und alle ordnen sich nach ihren eigenthümlichen Gewichten so über einander, daß jede eine wagrechte Oberfläche hat. Wenn man eine mit Wasser gefüllte Glasröhre, oben mit einer Kugel, mit unterwärts gekehrter Oefnung in rothen Wein einsenkt, so zieht sich das Wasser nach und nach aus der Kugel und Röhre herab, und der leichtere Wein steigt dagegen durch die Röhre in die Kugel hinauf. Man giebt dieser scheinbaren Verwandlung des Wassers in Wien den Namen des Passevin. Vier Flüßigkeiten von verschiednen Schweren, z. B. Quecksilber, zerfloßnes Weinsteinsalz, Weingeist und Bergöl, zusammen in eine verschloßne Glasröhre gefüllt, machen das aus, was man ein Elementenglas oder eine Elementatwelt nennt. Diese Materien durch einander geschüttelt, bilden das Chaos: sobald sie aber in Ruhe kommen, scheiden sie sich ailmählig, und treten, wie die vier Elemente der Alten, nach ihrer specifischen Schwere über einander.
Kästner Anfangsgr. der angew. Math. Gött. 1780. 8. Hydrostatik, §. 55 u. f.
van Swinden Positiones physicae, To. II. L. IV. P. II. Sect. II. cap. 2. §. 86. sqq.
Man legt diese Namen einer jeden Bewegung bey, welche einen Körper hin und her treibt, oder zwischen zwoen Grenzen hin und wieder zurück führt. Gemeiniglich sind diese Bewegungen so beschaffen, daß sie an sich ohne Ende fortdauren würden, und nur durch die allgemeinen Hindernisse aller Bewegungen, d. i. durch Reibung und Widerstand der Mittel geschwächt und endlich aufgehoben werden. Jede Bewegung dieser Art heißt eine schwingende(motus oscillatorius, vibratorius, mouvement d'oscillation ou de vibration), und jedes einzelne Hin- und Hergehen eine Schwingung.
Beyspiele schwingender Bewegungen geben die Pendel, die Zunge des Wagbalkens, die sich ins Gleichgewicht stellt, die Oberflächen flüßiger Körper, die in Gefäßen bewegt werden, gespannte Saiten und überhaupt alle schallende
und alle ordnen ſich nach ihren eigenthuͤmlichen Gewichten ſo uͤber einander, daß jede eine wagrechte Oberflaͤche hat. Wenn man eine mit Waſſer gefuͤllte Glasroͤhre, oben mit einer Kugel, mit unterwaͤrts gekehrter Oefnung in rothen Wein einſenkt, ſo zieht ſich das Waſſer nach und nach aus der Kugel und Roͤhre herab, und der leichtere Wein ſteigt dagegen durch die Roͤhre in die Kugel hinauf. Man giebt dieſer ſcheinbaren Verwandlung des Waſſers in Wien den Namen des Paſſevin. Vier Fluͤßigkeiten von verſchiednen Schweren, z. B. Queckſilber, zerfloßnes Weinſteinſalz, Weingeiſt und Bergoͤl, zuſammen in eine verſchloßne Glasroͤhre gefuͤllt, machen das aus, was man ein Elementenglas oder eine Elementatwelt nennt. Dieſe Materien durch einander geſchuͤttelt, bilden das Chaos: ſobald ſie aber in Ruhe kommen, ſcheiden ſie ſich ailmaͤhlig, und treten, wie die vier Elemente der Alten, nach ihrer ſpecifiſchen Schwere uͤber einander.
Kaͤſtner Anfangsgr. der angew. Math. Goͤtt. 1780. 8. Hydroſtatik, §. 55 u. f.
van Swinden Poſitiones phyſicae, To. II. L. IV. P. II. Sect. II. cap. 2. §. 86. ſqq.
Man legt dieſe Namen einer jeden Bewegung bey, welche einen Koͤrper hin und her treibt, oder zwiſchen zwoen Grenzen hin und wieder zuruͤck fuͤhrt. Gemeiniglich ſind dieſe Bewegungen ſo beſchaffen, daß ſie an ſich ohne Ende fortdauren wuͤrden, und nur durch die allgemeinen Hinderniſſe aller Bewegungen, d. i. durch Reibung und Widerſtand der Mittel geſchwaͤcht und endlich aufgehoben werden. Jede Bewegung dieſer Art heißt eine ſchwingende(motus oſcillatorius, vibratorius, mouvement d'oſcillation ou de vibration), und jedes einzelne Hin- und Hergehen eine Schwingung.
