Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Man findet den Schwefel gediegen oder lebendig in der Solfatara und sonst in der Nähe der Vulkane, am häufigsten aber mit metallischen durch ihn vererzten Stoffen verbunden, in den Kiesen, aus welchen er durch Destillation und Sublimation geschieden wird. Er ist specifisch schwerer, als Wasser, aber leichter, als Erden und Steine. Das Reiben macht seinen Geruch merklicher, und erregt in ihm eine starke ursprüngliche Elektricität. Luft und Wasser wirken nicht merklich auf ihn. Bey gelinder Erwärmung in der Hand springt er mit Knistern in Stücken. Bey einer Wärme von 170 Grad nach Fahrenheit fängt er schen an zu verdünsten; bey noch stärkern Graden wird er weich, fängt an zu schmelzen, und ist endlich bey 244 Grad völlig geschmolzen. Läßt man ihn nach dem Schmelzen wiederum erkalten, so krystallisirt er sich stralen- oder nadelförmig, welche Gestalt inwendig am regelmäßigsten erscheint, wenn man blos die Oberfläche fest werden läßt, und dann das innere noch flüßige abgießt. In verschloßnen Gefäßen sublimirt er sich durch die Wirkung des Feuers in Gestalt zarter nadelförmiger Krystallen, der Schwefelblumen, welche ein übrigens unveränderter Schwefel sind. An freyer Luft hingegen entzündet sich der Schwefel bey einer Hitze von 302 Grad nach Fahrenheit. Seine Flamme ist bläulich und wenig leuchtend, aber doch geschickt, andere entzündliche Körper in Brand zu setzen. In dephlogistisirter Luft brennt er mit stärkerer Flamme und schneller, in phlogistisirter und firer Luft gar nicht. Auch bey geringen Graden der Hitze zeigt sich schon der Dampf des Schwefels
Man findet den Schwefel gediegen oder lebendig in der Solfatara und ſonſt in der Naͤhe der Vulkane, am haͤufigſten aber mit metalliſchen durch ihn vererzten Stoffen verbunden, in den Kieſen, aus welchen er durch Deſtillation und Sublimation geſchieden wird. Er iſt ſpecifiſch ſchwerer, als Waſſer, aber leichter, als Erden und Steine. Das Reiben macht ſeinen Geruch merklicher, und erregt in ihm eine ſtarke urſpruͤngliche Elektricitaͤt. Luft und Waſſer wirken nicht merklich auf ihn. Bey gelinder Erwaͤrmung in der Hand ſpringt er mit Kniſtern in Stuͤcken. Bey einer Waͤrme von 170 Grad nach Fahrenheit faͤngt er ſchen an zu verduͤnſten; bey noch ſtaͤrkern Graden wird er weich, faͤngt an zu ſchmelzen, und iſt endlich bey 244 Grad voͤllig geſchmolzen. Laͤßt man ihn nach dem Schmelzen wiederum erkalten, ſo kryſtalliſirt er ſich ſtralen- oder nadelfoͤrmig, welche Geſtalt inwendig am regelmaͤßigſten erſcheint, wenn man blos die Oberflaͤche feſt werden laͤßt, und dann das innere noch fluͤßige abgießt. In verſchloßnen Gefaͤßen ſublimirt er ſich durch die Wirkung des Feuers in Geſtalt zarter nadelfoͤrmiger Kryſtallen, der Schwefelblumen, welche ein uͤbrigens unveraͤnderter Schwefel ſind. An freyer Luft hingegen entzuͤndet ſich der Schwefel bey einer Hitze von 302 Grad nach Fahrenheit. Seine Flamme iſt blaͤulich und wenig leuchtend, aber doch geſchickt, andere entzuͤndliche Koͤrper in Brand zu ſetzen. In dephlogiſtiſirter Luft brennt er mit ſtaͤrkerer Flamme und ſchneller, in phlogiſtiſirter und firer Luft gar nicht. Auch bey geringen Graden der Hitze zeigt ſich ſchon der Dampf des Schwefels <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0882" xml:id="P.3.876" n="876"/><lb/> Schwefel zu den Grundſtoffen der Koͤrper, und redeten von Schwefeln der Metalle, der Pflanzen, der thieriſchen Koͤrper u. ſ. w. Erſt <hi rendition="#b">Becher</hi> und vorzuͤglich <hi rendition="#b">Stahl</hi> (Zufaͤllige Gedanken und nuͤtzliche Bedenken uͤber den Streit von dem ſogenannten <hi rendition="#aq">Sulphure,</hi> Halle, 1718. 8.) haben dieſe Begriſfe richtiger aus einander geſetzt, und das eigentliche Brennbare vom Schwefel unterſchieden, ſ. <hi rendition="#b">Phlogiſton.</hi> Durch dieſe Unterſuchungen iſt zugleich die Natur des gemeinen Schwefels genauer entwickelt worden.