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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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so viel am Raume. Denn, wenn L mit der Rolle um 1 Schuh gehoben werden soll, so müssen die Seile FC und KB jedes um 1 Schuh kürzer werden. Das gauze Seil muß also um 2 Schuh weiter ausgezogen werden, und die Kraft K, die stets am Ende desselben wirkt, muß um 2 Schuh fortgehen, so ost L um 1 Schuh gehoben werden soll.

Sind die Seile nicht parallel, oder zieht die Kraft schief, wie Fig. 122., so wird das Gewicht der Last von selbst die Rolle so stellen, daß die Richtung AL den Winkel beyder Seile FIK halbirt, und bey I durch seine Spitze geht. In diesem Falle ist für den Ruhepunkt C, die Entfernung von K=dem Perpendikel CG, die Entfernung von L=CH. Also für das Gleichgewicht K:L=CH:CG. Weil aber bey G und B rechte Winkel, mithin die Linien CG und AB parallel sind, so sind die Winkel GCB und ABH gleich, und die Dreyecke GCB und ABH ähnlich. Also Folglich K:L=AB:CB=1:2 sin A. Weil nun sin A allemal kleiner, als der Sinus totus oder als 1, seyn muß, so ist in diesem Falle die Last, welcher eine Kraft K das Eleichgewicht halten kan, nicht völlig doppelt so groß, als die Kraft, und die Kraft vermag mehr, wenn die Seile parallel sind, als wenn sie mit einander schiefe Winkel machen.

Wenn A=30°, so ist 2 sin A=1, mithin die Kraft der Last gleich. Bey dieser Schiefe, wo der Winkel beyder Seile FIK=120° ist, hört der Vortheil der Kraft ganz auf. Wird A noch kleiner, so muß die Kraft sogar größer seyn, als die Last, die sie erhalten soll.

Will man durch Rollen die Kraft noch mehr, als im Verhältnisse 1:2 verstärken, so muß man mehrere bewegliche Rollen mit einander verbinden. Von diesen Verbindungen handeln die Artikel Kloben, Flaschenzug. Alle Rüstzeuge, die auf dem Gebrauche der Rollen beruhen, werden in der Mechanik unter dem allgemeinen Namen Scheibe und Kloben (Poulie et Mouffle) begriffen.


ſo viel am Raume. Denn, wenn L mit der Rolle um 1 Schuh gehoben werden ſoll, ſo muͤſſen die Seile FC und KB jedes um 1 Schuh kuͤrzer werden. Das gauze Seil muß alſo um 2 Schuh weiter ausgezogen werden, und die Kraft K, die ſtets am Ende deſſelben wirkt, muß um 2 Schuh fortgehen, ſo oſt L um 1 Schuh gehoben werden ſoll.

Sind die Seile nicht parallel, oder zieht die Kraft ſchief, wie Fig. 122., ſo wird das Gewicht der Laſt von ſelbſt die Rolle ſo ſtellen, daß die Richtung AL den Winkel beyder Seile FIK halbirt, und bey I durch ſeine Spitze geht. In dieſem Falle iſt fuͤr den Ruhepunkt C, die Entfernung von K=dem Perpendikel CG, die Entfernung von L=CH. Alſo fuͤr das Gleichgewicht K:L=CH:CG. Weil aber bey G und B rechte Winkel, mithin die Linien CG und AB parallel ſind, ſo ſind die Winkel GCB und ABH gleich, und die Dreyecke GCB und ABH aͤhnlich. Alſo Folglich K:L=AB:CB=1:2 ſin A. Weil nun ſin A allemal kleiner, als der Sinus totus oder als 1, ſeyn muß, ſo iſt in dieſem Falle die Laſt, welcher eine Kraft K das Eleichgewicht halten kan, nicht voͤllig doppelt ſo groß, als die Kraft, und die Kraft vermag mehr, wenn die Seile parallel ſind, als wenn ſie mit einander ſchiefe Winkel machen.

Wenn A=30°, ſo iſt 2 ſin A=1, mithin die Kraft der Laſt gleich. Bey dieſer Schiefe, wo der Winkel beyder Seile FIK=120° iſt, hoͤrt der Vortheil der Kraft ganz auf. Wird A noch kleiner, ſo muß die Kraft ſogar groͤßer ſeyn, als die Laſt, die ſie erhalten ſoll.

Will man durch Rollen die Kraft noch mehr, als im Verhaͤltniſſe 1:2 verſtaͤrken, ſo muß man mehrere bewegliche Rollen mit einander verbinden. Von dieſen Verbindungen handeln die Artikel Kloben, Flaſchenzug. Alle Ruͤſtzeuge, die auf dem Gebrauche der Rollen beruhen, werden in der Mechanik unter dem allgemeinen Namen Scheibe und Kloben (Poulie et Mouffle) begriffen.

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[729/0735] ſo viel am Raume. Denn, wenn L mit der Rolle um 1 Schuh gehoben werden ſoll, ſo muͤſſen die Seile FC und KB jedes um 1 Schuh kuͤrzer werden. Das gauze Seil muß alſo um 2 Schuh weiter ausgezogen werden, und die Kraft K, die ſtets am Ende deſſelben wirkt, muß um 2 Schuh fortgehen, ſo oſt L um 1 Schuh gehoben werden ſoll. Sind die Seile nicht parallel, oder zieht die Kraft ſchief, wie Fig. 122., ſo wird das Gewicht der Laſt von ſelbſt die Rolle ſo ſtellen, daß die Richtung AL den Winkel beyder Seile FIK halbirt, und bey I durch ſeine Spitze geht. In dieſem Falle iſt fuͤr den Ruhepunkt C, die Entfernung von K=dem Perpendikel CG, die Entfernung von L=CH. Alſo fuͤr das Gleichgewicht K:L=CH:CG. Weil aber bey G und B rechte Winkel, mithin die Linien CG und AB parallel ſind, ſo ſind die Winkel GCB und ABH gleich, und die Dreyecke GCB und ABH aͤhnlich. Alſo Folglich K:L=AB:CB=1:2 ſin A. Weil nun ſin A allemal kleiner, als der Sinus totus oder als 1, ſeyn muß, ſo iſt in dieſem Falle die Laſt, welcher eine Kraft K das Eleichgewicht halten kan, nicht voͤllig doppelt ſo groß, als die Kraft, und die Kraft vermag mehr, wenn die Seile parallel ſind, als wenn ſie mit einander ſchiefe Winkel machen. Wenn A=30°, ſo iſt 2 ſin A=1, mithin die Kraft der Laſt gleich. Bey dieſer Schiefe, wo der Winkel beyder Seile FIK=120° iſt, hoͤrt der Vortheil der Kraft ganz auf. Wird A noch kleiner, ſo muß die Kraft ſogar groͤßer ſeyn, als die Laſt, die ſie erhalten ſoll. Will man durch Rollen die Kraft noch mehr, als im Verhaͤltniſſe 1:2 verſtaͤrken, ſo muß man mehrere bewegliche Rollen mit einander verbinden. Von dieſen Verbindungen handeln die Artikel Kloben, Flaſchenzug. Alle Ruͤſtzeuge, die auf dem Gebrauche der Rollen beruhen, werden in der Mechanik unter dem allgemeinen Namen Scheibe und Kloben (Poulie et Mouffle) begriffen.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/735>, abgerufen am 22.11.2024.