Beyſpiele ſchwingender Bewegungen geben die Pendel, die Zunge des Wagbalkens, die ſich ins Gleichgewicht ſtellt, die Oberflaͤchen fluͤßiger Koͤrper, die in Gefaͤßen bewegt werden, geſpannte Saiten und uͤberhaupt alle ſchallende
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0950"xml:id="P.3.944"n="944"/><lb/>
und alle ordnen ſich nach ihren eigenthuͤmlichen Gewichten ſo uͤber einander, daß jede eine wagrechte Oberflaͤche hat. Wenn man eine mit Waſſer gefuͤllte Glasroͤhre, oben mit einer Kugel, mit unterwaͤrts gekehrter Oefnung in rothen Wein einſenkt, ſo zieht ſich das Waſſer nach und nach aus der Kugel und Roͤhre herab, und der leichtere Wein ſteigt dagegen durch die Roͤhre in die Kugel hinauf. Man giebt dieſer ſcheinbaren Verwandlung des Waſſers in Wien den Namen des <hirendition="#b">Paſſevin.</hi> Vier Fluͤßigkeiten von verſchiednen Schweren, z. B. Queckſilber, zerfloßnes Weinſteinſalz, Weingeiſt und Bergoͤl, zuſammen in eine verſchloßne Glasroͤhre gefuͤllt, machen das aus, was man ein <hirendition="#b">Elementenglas</hi> oder eine <hirendition="#b">Elementatwelt</hi> nennt. Dieſe Materien durch einander geſchuͤttelt, bilden das <hirendition="#b">Chaos:</hi>ſobald ſie aber in Ruhe kommen, ſcheiden ſie ſich ailmaͤhlig, und treten, wie die vier Elemente der Alten, nach ihrer ſpecifiſchen Schwere uͤber einander.</p><p>Kaͤſtner Anfangsgr. der angew. Math. Goͤtt. 1780. 8. Hydroſtatik, §. 55 u. f.</p><p><hirendition="#aq"><hirendition="#i">van Swinden</hi> Poſitiones phyſicae, To. II. L. IV. P. II. Sect. II. cap. 2. §. 86. ſqq.</hi></p></div><divn="3"><head>Schwingung, Oſcillation, Vibration, <nametype="subjectIndexTerm"><foreignxml:lang="lat"><hirendition="#aq">Oſcillatio, Vibratio</hi></foreign></name>, <nametype="subjectIndexTerm"><foreignxml:lang="fra"><hirendition="#aq #i">Oſeillation, Vibration</hi></foreign></name>.</head><lb/><p>Man legt dieſe Namen einer jeden Bewegung bey, welche einen Koͤrper hin und her treibt, oder zwiſchen zwoen Grenzen hin und wieder zuruͤck fuͤhrt. Gemeiniglich ſind dieſe Bewegungen ſo beſchaffen, daß ſie an ſich ohne Ende fortdauren wuͤrden, und nur durch die allgemeinen Hinderniſſe aller Bewegungen, d. i. durch Reibung und Widerſtand der Mittel geſchwaͤcht und endlich aufgehoben werden. Jede Bewegung dieſer Art heißt eine <hirendition="#b">ſchwingende</hi><hirendition="#aq">(motus oſcillatorius, vibratorius, <hirendition="#i">mouvement d'oſcillation ou de vibration</hi>),</hi> und jedes einzelne Hin- und Hergehen eine <hirendition="#b">Schwingung.</hi></p><p>Beyſpiele ſchwingender Bewegungen geben die Pendel, die Zunge des Wagbalkens, die ſich ins Gleichgewicht ſtellt, die Oberflaͤchen fluͤßiger Koͤrper, die in Gefaͤßen bewegt werden, geſpannte Saiten und uͤberhaupt alle ſchallende<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[944/0950]
und alle ordnen ſich nach ihren eigenthuͤmlichen Gewichten ſo uͤber einander, daß jede eine wagrechte Oberflaͤche hat. Wenn man eine mit Waſſer gefuͤllte Glasroͤhre, oben mit einer Kugel, mit unterwaͤrts gekehrter Oefnung in rothen Wein einſenkt, ſo zieht ſich das Waſſer nach und nach aus der Kugel und Roͤhre herab, und der leichtere Wein ſteigt dagegen durch die Roͤhre in die Kugel hinauf. Man giebt dieſer ſcheinbaren Verwandlung des Waſſers in Wien den Namen des Paſſevin. Vier Fluͤßigkeiten von verſchiednen Schweren, z. B. Queckſilber, zerfloßnes Weinſteinſalz, Weingeiſt und Bergoͤl, zuſammen in eine verſchloßne Glasroͤhre gefuͤllt, machen das aus, was man ein Elementenglas oder eine Elementatwelt nennt. Dieſe Materien durch einander geſchuͤttelt, bilden das Chaos: ſobald ſie aber in Ruhe kommen, ſcheiden ſie ſich ailmaͤhlig, und treten, wie die vier Elemente der Alten, nach ihrer ſpecifiſchen Schwere uͤber einander.
Kaͤſtner Anfangsgr. der angew. Math. Goͤtt. 1780. 8. Hydroſtatik, §. 55 u. f.
van Swinden Poſitiones phyſicae, To. II. L. IV. P. II. Sect. II. cap. 2. §. 86. ſqq.
Schwingung, Oſcillation, Vibration, Oſcillatio, Vibratio, Oſeillation, Vibration.
Man legt dieſe Namen einer jeden Bewegung bey, welche einen Koͤrper hin und her treibt, oder zwiſchen zwoen Grenzen hin und wieder zuruͤck fuͤhrt. Gemeiniglich ſind dieſe Bewegungen ſo beſchaffen, daß ſie an ſich ohne Ende fortdauren wuͤrden, und nur durch die allgemeinen Hinderniſſe aller Bewegungen, d. i. durch Reibung und Widerſtand der Mittel geſchwaͤcht und endlich aufgehoben werden. Jede Bewegung dieſer Art heißt eine ſchwingende (motus oſcillatorius, vibratorius, mouvement d'oſcillation ou de vibration), und jedes einzelne Hin- und Hergehen eine Schwingung.
Beyſpiele ſchwingender Bewegungen geben die Pendel, die Zunge des Wagbalkens, die ſich ins Gleichgewicht ſtellt, die Oberflaͤchen fluͤßiger Koͤrper, die in Gefaͤßen bewegt werden, geſpannte Saiten und uͤberhaupt alle ſchallende
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 944. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/950>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.