Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Die Schraube ohne Ende (cochlea infinita, vis sans fin) Taf. XXI. Fig. 139. ist eine Verbindung der Schraube EF mit dem Stirnrade G, an dessen Welle die Last L aufgewunden wird. Die Schraubengänge, deren hiebey höchstens nur drey nöthig sind, greifen zwischen die Zähne des Stirnrads ein, die nach ihrer Gestalt ausgeschnitten, also, wie schon Jungnickel (Clavis mechanica. Nürnb. 1661. 4. §. 209.) richtig bemerkt, eigentlich Schraubengänge sind. Wenn die Kraft an der Kurbel V die Schraube umdreht, so wird das Rad mit umgewendet, und die Last gehoben. Diese Maschine hat ihren Namen daher, weil sie nicht, wie die gemeine Schraube, nur bis auf einen gewissen Punkt, sondern ohne Ende fort gedreht werden kan, da die Zähne des Rads immer wieder zurückkommen.

Man nenne die Peripherie des Kreises, den die Kraft an der Kurbel V beschreibt, =P; die Peripherie des Rads G=P; die der Welle=p; die Weite der Schraubengänge=d: so wird wegen der Schraube allein fürs Gleichgewicht K:L=d:P seyn müssen. Da nun das Rad G das Vermögen noch im Verhältnisse der Halbmesser oder der Peripherien der Welle und des Rads (p:P) verstärkt, so ist die ganze Maschine im Gleichgewichte, wenn

Da die Zähne des Rads so weit von einander abstehen müssen, als die Weite der Schraubengänge groß ist, so hat das Rad so viel Zähne, so vielmal diese Weite d in seiner Peripherie P Platz hat, oder die Anzahl der Zähne ist= P/d. Setzt man diese Anzahl=n, so wird fürs Gleichgewicht Soll nun das Rad einmal umgewendet, und die Last um die Peripherie der Welle p erhoben werden, so erfordert jeder Zahn eine Umdrehung der Schraube, und die Kraft muß also die Peripherie P, n mal durchlaufen. Daher ist oder die Wege verhalten sich umgekehrt, wie die Kräfte,


Die Schraube ohne Ende (cochlea infinita, vis ſans fin) Taf. XXI. Fig. 139. iſt eine Verbindung der Schraube EF mit dem Stirnrade G, an deſſen Welle die Laſt L aufgewunden wird. Die Schraubengaͤnge, deren hiebey hoͤchſtens nur drey noͤthig ſind, greifen zwiſchen die Zaͤhne des Stirnrads ein, die nach ihrer Geſtalt ausgeſchnitten, alſo, wie ſchon Jungnickel (Clavis mechanica. Nuͤrnb. 1661. 4. §. 209.) richtig bemerkt, eigentlich Schraubengaͤnge ſind. Wenn die Kraft an der Kurbel V die Schraube umdreht, ſo wird das Rad mit umgewendet, und die Laſt gehoben. Dieſe Maſchine hat ihren Namen daher, weil ſie nicht, wie die gemeine Schraube, nur bis auf einen gewiſſen Punkt, ſondern ohne Ende fort gedreht werden kan, da die Zaͤhne des Rads immer wieder zuruͤckkommen.

Man nenne die Peripherie des Kreiſes, den die Kraft an der Kurbel V beſchreibt, =Π; die Peripherie des Rads G=P; die der Welle=p; die Weite der Schraubengaͤnge=d: ſo wird wegen der Schraube allein fuͤrs Gleichgewicht K:L=d:Π ſeyn muͤſſen. Da nun das Rad G das Vermoͤgen noch im Verhaͤltniſſe der Halbmeſſer oder der Peripherien der Welle und des Rads (p:P) verſtaͤrkt, ſo iſt die ganze Maſchine im Gleichgewichte, wenn

