Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Bey Springbrunnen, welche zur Verzierung der Gärten, öffentlichen Plätze u. s. w. angelegt werden, pflegt man die Oefnungen auf sehr mannigfaltige Art zu verkleiden, oder dem springenden Wasser durch Aussätze allerley Richtungen und Gestalten zu geben. Zeichnungen solcher Wasserwerke findet man in Menge, wiewohl nicht im besten Geschmacke, beym Böckler (Architectura curiosa nova, d. i. Neue Bau-und Wasserkunst. Nürnberg, 1664. fol.), besser bey Switzer (Introduction to a general System of hydrostatiks and hydrauliks. London, 1729. 4maj.). Kleine bewegliche Springbrunnen durch den Druck der Luft zu treiben, verstanden schon die Alten; sie erklärten aber die Wirkung irrig aus der Vermeidung des leeren Raums. Heron von Alerandrien beschreibt in einem besondern Buche ([fremdsprachliches Material] s. Spiritalium liber ed. a Commandino. Paris. 1575. 4.) viel solche Spielwerke, noch mehrere Schott (Mechanica hydraulico-pnevmatica. Herbip. 1657. 4.). Einige davon verdienen umständlicher angeführt zu werden. Der Heronsball (pila Heronis) besteht aus einer gläsernen oder kupfernen Kugel AB, Taf. XXIII. Fig. 28, in welche die bis nahe an den Boden reichende Röhre CD eingeküttet ist. Diese Röhre läuft oben bey C in eine spitzige Oefnung aus, und kan bey A mit einem Hahne verschlossen werden. Wenn man durch Saugen bey C (oder besser durch Ausschrauben auf die Luftpumpe, und Erantliren) die Luft in der Kugel verdünnet, den Hahn A verschließt, die Oefnung C unter Wasser bringt, und den Hahn wieder öfnet, so wird der Druck der Atmosphäre so lange Wasser in die Kugel treiben, bis die verminderte Luft in EAF gleiche Dichte mit der Luft im Zimmer erhalten hat. Treibt man alsdann mit dem Munde durch C mehr Luft hinein, so wird diese aus D durchs Wasser in den Raum EAD aufsteigen, und die Luft verdichten (noch besser geschieht dies, wenn man C auf eine Luftpumpe oder Compressionsmaschine schraubt, und die Luft in der
Bey Springbrunnen, welche zur Verzierung der Gaͤrten, oͤffentlichen Plaͤtze u. ſ. w. angelegt werden, pflegt man die Oefnungen auf ſehr mannigfaltige Art zu verkleiden, oder dem ſpringenden Waſſer durch Auſſaͤtze allerley Richtungen und Geſtalten zu geben. Zeichnungen ſolcher Waſſerwerke findet man in Menge, wiewohl nicht im beſten Geſchmacke, beym Boͤckler (Architectura curioſa nova, d. i. Neue Bau-und Waſſerkunſt. Nuͤrnberg, 1664. fol.), beſſer bey Switzer (Introduction to a general Syſtem of hydroſtatiks and hydrauliks. London, 1729. 4maj.). Kleine bewegliche Springbrunnen durch den Druck der Luft zu treiben, verſtanden ſchon die Alten; ſie erklaͤrten aber die Wirkung irrig aus der Vermeidung des leeren Raums. Heron von Alerandrien beſchreibt in einem beſondern Buche ([fremdsprachliches Material] ſ. Spiritalium liber ed. a Commandino. Pariſ. 1575. 4.) viel ſolche Spielwerke, noch mehrere Schott (Mechanica hydraulico-pnevmatica. Herbip. 1657. 4.). Einige davon verdienen umſtaͤndlicher angefuͤhrt zu werden. Der Heronsball (pila Heronis) beſteht aus einer glaͤſernen oder kupfernen Kugel AB, Taf. XXIII. Fig. 28, in welche die bis nahe an den Boden reichende Roͤhre CD eingekuͤttet iſt. Dieſe Roͤhre laͤuft oben bey C in eine ſpitzige Oefnung aus, und kan bey A mit einem Hahne verſchloſſen werden. Wenn man durch Saugen bey C (oder beſſer durch Auſſchrauben auf die Luftpumpe, und Erantliren) die Luft in der Kugel verduͤnnet, den Hahn A verſchließt, die Oefnung C unter Waſſer bringt, und den Hahn wieder oͤfnet, ſo wird der Druck der Atmoſphaͤre ſo lange Waſſer in die Kugel treiben, bis die verminderte Luft in EAF gleiche Dichte mit der Luft im Zimmer erhalten hat. Treibt man alsdann mit dem Munde durch C mehr Luft hinein, ſo wird dieſe aus D durchs Waſſer in den Raum EAD aufſteigen, und die Luft verdichten (noch beſſer geſchieht dies, wenn man C auf eine Luftpumpe oder Compreſſionsmaſchine ſchraubt, und die Luft in der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0184" xml:id="P.4.174" n="174"/><lb/> viel hoͤher getrieben werden kan, uͤberdies auch keine ſo große Menge Waſſer erfordert.