Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Der Spießglaskönig selbst ist von silberweißer Farbe, mäßig hart, blättrig, und so spröde, daß er sich leicht pulvern läßt. Gediegen hat man ihn nur selten in Schweden (s. Anton Swab in den Schwed. Abh. v. 1748.) und Siebenbürgen (s. v. Born in den Abhdl. einer Privatgesellschaft in Böhmen. Th. V. Prag, 1782. S. 383.) gefunden. Sein eigenthümliches Gewicht ist 6,860mal größer, als das Gewicht des Wassers. Luft und Wasser wirken auf ihn wenig oder gar nicht. Er schmelzt beym Glühen in einer Hitze, die man nach Mortimer auf 810 fahrenh. Grade schätzt. In der Weißglühhitze läßt er sich in verschloßnen Gefäßen ganz aufsublimiren; beym Zutritt der Luft aber verfliegt er als ein weißer Rauch, der sich in Gestalt des Spießglasschnees oder der silberfarbnen Blumen des Spießglaskönigs ansetzt. Diese Blumen wiegen mehr als der König, woraus man sie erhalten hat, lösen sich in geringer Menge im Wasser auf, und sind ein unvollkommner, noch viel Brennbares enthaltender, auch selbst noch flüchtiger, Kalk. In geringerer Hitze verkalkt sich der Spießglaskönig zu einem weißgrauen, noch immer flüchtigen Pulver; durch die Verpuffung mit 2 Theilen Salpeter aber giebt er einen vollkommnen schweißtreibenden Spießglaskalk mit einer beträchtlichen Gewichtszunahme, die nach Pezold (Diss. de reductione antimonii. Gott. 1780. 4.) über 50 Procent betragen soll. Die Mineralsäuren für sich lösen den Spießglaskönig nur schwer auf; die Salpetersäure zerfrißt ihn zu einem weißen Kalke mit Entwickelung häufiger Salpeterluft. Sein vollständigstes Auflösungsmittel ist das Königswasser, nach Scheffer (Chym. Vorles. §. 154.) aus 5 Theilen und 1 Theile der stärksten Salz-und Salpetersäure bereitet. Aus der Auslösung fällen die Laugensalze einen weißen, noch nicht ganz dephlogistisirten Spießglaskalk mit starker Gewichtszunahme. Die dephlogistisirte Salzsäure zerfrißt den König des Spießglases schnell zu einer dickflüßigen, höchst ätzenden Substanz, der Spießglasbutter (Butyrum antimonii, Causticum antimoniale, Antimonium salitum Bergm.), Der Spießglaskoͤnig ſelbſt iſt von ſilberweißer Farbe, maͤßig hart, blaͤttrig, und ſo ſproͤde, daß er ſich leicht pulvern laͤßt. Gediegen hat man ihn nur ſelten in Schweden (ſ. Anton Swab in den Schwed. Abh. v. 1748.) und Siebenbuͤrgen (ſ. v. Born in den Abhdl. einer Privatgeſellſchaft in Boͤhmen. Th. V. Prag, 1782. S. 383.) gefunden. Sein eigenthuͤmliches Gewicht iſt 6,860mal groͤßer, als das Gewicht des Waſſers. Luft und Waſſer wirken auf ihn wenig oder gar nicht. Er ſchmelzt beym Gluͤhen in einer Hitze, die man nach Mortimer auf 810 fahrenh. Grade ſchaͤtzt. In der Weißgluͤhhitze laͤßt er ſich in verſchloßnen Gefaͤßen ganz aufſublimiren; beym Zutritt der Luft aber verfliegt er als ein weißer Rauch, der ſich in Geſtalt des Spießglasſchnees oder der ſilberfarbnen Blumen des Spießglaskoͤnigs anſetzt. Dieſe Blumen wiegen mehr als der Koͤnig, woraus man ſie erhalten hat, loͤſen ſich in geringer Menge im Waſſer auf, und ſind ein unvollkommner, noch viel Brennbares enthaltender, auch ſelbſt noch fluͤchtiger, Kalk. In geringerer Hitze verkalkt ſich der Spießglaskoͤnig zu einem weißgrauen, noch immer fluͤchtigen Pulver; durch die Verpuffung mit 2 Theilen Salpeter aber giebt er einen vollkommnen ſchweißtreibenden Spießglaskalk mit einer betraͤchtlichen Gewichtszunahme, die nach Pezold (Diſſ. de reductione antimonii. Gott. 1780. 