Da die Zaͤhne des Rads ſo weit von einander abſtehen muͤſſen, als die Weite der Schraubengaͤnge groß iſt, ſo hat das Rad ſo viel Zaͤhne, ſo vielmal dieſe Weite d in ſeiner Peripherie P Platz hat, oder die Anzahl der Zaͤhne iſt= P/d. Setzt man dieſe Anzahl=n, ſo wird fuͤrs Gleichgewicht Soll nun das Rad einmal umgewendet, und die Laſt um die Peripherie der Welle p erhoben werden, ſo erfordert jeder Zahn eine Umdrehung der Schraube, und die Kraft muß alſo die Peripherie Π, n mal durchlaufen. Daher iſt oder die Wege verhalten ſich umgekehrt, wie die Kraͤfte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0880" xml:id="P.3.874" n="874"/><lb/>
            </p>
            <p>Die <hi rendition="#b">Schraube ohne Ende</hi> <hi rendition="#aq">(cochlea infinita, <hi rendition="#i">vis &#x017F;ans fin</hi>)</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XXI.</hi> Fig. 139. i&#x017F;t eine Verbindung der Schraube <hi rendition="#aq">EF</hi> mit dem Stirnrade <hi rendition="#aq">G,</hi> an de&#x017F;&#x017F;en Welle die La&#x017F;t <hi rendition="#aq">L</hi> aufgewunden wird. Die Schraubenga&#x0364;nge, deren hiebey ho&#x0364;ch&#x017F;tens nur drey no&#x0364;thig &#x017F;ind, greifen zwi&#x017F;chen die Za&#x0364;hne des Stirnrads ein, die nach ihrer Ge&#x017F;talt ausge&#x017F;chnitten, al&#x017F;o, wie &#x017F;chon <hi rendition="#b">Jungnickel</hi> (<hi rendition="#aq">Clavis mechanica.</hi> Nu&#x0364;rnb. 1661. 4. §. 209.) richtig bemerkt, eigentlich Schraubenga&#x0364;nge &#x017F;ind. Wenn die Kraft an der Kurbel <hi rendition="#aq">V</hi> die Schraube umdreht, &#x017F;o wird das Rad mit umgewendet, und die La&#x017F;t gehoben. Die&#x017F;e Ma&#x017F;chine hat ihren Namen daher, weil &#x017F;ie nicht, wie die gemeine Schraube, nur bis auf einen gewi&#x017F;&#x017F;en Punkt, &#x017F;ondern ohne Ende fort gedreht werden kan, da die Za&#x0364;hne des Rads immer wieder zuru&#x0364;ckkommen.</p>
            <p>Man nenne die Peripherie des Krei&#x017F;es, den die Kraft an der Kurbel <hi rendition="#aq">V</hi> be&#x017F;chreibt, =<foreign xml:lang="grc">&#x03A0;</foreign>; die Peripherie des Rads <hi rendition="#aq">G=P;</hi> die der Welle=<hi rendition="#aq">p;</hi> die Weite der Schraubenga&#x0364;nge=<hi rendition="#aq">d:</hi> &#x017F;o wird wegen der Schraube allein fu&#x0364;rs Gleichgewicht <hi rendition="#aq">K:L=d:</hi><foreign xml:lang="grc">&#x03A0;</foreign> &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Da nun das Rad <hi rendition="#aq">G</hi> das Vermo&#x0364;gen noch im Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e der Halbme&#x017F;&#x017F;er oder der Peripherien der Welle und des Rads <hi rendition="#aq">(p:P)</hi> ver&#x017F;ta&#x0364;rkt, &#x017F;o i&#x017F;t die ganze Ma&#x017F;chine im Gleichgewichte, wenn </p>
            <p>Da die Za&#x0364;hne des Rads &#x017F;o weit von einander ab&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, als die Weite der Schraubenga&#x0364;nge groß i&#x017F;t, &#x017F;o hat das Rad &#x017F;o viel Za&#x0364;hne, &#x017F;o vielmal die&#x017F;e Weite <hi rendition="#aq">d</hi> in &#x017F;einer Peripherie <hi rendition="#aq">P</hi> Platz hat, oder die Anzahl der Za&#x0364;hne i&#x017F;t= <hi rendition="#aq">P/d.</hi> Setzt man die&#x017F;e Anzahl=<hi rendition="#aq">n,</hi> &#x017F;o wird fu&#x0364;rs Gleichgewicht
Soll nun das Rad einmal umgewendet, und die La&#x017F;t um die Peripherie der Welle <hi rendition="#aq">p</hi> erhoben werden, &#x017F;o erfordert jeder Zahn eine Umdrehung der Schraube, und die Kraft muß al&#x017F;o die Peripherie <foreign xml:lang="grc">&#x03A0;</foreign>, <hi rendition="#aq">n</hi> mal durchlaufen. Daher i&#x017F;t
oder die Wege verhalten &#x017F;ich umgekehrt, wie die Kra&#x0364;fte,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[874/0880] Die Schraube ohne Ende (cochlea infinita, vis ſans fin) Taf. XXI. Fig. 139. iſt eine Verbindung der Schraube EF mit dem Stirnrade G, an deſſen Welle die Laſt L aufgewunden wird. Die Schraubengaͤnge, deren hiebey hoͤchſtens nur drey noͤthig ſind, greifen zwiſchen die Zaͤhne des Stirnrads ein, die nach ihrer Geſtalt ausgeſchnitten, alſo, wie ſchon Jungnickel (Clavis mechanica. Nuͤrnb. 1661. 4. §. 209.) richtig bemerkt, eigentlich Schraubengaͤnge ſind. Wenn die Kraft an der Kurbel V die Schraube umdreht, ſo wird das Rad mit umgewendet, und die Laſt gehoben. Dieſe Maſchine hat ihren Namen daher, weil ſie nicht, wie die gemeine Schraube, nur bis auf einen gewiſſen Punkt, ſondern ohne Ende fort gedreht werden kan, da die Zaͤhne des Rads immer wieder zuruͤckkommen. Man nenne die Peripherie des Kreiſes, den die Kraft an der Kurbel V beſchreibt, =Π; die Peripherie des Rads G=P; die der Welle=p; die Weite der Schraubengaͤnge=d: ſo wird wegen der Schraube allein fuͤrs Gleichgewicht K:L=d:Π ſeyn muͤſſen. Da nun das Rad G das Vermoͤgen noch im Verhaͤltniſſe der Halbmeſſer oder der Peripherien der Welle und des Rads (p:P) verſtaͤrkt, ſo iſt die ganze Maſchine im Gleichgewichte, wenn Da die Zaͤhne des Rads ſo weit von einander abſtehen muͤſſen, als die Weite der Schraubengaͤnge groß iſt, ſo hat das Rad ſo viel Zaͤhne, ſo vielmal dieſe Weite d in ſeiner Peripherie P Platz hat, oder die Anzahl der Zaͤhne iſt= P/d. Setzt man dieſe Anzahl=n, ſo wird fuͤrs Gleichgewicht Soll nun das Rad einmal umgewendet, und die Laſt um die Peripherie der Welle p erhoben werden, ſo erfordert jeder Zahn eine Umdrehung der Schraube, und die Kraft muß alſo die Peripherie Π, n mal durchlaufen. Daher iſt oder die Wege verhalten ſich umgekehrt, wie die Kraͤfte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/880
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 874. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/880>, abgerufen am 22.11.2024.