bestimmt, und hierauf beruht die Eintheilung der Erdfläche in Zonen, s. Erdstriche. Je mehr die Schiefe abnimmt, desto näher rücken die Wendekreise dem Aequator, und die Polarkreise den Polen; desto mehr breiten sich also die gemäßigten Zonen aus, und desto enger ziehen sich die heiße und die kalten zusammen. Sollte es endlich dahin kommen, daß die Schiefe bis auf Null abnähme, und die Ekliptik mit dem Aequator zusammenfiele (welches nach Louville von jetzt an in 140800 Jahren geschehen müßte), so würde sich die gemäßigte Zone über die ganze Erdfläche verbreiten, und überall würde eine beständige Nachtgleiche und ein ewiger Frühling herrschen. Herodot gedenkt einer Tradition der Egypter, daß die Ekliptik einst auf den Aequator senkrecht gestanden habe. Hieraus und aus dem Angabe chaldäischer Beobachtungen von 403000 Jahren will Louville schließen, diese Völker hätten die Abnahme der Schiefe der Ekliptik gekannt, und diese vermeinten uralten Beobachtungen bezögen sich blos auf die berechnete Zeit des supponirten senkrechten Standes beydes Kreise.
Eugen. Louville Diss. de mutabilitate Eclipticae, in Act. Erud. Lips. a. 1719. p. 281. sqq.
Weidler Hist. astron. Cap. V. §. 39. p. 122.
Kästner Astronom. Abhdl. Erste Sammlung. Göttingen, 1772. 8. S. 341. u. f.
Schiefe Ebene, Schiefe Fläche
Planum inclinatum, Plan incline. Man kan im Allgemeinen jede ebne Fläche, gegen welche irgend eine Kraft unter einem schiefen Winkel wirkt, in Rücksicht auf diese Kraft eine schiefe Ebene nennen. Insbesondere aber giebt man diesen Namen denjenigen Flächen, welche mit der Horizontalfläche, mithin auch mit der Scheitellinie oder der Richtung der Schwere, schiefe Winkel machen. Bey Erhebung schwerer Lasten kan man durch solche Flächen Vortheile in der Kraft erhalten; daher die schiefe Ebene von den neuern Mechanikern mit zu den einfachen Potenzen gerechnet wird, s. Potenzen.
beſtimmt, und hierauf beruht die Eintheilung der Erdflaͤche in Zonen, ſ. Erdſtriche. Je mehr die Schiefe abnimmt, deſto naͤher ruͤcken die Wendekreiſe dem Aequator, und die Polarkreiſe den Polen; deſto mehr breiten ſich alſo die gemaͤßigten Zonen aus, und deſto enger ziehen ſich die heiße und die kalten zuſammen. Sollte es endlich dahin kommen, daß die Schiefe bis auf Null abnaͤhme, und die Ekliptik mit dem Aequator zuſammenfiele (welches nach Louville von jetzt an in 140800 Jahren geſchehen muͤßte), ſo wuͤrde ſich die gemaͤßigte Zone uͤber die ganze Erdflaͤche verbreiten, und uͤberall wuͤrde eine beſtaͤndige Nachtgleiche und ein ewiger Fruͤhling herrſchen. Herodot gedenkt einer Tradition der Egypter, daß die Ekliptik einſt auf den Aequator ſenkrecht geſtanden habe. Hieraus und aus dem Angabe chaldaͤiſcher Beobachtungen von 403000 Jahren will Louville ſchließen, dieſe Voͤlker haͤtten die Abnahme der Schiefe der Ekliptik gekannt, und dieſe vermeinten uralten Beobachtungen bezoͤgen ſich blos auf die berechnete Zeit des ſupponirten ſenkrechten Standes beydes Kreiſe.
Eugen. Louville Diſſ. de mutabilitate Eclipticae, in Act. Erud. Lipſ. a. 1719. p. 281. ſqq.
Weidler Hiſt. aſtron. Cap. V. §. 39. p. 122.
Kaͤſtner Aſtronom. Abhdl. Erſte Sammlung. Goͤttingen, 1772. 8. S. 341. u. f.
Schiefe Ebene, Schiefe Flaͤche
Planum inclinatum, Plan incliné. Man kan im Allgemeinen jede ebne Flaͤche, gegen welche irgend eine Kraft unter einem ſchiefen Winkel wirkt, in Ruͤckſicht auf dieſe Kraft eine ſchiefe Ebene nennen. Insbeſondere aber giebt man dieſen Namen denjenigen Flaͤchen, welche mit der Horizontalflaͤche, mithin auch mit der Scheitellinie oder der Richtung der Schwere, ſchiefe Winkel machen. Bey Erhebung ſchwerer Laſten kan man durch ſolche Flaͤchen Vortheile in der Kraft erhalten; daher die ſchiefe Ebene von den neuern Mechanikern mit zu den einfachen Potenzen gerechnet wird, ſ. Potenzen.
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beſtimmt, und hierauf beruht die Eintheilung der Erdflaͤche in Zonen, ſ. Erdſtriche. Je mehr die Schiefe abnimmt, deſto naͤher ruͤcken die Wendekreiſe dem Aequator, und die Polarkreiſe den Polen; deſto mehr breiten ſich alſo die gemaͤßigten Zonen aus, und deſto enger ziehen ſich die heiße und die kalten zuſammen. Sollte es endlich dahin kommen, daß die Schiefe bis auf Null abnaͤhme, und die Ekliptik mit dem Aequator zuſammenfiele (welches nach Louville von jetzt an in 140800 Jahren geſchehen muͤßte), ſo wuͤrde ſich die gemaͤßigte Zone uͤber die ganze Erdflaͤche verbreiten, und uͤberall wuͤrde eine beſtaͤndige Nachtgleiche und ein ewiger Fruͤhling herrſchen. Herodot gedenkt einer Tradition der Egypter, daß die Ekliptik einſt auf den Aequator ſenkrecht geſtanden habe. Hieraus und aus dem Angabe chaldaͤiſcher Beobachtungen von 403000 Jahren will Louville ſchließen, dieſe Voͤlker haͤtten die Abnahme der Schiefe der Ekliptik gekannt, und dieſe vermeinten uralten Beobachtungen bezoͤgen ſich blos auf die berechnete Zeit des ſupponirten ſenkrechten Standes beydes Kreiſe.
Eugen. Louville Diſſ. de mutabilitate Eclipticae, in Act. Erud. Lipſ. a. 1719. p. 281. ſqq.
Weidler Hiſt. aſtron. Cap. V. §. 39. p. 122.
Kaͤſtner Aſtronom. Abhdl. Erſte Sammlung. Goͤttingen, 1772. 8. S. 341. u. f.
Schiefe Ebene, Schiefe Flaͤche
Planum inclinatum, Plan incliné. Man kan im Allgemeinen jede ebne Flaͤche, gegen welche irgend eine Kraft unter einem ſchiefen Winkel wirkt, in Ruͤckſicht auf dieſe Kraft eine ſchiefe Ebene nennen. Insbeſondere aber giebt man dieſen Namen denjenigen Flaͤchen, welche mit der Horizontalflaͤche, mithin auch mit der Scheitellinie oder der Richtung der Schwere, ſchiefe Winkel machen. Bey Erhebung ſchwerer Laſten kan man durch ſolche Flaͤchen Vortheile in der Kraft erhalten; daher die ſchiefe Ebene von den neuern Mechanikern mit zu den einfachen Potenzen gerechnet wird, ſ. Potenzen.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 833. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/839>, abgerufen am 22.11.2024.
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