scilicet ista tarditas de quietis natura participat; alteram inter determinationem motus versus aliquam partem, et occursum corporis in illa parte quiescentis, vel aliter moti etc.). Er sucht also in der Ruhe selbst eine Kraft, und leitet von derselben die Härte der festen Körper her, dagegen er die Flüßigkeit für eine beständige Bewegung aller Theile erklärt. Diese übelgeordneten Vorstellungen verwirren seine ganze Mechanik, und führen ihn auf ganz irrige Gesetze des Stoßes, s. Stoß. Erst Newton hat durch richtige Bestimmung des Satzes von der Trägheit diese Begriffe gehörig aus einander gesetzt, und auf dieselben ein deutlicheres und festes System der Mechanik gebaut, s. Trägheit.
Ein ruhender Körper bleibt so lang in Ruhe, bis ihn irgend eine Kraft in Bewegung setzt. Also nicht zu Unterhaltung der Ruhe, sondern zu Aufhebung derselben, wird Kraft erfordert. Wenn diese Kraft in der That wirkt, und den ruhenden Körper bewegt, so wird sie freylich dadurch ganz oder zum Theil aufgewendet. Daher stellen sich manche im ruhenden Körper eine ihr entgegenwirkende Kraft vor, durch welche sie oder ihr Theil aufgehoben werde. Es ist aber ganz überflüßig, so etwas anzunehmen; die Aufhebung der Kraft oder des Theils, der gewirkt hat, folgt ja schon natürlich daraus, daß die Wirkung erfolgt ist, daher die darauf verwendete Ursache nun nichts weiter bewirken kan, s. Gegenwirkung.
Von fortdaurenden oder absoluten Kräften, die in bewegte Körper noch immer fortwirken, wird in jedem Augenblicke nur derjenige Theil, der eben jetzt wirkt, verwendet. Im folgenden Augenblicke erfolgt ein neuer Stoß, der die Wirkung vermehrt, und die schon entstandne Bewegung beschleuniget, und so werden nach und nach alle Stöße der Kraft auf Beschleunigung verwendet. Darum hat man aber uicht nöthig, im bewegten Körper eine eigne Kraft zu suchen, die durch ihren Widerstand diese Stöße aufhebt. Also ist es auch nicht nöthig, dem ruhenden Körper eine Kraft beyzulegen, welche den ersten Stoß, der die Bewegung erzeugte, aufhebt.
ſcilicet iſta tarditas de quietis natura participat; alteram inter determinationem motus verſus aliquam partem, et occurſum corporis in illa parte quieſcentis, vel aliter moti etc.). Er ſucht alſo in der Ruhe ſelbſt eine Kraft, und leitet von derſelben die Haͤrte der feſten Koͤrper her, dagegen er die Fluͤßigkeit fuͤr eine beſtaͤndige Bewegung aller Theile erklaͤrt. Dieſe uͤbelgeordneten Vorſtellungen verwirren ſeine ganze Mechanik, und fuͤhren ihn auf ganz irrige Geſetze des Stoßes, ſ. Stoß. Erſt Newton hat durch richtige Beſtimmung des Satzes von der Traͤgheit dieſe Begriffe gehoͤrig aus einander geſetzt, und auf dieſelben ein deutlicheres und feſtes Syſtem der Mechanik gebaut, ſ. Traͤgheit.
Ein ruhender Koͤrper bleibt ſo lang in Ruhe, bis ihn irgend eine Kraft in Bewegung ſetzt. Alſo nicht zu Unterhaltung der Ruhe, ſondern zu Aufhebung derſelben, wird Kraft erfordert. Wenn dieſe Kraft in der That wirkt, und den ruhenden Koͤrper bewegt, ſo wird ſie freylich dadurch ganz oder zum Theil aufgewendet. Daher ſtellen ſich manche im ruhenden Koͤrper eine ihr entgegenwirkende Kraft vor, durch welche ſie oder ihr Theil aufgehoben werde. Es iſt aber ganz uͤberfluͤßig, ſo etwas anzunehmen; die Aufhebung der Kraft oder des Theils, der gewirkt hat, folgt ja ſchon natuͤrlich daraus, daß die Wirkung erfolgt iſt, daher die darauf verwendete Urſache nun nichts weiter bewirken kan, ſ. Gegenwirkung.
Von fortdaurenden oder abſoluten Kraͤften, die in bewegte Koͤrper noch immer fortwirken, wird in jedem Augenblicke nur derjenige Theil, der eben jetzt wirkt, verwendet. Im folgenden Augenblicke erfolgt ein neuer Stoß, der die Wirkung vermehrt, und die ſchon entſtandne Bewegung beſchleuniget, und ſo werden nach und nach alle Stoͤße der Kraft auf Beſchleunigung verwendet. Darum hat man aber uicht noͤthig, im bewegten Koͤrper eine eigne Kraft zu ſuchen, die durch ihren Widerſtand dieſe Stoͤße aufhebt. Alſo iſt es auch nicht noͤthig, dem ruhenden Koͤrper eine Kraft beyzulegen, welche den erſten Stoß, der die Bewegung erzeugte, aufhebt.
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ſcilicet iſta tarditas de quietis natura participat; alteram inter determinationem motus verſus aliquam partem, et occurſum corporis in illa parte quieſcentis, vel aliter moti etc.). Er ſucht alſo in der Ruhe ſelbſt eine Kraft, und leitet von derſelben die Haͤrte der feſten Koͤrper her, dagegen er die Fluͤßigkeit fuͤr eine beſtaͤndige Bewegung aller Theile erklaͤrt. Dieſe uͤbelgeordneten Vorſtellungen verwirren ſeine ganze Mechanik, und fuͤhren ihn auf ganz irrige Geſetze des Stoßes, ſ. Stoß. Erſt Newton hat durch richtige Beſtimmung des Satzes von der Traͤgheit dieſe Begriffe gehoͤrig aus einander geſetzt, und auf dieſelben ein deutlicheres und feſtes Syſtem der Mechanik gebaut, ſ. Traͤgheit.
Ein ruhender Koͤrper bleibt ſo lang in Ruhe, bis ihn irgend eine Kraft in Bewegung ſetzt. Alſo nicht zu Unterhaltung der Ruhe, ſondern zu Aufhebung derſelben, wird Kraft erfordert. Wenn dieſe Kraft in der That wirkt, und den ruhenden Koͤrper bewegt, ſo wird ſie freylich dadurch ganz oder zum Theil aufgewendet. Daher ſtellen ſich manche im ruhenden Koͤrper eine ihr entgegenwirkende Kraft vor, durch welche ſie oder ihr Theil aufgehoben werde. Es iſt aber ganz uͤberfluͤßig, ſo etwas anzunehmen; die Aufhebung der Kraft oder des Theils, der gewirkt hat, folgt ja ſchon natuͤrlich daraus, daß die Wirkung erfolgt iſt, daher die darauf verwendete Urſache nun nichts weiter bewirken kan, ſ. Gegenwirkung.
Von fortdaurenden oder abſoluten Kraͤften, die in bewegte Koͤrper noch immer fortwirken, wird in jedem Augenblicke nur derjenige Theil, der eben jetzt wirkt, verwendet. Im folgenden Augenblicke erfolgt ein neuer Stoß, der die Wirkung vermehrt, und die ſchon entſtandne Bewegung beſchleuniget, und ſo werden nach und nach alle Stoͤße der Kraft auf Beſchleunigung verwendet. Darum hat man aber uicht noͤthig, im bewegten Koͤrper eine eigne Kraft zu ſuchen, die durch ihren Widerſtand dieſe Stoͤße aufhebt. Alſo iſt es auch nicht noͤthig, dem ruhenden Koͤrper eine Kraft beyzulegen, welche den erſten Stoß, der die Bewegung erzeugte, aufhebt.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/740>, abgerufen am 22.11.2024.
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