Die Gestalt des Luftkreises muß wegen der Umdrehung der Erde sphäroidisch seyn, wie die Gestalt der Erdkugel selbst. Außerdem aber ereignen sich in den verschiedenen Höhen der Luft über den Orten der Erdfläche mancherley locale und periodische Veränderungen. Vornemlich bewirkt der Mond in der Atmosphäre eine Art von Ebbe und Fluth, indem die gegen ihn gravitirende Luft sich eben so, wie das Wasser, verhält, s. Ebbe und Fluth, und daher sowohl an dem Orte, der den Mond im Scheitelpunkte sieht, als auch an der entgegengesetzten Stelle, höher tritt, als an den üorigen Orten. Diese durch den Mond verursachte Ebbe und Fluth der Luft hat d'Alembert(Reflexions sur la cause generale des vents, Berlin, 1747. 4.) mit seiner bekannten mathematischen Einsicht untersucht. Eine ähnliche, aber weit schwächere Wirkung, thut auch die Sonne: Einflüsse dieser Ursachen in den Stand des Barometers sind von Toaldo(Novae tabulae barometri aestusque maris. Patav. 1773. 4.) beobachtet worden, besonders, daß die Barometerhöhen immer etwas größer sind, wenn der Mond in der Erdferne und in den Quadraturen ist, kleiner hingegen, wenn er sich in der Erdnähe und in den Syzygien befindet.
Uns zeigt sich der Luftkreis als eine blaue Wölbung, welche bald mehr, bald weniger Durchsichtigkeit hat, s. Himmel.
Aeltere Schriftsteller, z. B. Seneca(Quaest. nat. II. 10.),Varenius(Geogr. gen. Cap. XIX. prop. 18.),Guericke(De Spatio vacuo L. V. c. 9.) theilen den Luftkreis in drey Regionen. Die untere soll bis dahin gehen, wo die Erwärmung durch zurückgeworfene Sonnenstralen aufhört (bestimmter ließe sich dafür die beständige Schneegrenze setzen, s. Berge): die mittlere soll bis an die Gipfel der höchsten Berge, oder nach Andern bis an die höchsten Wolken reichen, die obere aber sich bis ans Ende der Atmosphäre erstrecken. Diese obere Region hält Seneca für die wärmste, aus dem irrigen Wahn, daß sich über der Luft das Feuer aufhalte.
Die Geſtalt des Luftkreiſes muß wegen der Umdrehung der Erde ſphaͤroidiſch ſeyn, wie die Geſtalt der Erdkugel ſelbſt. Außerdem aber ereignen ſich in den verſchiedenen Hoͤhen der Luft uͤber den Orten der Erdflaͤche mancherley locale und periodiſche Veraͤnderungen. Vornemlich bewirkt der Mond in der Atmoſphaͤre eine Art von Ebbe und Fluth, indem die gegen ihn gravitirende Luft ſich eben ſo, wie das Waſſer, verhaͤlt, ſ. Ebbe und Fluth, und daher ſowohl an dem Orte, der den Mond im Scheitelpunkte ſieht, als auch an der entgegengeſetzten Stelle, hoͤher tritt, als an den uͤorigen Orten. Dieſe durch den Mond verurſachte Ebbe und Fluth der Luft hat d'Alembert(Reflexions ſur la cauſe generale des vents, Berlin, 1747. 4.) mit ſeiner bekannten mathematiſchen Einſicht unterſucht. Eine aͤhnliche, aber weit ſchwaͤchere Wirkung, thut auch die Sonne: Einfluͤſſe dieſer Urſachen in den Stand des Barometers ſind von Toaldo(Novae tabulae barometri aeſtusque maris. Patav. 1773. 4.) beobachtet worden, beſonders, daß die Barometerhoͤhen immer etwas groͤßer ſind, wenn der Mond in der Erdferne und in den Quadraturen iſt, kleiner hingegen, wenn er ſich in der Erdnaͤhe und in den Syzygien befindet.
