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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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und je mehr es dem Lothe CA zur Seite steht. Man sieht dieses doppelte Bild deutlich, wenn man eine Lichtflamme vor den Spiegel hält, und von der Seite flach dagegen sieht. Das vordere Bild ist weit schwächer, als das hintere, weil es nur die wenigen Stralen enthält, welche nicht durch die Vorderfläche des Spiegels gehen.

Außer diesen Bildern erscheinen gewöhnlich noch mehrere in K, L u. s. w. weil die Vorderfläche des Spiegels bd selbst diejenigen Stralen, die von der hintern Fläche BD zurückkommen, nicht alle durchläßt, sondern einen Theil davon wieder zurücksendet, der zum Zweytenmale von BD reflectirt wird, und ein drittes Bild in K veranlasset. Auch von diesem Theile Stralen werden wiederum einige von bd zurück und zum Drittenmale auf BD geworfen, daher das vierte Bild in L entsteht u. s. w. So sieht man von der Lichtflamme C eine Reihe Bilder i, I, K, L u. s. f. hinter einander, worunter das zweyte I das lebhafteste ist. Die folgenden K, L rc. werden der Ordnung nach immer schwächer, bis sie sich endlich ganz verlieren.

Die Verbindung mehrerer Planspiegel giebt ebenfalls eine Menge merkwürdiger und angenehmer Erscheinungen, von denen einige bey dem Worte Spiegelkasten angeführt werden.

Unstreitig sind die metallnen Spiegel die ältesten (Plin. H.N. XXXIII. 9.); doch haben auch die gläsernen ein hohes Alter, und scheinen nach des Plinius Nachricht bey der Glasoffiein zu Sidon erfunden zu seyn (Plin. H. N. XXXVI. 26. Alind vitrum slatu figuratur, aliud torno teritur, aliud in argenti modum caelatur, Sidone quondam illis officinis nobili, siquidem et specula excogitaverat). Anfänglich machte man das Glas nur durch eine sehr dunkle Farbe undurchsichtig, wie denn auch geschliffene Steine von dunkler Farbe zu Spiegeln gebraucht wurden; hernach übergoß oder uberzog man die hintere Fläche mit Bley. Diese Art Spiegel scheint im mittlern Zeitalter die gemeinste gewesen zu seyn. Vincenz von Beauvais sagt in seinem um 1240 geschriebenen Speculum naturale: "Inter omnia melius est speculum ex vitro et plumbo.


und je mehr es dem Lothe CA zur Seite ſteht. Man ſieht dieſes doppelte Bild deutlich, wenn man eine Lichtflamme vor den Spiegel haͤlt, und von der Seite flach dagegen ſieht. Das vordere Bild iſt weit ſchwaͤcher, als das hintere, weil es nur die wenigen Stralen enthaͤlt, welche nicht durch die Vorderflaͤche des Spiegels gehen.

Außer dieſen Bildern erſcheinen gewoͤhnlich noch mehrere in K, L u. ſ. w. weil die Vorderflaͤche des Spiegels bd ſelbſt diejenigen Stralen, die von der hintern Flaͤche BD zuruͤckkommen, nicht alle durchlaͤßt, ſondern einen Theil davon wieder zuruͤckſendet, der zum Zweytenmale von BD reflectirt wird, und ein drittes Bild in K veranlaſſet. Auch von dieſem Theile Stralen werden wiederum einige von bd zuruͤck und zum Drittenmale auf BD geworfen, daher das vierte Bild in L entſteht u. ſ. w. So ſieht man von der Lichtflamme C eine Reihe Bilder i, I, K, L u. ſ. f. hinter einander, worunter das zweyte I das lebhafteſte iſt. Die folgenden K, L rc. werden der Ordnung nach immer ſchwaͤcher, bis ſie ſich endlich ganz verlieren.

Die Verbindung mehrerer Planſpiegel giebt ebenfalls eine Menge merkwuͤrdiger und angenehmer Erſcheinungen, von denen einige bey dem Worte Spiegelkaſten angefuͤhrt werden.

