Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Sollen sich die Zähne der Räder und Getriebe nicht an einander schieben, sondern wälzen, so muß man ihnen epicykloidalische Gestalten geben, welches nach Leibnitzens Nachricht Römer zuerst gelehrt hat. Wenn sich Körper blos hin und her bewegen sollen, wie der Balken einer Wage, eine Pendelstange, eine Glocke u. dgl., so kan man die Bewegung fast ganz vom Reiben befreyen, wenn man die Zapfen der Axe, um welche die Bewegung geschehen soll, nicht rund macht, sondern unten abschärft, wie Taf. XX. Fig. 112., so daß sie bey B eine Schneide bekommen, und mit selbiger entweder auf einer wagrechten Ebene AC, oder auf dem innern Rande einer kreisrunden Oefnung BD aufliegen. Wenn alsdann der am Zapfen E befindliche Körper hin und her geht, so reibt sich E nicht an der Unterlage, sondern wiegt sich auf der Schneide B ohne Reibung. So werden die Zapfen gebildet, mit denen man den Wagbalken in die Löcher der Scheere einlegt, s. Wage; und so hatte Graham das für die französischen Akademisten in Lappland verfertigte Pendel an der Axe E auf eine wagrechte polirte Ebene AC aufgelegt. Auf ähnlichen Gründen beruht eine von Leupold (Theatr. machin. gener. Tab. XXXII. Fig. 1.) abgebildete Art, die Glocken aufzuhängen. So beschwerlich und zweckwidrig das Reiben bey Hervorbringung der Bewegungen ist, so zieht man doch auch aus demselben in vielen Fällen große Vortheile. Es wird nützlich, sobald es darauf ankömmt, Bewegungen, die man nicht haben will, zu verhindern. Potenzen, welche mit wenig Reibung wirken, z. B. der Hebel, erfordern ein unabläßiges Fortwirken der Kraft. Sobald diese einen Augenblick
Sollen ſich die Zaͤhne der Raͤder und Getriebe nicht an einander ſchieben, ſondern waͤlzen, ſo muß man ihnen epicykloidaliſche Geſtalten geben, welches nach Leibnitzens Nachricht Roͤmer zuerſt gelehrt hat. Wenn ſich Koͤrper blos hin und her bewegen ſollen, wie der Balken einer Wage, eine Pendelſtange, eine Glocke u. dgl., ſo kan man die Bewegung faſt ganz vom Reiben befreyen, wenn man die Zapfen der Axe, um welche die Bewegung geſchehen ſoll, nicht rund macht, ſondern unten abſchaͤrft, wie Taf. XX. Fig. 112., ſo daß ſie bey B eine Schneide bekommen, und mit ſelbiger entweder auf einer wagrechten Ebene AC, oder auf dem innern Rande einer kreisrunden Oefnung BD aufliegen. Wenn alsdann der am Zapfen E befindliche Koͤrper hin und her geht, ſo reibt ſich E nicht an der Unterlage, ſondern wiegt ſich auf der Schneide B ohne Reibung. So werden die Zapfen gebildet, mit denen man den Wagbalken in die Loͤcher der Scheere einlegt, ſ. Wage; und ſo hatte Graham das fuͤr die franzoͤſiſchen Akademiſten in Lappland verfertigte Pendel an der Axe E auf eine wagrechte polirte Ebene AC aufgelegt. Auf aͤhnlichen Gruͤnden beruht eine von Leupold (Theatr. machin. gener. Tab. XXXII. Fig. 1.) abgebildete Art, die Glocken aufzuhaͤngen. So beſchwerlich und zweckwidrig das Reiben bey Hervorbringung der Bewegungen iſt, ſo zieht man doch auch aus demſelben in vielen Faͤllen große Vortheile. Es wird nuͤtzlich, ſobald es darauf ankoͤmmt, Bewegungen, die man nicht haben will, zu verhindern. Potenzen, welche mit wenig Reibung wirken, z. B. der Hebel, erfordern ein unablaͤßiges Fortwirken der Kraft. Sobald dieſe einen Augenblick <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0706" xml:id="P.3.700" n="700"/><lb/> die Pferde zu uͤberwinden haben. Setzt man die Kraft elnes Pſerdes im horizontalen Zuge = 175 Pfund, ſo ſindet ſich die Laſt, deren Reiben es uͤberwaͤltigen kan, 7. 175 = 1225 Pfund oder faſt 12 Centner. Dennoch darf man auf ein Pferd nicht leicht uͤber 7 bis 8 Centner rechnen, weil die Wege nicht gleich gut ſind, auch oft bergan gehen, in welchem Falle die Pferde einen ziemlichen Theil der Laſt ſelbſt zu heben bekommen.</p> <p>Sollen ſich die Zaͤhne der Raͤder und Getriebe nicht an einander ſchieben, ſondern waͤlzen, ſo muß man ihnen epicykloidaliſche Geſtalten geben, welches nach <hi rendition="#b">Leibnitzens</hi> Nachricht <hi rendition="#b">Roͤmer</hi> zuerſt gelehrt hat.