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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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seyn mußte, weil die Parabel alle mit ihrer Axe parallelen Stralen in den Brennpunkt zurückwirft. Daß diese Grotte ein Werk des Dionysius sey, ist wohl fabelhaft: inzwischen verstärkt sie den Schall sehr. Die Schriftsteller, welche von ihr handeln, führt Herr Beckmann (Beytr. zur Gesch. der Erfind. I. B. S. 467.) an.

Die Kuppel der Paulskirche in London ist nach Derham so gebaut, daß man den Schlag einer Taschenuhr von einem Ende bis zum andern hört, und daß das leiseste Gezisch gleichsam einen Umlauf um die ganze Kuppel macht. Diese Verstärkung und Vervielfältigung des Schalles findet nicht blos unten an der Gallerie, sondern auch an den höhern Stellen statt, obgleich das Gewölbe oben eine große Oefnung für die Laterne hat. Auch in der Kirche zu Glocester verstärkt das Gewölbe an der Ostseite des Chors den Schall dergestalt, daß sich zwo leise redende Personen auf der Gallerie auf 25 Toisen weit verstehen können.

Brisson Dict. rais. de phys. Art. Cabinets secrets.

Sprachrohr

Tuba stentorea s. stentorophonica, Porte-voix. Ein Werkzeug, das den Schall der menschlichen Stimme verstärkt, und auf größere Entfernungen fortführt. Wenn man die Oefnung A einer engen Röhre AD, Taf. XXIII. Fig. 26, an den Mund setzt, und leise hinein redet, so hört ein Anderer, der am Ende D das Ohr anhält, die Rede deutlich, von der er nichts vernehmen würde, wenn die Röhre AD nicht da wäre. Es werden nemlich die Schallstralen AB, AC, und unzählige andere, die ohne Röhre gerade sortgehen und D verfehlen würden, an den Wänden der Röhre zu wiederholtenmalen reflectirt, und endlich fast alle nach D gebracht. Dadurch wird aber der Schall nur so weit zusammengehalten, als die Röhre lang ist. Denn von D aus zerstreuen sich die Stralen wieder nach E, F und unzähligen andern Richtungen. Gäbe man hingegen dem Rohre eine geschickte Gestalt von der Art, daß die Stralen zuletzt alle parallel, oder beynahe parallel aus ihm herausgiengen, wie Fig. 27, so würde es


ſeyn mußte, weil die Parabel alle mit ihrer Axe parallelen Stralen in den Brennpunkt zuruͤckwirft. Daß dieſe Grotte ein Werk des Dionyſius ſey, iſt wohl fabelhaft: inzwiſchen verſtaͤrkt ſie den Schall ſehr. Die Schriftſteller, welche von ihr handeln, fuͤhrt Herr Beckmann (Beytr. zur Geſch. der Erfind. I. B. S. 467.) an.

Die Kuppel der Paulskirche in London iſt nach Derham ſo gebaut, daß man den Schlag einer Taſchenuhr von einem Ende bis zum andern hoͤrt, und daß das leiſeſte Geziſch gleichſam einen Umlauf um die ganze Kuppel macht. Dieſe Verſtaͤrkung und Vervielfaͤltigung des Schalles findet nicht blos unten an der Gallerie, ſondern auch an den hoͤhern Stellen ſtatt, obgleich das Gewoͤlbe oben eine große Oefnung fuͤr die Laterne hat. Auch in der Kirche zu Gloceſter verſtaͤrkt das Gewoͤlbe an der Oſtſeite des Chors den Schall dergeſtalt, daß ſich zwo leiſe redende Perſonen auf der Gallerie auf 25 Toiſen weit verſtehen koͤnnen.

Briſson Dict. raiſ. de phyſ. Art. Cabinets ſecrets.

