Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Im gewöhulichen Zustande ist dieses Metall, wenn man es wohl gereiniget hat, ungemein flüßig und theilbar. Es läßt sich in sehr feine. Theilchen zertrennen, welche die genauste Kugelgestalt annehmen. Man kan es durch die engsten Zwischenräume gewisser Körper, besonders des weichen Leders, durch bloßes Drücken oder Quetschen hindurchtreiben, und bedient sich dieses Mittels gewöhnlich, um es von dem Staube und Schmutze zu reinigen, der sich an seine Oberfläche, wenn sie der Luft ausgesetzt ist, häufig anhängt, und den natürlichen Glanz derselben verdunkelt. Nach dieser Reinigung erhält es diesen vorzüglich schönen Glanz wieder, und zeigt eine ungemeine Flüßigkeit und Beweglichkeit. Seine Theile scheinen sich stark unter einander anzuziehen; daher es in irdenen, gläsernen und andern Gefäßen, an deren Substanz es nicht anhängt, eine convexe Oberfläche annimmt, und in Haarröhrchen niedriger steht, als ausser denselben, s. Haarröhren. Seine Flüchtigkeit ist so groß, daß es bey einer Wärme von 600 Grad nach Fahrenheit kocht, und sobald man diese verstärkt, in Dämpfe verwandelt wird, ohne jedoch seine metallischen Eigenschaften zu ändern. Denn diese Dämpfe in verschloßnen Gefäßen aufgefangen, zeigen sich, sobald sie kühler werden, als Quecksilber wieder. Diese Unveränderlichkeit beym Destilliren ist so groß, daß Boerhaave 18 Unzen Quecksilber nach 511 Destillationen weiter nicht verändert fand, als daß sie reiner, mithin flüßiger und specifisch schwerer waren. Geringere Grade der Wärme thun weiter keine Wirkung auf das Quecksilber, als daß sie es, wie andere Körper, ausdehnen. Diese Ausdehnung schreitet hier in einem so regelmäßigen, dem Zunehmen der Wärme selbst proportionirten Gange fort, daß man vornehmlich aus dieser Ursache das Quecksilber für die schicklichste Materie zur Messung
Im gewoͤhulichen Zuſtande iſt dieſes Metall, wenn man es wohl gereiniget hat, ungemein fluͤßig und theilbar. Es laͤßt ſich in ſehr feine. Theilchen zertrennen, welche die genauſte Kugelgeſtalt annehmen. Man kan es durch die engſten Zwiſchenraͤume gewiſſer Koͤrper, beſonders des weichen Leders, durch bloßes Druͤcken oder Quetſchen hindurchtreiben, und bedient ſich dieſes Mittels gewoͤhnlich, um es von dem Staube und Schmutze zu reinigen, der ſich an ſeine Oberflaͤche, wenn ſie der Luft ausgeſetzt iſt, haͤufig anhaͤngt, und den natuͤrlichen Glanz derſelben verdunkelt. Nach dieſer Reinigung erhaͤlt es dieſen vorzuͤglich ſchoͤnen Glanz wieder, und zeigt eine ungemeine Fluͤßigkeit und Beweglichkeit. Seine Theile ſcheinen ſich ſtark unter einander anzuziehen; daher es in irdenen, glaͤſernen und andern Gefaͤßen, an deren Subſtanz es nicht anhaͤngt, eine convexe Oberflaͤche annimmt, und in Haarroͤhrchen niedriger ſteht, als auſſer denſelben, ſ. Haarroͤhren. Seine Fluͤchtigkeit iſt ſo groß, daß es bey einer Waͤrme von 600 Grad nach Fahrenheit kocht, und ſobald man dieſe verſtaͤrkt, in Daͤmpfe verwandelt wird, ohne jedoch ſeine metalliſchen Eigenſchaften zu aͤndern. Denn dieſe Daͤmpfe in verſchloßnen Gefaͤßen aufgefangen, zeigen ſich, ſobald ſie kuͤhler werden, als Queckſilber wieder. Dieſe Unveraͤnderlichkeit beym Deſtilliren iſt ſo groß, daß Boerhaave 18 Unzen Queckſilber nach 511 Deſtillationen weiter nicht veraͤndert fand, als daß ſie reiner, mithin fluͤßiger und ſpecifiſch ſchwerer waren. Geringere Grade der Waͤrme thun weiter keine Wirkung auf das Queckſilber, als daß ſie es, wie andere Koͤrper, ausdehnen. Dieſe Ausdehnung ſchreitet hier in einem ſo regelmaͤßigen, dem Zunehmen der Waͤrme ſelbſt proportionirten Gange fort, daß man vornehmlich aus dieſer Urſache das Queckſilber fuͤr die ſchicklichſte Materie zur Meſſung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0602" xml:id="P.3.596" n="596"/><lb/> Meſſer ſchneiden, und giebt einen dumpfen Schall, wie das Bley. Durch einen Fall von drey Schuh Hoͤhe wurde eine kugelfoͤrmige Maſſe deſſelben platt. Auch ſchien es biegſamer, als Bley und reines Gold <hi rendition="#aq">(Nov. Comment. Acad. Petropol. To. XI. p. 302. ſqq.).