Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


"Quando superfunditur plumbum vitro calido--effi"citur altera parte terminatum valde radiosum";
und Johann Peckham führt in seiner, ebenfalls im dreyzehnten Jahrhunderte geschriebenen, Perspectiva communis, besonders an, daß man auch Spiegel aus Eisen und Stahl machen könne, die also damals nicht mehr die gebräuchlichsten gewesen seyn können. Noch lange Zeit hernach verfertigte man die gemeinsten Spiegel so, daß man in die noch weiche Glasblase Harz oder Colophonium warf, sogleich ein Gemenge von Bley und Spießglas hineingoß, die Blase herumschwenkte und zu kleinen Spiegeln zerschnitt. Die Belegung mit Zinnblättern und Quecksilber soll erst in 14ten Jahrhunderte erfunden seyn, obgleich die Alten das Amalgama schon kannten, auch wußten, daß sich Quecksilber am besten in gläsernen Gefäßen aufbewahren ließ, wobey man an dem mit diesem Metall gefüllten Glase den schönsten Spiegel haben mußte. Die Kunst, Glastafeln zu Spiegeln zu gießen, ist im Jahre 1688 von Abraham Thewart in Frankreich erfunden. In neuern Zeiten ist man durch die Ersinduug der Spiegeltelesklope wieder auf den Gebrauch und die Verbesserung der Metallspiegel gekommen, s. Spiegelteleskop. Erhabne Spiegel.

Der erhabne oder Convexspiegel (Speculum convexum, Miroir convexe) ist ein krummer Spiegel, dessen Flache nach der Vorderseite zu erhaben ist. Die Krümmung kan sphärisch, parabolisch, elliptisch, hyperbolisch rc. seyn. Gemeiniglich werden nur sphärische Converspiegel, oder erhabne Kugelspiegel (Specula sphaerica convexa) gebraucht, welche am leichtesten zu verfertigen sind, wenn man nach Wolfs Vorschrift (Elem. Catoptr. Cap. III. Probl. 15.) dünne hohle Glaskugeln auf der innern Seite mit einem Amalgama von Quecksilber, Zinn und Wißmuth belegt, welches durch bloßes Eingießen des sehr flüßigen Amalgama und Herumschwenken der Kugel bewerkstelliget werden kan.


”Quando ſuperfunditur plumbum vitro calido—effi”citur altera parte terminatum valde radioſum“;
und Johann Peckham fuͤhrt in ſeiner, ebenfalls im dreyzehnten Jahrhunderte geſchriebenen, Perſpectiva communis, beſonders an, daß man auch Spiegel aus Eiſen und Stahl machen koͤnne, die alſo damals nicht mehr die gebraͤuchlichſten geweſen ſeyn koͤnnen. Noch lange Zeit hernach verfertigte man die gemeinſten Spiegel ſo, daß man in die noch weiche Glasblaſe Harz oder Colophonium warf, ſogleich ein Gemenge von Bley und Spießglas hineingoß, die Blaſe herumſchwenkte und zu kleinen Spiegeln zerſchnitt. Die Belegung mit Zinnblaͤttern und Queckſilber ſoll erſt in 14ten Jahrhunderte erfunden ſeyn, obgleich die Alten das Amalgama ſchon kannten, auch wußten, daß ſich Queckſilber am beſten in glaͤſernen Gefaͤßen aufbewahren ließ, wobey man an dem mit dieſem Metall gefuͤllten Glaſe den ſchoͤnſten Spiegel haben mußte. Die Kunſt, Glastafeln zu Spiegeln zu gießen, iſt im Jahre 1688 von Abraham Thewart in Frankreich erfunden. In neuern Zeiten iſt man durch die Erſinduug der Spiegelteleſklope wieder auf den Gebrauch und die Verbeſſerung der Metallſpiegel gekommen, ſ. Spiegelteleſkop. Erhabne Spiegel.