</p> <p>Wenn ſich Koͤrper blos hin und her bewegen ſollen, wie der Balken einer Wage, eine Pendelſtange, eine Glocke u. dgl., ſo kan man die Bewegung faſt ganz vom Reiben befreyen, wenn man die Zapfen der Axe, um welche die Bewegung geſchehen ſoll, nicht rund macht, ſondern unten abſchaͤrft, wie Taf. <hi rendition="#aq">XX.</hi> Fig. 112., ſo daß ſie bey <hi rendition="#aq">B</hi> eine Schneide bekommen, und mit ſelbiger entweder auf einer wagrechten Ebene <hi rendition="#aq">AC,</hi> oder auf dem innern Rande einer kreisrunden Oefnung <hi rendition="#aq">BD</hi> aufliegen. Wenn alsdann der am Zapfen <hi rendition="#aq">E</hi> befindliche Koͤrper hin und her geht, ſo reibt ſich <hi rendition="#aq">E</hi> nicht an der Unterlage, ſondern <hi rendition="#b">wiegt ſich</hi> auf der Schneide <hi rendition="#aq">B</hi> ohne Reibung. So werden die Zapfen gebildet, mit denen man den Wagbalken in die Loͤcher der Scheere einlegt, ſ. <hi rendition="#b">Wage;</hi> und ſo hatte <hi rendition="#b">Graham</hi> das fuͤr die franzoͤſiſchen Akademiſten in Lappland verfertigte Pendel an der Axe <hi rendition="#aq">E</hi> auf eine wagrechte polirte Ebene <hi rendition="#aq">AC</hi> aufgelegt. Auf aͤhnlichen Gruͤnden beruht eine von <hi rendition="#b">Leupold</hi> <hi rendition="#aq">(Theatr. machin. gener. Tab. XXXII. Fig. 1.)</hi> abgebildete Art, die Glocken aufzuhaͤngen.</p> <p>So beſchwerlich und zweckwidrig das Reiben bey Hervorbringung der Bewegungen iſt, ſo zieht man doch auch aus demſelben in vielen Faͤllen große Vortheile. Es wird nuͤtzlich, ſobald es darauf ankoͤmmt, Bewegungen, die man nicht haben will, zu verhindern. Potenzen, welche mit wenig Reibung wirken, z. B. der Hebel, erfordern ein unablaͤßiges Fortwirken der Kraft. Sobald dieſe einen Augenblick<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [700/0706]
die Pferde zu uͤberwinden haben. Setzt man die Kraft elnes Pſerdes im horizontalen Zuge = 175 Pfund, ſo ſindet ſich die Laſt, deren Reiben es uͤberwaͤltigen kan, 7. 175 = 1225 Pfund oder faſt 12 Centner. Dennoch darf man auf ein Pferd nicht leicht uͤber 7 bis 8 Centner rechnen, weil die Wege nicht gleich gut ſind, auch oft bergan gehen, in welchem Falle die Pferde einen ziemlichen Theil der Laſt ſelbſt zu heben bekommen.
Sollen ſich die Zaͤhne der Raͤder und Getriebe nicht an einander ſchieben, ſondern waͤlzen, ſo muß man ihnen epicykloidaliſche Geſtalten geben, welches nach Leibnitzens Nachricht Roͤmer zuerſt gelehrt hat.
Wenn ſich Koͤrper blos hin und her bewegen ſollen, wie der Balken einer Wage, eine Pendelſtange, eine Glocke u. dgl., ſo kan man die Bewegung faſt ganz vom Reiben befreyen, wenn man die Zapfen der Axe, um welche die Bewegung geſchehen ſoll, nicht rund macht, ſondern unten abſchaͤrft, wie Taf. XX. Fig. 112., ſo daß ſie bey B eine Schneide bekommen, und mit ſelbiger entweder auf einer wagrechten Ebene AC, oder auf dem innern Rande einer kreisrunden Oefnung BD aufliegen. Wenn alsdann der am Zapfen E befindliche Koͤrper hin und her geht, ſo reibt ſich E nicht an der Unterlage, ſondern wiegt ſich auf der Schneide B ohne Reibung. So werden die Zapfen gebildet, mit denen man den Wagbalken in die Loͤcher der Scheere einlegt, ſ. Wage; und ſo hatte Graham das fuͤr die franzoͤſiſchen Akademiſten in Lappland verfertigte Pendel an der Axe E auf eine wagrechte polirte Ebene AC aufgelegt. Auf aͤhnlichen Gruͤnden beruht eine von Leupold (Theatr. machin. gener. Tab. XXXII. Fig. 1.) abgebildete Art, die Glocken aufzuhaͤngen.
So beſchwerlich und zweckwidrig das Reiben bey Hervorbringung der Bewegungen iſt, ſo zieht man doch auch aus demſelben in vielen Faͤllen große Vortheile. Es wird nuͤtzlich, ſobald es darauf ankoͤmmt, Bewegungen, die man nicht haben will, zu verhindern. Potenzen, welche mit wenig Reibung wirken, z. B. der Hebel, erfordern ein unablaͤßiges Fortwirken der Kraft. Sobald dieſe einen Augenblick
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |