Wetzsteine belegt. Auf diesen Wetzsteinen wird zuerst eine messingene Schale hohl ausgeschliffen, und in dieser wieder ein erhabnes Glas, das zum Poliren mit Pech und seidnem Zeug überzogen wird. Man schleift alsdann den Spiegel und die messingene Schale immer wechselsweise mit Schmergel auf den Wetzsteinen, und berichtigt ihre Gestalt gegen die Polirscheibe, bis alle drey völlig zusammen passen, da man denn die Politur des Spiegels auf dem überzogenen Glase mit Zinnasche vollendet. Die Behandlung hiebey ist fein, und das ganze Verfahren äusserst mühsam. Nach dieser Methode haben die englischen Künstler eine Menge guter Teleskope verfertiget, ohne daß es ihnen andere Nationen hierinn gleich thun konnten, obgleich auch in Frankreich Paris, Gonichon (von 1733 an) und Passement (von 1735) ganz gute Instrumente geliefert haben.
In Sachsen ließ damals der Erbmarschall Graf Hans von Löser, ein großer Beförderer der praktischen Mathematik, auf seinem Schlosse Reinharz im Churkreise, Spiegelteleskope verfertigen, deren größtes, von 6 engl. Fuß 9 Zoll 10 Lin. Brennweite des größern Spiegels, in Herrn Kästners Vorrede der deutschen Ausgabe des Smith (Altenb. 1755.) beschrieben ist. Die Gestalt seiner Spiegel näherte sich der der parabolischen.
Durch Dollond's Erfindung der achromatischen Fernröhre schien den Vorzügen der Spiegelteleskope wieder etwas benommen zu werden, da man jetzt Sehröhre erhielt, die mit bloßen Gläsern eben das leisteten, ohne eben viel länger auszufallen. Gläser sind doch ohne Vergleichung dauerhafter als Spiegel, und zeigen die Gegenstände allemal heller und lebhafter, weil bey der Brechung weniger Licht, als bey der Zurückwerfung, verlohren geht. Demohnerachtet behielten die Teleskope immerfort ihren Werth, und wurden von den neuern englischen Künstlern, Dollond, Ramsden, Nairne, Pyefinch, Adams u. a. noch eben so häufig, als sonst, verfertiget und verkauft.
Wetzſteine belegt. Auf dieſen Wetzſteinen wird zuerſt eine meſſingene Schale hohl ausgeſchliffen, und in dieſer wieder ein erhabnes Glas, das zum Poliren mit Pech und ſeidnem Zeug uͤberzogen wird. Man ſchleift alsdann den Spiegel und die meſſingene Schale immer wechſelsweiſe mit Schmergel auf den Wetzſteinen, und berichtigt ihre Geſtalt gegen die Polirſcheibe, bis alle drey voͤllig zuſammen paſſen, da man denn die Politur des Spiegels auf dem uͤberzogenen Glaſe mit Zinnaſche vollendet. Die Behandlung hiebey iſt fein, und das ganze Verfahren aͤuſſerſt muͤhſam. Nach dieſer Methode haben die engliſchen Kuͤnſtler eine Menge guter Teleſkope verfertiget, ohne daß es ihnen andere Nationen hierinn gleich thun konnten, obgleich auch in Frankreich Paris, Gonichon (von 1733 an) und Paſſement (von 1735) ganz gute Inſtrumente geliefert haben.
In Sachſen ließ damals der Erbmarſchall Graf Hans von Loͤſer, ein großer Befoͤrderer der praktiſchen Mathematik, auf ſeinem Schloſſe Reinharz im Churkreiſe, Spiegelteleſkope verfertigen, deren groͤßtes, von 6 engl. Fuß 9 Zoll 10 Lin. Brennweite des groͤßern Spiegels, in Herrn Kaͤſtners Vorrede der deutſchen Ausgabe des Smith (Altenb. 1755.) beſchrieben iſt. Die Geſtalt ſeiner Spiegel naͤherte ſich der der paraboliſchen.
Durch Dollond's Erfindung der achromatiſchen Fernroͤhre ſchien den Vorzuͤgen der Spiegelteleſkope wieder etwas benommen zu werden, da man jetzt Sehroͤhre erhielt, die mit bloßen Glaͤſern eben das leiſteten, ohne eben viel laͤnger auszufallen. Glaͤſer ſind doch ohne Vergleichung dauerhafter als Spiegel, und zeigen die Gegenſtaͤnde allemal heller und lebhafter, weil bey der Brechung weniger Licht, als bey der Zuruͤckwerfung, verlohren geht. Demohnerachtet behielten die Teleſkope immerfort ihren Werth, und wurden von den neuern engliſchen Kuͤnſtlern, Dollond, Ramsden, Nairne, Pyefinch, Adams u. a. noch eben ſo haͤufig, als ſonſt, verfertiget und verkauft.
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Wetzſteine belegt. Auf dieſen Wetzſteinen wird zuerſt eine meſſingene Schale hohl ausgeſchliffen, und in dieſer wieder ein erhabnes Glas, das zum Poliren mit Pech und ſeidnem Zeug uͤberzogen wird. Man ſchleift alsdann den Spiegel und die meſſingene Schale immer wechſelsweiſe mit Schmergel auf den Wetzſteinen, und berichtigt ihre Geſtalt gegen die Polirſcheibe, bis alle drey voͤllig zuſammen paſſen, da man denn die Politur des Spiegels auf dem uͤberzogenen Glaſe mit Zinnaſche vollendet. Die Behandlung hiebey iſt fein, und das ganze Verfahren aͤuſſerſt muͤhſam. Nach dieſer Methode haben die engliſchen Kuͤnſtler eine Menge guter Teleſkope verfertiget, ohne daß es ihnen andere Nationen hierinn gleich thun konnten, obgleich auch in Frankreich <hirendition="#b">Paris, Gonichon</hi> (von 1733 an) und <hirendition="#b">Paſſement</hi> (von 1735) ganz gute Inſtrumente geliefert haben.</p><p>In Sachſen ließ damals der Erbmarſchall Graf <hirendition="#b">Hans von Loͤſer,</hi> ein großer Befoͤrderer der praktiſchen Mathematik, auf ſeinem Schloſſe Reinharz im Churkreiſe, Spiegelteleſkope verfertigen, deren groͤßtes, von 6 engl. Fuß 9 Zoll 10 Lin. Brennweite des groͤßern Spiegels, in Herrn <hirendition="#b">Kaͤſtners</hi> Vorrede der deutſchen Ausgabe des Smith (Altenb. 1755.) beſchrieben iſt. Die Geſtalt ſeiner Spiegel naͤherte ſich der der paraboliſchen.</p><p>Durch <hirendition="#b">Dollond's</hi> Erfindung der achromatiſchen Fernroͤhre ſchien den Vorzuͤgen der Spiegelteleſkope wieder etwas benommen zu werden, da man jetzt Sehroͤhre erhielt, die mit bloßen Glaͤſern eben das leiſteten, ohne eben viel laͤnger auszufallen. Glaͤſer ſind doch ohne Vergleichung dauerhafter als Spiegel, und zeigen die Gegenſtaͤnde allemal heller und lebhafter, weil bey der Brechung weniger Licht, als bey der Zuruͤckwerfung, verlohren geht. Demohnerachtet behielten die Teleſkope immerfort ihren Werth, und wurden von den neuern engliſchen Kuͤnſtlern, <hirendition="#b">Dollond, Ramsden, Nairne, Pyefinch, Adams</hi> u. a. noch eben ſo haͤufig, als ſonſt, verfertiget und verkauft.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Wetzſteine belegt. Auf dieſen Wetzſteinen wird zuerſt eine meſſingene Schale hohl ausgeſchliffen, und in dieſer wieder ein erhabnes Glas, das zum Poliren mit Pech und ſeidnem Zeug uͤberzogen wird. Man ſchleift alsdann den Spiegel und die meſſingene Schale immer wechſelsweiſe mit Schmergel auf den Wetzſteinen, und berichtigt ihre Geſtalt gegen die Polirſcheibe, bis alle drey voͤllig zuſammen paſſen, da man denn die Politur des Spiegels auf dem uͤberzogenen Glaſe mit Zinnaſche vollendet. Die Behandlung hiebey iſt fein, und das ganze Verfahren aͤuſſerſt muͤhſam. Nach dieſer Methode haben die engliſchen Kuͤnſtler eine Menge guter Teleſkope verfertiget, ohne daß es ihnen andere Nationen hierinn gleich thun konnten, obgleich auch in Frankreich Paris, Gonichon (von 1733 an) und Paſſement (von 1735) ganz gute Inſtrumente geliefert haben.
In Sachſen ließ damals der Erbmarſchall Graf Hans von Loͤſer, ein großer Befoͤrderer der praktiſchen Mathematik, auf ſeinem Schloſſe Reinharz im Churkreiſe, Spiegelteleſkope verfertigen, deren groͤßtes, von 6 engl. Fuß 9 Zoll 10 Lin. Brennweite des groͤßern Spiegels, in Herrn Kaͤſtners Vorrede der deutſchen Ausgabe des Smith (Altenb. 1755.) beſchrieben iſt. Die Geſtalt ſeiner Spiegel naͤherte ſich der der paraboliſchen.
Durch Dollond's Erfindung der achromatiſchen Fernroͤhre ſchien den Vorzuͤgen der Spiegelteleſkope wieder etwas benommen zu werden, da man jetzt Sehroͤhre erhielt, die mit bloßen Glaͤſern eben das leiſteten, ohne eben viel laͤnger auszufallen. Glaͤſer ſind doch ohne Vergleichung dauerhafter als Spiegel, und zeigen die Gegenſtaͤnde allemal heller und lebhafter, weil bey der Brechung weniger Licht, als bey der Zuruͤckwerfung, verlohren geht. Demohnerachtet behielten die Teleſkope immerfort ihren Werth, und wurden von den neuern engliſchen Kuͤnſtlern, Dollond, Ramsden, Nairne, Pyefinch, Adams u. a. noch eben ſo haͤufig, als ſonſt, verfertiget und verkauft.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/156>, abgerufen am 24.11.2024.
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