Der erhabne oder Convexſpiegel (Speculum convexum, Miroir convexe) iſt ein krummer Spiegel, deſſen Flache nach der Vorderſeite zu erhaben iſt. Die Kruͤmmung kan ſphaͤriſch, paraboliſch, elliptiſch, hyperboliſch rc. ſeyn. Gemeiniglich werden nur ſphaͤriſche Converſpiegel, oder erhabne Kugelſpiegel (Specula ſphaerica convexa) gebraucht, welche am leichteſten zu verfertigen ſind, wenn man nach Wolfs Vorſchrift (Elem. Catoptr. Cap. III. Probl. 15.) duͤnne hohle Glaskugeln auf der innern Seite mit einem Amalgama von Queckſilber, Zinn und Wißmuth belegt, welches durch bloßes Eingießen des ſehr fluͤßigen Amalgama und Herumſchwenken der Kugel bewerkſtelliget werden kan.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0138" xml:id="P.4.128" n="128"/><lb/>
&#x201D;Quando &#x017F;uperfunditur plumbum vitro calido&#x2014;effi&#x201D;citur altera parte terminatum valde radio&#x017F;um&#x201C;;</hi> und <hi rendition="#b">Johann Peckham</hi> fu&#x0364;hrt in &#x017F;einer, ebenfalls im dreyzehnten Jahrhunderte ge&#x017F;chriebenen, <hi rendition="#aq">Per&#x017F;pectiva communis,</hi> be&#x017F;onders an, daß man auch Spiegel aus Ei&#x017F;en und Stahl machen ko&#x0364;nne, die al&#x017F;o damals nicht mehr die gebra&#x0364;uchlich&#x017F;ten gewe&#x017F;en &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen. Noch lange Zeit hernach verfertigte man die gemein&#x017F;ten Spiegel &#x017F;o, daß man in die noch weiche Glasbla&#x017F;e Harz oder Colophonium warf, &#x017F;ogleich ein Gemenge von Bley und Spießglas hineingoß, die Bla&#x017F;e herum&#x017F;chwenkte und zu kleinen Spiegeln zer&#x017F;chnitt. Die Belegung mit Zinnbla&#x0364;ttern und Queck&#x017F;ilber &#x017F;oll er&#x017F;t in 14ten Jahrhunderte erfunden &#x017F;eyn, obgleich die Alten das Amalgama &#x017F;chon kannten, auch wußten, daß &#x017F;ich Queck&#x017F;ilber am be&#x017F;ten in gla&#x0364;&#x017F;ernen Gefa&#x0364;ßen aufbewahren ließ, wobey man an dem mit die&#x017F;em Metall gefu&#x0364;llten Gla&#x017F;e den &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Spiegel haben mußte. Die Kun&#x017F;t, Glastafeln zu Spiegeln zu gießen, i&#x017F;t im Jahre 1688 von <hi rendition="#b">Abraham Thewart</hi> in Frankreich erfunden. In neuern Zeiten i&#x017F;t man durch die Er&#x017F;induug der Spiegeltele&#x017F;klope wieder auf den Gebrauch und die Verbe&#x017F;&#x017F;erung der Metall&#x017F;piegel gekommen, <hi rendition="#b">&#x017F;. Spiegeltele&#x017F;kop.</hi> <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Erhabne Spiegel.</hi></hi></p>
            <p>Der <hi rendition="#b">erhabne</hi> oder <hi rendition="#b">Convex&#x017F;piegel</hi> (<hi rendition="#aq">Speculum convexum, <hi rendition="#i">Miroir convexe</hi></hi>) i&#x017F;t ein krummer Spiegel, de&#x017F;&#x017F;en Flache nach der Vorder&#x017F;eite zu <hi rendition="#b">erhaben</hi> i&#x017F;t. Die Kru&#x0364;mmung kan &#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;ch, paraboli&#x017F;ch, ellipti&#x017F;ch, hyperboli&#x017F;ch rc. &#x017F;eyn. Gemeiniglich werden nur &#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;che Conver&#x017F;piegel, oder <hi rendition="#b">erhabne Kugel&#x017F;piegel</hi> (<hi rendition="#aq">Specula &#x017F;phaerica convexa</hi>) gebraucht, welche am leichte&#x017F;ten zu verfertigen &#x017F;ind, wenn man nach <hi rendition="#b">Wolfs</hi> Vor&#x017F;chrift (<hi rendition="#aq">Elem. Catoptr. Cap. III. Probl. 15.</hi>) du&#x0364;nne hohle Glaskugeln auf der innern Seite mit einem Amalgama von Queck&#x017F;ilber, Zinn und Wißmuth belegt, welches durch bloßes Eingießen des &#x017F;ehr flu&#x0364;ßigen Amalgama und Herum&#x017F;chwenken der Kugel bewerk&#x017F;telliget werden kan.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0138] ”Quando ſuperfunditur plumbum vitro calido—effi”citur altera parte terminatum valde radioſum“; und Johann Peckham fuͤhrt in ſeiner, ebenfalls im dreyzehnten Jahrhunderte geſchriebenen, Perſpectiva communis, beſonders an, daß man auch Spiegel aus Eiſen und Stahl machen koͤnne, die alſo damals nicht mehr die gebraͤuchlichſten geweſen ſeyn koͤnnen. Noch lange Zeit hernach verfertigte man die gemeinſten Spiegel ſo, daß man in die noch weiche Glasblaſe Harz oder Colophonium warf, ſogleich ein Gemenge von Bley und Spießglas hineingoß, die Blaſe herumſchwenkte und zu kleinen Spiegeln zerſchnitt. Die Belegung mit Zinnblaͤttern und Queckſilber ſoll erſt in 14ten Jahrhunderte erfunden ſeyn, obgleich die Alten das Amalgama ſchon kannten, auch wußten, daß ſich Queckſilber am beſten in glaͤſernen Gefaͤßen aufbewahren ließ, wobey man an dem mit dieſem Metall gefuͤllten Glaſe den ſchoͤnſten Spiegel haben mußte. Die Kunſt, Glastafeln zu Spiegeln zu gießen, iſt im Jahre 1688 von Abraham Thewart in Frankreich erfunden. In neuern Zeiten iſt man durch die Erſinduug der Spiegelteleſklope wieder auf den Gebrauch und die Verbeſſerung der Metallſpiegel gekommen, ſ. Spiegelteleſkop. Erhabne Spiegel. Der erhabne oder Convexſpiegel (Speculum convexum, Miroir convexe) iſt ein krummer Spiegel, deſſen Flache nach der Vorderſeite zu erhaben iſt. Die Kruͤmmung kan ſphaͤriſch, paraboliſch, elliptiſch, hyperboliſch rc. ſeyn. Gemeiniglich werden nur ſphaͤriſche Converſpiegel, oder erhabne Kugelſpiegel (Specula ſphaerica convexa) gebraucht, welche am leichteſten zu verfertigen ſind, wenn man nach Wolfs Vorſchrift (Elem. Catoptr. Cap. III. Probl. 15.) duͤnne hohle Glaskugeln auf der innern Seite mit einem Amalgama von Queckſilber, Zinn und Wißmuth belegt, welches durch bloßes Eingießen des ſehr fluͤßigen Amalgama und Herumſchwenken der Kugel bewerkſtelliget werden kan.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/138
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/138>, abgerufen am 21.11.2024.