Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Macquer chymisches Wörterbuch, Art. Rectificiren. Reduction, Reduction, Reduction. Die Beobachtungen geben uns oft Bestimmungen, deren Größe von gewissen dabey vorhandenen veränderlichen Umständen abhängt, und die offenbar anders ausfallen würden, wenn diese Umstände anders wären. Die Veränderung oder Verwandlung der Bestimmungen in dasjenige, was sie unter gegebnen andern Umständen seyn würden, heißt Reduction derselben auf diese Umstände. So waren Längen und Breiten der Fixsterne in dem Verzeichnisse des Hipparchus aus alten 150 Jahre v. C. G. gemachten Beobachtungen bestimmt. Da das Borrücken der Nachtgleichen die Längen ändert, so verwandelte Ptolemäus die Angaben in das, was sie im Jahre 137 n. C. G. seyn mußten, und die Araber brachten sie weiter auf das, was sie für 880 n. C. G. werden mußten. Dies waren nicht neue Beobachtungen, sondern bloße Reductionen des alten Verzeichnisses auf andere Jahre, s. Fixsternverzeichnisse. Wenn das Quecksilber im Barometer 26 Zoll 6 Lin. hoch steht, so giebt es zwar dadurch eine Bestimmung des Drucks der Atmosphäre, aber die Größe dieser Bestimmung hängt auch mit von der Wärme des Quecksilbers im Augenblicke der Beobachtung ab, die z. B. 40 Grad nach Fahrenheit war. Bey eben dem Drucke des Luftkreises würde das Quecksilber anders gestanden haben, wenn seine Wärme 70 Grad nach Fahrenheit gewesen wäre. Man findet durch das beym Worte Barometer (Th. I. S. 263. u. f.) gelehrte Verfahren, daß sein Stand alsdann fast 26 Zoll 7 Lin. hoch würde gewesen seyn. Diese Veränderung der unmittelbaren Angabe des Barometers heißt eine Reduction auf die Temperatur 70 Grad. Hat man Bestimmungen zu vergleichen, die aus Beobachtungen unter verschiedenen Umständen gezogen
Macquer chymiſches Woͤrterbuch, Art. Rectificiren. Reduction, Reduction, Réduction. Die Beobachtungen geben uns oft Beſtimmungen, deren Groͤße von gewiſſen dabey vorhandenen veraͤnderlichen Umſtaͤnden abhaͤngt, und die offenbar anders ausfallen wuͤrden, wenn dieſe Umſtaͤnde anders waͤren. Die Veraͤnderung oder Verwandlung der Beſtimmungen in dasjenige, was ſie unter gegebnen andern Umſtaͤnden ſeyn wuͤrden, heißt Reduction derſelben auf dieſe Umſtaͤnde. So waren Laͤngen und Breiten der Fixſterne in dem Verzeichniſſe des Hipparchus aus alten 150 Jahre v. C. G. gemachten Beobachtungen beſtimmt. Da das Borruͤcken der Nachtgleichen die Laͤngen aͤndert, ſo verwandelte Ptolemaͤus die Angaben in das, was ſie im Jahre 137 n. C. G. ſeyn mußten, und die Araber brachten ſie weiter auf das, was ſie fuͤr 880 n. C. G. werden mußten. Dies waren nicht neue Beobachtungen, ſondern bloße Reductionen des alten Verzeichniſſes auf andere Jahre, ſ. Fixſternverzeichniſſe. Wenn das Queckſilber im Barometer 26 Zoll 6 Lin. hoch ſteht, ſo giebt es zwar dadurch eine Beſtimmung des Drucks der Atmoſphaͤre, aber die Groͤße dieſer Beſtimmung haͤngt auch mit von der Waͤrme des Queckſilbers im Augenblicke der Beobachtung ab, die z. B. 40 Grad nach Fahrenheit war. Bey eben dem Drucke des Luftkreiſes wuͤrde das Queckſilber anders geſtanden haben, wenn ſeine Waͤrme 70 Grad nach Fahrenheit geweſen waͤre. Man findet durch das beym Worte Barometer (Th. I. S. 263. u. f.) gelehrte Verfahren, daß ſein Stand alsdann faſt 26 Zoll 7 Lin. hoch wuͤrde geweſen ſeyn. Dieſe Veraͤnderung der unmittelbaren Angabe des Barometers heißt eine Reduction auf die Temperatur 70 Grad. Hat man Beſtimmungen zu vergleichen, die aus Beobachtungen unter verſchiedenen Umſtaͤnden gezogen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0647" xml:id="P.3.641" n="641"/><lb/> uͤbergehenden 12—15 Pinten einen hoͤchſt rectificirten Weingeiſt geben.</p> <p>Macquer chymiſches Woͤrterbuch, Art. Rectificiren.