Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Radwinde, s. Rad an der Welle. Räderwerk, zusammengesetztes, Zahn und Getriebe, Systema rotarum, Rouage, Systeme de rones et de pignons. Eine Verbindung mehrerer Räder, die nicht an einer Axe sind, deren eines in die Welle des andern vermittelst gewisser an beyder Umfange angebrachten Erhöhungen und Vertiefungen eingreift, so daß die Bewegung des einen auch das andere mit umtreibt. Die Erhöhungen, die man in dieser Absicht an dem Umfange der Räder anbringt, heißen Zähne (dentes), wenn sie mit dem Rade selbst aus einem Stücke sind, Kammen (paxilli), wenn man sie besonders verfertiget und eingesetzt hat. Bey dem Sternrade oder Stirnrade liegen sie in der Fläche des Rades selbst nach Richtungen der Halbmesser, beym Kronrade stehen sie auf dieser Fläche senkrecht. Alle diese Räder nennt man bezahnte (rotae dentatae, roues dentees). Die Zähne oder Kammen der Räder greifen in Vertiefungen der cylindrischen Wellen, welche daher längst ihrer Seitenflächen abwechselnde Erhöhungen (Stöcke) und Vertiefungen bekommen, wie Taf. XX Fig. 104., und in dieser Gestalt Getriebe oder Trillinge (pignons) genannt werden. Hieraus erklärt sich die Benennung Zahn und Getriebe (Roue et pignon), die man dem zusammengesetzten Räderwerke im Allgemeinen beylegt. In den Mühlwerken braucht man statt der Getriebe die eigentlichen Trillinge, wobey zwo hölzerne Scheiben, als Grundflächen eines Cylinders mit runden Stäben (Triebstöcken) zusammengefügt sind, daß also die Erhöhungen durch die Triebstöcke vorgestellt werden, und die Kammen des Rads in den leeren Raum zwischen diesen Stöcken eingreifen. Ein Beyspiel von zusammengesetztem Räderwerke giebt Taf. XX. Fig. 105. An der Welle A hängt die Last L, an ebendieselbe Welle ist das Rad Q befestiget, dessen Zähne in das Getriebe B eingreifen. Dieses Getriebe ist
Radwinde, ſ. Rad an der Welle. Raͤderwerk, zuſammengeſetztes, Zahn und Getriebe, Syſtema rotarum, Rouage, Syſtème de rones et de pignons. Eine Verbindung mehrerer Raͤder, die nicht an einer Axe ſind, deren eines in die Welle des andern vermittelſt gewiſſer an beyder Umfange angebrachten Erhoͤhungen und Vertiefungen eingreift, ſo daß die Bewegung des einen auch das andere mit umtreibt. Die Erhoͤhungen, die man in dieſer Abſicht an dem Umfange der Raͤder anbringt, heißen Zaͤhne (dentes), wenn ſie mit dem Rade ſelbſt aus einem Stuͤcke ſind, Kammen (paxilli), wenn man ſie beſonders verfertiget und eingeſetzt hat. Bey dem Sternrade oder Stirnrade liegen ſie in der Flaͤche des Rades ſelbſt nach Richtungen der Halbmeſſer, beym Kronrade ſtehen ſie auf dieſer Flaͤche ſenkrecht. Alle dieſe Raͤder nennt man bezahnte (rotae dentatae, roues dentées). Die Zaͤhne oder Kammen der Raͤder greifen in Vertiefungen der cylindriſchen Wellen, welche daher laͤngſt ihrer Seitenflaͤchen abwechſelnde Erhoͤhungen (Stoͤcke) und Vertiefungen bekommen, wie Taf. XX Fig. 104., und in dieſer Geſtalt Getriebe oder Trillinge (pignons) genannt werden. Hieraus erklaͤrt ſich die Benennung Zahn und Getriebe (Roue et pignon), die man dem zuſammengeſetzten Raͤderwerke im Allgemeinen beylegt. In den Muͤhlwerken braucht man ſtatt der Getriebe die eigentlichen Trillinge, wobey zwo hoͤlzerne Scheiben, als Grundflaͤchen eines Cylinders mit runden Staͤben (Triebſtoͤcken) zuſammengefuͤgt ſind, daß alſo die Erhoͤhungen durch die Triebſtoͤcke vorgeſtellt werden, und die Kammen des Rads in den leeren Raum zwiſchen dieſen Stoͤcken eingreifen. Ein Beyſpiel von zuſammengeſetztem Raͤderwerke giebt Taf. XX. Fig. 105. An der Welle A haͤngt die Laſt L, an ebendieſelbe Welle iſt das Rad Q befeſtiget, deſſen Zaͤhne in das Getriebe B eingreifen. Dieſes Getriebe iſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0634" xml:id="P.3.628" n="628"/><lb/> ſich, wie die Zeiten, in denen ſie beſchrieben werden, ſ. <hi rendition="#b">Kepleriſche Regeln.</hi></p> <p> <hi rendition="#b">Radwinde, ſ. Rad an der Welle.</hi> </p> </div> <div n="3"> <head>Raͤderwerk, zuſammengeſetztes, Zahn</head><lb/> <p>und <hi rendition="#b">Getriebe,</hi> <hi rendition="#aq">Syſtema rotarum, <hi rendition="#i">Rouage, Syſtème de rones et de pignons.