Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


übereinstimmend, daß er die ganze Theorie der Erwärmung und Erkältung darauf gründet, welche unstreitig den schönsten Theil des Werks ausmacht. Was die Kraft der Wärme, die Schmelzbarkeit, Erhitzung der Mischungen u. dgl. betrift, so hängen diese Gegenstände zu sehr mit der chymischen Betrachtung zusammen, als daß Lamberts blos mathematischer Vortrag darüber befriedigend seyn könnte: inzwischen bestimmen seine Untersuchungen manchen schwankenden Begrif genauer, und zeigen an, worauf man bey fernern Versuchen vornehmlich Achtung zu geben habe.

Lambert hatte den Entwurf hiezu schon vor 1756 gemacht, aber seitdem wenig daran gearbeitet. Im Sommer 1777 legte er auf Erinnern seiner Freunde die letzte Hand an, und vollendete das Werk kurz vor seinem im September erfolgten Tode, nach welchem es mit einer Vorrede von Karsten heraus kam.

Pyrophorus, Luftzünder, Selbstzünder, hombergischer, Pyrophorus, Pyrophore.

Diesen Namen führt eine chymische Bereitung, in Gestalt eines schwarzgrauen Pulvers, welche sich an der freyen, zumal feuchten, Luft von selbst entzündet und mit einem Schwefelgeruch abbrennt.

Homberg (Sur un nouveau Phosphore etc. in der Hist. de l'acad. roy. 1710. Obs. sur la matiere fecale, in den Mem. 1711.) machte die Entdeckung desselben zufälliger Weise, nachdem er Menschenkoth mit Alaun im Feuer destillirt hatte; der jüngere Lemery (Mem. 1714. 1715.) fand, daß man dazu alle thierische und vegetabilische Materien, welche eine Kohle geben, z. B. Honig, Mehl, Zucker, gebrauchen könne, und de Suvigny (Mem. presentes. To, III.) zeigte, daß man statt des Alauns auch andere vitriolische Salze, z. B. Glaubersalz und vitriolisirten Weinstein, nehmen könne. Dennoch geräth die Bereitung mit dem Alaun am besten.

Man röstet einen Theil Zucker mit drey Theilen Alaun in einer eisernen Pfanne zu einem schwarzen kohlenartigen Pulver, füllt damit eine irdene Flasche mit einer engen


uͤbereinſtimmend, daß er die ganze Theorie der Erwaͤrmung und Erkaͤltung darauf gruͤndet, welche unſtreitig den ſchoͤnſten Theil des Werks ausmacht. Was die Kraft der Waͤrme, die Schmelzbarkeit, Erhitzung der Miſchungen u. dgl. betrift, ſo haͤngen dieſe Gegenſtaͤnde zu ſehr mit der chymiſchen Betrachtung zuſammen, als daß Lamberts blos mathematiſcher Vortrag daruͤber befriedigend ſeyn koͤnnte: inzwiſchen beſtimmen ſeine Unterſuchungen manchen ſchwankenden Begrif genauer, und zeigen an, worauf man bey fernern Verſuchen vornehmlich Achtung zu geben habe.

Lambert hatte den Entwurf hiezu ſchon vor 1756 gemacht, aber ſeitdem wenig daran gearbeitet. Im Sommer 1777 legte er auf Erinnern ſeiner Freunde die letzte Hand an, und vollendete das Werk kurz vor ſeinem im September erfolgten Tode, nach welchem es mit einer Vorrede von Karſten heraus kam.

Pyrophorus, Luftzuͤnder, Selbſtzuͤnder, hombergiſcher, Pyrophorus, Pyrophore.

Dieſen Namen fuͤhrt eine chymiſche Bereitung, in Geſtalt eines ſchwarzgrauen Pulvers, welche ſich an der freyen, zumal feuchten, Luft von ſelbſt entzuͤndet und mit einem Schwefelgeruch abbrennt.

Homberg (Sur un nouveau Phoſphore etc. in der Hiſt. de l'acad. roy. 1710. Obſ. ſur la matiere fécale, in den Mém. 1711.) machte die Entdeckung deſſelben zufaͤlliger Weiſe, nachdem er Menſchenkoth mit Alaun im Feuer deſtillirt hatte; der juͤngere Lemery (Mém. 1714. 1715.) fand, daß man dazu alle thieriſche und vegetabiliſche Materien, welche eine Kohle geben, z. B. Honig, Mehl, Zucker, gebrauchen koͤnne, und de Suvigny (Mém. preſentés. To, III.) zeigte, daß man ſtatt des Alauns auch andere vitrioliſche Salze, z. B. Glauberſalz und vitrioliſirten Weinſtein, nehmen koͤnne. Dennoch geraͤth die Bereitung mit dem Alaun am beſten.

