Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.Rad, elektrisches, Peritrochium electricum, Roue ou Moulinet electrique. Unter dem Namen elektrischer Räder sind einige Veranstaltungen bekannt, mit deren Hülfe man umdrehende Bewegungen durch das elektrische Anziehen und Zurückstoßen hervorbringt. Franklin hat wohl dergleichen zuerst angegeben; denn Winklers Erfindung, die Priestley (Geschichte der Elektric. S. 49.) als ein elektrisches Rad anführt, ist nach den Transactionen (No. 475. p. 311.) nichts weiter, als ein Stern mit sechs Spitzen, die im Dunkeln leuchten, und ein Feuerrad vorstellen, wenn der Stern durch eine äußere Kraft gedreht wird. Franklin (Briefe von der Elektricität; a. d. Engl. von Wilke. Leipzig 1758. 8. S. 40.) beschreibt in einem Briefe vom 1. Sept. 1747 das erste Rad unter dem Namen des elektrischen Bratenwenders. Die Vorrichtung besteht in einer wagrechten hölzernen Scheibe, welche durch einen Stift in ihrer Mitte gehalten wird. Dieser Stift läuft unten auf einer an sein Ende befestigten Spitze in einem Lager, und geht oben durch ein Loch in einer festen Messingplatte, die ihn senkrecht hält. So kan sich das Bret sehr frey und leicht wagrecht umdrehen. Aus dem Umkreise des Brets gehen 30 gläserne Stäbe nach der Richtung der Halbmesser wagrecht heraus; ihre äußersten Enden stehen ungesähr 4 Zoll weit aus einander, und haben messingne Knöpfe, welche also durch die Glasstäbe isolirt sind. Setzt man nun eine geladne Flasche, deren Knopf + E hat, nahe an den äußersten Umfang des Kreises, den diese Knöpfe bilden, so zieht das + E den nächsten Knopf an, giebt ihm einen Funken, und stößt ihn darauf weiter fort. Dies wiederfährt nun auch dem folgenden Knopfe, u. s. w., wodurch das Rad wagrecht umgedreht wird. Dadurch erhalten nach und nach alle Knöpfe + E, und behalten auch dasselbe, weil sie isolirt sind. Hiedurch kan man jedoch das Rad nur einmal umdrehen: denn wenn der erste Knopf, der sein + E behalten hat, wieder an die Flasche kömmt, so wird er von ihr abgestoßen, und die Bewegung hört auf. Soll sie fortgehen, so muß man der ersten Flasche gerade gegenüber eine Rad, elektriſches, Peritrochium electricum, Roue ou Moulinet electrique. Unter dem Namen elektriſcher Raͤder ſind einige Veranſtaltungen bekannt, mit deren Huͤlfe man umdrehende Bewegungen durch das elektriſche Anziehen und Zuruͤckſtoßen hervorbringt. Franklin hat wohl dergleichen zuerſt angegeben; denn Winklers Erfindung, die Prieſtley (Geſchichte der Elektric. S. 49.) als ein elektriſches Rad anfuͤhrt, iſt nach den Transactionen (No. 475. p. 311.) nichts weiter, als ein Stern mit ſechs Spitzen, die im Dunkeln leuchten, und ein Feuerrad vorſtellen, wenn der Stern durch eine aͤußere Kraft gedreht wird. Franklin (Briefe von der Elektricitaͤt; a. d. Engl. von Wilke. Leipzig 1758. 8. S. 40.) beſchreibt in einem Briefe vom 1. Sept. 1747 das erſte Rad unter dem Namen des elektriſchen Bratenwenders. Die Vorrichtung beſteht in einer wagrechten hoͤlzernen Scheibe, welche durch einen Stift in ihrer Mitte gehalten wird. Dieſer Stift laͤuft unten auf einer an ſein Ende befeſtigten Spitze in einem Lager, und geht oben durch ein Loch in einer feſten Meſſingplatte, die ihn ſenkrecht haͤlt. So kan ſich das Bret ſehr frey und leicht wagrecht umdrehen. Aus dem Umkreiſe des Brets gehen 30 glaͤſerne Staͤbe nach der Richtung der Halbmeſſer wagrecht heraus; ihre aͤußerſten Enden ſtehen ungeſaͤhr 4 Zoll weit aus einander, und haben meſſingne Knoͤpfe, welche alſo durch die Glasſtaͤbe iſolirt ſind. Setzt man nun eine geladne Flaſche, deren Knopf + E hat, nahe an den aͤußerſten Umfang des Kreiſes, den dieſe Knoͤpfe bilden, ſo zieht das + E den naͤchſten Knopf an, giebt ihm einen Funken, und ſtoͤßt ihn darauf weiter fort. Dies wiederfaͤhrt nun auch dem folgenden Knopfe, u. ſ. w., wodurch das Rad wagrecht umgedreht wird. Dadurch erhalten nach und nach alle Knoͤpfe + E, und behalten auch daſſelbe, weil ſie iſolirt ſind. Hiedurch kan man jedoch das Rad nur einmal umdrehen: denn wenn der erſte Knopf, der ſein + E behalten hat, wieder an die Flaſche koͤmmt, ſo wird er von ihr abgeſtoßen, und die Bewegung hoͤrt auf. 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Franklin (Briefe von der Elektricitaͤt; a. d. Engl. von Wilke. Leipzig 1758. 8. S. 40.) beſchreibt in einem Briefe vom 1. Sept. 1747 das erſte Rad unter dem Namen des elektriſchen Bratenwenders. Die Vorrichtung beſteht in einer wagrechten hoͤlzernen Scheibe, welche durch einen Stift in ihrer Mitte gehalten wird. Dieſer Stift laͤuft unten auf einer an ſein Ende befeſtigten Spitze in einem Lager, und geht oben durch ein Loch in einer feſten Meſſingplatte, die ihn ſenkrecht haͤlt. So kan ſich das Bret ſehr frey und leicht wagrecht umdrehen. Aus dem Umkreiſe des Brets gehen 30 glaͤſerne Staͤbe nach der Richtung der Halbmeſſer wagrecht heraus; ihre aͤußerſten Enden ſtehen ungeſaͤhr 4 Zoll weit aus einander, und haben meſſingne Knoͤpfe, welche alſo durch die Glasſtaͤbe iſolirt ſind. Setzt man nun eine geladne Flaſche, deren Knopf + E hat, nahe an den aͤußerſten Umfang des Kreiſes, den dieſe Knoͤpfe bilden, ſo zieht das + E den naͤchſten Knopf an, giebt ihm einen Funken, und ſtoͤßt ihn darauf weiter fort. Dies wiederfaͤhrt nun auch dem folgenden Knopfe, u. ſ. w., wodurch das Rad wagrecht umgedreht wird. Dadurch erhalten nach und nach alle Knoͤpfe + E, und behalten auch daſſelbe, weil ſie iſolirt ſind. Hiedurch kan man jedoch das Rad nur einmal umdrehen: denn wenn der erſte Knopf, der ſein + E behalten hat, wieder an die Flaſche koͤmmt, ſo wird er von ihr abgeſtoßen, und die Bewegung hoͤrt auf. Soll ſie fortgehen, ſo muß man der erſten Flaſche gerade gegenuͤber eine
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