4.) uͤber 50 Procent betragen ſoll. Die Mineralſaͤuren fuͤr ſich loͤſen den Spießglaskoͤnig nur ſchwer auf; die Salpeterſaͤure zerfrißt ihn zu einem weißen Kalke mit Entwickelung haͤufiger Salpeterluft. Sein vollſtaͤndigſtes Aufloͤſungsmittel iſt das Koͤnigswaſſer, nach Scheffer (Chym. Vorleſ. §. 154.) aus 5 Theilen und 1 Theile der ſtaͤrkſten Salz-und Salpeterſaͤure bereitet. Aus der Auſloͤſung faͤllen die Laugenſalze einen weißen, noch nicht ganz dephlogiſtiſirten Spießglaskalk mit ſtarker Gewichtszunahme. Die dephlogiſtiſirte Salzſaͤure zerfrißt den Koͤnig des Spießglaſes ſchnell zu einer dickfluͤßigen, hoͤchſt aͤtzenden Subſtanz, der Spießglasbutter (Butyrum antimonii, Cauſticum antimoniale, Antimonium ſalitum Bergm.), <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0165" xml:id="P.4.155" n="155"/><lb/> </p> <p>Der <hi rendition="#b">Spießglaskoͤnig</hi> ſelbſt iſt von ſilberweißer Farbe, maͤßig hart, blaͤttrig, und ſo ſproͤde, daß er ſich leicht pulvern laͤßt. Gediegen hat man ihn nur ſelten in Schweden (<hi rendition="#b">ſ. Anton Swab</hi> in den Schwed. Abh. v. 1748.) und Siebenbuͤrgen (<hi rendition="#b">ſ. v. 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Der Spießglaskoͤnig ſelbſt iſt von ſilberweißer Farbe, maͤßig hart, blaͤttrig, und ſo ſproͤde, daß er ſich leicht pulvern laͤßt. Gediegen hat man ihn nur ſelten in Schweden (ſ. Anton Swab in den Schwed. Abh. v. 1748.) und Siebenbuͤrgen (ſ. v. Born in den Abhdl. einer Privatgeſellſchaft in Boͤhmen. Th. V. Prag, 1782. S. 383.) gefunden. Sein eigenthuͤmliches Gewicht iſt 6,860mal groͤßer, als das Gewicht des Waſſers. Luft und Waſſer wirken auf ihn wenig oder gar nicht. Er ſchmelzt beym Gluͤhen in einer Hitze, die man nach Mortimer auf 810 fahrenh. Grade ſchaͤtzt. In der Weißgluͤhhitze laͤßt er ſich in verſchloßnen Gefaͤßen ganz aufſublimiren; beym Zutritt der Luft aber verfliegt er als ein weißer Rauch, der ſich in Geſtalt des Spießglasſchnees oder der ſilberfarbnen Blumen des Spießglaskoͤnigs anſetzt. Dieſe Blumen wiegen mehr als der Koͤnig, woraus man ſie erhalten hat, loͤſen ſich in geringer Menge im Waſſer auf, und ſind ein unvollkommner, noch viel Brennbares enthaltender, auch ſelbſt noch fluͤchtiger, Kalk. In geringerer Hitze verkalkt ſich der Spießglaskoͤnig zu einem weißgrauen, noch immer fluͤchtigen Pulver; durch die Verpuffung mit 2 Theilen Salpeter aber giebt er einen vollkommnen ſchweißtreibenden Spießglaskalk mit einer betraͤchtlichen Gewichtszunahme, die nach Pezold (Diſſ. de reductione antimonii. Gott. 1780. 4.) uͤber 50 Procent betragen ſoll.
Die Mineralſaͤuren fuͤr ſich loͤſen den Spießglaskoͤnig nur ſchwer auf; die Salpeterſaͤure zerfrißt ihn zu einem weißen Kalke mit Entwickelung haͤufiger Salpeterluft. Sein vollſtaͤndigſtes Aufloͤſungsmittel iſt das Koͤnigswaſſer, nach Scheffer (Chym. Vorleſ. §. 154.) aus 5 Theilen und 1 Theile der ſtaͤrkſten Salz-und Salpeterſaͤure bereitet. Aus der Auſloͤſung faͤllen die Laugenſalze einen weißen, noch nicht ganz dephlogiſtiſirten Spießglaskalk mit ſtarker Gewichtszunahme.
Die dephlogiſtiſirte Salzſaͤure zerfrißt den Koͤnig des Spießglaſes ſchnell zu einer dickfluͤßigen, hoͤchſt aͤtzenden Subſtanz, der Spießglasbutter (Butyrum antimonii, Cauſticum antimoniale, Antimonium ſalitum Bergm.),
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