Uns zeigt ſich der Luftkreis als eine blaue Woͤlbung, welche bald mehr, bald weniger Durchſichtigkeit hat, ſ. Himmel.
Aeltere Schriftſteller, z. B. Seneca(Quaeſt. nat. II. 10.),Varenius(Geogr. gen. Cap. XIX. prop. 18.),Guericke(De Spatio vacuo L. V. c. 9.) theilen den Luftkreis in drey Regionen. Die untere ſoll bis dahin gehen, wo die Erwaͤrmung durch zuruͤckgeworfene Sonnenſtralen aufhoͤrt (beſtimmter ließe ſich dafuͤr die beſtaͤndige Schneegrenze ſetzen, ſ. Berge): die mittlere ſoll bis an die Gipfel der hoͤchſten Berge, oder nach Andern bis an die hoͤchſten Wolken reichen, die obere aber ſich bis ans Ende der Atmoſphaͤre erſtrecken. Dieſe obere Region haͤlt Seneca fuͤr die waͤrmſte, aus dem irrigen Wahn, daß ſich uͤber der Luft das Feuer aufhalte.
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Die Geſtalt des Luftkreiſes muß wegen der Umdrehung der Erde ſphaͤroidiſch ſeyn, wie die Geſtalt der Erdkugel ſelbſt. Außerdem aber ereignen ſich in den verſchiedenen Hoͤhen der Luft uͤber den Orten der Erdflaͤche mancherley locale und periodiſche Veraͤnderungen. Vornemlich bewirkt der Mond in der Atmoſphaͤre eine Art von Ebbe und Fluth, indem die gegen ihn gravitirende Luft ſich eben ſo, wie das Waſſer, verhaͤlt, ſ. Ebbe und Fluth, und daher ſowohl an dem Orte, der den Mond im Scheitelpunkte ſieht, als auch an der entgegengeſetzten Stelle, hoͤher tritt, als an den uͤorigen Orten. Dieſe durch den Mond verurſachte Ebbe und Fluth der Luft hat d'Alembert (Reflexions ſur la cauſe generale des vents, Berlin, 1747. 4.) mit ſeiner bekannten mathematiſchen Einſicht unterſucht. Eine aͤhnliche, aber weit ſchwaͤchere Wirkung, thut auch die Sonne: Einfluͤſſe dieſer Urſachen in den Stand des Barometers ſind von Toaldo (Novae tabulae barometri aeſtusque maris. Patav. 1773. 4.) beobachtet worden, beſonders, daß die Barometerhoͤhen immer etwas groͤßer ſind, wenn der Mond in der Erdferne und in den Quadraturen iſt, kleiner hingegen, wenn er ſich in der Erdnaͤhe und in den Syzygien befindet.
Uns zeigt ſich der Luftkreis als eine blaue Woͤlbung, welche bald mehr, bald weniger Durchſichtigkeit hat, ſ. Himmel.
Aeltere Schriftſteller, z. B. Seneca (Quaeſt. nat. II. 10.), Varenius (Geogr. gen. Cap. XIX. prop. 18.), Guericke (De Spatio vacuo L. V. c. 9.) theilen den Luftkreis in drey Regionen. Die untere ſoll bis dahin gehen, wo die Erwaͤrmung durch zuruͤckgeworfene Sonnenſtralen aufhoͤrt (beſtimmter ließe ſich dafuͤr die beſtaͤndige Schneegrenze ſetzen, ſ. Berge): die mittlere ſoll bis an die Gipfel der hoͤchſten Berge, oder nach Andern bis an die hoͤchſten Wolken reichen, die obere aber ſich bis ans Ende der Atmoſphaͤre erſtrecken. Dieſe obere Region haͤlt Seneca fuͤr die waͤrmſte, aus dem irrigen Wahn, daß ſich uͤber der Luft das Feuer aufhalte.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/59>, abgerufen am 16.02.2025.
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