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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Watson (Philos. Trans. Num. 484. §. 63.) bemerkte, daß die Elektricität stärker erregt ward, wenn man das Kissen und das ganze Gestell der Maschine aufeuchtete. Auch Wilson fand es gut, das lederne Kissen mit Silber oder Kupfer zu überziehen, und die ganze Maschine mit dem feuchten Boden zu verbinden. Man konnte sich damals diese Phänomene nicht erklären. Nollet läugnete sie gänzlich und glaubte, daß alle Feuchtigkeit überhaupt der Elektricität nachtheilig sey. Inzwischen bemerkte doch Watson immer deutlicher, daß das Isoliren der Kugel und des Reibzeugs nur eine schwache, kaum merkliche, Elektricität gewährte, die aber augenblicklich stärker ward, sobald man eines von beyden mit dem feuchten Fußboden verband. Dies überzeugte ihn nach und nach, daß die Elektricität der geriebnen Kugel nicht eigen sey, sondern auf Veranlassung des Reibens aus dem Fußboden herbeygesührt werde. Endlich fand D. Bevis um 1747, daß die isolirte reibende Person einer andern isolirten, die die Kugel oder den Leiter berührt, stärkere Funken giebt, als beyde einer dritten auf dem Fußboden stehenden geben, woraus Watson schloß, daß dem Reibzeuge eben so viel Elektricität genommen, als der Kugel gegeben werde. Dies führte zuerst auf richtigere Begriffe von den entgegengesetzten Elektricitäten. Stanklin, der es ebenfalls bemerkt hatte, gründete darauf seine Theorie, und man hat seitdem nicht mehr daran gezweifelt, daß das E des Reibzeugs dem E der Kugel entgegengesetzt sey, oder daß von zween an einander geriebnen Körpern allemal der eine + E, der andere -- E erhalte.

Hiedurch ist der Begrif vom Reibzeug weit allgemeiner geworden. Wenn man zwo Substanzen reibt, erhält man allezeit beyde Elektricitäten. Will man die eine stark haben, so isolirt man die Substanz, an der sie sich zeigt, und verbindet die andere mit der Erde, damit sie so viel +/- E, als man nöthig hat, erhalten oder abgeben kan. Diese letzte Substanz heißt alsdann das Reibzeug. Werden beyde Substanzen isolirt, so erhält man auf jeden Fall nur schwache Elektricität. Werden sie beyde mit der Erde verbunden, so zeigt sich, wenn die Substanzen leiteud sind,


Watſon (Philoſ. Trans. Num. 484. §. 63.) bemerkte, daß die Elektricitaͤt ſtaͤrker erregt ward, wenn man das Kiſſen und das ganze Geſtell der Maſchine aufeuchtete. Auch Wilſon fand es gut, das lederne Kiſſen mit Silber oder Kupfer zu uͤberziehen, und die ganze Maſchine mit dem feuchten Boden zu verbinden. Man konnte ſich damals dieſe Phaͤnomene nicht erklaͤren. Nollet laͤugnete ſie gaͤnzlich und glaubte, daß alle Feuchtigkeit uͤberhaupt der Elektricitaͤt nachtheilig ſey. Inzwiſchen bemerkte doch Watſon immer deutlicher, daß das Iſoliren der Kugel und des Reibzeugs nur eine ſchwache, kaum merkliche, Elektricitaͤt gewaͤhrte, die aber augenblicklich ſtaͤrker ward, ſobald man eines von beyden mit dem feuchten Fußboden verband. Dies uͤberzeugte ihn nach und nach, daß die Elektricitaͤt der geriebnen Kugel nicht eigen ſey, ſondern auf Veranlaſſung des Reibens aus dem Fußboden herbeygeſuͤhrt werde. Endlich fand D. Bevis um 1747, daß die iſolirte reibende Perſon einer andern iſolirten, die die Kugel oder den Leiter beruͤhrt, ſtaͤrkere Funken giebt, als beyde einer dritten auf dem Fußboden ſtehenden geben, woraus Watſon ſchloß, daß dem Reibzeuge eben ſo viel Elektricitaͤt genommen, als der Kugel gegeben werde. Dies fuͤhrte zuerſt auf richtigere Begriffe von den entgegengeſetzten Elektricitaͤten. Stanklin, der es ebenfalls bemerkt hatte, gruͤndete darauf ſeine Theorie, und man hat ſeitdem nicht mehr daran gezweifelt, daß das E des Reibzeugs dem E der Kugel entgegengeſetzt ſey, oder daß von zween an einander geriebnen Koͤrpern allemal der eine + E, der andere — E erhalte.

