Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Es ist sehr schwer, dieses Metall zu verkalken, weil es bey jeder seinen Siedpunkt übersteigenden Hitze sogleich verflüchtiget wird, und im freyen Feuer ganz verlohren geht. Setzt man es aber in einem nicht genau verschloßnen Glase, wozu die Luft noch einigen Zutritt hat, mehrere Monate oder Jahre lang der Hitze, worinn es blos siedet, aus, so verwandelt es sich endlich in ein hochrothes glänzendes Pulver, welches sehr uneigentlich für sich niedergeschlagnes Quecksilber (Mercurius praecipitatus per se), besser ohne Zusatz bereiteter Quecksilberkalk genannt wird. Daß man diesem Quecksilberkalke in verschloßnen Gefäßen durch die bloße Hitze ohne Zusatz von Phlogiston die metallische Gestalt wiedergeben könne, und dabey sehr viel reine Luft erhalte, ist schon bey dem Worte Gas, dephlogistisirtes (Th. II. S. 373.) bemerkt worden. Dieser Kalk ist weit feuerbeständiger, und um ein Zehntheil schwerer, als das Quecksilber, woraus er bereitet ist. Die Vitriolsäure löset eigentlich nur verkalktes Quecksilber auf, also das rohe nur, wenn sie sehr concentrirt ist, und mit Hülfe der Hitze. Die Auflösung giebt abgeraucht den Quecksilbervitriol, der ganz trocken in heisses Wasser geworfen, ein schwefelgelbes Pulver, den mineralischen Turbith, fallen läßt. Die Salpetersäure hingegen löset das Quecksilber ungemein leicht, und im Kühlen ohne merkliches Brausen, auf. Aus dieser Auflösung wird es vom firen Laugensalze gelb, vom flüchtigen grau, von der Vitriolsäure oder vitriolischen Mittelsalzen als ein Turbith, von der Salzsäure, die sich damit verbindet, als weißes Quecksilberpräcipitat, vom Kupfer in metallischer Gestalt niedergeschlagen. Wird bey der Auflösung starke Hitze angewendet, so entwickelt sich eine ansehnliche Menge nitröses Gas, die Auflösung
Es iſt ſehr ſchwer, dieſes Metall zu verkalken, weil es bey jeder ſeinen Siedpunkt uͤberſteigenden Hitze ſogleich verfluͤchtiget wird, und im freyen Feuer ganz verlohren geht. Setzt man es aber in einem nicht genau verſchloßnen Glaſe, wozu die Luft noch einigen Zutritt hat, mehrere Monate oder Jahre lang der Hitze, worinn es blos ſiedet, aus, ſo verwandelt es ſich endlich in ein hochrothes glaͤnzendes Pulver, welches ſehr uneigentlich fuͤr ſich niedergeſchlagnes Queckſilber (Mercurius praecipitatus per ſe), beſſer ohne Zuſatz bereiteter Queckſilberkalk genannt wird. Daß man dieſem Queckſilberkalke in verſchloßnen Gefaͤßen durch die bloße Hitze ohne Zuſatz von Phlogiſton die metalliſche Geſtalt wiedergeben koͤnne, und dabey ſehr viel reine Luft erhalte, iſt ſchon bey dem Worte Gas, dephlogiſtiſirtes (Th. II. S. 373.) bemerkt worden. Dieſer Kalk iſt weit feuerbeſtaͤndiger, und um ein Zehntheil ſchwerer, als das Queckſilber, woraus er bereitet iſt. Die Vitriolſaͤure loͤſet eigentlich nur verkalktes Queckſilber auf, alſo das rohe nur, wenn ſie ſehr concentrirt iſt, und mit Huͤlfe der Hitze. Die Aufloͤſung giebt abgeraucht den Queckſilbervitriol, der ganz trocken in heiſſes Waſſer geworfen, ein ſchwefelgelbes Pulver, den mineraliſchen Turbith, fallen laͤßt. Die Salpeterſaͤure hingegen loͤſet das Queckſilber ungemein leicht, und im Kuͤhlen ohne merkliches Brauſen, auf. Aus dieſer Aufloͤſung wird es vom firen Laugenſalze gelb, vom fluͤchtigen grau, von der Vitriolſaͤure oder vitrioliſchen Mittelſalzen als ein Turbith, von der Salzſaͤure, die ſich damit verbindet, als weißes Queckſilberpraͤcipitat, vom Kupfer in metalliſcher Geſtalt niedergeſchlagen. Wird bey der Aufloͤſung ſtarke Hitze angewendet, ſo entwickelt ſich eine anſehnliche Menge nitroͤſes Gas, die Aufloͤſung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0603" xml:id="P.3.597" n="597"/><lb/> der gewoͤhnlichen Grade fuͤhlbarer Waͤrme erkennen muß, wozu es auch ſeit <hi rendition="#b">Fahrenheits</hi> Zeiten allgemein gebraucht wird, ſ. <hi rendition="#b">Thermometer.</hi> Die Verſuche haben gelehrt, daß es durch Veraͤnderung der Waͤrme vom Eispunkte bis zum Siedpunkte des Waſſers, um 0,014 ſeines Volumens ausgedehnt wird.