</p> </div> <div n="3"> <head>Reduction, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Reduction</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Réduction</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Die Beobachtungen geben uns oft Beſtimmungen, deren Groͤße von gewiſſen dabey vorhandenen veraͤnderlichen Umſtaͤnden abhaͤngt, und die offenbar anders ausfallen wuͤrden, wenn dieſe Umſtaͤnde anders waͤren. Die Veraͤnderung oder Verwandlung der Beſtimmungen in dasjenige, was ſie unter gegebnen andern Umſtaͤnden ſeyn wuͤrden, heißt <hi rendition="#b">Reduction</hi> derſelben auf dieſe Umſtaͤnde.</p> <p>So waren Laͤngen und Breiten der Fixſterne in dem Verzeichniſſe des <hi rendition="#b">Hipparchus</hi> aus alten 150 Jahre v. C. G. gemachten Beobachtungen beſtimmt. Da das Borruͤcken der Nachtgleichen die Laͤngen aͤndert, ſo verwandelte Ptolemaͤus die Angaben in das, was ſie im Jahre 137 n. C. G. ſeyn mußten, und die Araber brachten ſie weiter auf das, was ſie fuͤr 880 n. C. G. werden mußten. Dies waren nicht neue Beobachtungen, ſondern bloße <hi rendition="#b">Reductionen</hi> des alten Verzeichniſſes auf andere Jahre, ſ. <hi rendition="#b">Fixſternverzeichniſſe.</hi></p> <p>Wenn das Queckſilber im Barometer 26 Zoll 6 Lin. hoch ſteht, ſo giebt es zwar dadurch eine Beſtimmung des Drucks der Atmoſphaͤre, aber die Groͤße dieſer Beſtimmung haͤngt auch mit von der Waͤrme des Queckſilbers im Augenblicke der Beobachtung ab, die z. B. 40 Grad nach Fahrenheit war. Bey eben dem Drucke des Luftkreiſes wuͤrde das Queckſilber anders geſtanden haben, wenn ſeine Waͤrme 70 Grad nach Fahrenheit geweſen waͤre. Man findet durch das beym Worte <hi rendition="#b">Barometer</hi> (Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 263. u. f.) gelehrte Verfahren, daß ſein Stand alsdann faſt 26 Zoll 7 Lin. hoch wuͤrde geweſen ſeyn. Dieſe Veraͤnderung der unmittelbaren Angabe des Barometers heißt eine Reduction auf die Temperatur 70 Grad.</p> <p>Hat man Beſtimmungen zu vergleichen, die aus Beobachtungen <hi rendition="#b">unter verſchiedenen Umſtaͤnden</hi> gezogen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [641/0647]
uͤbergehenden 12—15 Pinten einen hoͤchſt rectificirten Weingeiſt geben.
Macquer chymiſches Woͤrterbuch, Art. Rectificiren.
Reduction, Reduction, Réduction.
Die Beobachtungen geben uns oft Beſtimmungen, deren Groͤße von gewiſſen dabey vorhandenen veraͤnderlichen Umſtaͤnden abhaͤngt, und die offenbar anders ausfallen wuͤrden, wenn dieſe Umſtaͤnde anders waͤren. Die Veraͤnderung oder Verwandlung der Beſtimmungen in dasjenige, was ſie unter gegebnen andern Umſtaͤnden ſeyn wuͤrden, heißt Reduction derſelben auf dieſe Umſtaͤnde.
So waren Laͤngen und Breiten der Fixſterne in dem Verzeichniſſe des Hipparchus aus alten 150 Jahre v. C. G. gemachten Beobachtungen beſtimmt. Da das Borruͤcken der Nachtgleichen die Laͤngen aͤndert, ſo verwandelte Ptolemaͤus die Angaben in das, was ſie im Jahre 137 n. C. G. ſeyn mußten, und die Araber brachten ſie weiter auf das, was ſie fuͤr 880 n. C. G. werden mußten. Dies waren nicht neue Beobachtungen, ſondern bloße Reductionen des alten Verzeichniſſes auf andere Jahre, ſ. Fixſternverzeichniſſe.
Wenn das Queckſilber im Barometer 26 Zoll 6 Lin. hoch ſteht, ſo giebt es zwar dadurch eine Beſtimmung des Drucks der Atmoſphaͤre, aber die Groͤße dieſer Beſtimmung haͤngt auch mit von der Waͤrme des Queckſilbers im Augenblicke der Beobachtung ab, die z. B. 40 Grad nach Fahrenheit war. Bey eben dem Drucke des Luftkreiſes wuͤrde das Queckſilber anders geſtanden haben, wenn ſeine Waͤrme 70 Grad nach Fahrenheit geweſen waͤre. Man findet durch das beym Worte Barometer (Th. I. S. 263. u. f.) gelehrte Verfahren, daß ſein Stand alsdann faſt 26 Zoll 7 Lin. hoch wuͤrde geweſen ſeyn. Dieſe Veraͤnderung der unmittelbaren Angabe des Barometers heißt eine Reduction auf die Temperatur 70 Grad.
Hat man Beſtimmungen zu vergleichen, die aus Beobachtungen unter verſchiedenen Umſtaͤnden gezogen
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