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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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blanche
), bey welcher gute, oder schwarze Kunst, wobey böse Geister wirkten.

Wenn wir aber von unsern Erfahrungen über die Körperwelt Betrug und Täuschung gehörig absondern, so werden wir gar bald überzeugt, duß alle Erfolge durch natürliche Kräfte bewirkt werden, daß es also keine andere, als natürliche, Magie giebt, und daß die angeführten Eintheilungen der Zauberkunst nichts mehr, als eine Geburt der Unwissenhrit und des Aberglaubens sind.

Die natürliche Magie aber, bey der es blos auf Schein und Täuschung ankommt, ist von sehr großem Umfange. Die Kräste der Körper sind dem Pöbel gar nicht, und selbst denen, die sich durch Stand und Wissenschaft über den Pöbel erheben, oft nur wenig und unvollkommen bekannt. Wie leicht ist es daher, Erfoige hervorzubringen, weiche ihnen alle Kräfte der Körper zu übersteigen scheinen? Eine ungewöhnliche Geschwindigkeit, bisweilen mit geheimen Vorbereitungen verbunden, Nebenumstände, welche die Aufmerksamkeit zersrreuen, und von dem, was der Künstler verbergen will, ablenken, Anwendungen mathematischer, physikalischer und chymischer Lehren, welche dem großen Haufen unbekannt sind u. dgl. vermögen Dinge zu bewirken, die bisweilen auch dem aufgeklärtern Zuschauer ganz unbegreislich scheinen, wenn er von den Gründen, worauf solche Kunststücke beruhen, nicht genau unterrichtet ist.

Die Kenntniß der ächten Naturlehre gewährt also unter mehrern Vortheilen auch den, daß sie uns vor mancherley abergläubischen Einfällen und Thorheiten schützt, auf welche die Alten aus Mangel an physikalischen Einsichten versielen, und die noch jetzt von eigennützigen Betrügern auegebreitet, und leider, bey dem großen Hange der Menschen zum Außerordentlichen und Wunderbaren, häufig genug geglaubt und verehrt werden.

Zu dieser Absicht sind besonders Werke nützlich, in welchen überraschende Wirkungen und Kunststücke, die sich auf physikalische Lehren gründen, umständlich erklärt werden. Dahin gehört schon aus dem dreyzehnten Jahrhunderte


blanche
), bey welcher gute, oder ſchwarze Kunſt, wobey boͤſe Geiſter wirkten.

Wenn wir aber von unſern Erfahrungen uͤber die Koͤrperwelt Betrug und Taͤuſchung gehoͤrig abſondern, ſo werden wir gar bald uͤberzeugt, duß alle Erfolge durch natuͤrliche Kraͤfte bewirkt werden, daß es alſo keine andere, als natuͤrliche, Magie giebt, und daß die angefuͤhrten Eintheilungen der Zauberkunſt nichts mehr, als eine Geburt der Unwiſſenhrit und des Aberglaubens ſind.

Die natuͤrliche Magie aber, bey der es blos auf Schein und Taͤuſchung ankommt, iſt von ſehr großem Umfange. Die Kraͤſte der Koͤrper ſind dem Poͤbel gar nicht, und ſelbſt denen, die ſich durch Stand und Wiſſenſchaft uͤber den Poͤbel erheben, oft nur wenig und unvollkommen bekannt. Wie leicht iſt es daher, Erfoige hervorzubringen, weiche ihnen alle Kraͤfte der Koͤrper zu uͤberſteigen ſcheinen? Eine ungewoͤhnliche Geſchwindigkeit, bisweilen mit geheimen Vorbereitungen verbunden, Nebenumſtaͤnde, welche die Aufmerkſamkeit zerſrreuen, und von dem, was der Kuͤnſtler verbergen will, ablenken, Anwendungen mathematiſcher, phyſikaliſcher und chymiſcher Lehren, welche dem großen Haufen unbekannt ſind u. dgl. vermoͤgen Dinge zu bewirken, die bisweilen auch dem aufgeklaͤrtern Zuſchauer ganz unbegreiſlich ſcheinen, wenn er von den Gruͤnden, worauf ſolche Kunſtſtuͤcke beruhen, nicht genau unterrichtet iſt.