</p> <p>Es iſt ſehr ſchwer, dieſes Metall zu verkalken, weil es bey jeder ſeinen Siedpunkt uͤberſteigenden Hitze ſogleich verfluͤchtiget wird, und im freyen Feuer ganz verlohren geht. Setzt man es aber in einem nicht genau verſchloßnen Glaſe, wozu die Luft noch einigen Zutritt hat, mehrere Monate oder Jahre lang der Hitze, worinn es blos ſiedet, aus, ſo verwandelt es ſich endlich in ein hochrothes glaͤnzendes Pulver, welches ſehr uneigentlich <hi rendition="#b">fuͤr ſich niedergeſchlagnes Queckſilber</hi> <hi rendition="#aq">(Mercurius praecipitatus per ſe),</hi> beſſer ohne <hi rendition="#b">Zuſatz bereiteter Queckſilberkalk</hi> genannt wird. Daß man dieſem Queckſilberkalke in verſchloßnen Gefaͤßen durch die bloße Hitze ohne Zuſatz von Phlogiſton die metalliſche Geſtalt wiedergeben koͤnne, und dabey ſehr viel reine Luft erhalte, iſt ſchon bey dem Worte <hi rendition="#b">Gas, dephlogiſtiſirtes</hi> (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 373.) bemerkt worden. Dieſer Kalk iſt weit feuerbeſtaͤndiger, und um ein Zehntheil ſchwerer, als das Queckſilber, woraus er bereitet iſt.</p> <p>Die Vitriolſaͤure loͤſet eigentlich nur verkalktes Queckſilber auf, alſo das rohe nur, wenn ſie ſehr concentrirt iſt, und mit Huͤlfe der Hitze. Die Aufloͤſung giebt abgeraucht den <hi rendition="#b">Queckſilbervitriol,</hi> der ganz trocken in heiſſes Waſſer geworfen, ein ſchwefelgelbes Pulver, den <hi rendition="#b">mineraliſchen</hi> Turbith, fallen laͤßt.</p> <p>Die Salpeterſaͤure hingegen loͤſet das Queckſilber ungemein leicht, und im Kuͤhlen ohne merkliches Brauſen, auf. Aus dieſer Aufloͤſung wird es vom firen Laugenſalze gelb, vom fluͤchtigen grau, von der Vitriolſaͤure oder vitrioliſchen Mittelſalzen als ein Turbith, von der Salzſaͤure, die ſich damit verbindet, als <hi rendition="#b">weißes Queckſilberpraͤcipitat,</hi> vom Kupfer in metalliſcher Geſtalt niedergeſchlagen. Wird bey der Aufloͤſung ſtarke Hitze angewendet, ſo entwickelt ſich eine anſehnliche Menge nitroͤſes Gas, die Aufloͤſung<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [597/0603]
der gewoͤhnlichen Grade fuͤhlbarer Waͤrme erkennen muß, wozu es auch ſeit Fahrenheits Zeiten allgemein gebraucht wird, ſ. Thermometer. Die Verſuche haben gelehrt, daß es durch Veraͤnderung der Waͤrme vom Eispunkte bis zum Siedpunkte des Waſſers, um 0,014 ſeines Volumens ausgedehnt wird.
Es iſt ſehr ſchwer, dieſes Metall zu verkalken, weil es bey jeder ſeinen Siedpunkt uͤberſteigenden Hitze ſogleich verfluͤchtiget wird, und im freyen Feuer ganz verlohren geht. Setzt man es aber in einem nicht genau verſchloßnen Glaſe, wozu die Luft noch einigen Zutritt hat, mehrere Monate oder Jahre lang der Hitze, worinn es blos ſiedet, aus, ſo verwandelt es ſich endlich in ein hochrothes glaͤnzendes Pulver, welches ſehr uneigentlich fuͤr ſich niedergeſchlagnes Queckſilber (Mercurius praecipitatus per ſe), beſſer ohne Zuſatz bereiteter Queckſilberkalk genannt wird. Daß man dieſem Queckſilberkalke in verſchloßnen Gefaͤßen durch die bloße Hitze ohne Zuſatz von Phlogiſton die metalliſche Geſtalt wiedergeben koͤnne, und dabey ſehr viel reine Luft erhalte, iſt ſchon bey dem Worte Gas, dephlogiſtiſirtes (Th. II. S. 373.) bemerkt worden. Dieſer Kalk iſt weit feuerbeſtaͤndiger, und um ein Zehntheil ſchwerer, als das Queckſilber, woraus er bereitet iſt.
Die Vitriolſaͤure loͤſet eigentlich nur verkalktes Queckſilber auf, alſo das rohe nur, wenn ſie ſehr concentrirt iſt, und mit Huͤlfe der Hitze. Die Aufloͤſung giebt abgeraucht den Queckſilbervitriol, der ganz trocken in heiſſes Waſſer geworfen, ein ſchwefelgelbes Pulver, den mineraliſchen Turbith, fallen laͤßt.
Die Salpeterſaͤure hingegen loͤſet das Queckſilber ungemein leicht, und im Kuͤhlen ohne merkliches Brauſen, auf. Aus dieſer Aufloͤſung wird es vom firen Laugenſalze gelb, vom fluͤchtigen grau, von der Vitriolſaͤure oder vitrioliſchen Mittelſalzen als ein Turbith, von der Salzſaͤure, die ſich damit verbindet, als weißes Queckſilberpraͤcipitat, vom Kupfer in metalliſcher Geſtalt niedergeſchlagen. Wird bey der Aufloͤſung ſtarke Hitze angewendet, ſo entwickelt ſich eine anſehnliche Menge nitroͤſes Gas, die Aufloͤſung
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