</hi></p> <p>Im gewoͤhulichen Zuſtande iſt dieſes Metall, wenn man es wohl gereiniget hat, ungemein fluͤßig und theilbar. Es laͤßt ſich in ſehr feine. Theilchen zertrennen, welche die genauſte Kugelgeſtalt annehmen. Man kan es durch die engſten Zwiſchenraͤume gewiſſer Koͤrper, beſonders des weichen Leders, durch bloßes Druͤcken oder Quetſchen hindurchtreiben, und bedient ſich dieſes Mittels gewoͤhnlich, um es von dem Staube und Schmutze zu reinigen, der ſich an ſeine Oberflaͤche, wenn ſie der Luft ausgeſetzt iſt, haͤufig anhaͤngt, und den natuͤrlichen Glanz derſelben verdunkelt. Nach dieſer Reinigung erhaͤlt es dieſen vorzuͤglich ſchoͤnen Glanz wieder, und zeigt eine ungemeine Fluͤßigkeit und Beweglichkeit. Seine Theile ſcheinen ſich ſtark unter einander anzuziehen; daher es in irdenen, glaͤſernen und andern Gefaͤßen, an deren Subſtanz es nicht anhaͤngt, eine convexe Oberflaͤche annimmt, und in Haarroͤhrchen niedriger ſteht, als auſſer denſelben, ſ. <hi rendition="#b">Haarroͤhren.</hi></p> <p>Seine Fluͤchtigkeit iſt ſo groß, daß es bey einer Waͤrme von 600 Grad nach Fahrenheit kocht, und ſobald man dieſe verſtaͤrkt, in Daͤmpfe verwandelt wird, ohne jedoch ſeine metalliſchen Eigenſchaften zu aͤndern. Denn dieſe Daͤmpfe in verſchloßnen Gefaͤßen aufgefangen, zeigen ſich, ſobald ſie kuͤhler werden, als Queckſilber wieder. Dieſe Unveraͤnderlichkeit beym Deſtilliren iſt ſo groß, daß <hi rendition="#b">Boerhaave</hi> 18 Unzen Queckſilber nach 511 Deſtillationen weiter nicht veraͤndert fand, als daß ſie reiner, mithin fluͤßiger und ſpecifiſch ſchwerer waren.</p> <p>Geringere Grade der Waͤrme thun weiter keine Wirkung auf das Queckſilber, als daß ſie es, wie andere Koͤrper, ausdehnen. Dieſe Ausdehnung ſchreitet hier in einem ſo regelmaͤßigen, dem Zunehmen der Waͤrme ſelbſt proportionirten Gange fort, daß man vornehmlich aus dieſer Urſache das Queckſilber fuͤr die ſchicklichſte Materie zur Meſſung<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [596/0602]
Meſſer ſchneiden, und giebt einen dumpfen Schall, wie das Bley. Durch einen Fall von drey Schuh Hoͤhe wurde eine kugelfoͤrmige Maſſe deſſelben platt. Auch ſchien es biegſamer, als Bley und reines Gold (Nov. Comment. Acad. Petropol. To. XI. p. 302. ſqq.).
Im gewoͤhulichen Zuſtande iſt dieſes Metall, wenn man es wohl gereiniget hat, ungemein fluͤßig und theilbar. Es laͤßt ſich in ſehr feine. Theilchen zertrennen, welche die genauſte Kugelgeſtalt annehmen. Man kan es durch die engſten Zwiſchenraͤume gewiſſer Koͤrper, beſonders des weichen Leders, durch bloßes Druͤcken oder Quetſchen hindurchtreiben, und bedient ſich dieſes Mittels gewoͤhnlich, um es von dem Staube und Schmutze zu reinigen, der ſich an ſeine Oberflaͤche, wenn ſie der Luft ausgeſetzt iſt, haͤufig anhaͤngt, und den natuͤrlichen Glanz derſelben verdunkelt. Nach dieſer Reinigung erhaͤlt es dieſen vorzuͤglich ſchoͤnen Glanz wieder, und zeigt eine ungemeine Fluͤßigkeit und Beweglichkeit. Seine Theile ſcheinen ſich ſtark unter einander anzuziehen; daher es in irdenen, glaͤſernen und andern Gefaͤßen, an deren Subſtanz es nicht anhaͤngt, eine convexe Oberflaͤche annimmt, und in Haarroͤhrchen niedriger ſteht, als auſſer denſelben, ſ. Haarroͤhren.
Seine Fluͤchtigkeit iſt ſo groß, daß es bey einer Waͤrme von 600 Grad nach Fahrenheit kocht, und ſobald man dieſe verſtaͤrkt, in Daͤmpfe verwandelt wird, ohne jedoch ſeine metalliſchen Eigenſchaften zu aͤndern. Denn dieſe Daͤmpfe in verſchloßnen Gefaͤßen aufgefangen, zeigen ſich, ſobald ſie kuͤhler werden, als Queckſilber wieder. Dieſe Unveraͤnderlichkeit beym Deſtilliren iſt ſo groß, daß Boerhaave 18 Unzen Queckſilber nach 511 Deſtillationen weiter nicht veraͤndert fand, als daß ſie reiner, mithin fluͤßiger und ſpecifiſch ſchwerer waren.
Geringere Grade der Waͤrme thun weiter keine Wirkung auf das Queckſilber, als daß ſie es, wie andere Koͤrper, ausdehnen. Dieſe Ausdehnung ſchreitet hier in einem ſo regelmaͤßigen, dem Zunehmen der Waͤrme ſelbſt proportionirten Gange fort, daß man vornehmlich aus dieſer Urſache das Queckſilber fuͤr die ſchicklichſte Materie zur Meſſung
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