Die Kenntniß der aͤchten Naturlehre gewaͤhrt alſo unter mehrern Vortheilen auch den, daß ſie uns vor mancherley aberglaͤubiſchen Einfaͤllen und Thorheiten ſchuͤtzt, auf welche die Alten aus Mangel an phyſikaliſchen Einſichten verſielen, und die noch jetzt von eigennuͤtzigen Betruͤgern auegebreitet, und leider, bey dem großen Hange der Menſchen zum Außerordentlichen und Wunderbaren, haͤufig genug geglaubt und verehrt werden.

Zu dieſer Abſicht ſind beſonders Werke nuͤtzlich, in welchen uͤberraſchende Wirkungen und Kunſtſtuͤcke, die ſich auf phyſikaliſche Lehren gruͤnden, umſtaͤndlich erklaͤrt werden. Dahin gehoͤrt ſchon aus dem dreyzehnten Jahrhunderte

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[90/0096] blanche), bey welcher gute, oder ſchwarze Kunſt, wobey boͤſe Geiſter wirkten. Wenn wir aber von unſern Erfahrungen uͤber die Koͤrperwelt Betrug und Taͤuſchung gehoͤrig abſondern, ſo werden wir gar bald uͤberzeugt, duß alle Erfolge durch natuͤrliche Kraͤfte bewirkt werden, daß es alſo keine andere, als natuͤrliche, Magie giebt, und daß die angefuͤhrten Eintheilungen der Zauberkunſt nichts mehr, als eine Geburt der Unwiſſenhrit und des Aberglaubens ſind. Die natuͤrliche Magie aber, bey der es blos auf Schein und Taͤuſchung ankommt, iſt von ſehr großem Umfange. Die Kraͤſte der Koͤrper ſind dem Poͤbel gar nicht, und ſelbſt denen, die ſich durch Stand und Wiſſenſchaft uͤber den Poͤbel erheben, oft nur wenig und unvollkommen bekannt. Wie leicht iſt es daher, Erfoige hervorzubringen, weiche ihnen alle Kraͤfte der Koͤrper zu uͤberſteigen ſcheinen? Eine ungewoͤhnliche Geſchwindigkeit, bisweilen mit geheimen Vorbereitungen verbunden, Nebenumſtaͤnde, welche die Aufmerkſamkeit zerſrreuen, und von dem, was der Kuͤnſtler verbergen will, ablenken, Anwendungen mathematiſcher, phyſikaliſcher und chymiſcher Lehren, welche dem großen Haufen unbekannt ſind u. dgl. vermoͤgen Dinge zu bewirken, die bisweilen auch dem aufgeklaͤrtern Zuſchauer ganz unbegreiſlich ſcheinen, wenn er von den Gruͤnden, worauf ſolche Kunſtſtuͤcke beruhen, nicht genau unterrichtet iſt. Die Kenntniß der aͤchten Naturlehre gewaͤhrt alſo unter mehrern Vortheilen auch den, daß ſie uns vor mancherley aberglaͤubiſchen Einfaͤllen und Thorheiten ſchuͤtzt, auf welche die Alten aus Mangel an phyſikaliſchen Einſichten verſielen, und die noch jetzt von eigennuͤtzigen Betruͤgern auegebreitet, und leider, bey dem großen Hange der Menſchen zum Außerordentlichen und Wunderbaren, haͤufig genug geglaubt und verehrt werden. Zu dieſer Abſicht ſind beſonders Werke nuͤtzlich, in welchen uͤberraſchende Wirkungen und Kunſtſtuͤcke, die ſich auf phyſikaliſche Lehren gruͤnden, umſtaͤndlich erklaͤrt werden. Dahin gehoͤrt ſchon aus dem dreyzehnten Jahrhunderte

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/96>, abgerufen am 21.11.2024.