Hiedurch iſt der Begrif vom Reibzeug weit allgemeiner geworden. Wenn man zwo Subſtanzen reibt, erhaͤlt man allezeit beyde Elektricitaͤten. Will man die eine ſtark haben, ſo iſolirt man die Subſtanz, an der ſie ſich zeigt, und verbindet die andere mit der Erde, damit ſie ſo viel ± E, als man noͤthig hat, erhalten oder abgeben kan. Dieſe letzte Subſtanz heißt alsdann das Reibzeug. Werden beyde Subſtanzen iſolirt, ſo erhaͤlt man auf jeden Fall nur ſchwache Elektricitaͤt. Werden ſie beyde mit der Erde verbunden, ſo zeigt ſich, wenn die Subſtanzen leiteud ſind,

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[703/0709] Watſon (Philoſ. Trans. Num. 484. §. 63.) bemerkte, daß die Elektricitaͤt ſtaͤrker erregt ward, wenn man das Kiſſen und das ganze Geſtell der Maſchine aufeuchtete. Auch Wilſon fand es gut, das lederne Kiſſen mit Silber oder Kupfer zu uͤberziehen, und die ganze Maſchine mit dem feuchten Boden zu verbinden. Man konnte ſich damals dieſe Phaͤnomene nicht erklaͤren. Nollet laͤugnete ſie gaͤnzlich und glaubte, daß alle Feuchtigkeit uͤberhaupt der Elektricitaͤt nachtheilig ſey. Inzwiſchen bemerkte doch Watſon immer deutlicher, daß das Iſoliren der Kugel und des Reibzeugs nur eine ſchwache, kaum merkliche, Elektricitaͤt gewaͤhrte, die aber augenblicklich ſtaͤrker ward, ſobald man eines von beyden mit dem feuchten Fußboden verband. Dies uͤberzeugte ihn nach und nach, daß die Elektricitaͤt der geriebnen Kugel nicht eigen ſey, ſondern auf Veranlaſſung des Reibens aus dem Fußboden herbeygeſuͤhrt werde. Endlich fand D. Bevis um 1747, daß die iſolirte reibende Perſon einer andern iſolirten, die die Kugel oder den Leiter beruͤhrt, ſtaͤrkere Funken giebt, als beyde einer dritten auf dem Fußboden ſtehenden geben, woraus Watſon ſchloß, daß dem Reibzeuge eben ſo viel Elektricitaͤt genommen, als der Kugel gegeben werde. Dies fuͤhrte zuerſt auf richtigere Begriffe von den entgegengeſetzten Elektricitaͤten. Stanklin, der es ebenfalls bemerkt hatte, gruͤndete darauf ſeine Theorie, und man hat ſeitdem nicht mehr daran gezweifelt, daß das E des Reibzeugs dem E der Kugel entgegengeſetzt ſey, oder daß von zween an einander geriebnen Koͤrpern allemal der eine + E, der andere — E erhalte. Hiedurch iſt der Begrif vom Reibzeug weit allgemeiner geworden. Wenn man zwo Subſtanzen reibt, erhaͤlt man allezeit beyde Elektricitaͤten. Will man die eine ſtark haben, ſo iſolirt man die Subſtanz, an der ſie ſich zeigt, und verbindet die andere mit der Erde, damit ſie ſo viel ± E, als man noͤthig hat, erhalten oder abgeben kan. Dieſe letzte Subſtanz heißt alsdann das Reibzeug. Werden beyde Subſtanzen iſolirt, ſo erhaͤlt man auf jeden Fall nur ſchwache Elektricitaͤt. Werden ſie beyde mit der Erde verbunden, ſo zeigt ſich, wenn die Subſtanzen leiteud ſind,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/709>, abgerufen am 22.11.2024.