Sprachrohr

Tuba ſtentorea ſ. ſtentorophonica, Porte-voix. Ein Werkzeug, das den Schall der menſchlichen Stimme verſtaͤrkt, und auf groͤßere Entfernungen fortfuͤhrt. Wenn man die Oefnung A einer engen Roͤhre AD, Taf. XXIII. Fig. 26, an den Mund ſetzt, und leiſe hinein redet, ſo hoͤrt ein Anderer, der am Ende D das Ohr anhaͤlt, die Rede deutlich, von der er nichts vernehmen wuͤrde, wenn die Roͤhre AD nicht da waͤre. Es werden nemlich die Schallſtralen AB, AC, und unzaͤhlige andere, die ohne Roͤhre gerade ſortgehen und D verfehlen wuͤrden, an den Waͤnden der Roͤhre zu wiederholtenmalen reflectirt, und endlich faſt alle nach D gebracht. Dadurch wird aber der Schall nur ſo weit zuſammengehalten, als die Roͤhre lang iſt. Denn von D aus zerſtreuen ſich die Stralen wieder nach E, F und unzaͤhligen andern Richtungen. Gaͤbe man hingegen dem Rohre eine geſchickte Geſtalt von der Art, daß die Stralen zuletzt alle parallel, oder beynahe parallel aus ihm herausgiengen, wie Fig. 27, ſo wuͤrde es

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[168/0178] ſeyn mußte, weil die Parabel alle mit ihrer Axe parallelen Stralen in den Brennpunkt zuruͤckwirft. Daß dieſe Grotte ein Werk des Dionyſius ſey, iſt wohl fabelhaft: inzwiſchen verſtaͤrkt ſie den Schall ſehr. Die Schriftſteller, welche von ihr handeln, fuͤhrt Herr Beckmann (Beytr. zur Geſch. der Erfind. I. B. S. 467.) an. Die Kuppel der Paulskirche in London iſt nach Derham ſo gebaut, daß man den Schlag einer Taſchenuhr von einem Ende bis zum andern hoͤrt, und daß das leiſeſte Geziſch gleichſam einen Umlauf um die ganze Kuppel macht. Dieſe Verſtaͤrkung und Vervielfaͤltigung des Schalles findet nicht blos unten an der Gallerie, ſondern auch an den hoͤhern Stellen ſtatt, obgleich das Gewoͤlbe oben eine große Oefnung fuͤr die Laterne hat. Auch in der Kirche zu Gloceſter verſtaͤrkt das Gewoͤlbe an der Oſtſeite des Chors den Schall dergeſtalt, daß ſich zwo leiſe redende Perſonen auf der Gallerie auf 25 Toiſen weit verſtehen koͤnnen. Briſson Dict. raiſ. de phyſ. Art. Cabinets ſecrets. Sprachrohr Tuba ſtentorea ſ. ſtentorophonica, Porte-voix. Ein Werkzeug, das den Schall der menſchlichen Stimme verſtaͤrkt, und auf groͤßere Entfernungen fortfuͤhrt. Wenn man die Oefnung A einer engen Roͤhre AD, Taf. XXIII. Fig. 26, an den Mund ſetzt, und leiſe hinein redet, ſo hoͤrt ein Anderer, der am Ende D das Ohr anhaͤlt, die Rede deutlich, von der er nichts vernehmen wuͤrde, wenn die Roͤhre AD nicht da waͤre. Es werden nemlich die Schallſtralen AB, AC, und unzaͤhlige andere, die ohne Roͤhre gerade ſortgehen und D verfehlen wuͤrden, an den Waͤnden der Roͤhre zu wiederholtenmalen reflectirt, und endlich faſt alle nach D gebracht. Dadurch wird aber der Schall nur ſo weit zuſammengehalten, als die Roͤhre lang iſt. Denn von D aus zerſtreuen ſich die Stralen wieder nach E, F und unzaͤhligen andern Richtungen. Gaͤbe man hingegen dem Rohre eine geſchickte Geſtalt von der Art, daß die Stralen zuletzt alle parallel, oder beynahe parallel aus ihm herausgiengen, wie Fig. 27, ſo wuͤrde es

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/178>, abgerufen am 24.11.2024.