Unſtreitig ſind die metallnen Spiegel die aͤlteſten (Plin. H.N. XXXIII. 9.); doch haben auch die glaͤſernen ein hohes Alter, und ſcheinen nach des Plinius Nachricht bey der Glasoffiein zu Sidon erfunden zu ſeyn (Plin. H. N. XXXVI. 26. Alind vitrum ſlatu figuratur, aliud torno teritur, aliud in argenti modum caelatur, Sidone quondam illis officinis nobili, ſiquidem et ſpecula excogitaverat). Anfaͤnglich machte man das Glas nur durch eine ſehr dunkle Farbe undurchſichtig, wie denn auch geſchliffene Steine von dunkler Farbe zu Spiegeln gebraucht wurden; hernach uͤbergoß oder uberzog man die hintere Flaͤche mit Bley. Dieſe Art Spiegel ſcheint im mittlern Zeitalter die gemeinſte geweſen zu ſeyn. Vincenz von Beauvais ſagt in ſeinem um 1240 geſchriebenen Speculum naturale: ”Inter omnia melius eſt ſpeculum ex vitro et plumbo.

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[127/0137] und je mehr es dem Lothe CA zur Seite ſteht. Man ſieht dieſes doppelte Bild deutlich, wenn man eine Lichtflamme vor den Spiegel haͤlt, und von der Seite flach dagegen ſieht. Das vordere Bild iſt weit ſchwaͤcher, als das hintere, weil es nur die wenigen Stralen enthaͤlt, welche nicht durch die Vorderflaͤche des Spiegels gehen. Außer dieſen Bildern erſcheinen gewoͤhnlich noch mehrere in K, L u. ſ. w. weil die Vorderflaͤche des Spiegels bd ſelbſt diejenigen Stralen, die von der hintern Flaͤche BD zuruͤckkommen, nicht alle durchlaͤßt, ſondern einen Theil davon wieder zuruͤckſendet, der zum Zweytenmale von BD reflectirt wird, und ein drittes Bild in K veranlaſſet. Auch von dieſem Theile Stralen werden wiederum einige von bd zuruͤck und zum Drittenmale auf BD geworfen, daher das vierte Bild in L entſteht u. ſ. w. So ſieht man von der Lichtflamme C eine Reihe Bilder i, I, K, L u. ſ. f. hinter einander, worunter das zweyte I das lebhafteſte iſt. Die folgenden K, L rc. werden der Ordnung nach immer ſchwaͤcher, bis ſie ſich endlich ganz verlieren. Die Verbindung mehrerer Planſpiegel giebt ebenfalls eine Menge merkwuͤrdiger und angenehmer Erſcheinungen, von denen einige bey dem Worte Spiegelkaſten angefuͤhrt werden. Unſtreitig ſind die metallnen Spiegel die aͤlteſten (Plin. H.N. XXXIII. 9.); doch haben auch die glaͤſernen ein hohes Alter, und ſcheinen nach des Plinius Nachricht bey der Glasoffiein zu Sidon erfunden zu ſeyn (Plin. H. N. XXXVI. 26. Alind vitrum ſlatu figuratur, aliud torno teritur, aliud in argenti modum caelatur, Sidone quondam illis officinis nobili, ſiquidem et ſpecula excogitaverat). Anfaͤnglich machte man das Glas nur durch eine ſehr dunkle Farbe undurchſichtig, wie denn auch geſchliffene Steine von dunkler Farbe zu Spiegeln gebraucht wurden; hernach uͤbergoß oder uberzog man die hintere Flaͤche mit Bley. Dieſe Art Spiegel ſcheint im mittlern Zeitalter die gemeinſte geweſen zu ſeyn. Vincenz von Beauvais ſagt in ſeinem um 1240 geſchriebenen Speculum naturale: ”Inter omnia melius eſt ſpeculum ex vitro et plumbo.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/137>, abgerufen am 21.11.2024.