</p> <p>Man findet den Schwefel gediegen oder lebendig in der Solfatara und ſonſt in der Naͤhe der Vulkane, am haͤufigſten aber mit metalliſchen durch ihn vererzten Stoffen verbunden, in den <hi rendition="#b">Kieſen,</hi> aus welchen er durch Deſtillation und Sublimation geſchieden wird. Er iſt ſpecifiſch ſchwerer, als Waſſer, aber leichter, als Erden und Steine. Das Reiben macht ſeinen Geruch merklicher, und erregt in ihm eine ſtarke urſpruͤngliche Elektricitaͤt. Luft und Waſſer wirken nicht merklich auf ihn.</p> <p>Bey gelinder Erwaͤrmung in der Hand ſpringt er mit Kniſtern in Stuͤcken. Bey einer Waͤrme von 170 Grad nach Fahrenheit faͤngt er ſchen an zu verduͤnſten; bey noch ſtaͤrkern Graden wird er weich, faͤngt an zu ſchmelzen, und iſt endlich bey 244 Grad voͤllig geſchmolzen. Laͤßt man ihn nach dem Schmelzen wiederum erkalten, ſo kryſtalliſirt er ſich ſtralen- oder nadelfoͤrmig, welche Geſtalt inwendig am regelmaͤßigſten erſcheint, wenn man blos die Oberflaͤche feſt werden laͤßt, und dann das innere noch fluͤßige abgießt. In verſchloßnen Gefaͤßen ſublimirt er ſich durch die Wirkung des Feuers in Geſtalt zarter nadelfoͤrmiger Kryſtallen, der <hi rendition="#b">Schwefelblumen,</hi> welche ein uͤbrigens unveraͤnderter Schwefel ſind.</p> <p>An freyer Luft hingegen entzuͤndet ſich der Schwefel bey einer Hitze von 302 Grad nach Fahrenheit. Seine Flamme iſt blaͤulich und wenig leuchtend, aber doch geſchickt, andere entzuͤndliche Koͤrper in Brand zu ſetzen. In dephlogiſtiſirter Luft brennt er mit ſtaͤrkerer Flamme und ſchneller, in phlogiſtiſirter und firer Luft gar nicht. Auch bey geringen Graden der Hitze zeigt ſich ſchon der Dampf des Schwefels<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [876/0882]
Schwefel zu den Grundſtoffen der Koͤrper, und redeten von Schwefeln der Metalle, der Pflanzen, der thieriſchen Koͤrper u. ſ. w. Erſt Becher und vorzuͤglich Stahl (Zufaͤllige Gedanken und nuͤtzliche Bedenken uͤber den Streit von dem ſogenannten Sulphure, Halle, 1718. 8.) haben dieſe Begriſfe richtiger aus einander geſetzt, und das eigentliche Brennbare vom Schwefel unterſchieden, ſ. Phlogiſton. Durch dieſe Unterſuchungen iſt zugleich die Natur des gemeinen Schwefels genauer entwickelt worden.
Man findet den Schwefel gediegen oder lebendig in der Solfatara und ſonſt in der Naͤhe der Vulkane, am haͤufigſten aber mit metalliſchen durch ihn vererzten Stoffen verbunden, in den Kieſen, aus welchen er durch Deſtillation und Sublimation geſchieden wird. Er iſt ſpecifiſch ſchwerer, als Waſſer, aber leichter, als Erden und Steine. Das Reiben macht ſeinen Geruch merklicher, und erregt in ihm eine ſtarke urſpruͤngliche Elektricitaͤt. Luft und Waſſer wirken nicht merklich auf ihn.
Bey gelinder Erwaͤrmung in der Hand ſpringt er mit Kniſtern in Stuͤcken. Bey einer Waͤrme von 170 Grad nach Fahrenheit faͤngt er ſchen an zu verduͤnſten; bey noch ſtaͤrkern Graden wird er weich, faͤngt an zu ſchmelzen, und iſt endlich bey 244 Grad voͤllig geſchmolzen. Laͤßt man ihn nach dem Schmelzen wiederum erkalten, ſo kryſtalliſirt er ſich ſtralen- oder nadelfoͤrmig, welche Geſtalt inwendig am regelmaͤßigſten erſcheint, wenn man blos die Oberflaͤche feſt werden laͤßt, und dann das innere noch fluͤßige abgießt. In verſchloßnen Gefaͤßen ſublimirt er ſich durch die Wirkung des Feuers in Geſtalt zarter nadelfoͤrmiger Kryſtallen, der Schwefelblumen, welche ein uͤbrigens unveraͤnderter Schwefel ſind.
An freyer Luft hingegen entzuͤndet ſich der Schwefel bey einer Hitze von 302 Grad nach Fahrenheit. Seine Flamme iſt blaͤulich und wenig leuchtend, aber doch geſchickt, andere entzuͤndliche Koͤrper in Brand zu ſetzen. In dephlogiſtiſirter Luft brennt er mit ſtaͤrkerer Flamme und ſchneller, in phlogiſtiſirter und firer Luft gar nicht. Auch bey geringen Graden der Hitze zeigt ſich ſchon der Dampf des Schwefels
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |