beobachtungen der Nordlichter, daß deren Hoͤhe, mithin auch die Hoͤhe des Dunſtkreiſes uͤber 200 - 300 franzoͤſiſche Meilen ſteige. Aber wenn auch dieſe Beſtimmung fuͤr das Nordlicht zuverlaͤßig waͤre, ſo folgte doch daraus noch nichts fuͤr den Luftkreis, da Nordlichter, als elektriſche Erſcheinungen, wohl auch im luftleeren Naume ſtatt finden koͤnnten. Man kan alſo die Hoͤhe der Atmeſphaͤre, ſoweit ſie das Licht zuruͤckwirft, zwiſchen 8 und 10 geographiſche Meilen, ſetzen.

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[52/0058] Kepler (Epit. Aſtr. Copern. p. 73. ſqq.) hatte mit Recht bemerkt, daß man auch die Brechung der Stralen SH und HO in Betrachtung ziehen muͤſſe. Er fuͤhrt eine Rechnung hieruͤber, die ihm den Luftkreis 10 Meilen hoch giebt, die er aber wieder verwirft, weil er ſich einbildet, die Luft koͤnne nur bis in die Hoͤhe einer halben Meile reichen. Halley (Philoſ. Trans. n. 181.) zeigt durch einen ſehr ſcharfſinnig gefuͤhrten Beweis, daß man wegen der Brechung den Winkel C um die Groͤße der Stralenbrechung im Horizonte, d. i. um einen halben Grad, kleiner annehmen muͤſſe. Dadurch wird oder nahe 1/90 CO, und die Hoͤhe des Luftkreiſes findet ſich 36325 Toiſen oder 18 1/6 Lieues. In geograph ſchen Meilen, deren 15 auf einen Grad und 860 auf den Halbmeſſer gehen, macht dies 9 2/3; und in churſaͤchſiſchem Maaße beynahe 8 Meilen, jede zu 32000 Leipziger Fuß. De la Hire (Mém. de l'acad. des Sc. 1713. p. 54.) zieht von dem ganzen Sehungsbogen (18°) die Brechung im Horizonte (32′) und den Halbmeſſer der Sonne (16′) ab, (den letztern darum, weil der letzte Strol nicht vom Mittelpunkte, ſondern vom obern Rande der Svnne komme), und ſetzt alſo den Winkel C = 8° 36′. Dies giebt ihm 37223 Toiſen; vorausgeſetzt, daß die Stralen SH und HO gerade Linien beſchreiben. Da ſie aber in krummen Linien gehen, ſ. Stralenbrechung, aſtronomiſche, ſo zieht er auch dies in Betrachtung, und ſchließt endlich, die Hoͤhe des Luftkreiſes ſey zwiſchen 32501 und 37223 Toiſen. Mairan (Traité de l'aurore boreale, Sect. II. ch. 3.) folgert aus Beobachtungen der Nordlichter, daß deren Hoͤhe, mithin auch die Hoͤhe des Dunſtkreiſes uͤber 200 - 300 franzoͤſiſche Meilen ſteige. Aber wenn auch dieſe Beſtimmung fuͤr das Nordlicht zuverlaͤßig waͤre, ſo folgte doch daraus noch nichts fuͤr den Luftkreis, da Nordlichter, als elektriſche Erſcheinungen, wohl auch im luftleeren Naume ſtatt finden koͤnnten. Man kan alſo die Hoͤhe der Atmeſphaͤre, ſoweit ſie das Licht zuruͤckwirft, zwiſchen 8 und 10 geographiſche Meilen, ſetzen.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/58>, abgerufen am 24.11.2024.