Man roͤſtet einen Theil Zucker mit drey Theilen Alaun in einer eiſernen Pfanne zu einem ſchwarzen kohlenartigen Pulver, fuͤllt damit eine irdene Flaſche mit einer engen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0581" xml:id="P.3.575" n="575"/><lb/>
u&#x0364;berein&#x017F;timmend, daß er die ganze Theorie der Erwa&#x0364;rmung und Erka&#x0364;ltung darauf gru&#x0364;ndet, welche un&#x017F;treitig den &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Theil des Werks ausmacht. Was die Kraft der Wa&#x0364;rme, die Schmelzbarkeit, Erhitzung der Mi&#x017F;chungen u. dgl. betrift, &#x017F;o ha&#x0364;ngen die&#x017F;e Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde zu &#x017F;ehr mit der chymi&#x017F;chen Betrachtung zu&#x017F;ammen, als daß Lamberts blos mathemati&#x017F;cher Vortrag daru&#x0364;ber befriedigend &#x017F;eyn ko&#x0364;nnte: inzwi&#x017F;chen be&#x017F;timmen &#x017F;eine Unter&#x017F;uchungen manchen &#x017F;chwankenden Begrif genauer, und zeigen an, worauf man bey fernern Ver&#x017F;uchen vornehmlich Achtung zu geben habe.</p>
            <p><hi rendition="#b">Lambert</hi> hatte den Entwurf hiezu &#x017F;chon vor 1756 gemacht, aber &#x017F;eitdem wenig daran gearbeitet. Im Sommer 1777 legte er auf Erinnern &#x017F;einer Freunde die letzte Hand an, und vollendete das Werk kurz vor &#x017F;einem im September erfolgten Tode, nach welchem es mit einer Vorrede von <hi rendition="#b">Kar&#x017F;ten</hi> heraus kam.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Pyrophorus, Luftzu&#x0364;nder, Selb&#x017F;tzu&#x0364;nder,  hombergi&#x017F;cher, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Pyrophorus</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Pyrophore</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Die&#x017F;en Namen fu&#x0364;hrt eine chymi&#x017F;che Bereitung, in Ge&#x017F;talt eines &#x017F;chwarzgrauen Pulvers, welche &#x017F;ich an der freyen, zumal feuchten, Luft von &#x017F;elb&#x017F;t entzu&#x0364;ndet und mit einem Schwefelgeruch abbrennt.</p>
            <p><hi rendition="#b">Homberg</hi><hi rendition="#aq">(Sur un nouveau Pho&#x017F;phore etc.</hi> in der <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. de l'acad. roy. 1710. Ob&#x017F;. &#x017F;ur la matiere fécale,</hi> in den <hi rendition="#aq">Mém. 1711.)</hi> machte die Entdeckung de&#x017F;&#x017F;elben zufa&#x0364;lliger Wei&#x017F;e, nachdem er Men&#x017F;chenkoth mit Alaun im Feuer de&#x017F;tillirt hatte; der ju&#x0364;ngere <hi rendition="#b">Lemery</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. 1714. 1715.)</hi> fand, daß man dazu alle thieri&#x017F;che und vegetabili&#x017F;che Materien, welche eine Kohle geben, z. B. Honig, Mehl, Zucker, gebrauchen ko&#x0364;nne, und <hi rendition="#b">de Suvigny</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. pre&#x017F;entés. To, III.)</hi> zeigte, daß man &#x017F;tatt des Alauns auch andere vitrioli&#x017F;che Salze, z. B. Glauber&#x017F;alz und vitrioli&#x017F;irten Wein&#x017F;tein, nehmen ko&#x0364;nne. Dennoch gera&#x0364;th die Bereitung mit dem Alaun am be&#x017F;ten.</p>
            <p>Man ro&#x0364;&#x017F;tet einen Theil Zucker mit drey Theilen Alaun in einer ei&#x017F;ernen Pfanne zu einem &#x017F;chwarzen kohlenartigen Pulver, fu&#x0364;llt damit eine irdene Fla&#x017F;che mit einer engen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[575/0581] uͤbereinſtimmend, daß er die ganze Theorie der Erwaͤrmung und Erkaͤltung darauf gruͤndet, welche unſtreitig den ſchoͤnſten Theil des Werks ausmacht. Was die Kraft der Waͤrme, die Schmelzbarkeit, Erhitzung der Miſchungen u. dgl. betrift, ſo haͤngen dieſe Gegenſtaͤnde zu ſehr mit der chymiſchen Betrachtung zuſammen, als daß Lamberts blos mathematiſcher Vortrag daruͤber befriedigend ſeyn koͤnnte: inzwiſchen beſtimmen ſeine Unterſuchungen manchen ſchwankenden Begrif genauer, und zeigen an, worauf man bey fernern Verſuchen vornehmlich Achtung zu geben habe. Lambert hatte den Entwurf hiezu ſchon vor 1756 gemacht, aber ſeitdem wenig daran gearbeitet. Im Sommer 1777 legte er auf Erinnern ſeiner Freunde die letzte Hand an, und vollendete das Werk kurz vor ſeinem im September erfolgten Tode, nach welchem es mit einer Vorrede von Karſten heraus kam. Pyrophorus, Luftzuͤnder, Selbſtzuͤnder, hombergiſcher, Pyrophorus, Pyrophore. Dieſen Namen fuͤhrt eine chymiſche Bereitung, in Geſtalt eines ſchwarzgrauen Pulvers, welche ſich an der freyen, zumal feuchten, Luft von ſelbſt entzuͤndet und mit einem Schwefelgeruch abbrennt. Homberg (Sur un nouveau Phoſphore etc. in der Hiſt. de l'acad. roy. 1710. Obſ. ſur la matiere fécale, in den Mém. 1711.) machte die Entdeckung deſſelben zufaͤlliger Weiſe, nachdem er Menſchenkoth mit Alaun im Feuer deſtillirt hatte; der juͤngere Lemery (Mém. 1714. 1715.) fand, daß man dazu alle thieriſche und vegetabiliſche Materien, welche eine Kohle geben, z. B. Honig, Mehl, Zucker, gebrauchen koͤnne, und de Suvigny (Mém. preſentés. To, III.) zeigte, daß man ſtatt des Alauns auch andere vitrioliſche Salze, z. B. Glauberſalz und vitrioliſirten Weinſtein, nehmen koͤnne. Dennoch geraͤth die Bereitung mit dem Alaun am beſten. Man roͤſtet einen Theil Zucker mit drey Theilen Alaun in einer eiſernen Pfanne zu einem ſchwarzen kohlenartigen Pulver, fuͤllt damit eine irdene Flaſche mit einer engen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/581
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/581>, abgerufen am 22.11.2024.