</hi></hi> Eine Verbindung mehrerer Raͤder, die nicht an einer Axe ſind, deren eines in die Welle des andern vermittelſt gewiſſer an beyder Umfange angebrachten Erhoͤhungen und Vertiefungen eingreift, ſo daß die Bewegung des einen auch das andere mit umtreibt.</p> <p>Die Erhoͤhungen, die man in dieſer Abſicht an dem Umfange der Raͤder anbringt, heißen <hi rendition="#b">Zaͤhne</hi> <hi rendition="#aq">(dentes),</hi> wenn ſie mit dem Rade ſelbſt aus einem Stuͤcke ſind, <hi rendition="#b">Kammen</hi> <hi rendition="#aq">(paxilli),</hi> wenn man ſie beſonders verfertiget und eingeſetzt hat. Bey dem <hi rendition="#b">Sternrade</hi> oder <hi rendition="#b">Stirnrade</hi> liegen ſie in der Flaͤche des Rades ſelbſt nach Richtungen der Halbmeſſer, beym <hi rendition="#b">Kronrade</hi> ſtehen ſie auf dieſer Flaͤche ſenkrecht. Alle dieſe Raͤder nennt man <hi rendition="#b">bezahnte</hi> <hi rendition="#aq">(rotae dentatae, <hi rendition="#i">roues dentées</hi>).</hi></p> <p>Die Zaͤhne oder Kammen der Raͤder greifen in Vertiefungen der cylindriſchen Wellen, welche daher laͤngſt ihrer Seitenflaͤchen abwechſelnde Erhoͤhungen (Stoͤcke) und Vertiefungen bekommen, wie Taf. <hi rendition="#aq">XX</hi> Fig. 104., und in dieſer Geſtalt <hi rendition="#b">Getriebe</hi> oder Trillinge <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">pignons</hi>)</hi> genannt werden. Hieraus erklaͤrt ſich die Benennung <hi rendition="#b">Zahn und Getriebe</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Roue et pignon</hi>),</hi> die man dem zuſammengeſetzten Raͤderwerke im Allgemeinen beylegt. In den Muͤhlwerken braucht man ſtatt der Getriebe die eigentlichen <hi rendition="#b">Trillinge,</hi> wobey zwo hoͤlzerne Scheiben, als Grundflaͤchen eines Cylinders mit runden Staͤben (Triebſtoͤcken) zuſammengefuͤgt ſind, daß alſo die Erhoͤhungen durch die Triebſtoͤcke vorgeſtellt werden, und die Kammen des Rads in den leeren Raum zwiſchen dieſen Stoͤcken eingreifen.</p> <p>Ein Beyſpiel von zuſammengeſetztem Raͤderwerke giebt Taf. <hi rendition="#aq">XX.</hi> Fig. 105. An der Welle <hi rendition="#aq">A</hi> haͤngt die Laſt <hi rendition="#aq">L,</hi> an ebendieſelbe Welle iſt das Rad <hi rendition="#aq">Q</hi> befeſtiget, deſſen Zaͤhne in das Getriebe <hi rendition="#aq">B</hi> eingreifen. Dieſes Getriebe iſt<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [628/0634]
ſich, wie die Zeiten, in denen ſie beſchrieben werden, ſ. Kepleriſche Regeln.
Radwinde, ſ. Rad an der Welle.
Raͤderwerk, zuſammengeſetztes, Zahn
und Getriebe, Syſtema rotarum, Rouage, Syſtème de rones et de pignons. Eine Verbindung mehrerer Raͤder, die nicht an einer Axe ſind, deren eines in die Welle des andern vermittelſt gewiſſer an beyder Umfange angebrachten Erhoͤhungen und Vertiefungen eingreift, ſo daß die Bewegung des einen auch das andere mit umtreibt.
Die Erhoͤhungen, die man in dieſer Abſicht an dem Umfange der Raͤder anbringt, heißen Zaͤhne (dentes), wenn ſie mit dem Rade ſelbſt aus einem Stuͤcke ſind, Kammen (paxilli), wenn man ſie beſonders verfertiget und eingeſetzt hat. Bey dem Sternrade oder Stirnrade liegen ſie in der Flaͤche des Rades ſelbſt nach Richtungen der Halbmeſſer, beym Kronrade ſtehen ſie auf dieſer Flaͤche ſenkrecht. Alle dieſe Raͤder nennt man bezahnte (rotae dentatae, roues dentées).
Die Zaͤhne oder Kammen der Raͤder greifen in Vertiefungen der cylindriſchen Wellen, welche daher laͤngſt ihrer Seitenflaͤchen abwechſelnde Erhoͤhungen (Stoͤcke) und Vertiefungen bekommen, wie Taf. XX Fig. 104., und in dieſer Geſtalt Getriebe oder Trillinge (pignons) genannt werden. Hieraus erklaͤrt ſich die Benennung Zahn und Getriebe (Roue et pignon), die man dem zuſammengeſetzten Raͤderwerke im Allgemeinen beylegt. In den Muͤhlwerken braucht man ſtatt der Getriebe die eigentlichen Trillinge, wobey zwo hoͤlzerne Scheiben, als Grundflaͤchen eines Cylinders mit runden Staͤben (Triebſtoͤcken) zuſammengefuͤgt ſind, daß alſo die Erhoͤhungen durch die Triebſtoͤcke vorgeſtellt werden, und die Kammen des Rads in den leeren Raum zwiſchen dieſen Stoͤcken eingreifen.
Ein Beyſpiel von zuſammengeſetztem Raͤderwerke giebt Taf. XX. Fig. 105. An der Welle A haͤngt die Laſt L, an ebendieſelbe Welle iſt das Rad Q befeſtiget, deſſen Zaͤhne in das Getriebe B eingreifen. Dieſes Getriebe iſt
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