</p> <p>Bey Springbrunnen, welche zur Verzierung der Gaͤrten, oͤffentlichen Plaͤtze u. ſ. w. angelegt werden, pflegt man die Oefnungen auf ſehr mannigfaltige Art zu verkleiden, oder dem ſpringenden Waſſer durch Auſſaͤtze allerley Richtungen und Geſtalten zu geben. Zeichnungen ſolcher Waſſerwerke findet man in Menge, wiewohl nicht im beſten Geſchmacke, beym <hi rendition="#b">Boͤckler</hi> (<hi rendition="#aq">Architectura curioſa nova,</hi> d. i. Neue Bau-und Waſſerkunſt. Nuͤrnberg, 1664. <hi rendition="#aq">fol.</hi>), beſſer bey <hi rendition="#b">Switzer</hi> (<hi rendition="#aq">Introduction to a general Syſtem of hydroſtatiks and hydrauliks. London, 1729. 4maj.</hi>).</p> <p>Kleine bewegliche Springbrunnen durch den <hi rendition="#b">Druck der Luft</hi> zu treiben, verſtanden ſchon die Alten; ſie erklaͤrten aber die Wirkung irrig aus der Vermeidung des leeren Raums. <hi rendition="#b">Heron</hi> von Alerandrien beſchreibt in einem beſondern Buche (<foreign xml:lang="grc"><gap reason="fm"/><note type="editorial">*pneumatikw_n</note></foreign> <hi rendition="#aq">ſ. Spiritalium liber ed. a Commandino. Pariſ. 1575. 4.</hi>) viel ſolche Spielwerke, noch mehrere <hi rendition="#b">Schott</hi> (<hi rendition="#aq">Mechanica hydraulico-pnevmatica. Herbip. 1657. 4.</hi>). Einige davon verdienen umſtaͤndlicher angefuͤhrt zu werden.</p> <p>Der <hi rendition="#b">Heronsball</hi> (<hi rendition="#aq">pila Heronis</hi>) beſteht aus einer glaͤſernen oder kupfernen Kugel <hi rendition="#aq">AB,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XXIII.</hi> Fig. 28, in welche die bis nahe an den Boden reichende Roͤhre <hi rendition="#aq">CD</hi> eingekuͤttet iſt. Dieſe Roͤhre laͤuft oben bey <hi rendition="#aq">C</hi> in eine ſpitzige Oefnung aus, und kan bey <hi rendition="#aq">A</hi> mit einem Hahne verſchloſſen werden. Wenn man durch Saugen bey <hi rendition="#aq">C</hi> (oder beſſer durch Auſſchrauben auf die Luftpumpe, und Erantliren) die Luft in der Kugel verduͤnnet, den Hahn <hi rendition="#aq">A</hi> verſchließt, die Oefnung <hi rendition="#aq">C</hi> unter Waſſer bringt, und den Hahn wieder oͤfnet, ſo wird der Druck der Atmoſphaͤre ſo lange Waſſer in die Kugel treiben, bis die verminderte Luft in <hi rendition="#aq">EAF</hi> gleiche Dichte mit der Luft im Zimmer erhalten hat. Treibt man alsdann mit dem Munde durch <hi rendition="#aq">C</hi> mehr Luft hinein, ſo wird dieſe aus <hi rendition="#aq">D</hi> durchs Waſſer in den Raum <hi rendition="#aq">EAD</hi> aufſteigen, und die Luft verdichten (noch beſſer geſchieht dies, wenn man <hi rendition="#aq">C</hi> auf eine Luftpumpe oder Compreſſionsmaſchine ſchraubt, und die Luft in der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [174/0184]
viel hoͤher getrieben werden kan, uͤberdies auch keine ſo große Menge Waſſer erfordert.
Bey Springbrunnen, welche zur Verzierung der Gaͤrten, oͤffentlichen Plaͤtze u. ſ. w. angelegt werden, pflegt man die Oefnungen auf ſehr mannigfaltige Art zu verkleiden, oder dem ſpringenden Waſſer durch Auſſaͤtze allerley Richtungen und Geſtalten zu geben. Zeichnungen ſolcher Waſſerwerke findet man in Menge, wiewohl nicht im beſten Geſchmacke, beym Boͤckler (Architectura curioſa nova, d. i. Neue Bau-und Waſſerkunſt. Nuͤrnberg, 1664. fol.), beſſer bey Switzer (Introduction to a general Syſtem of hydroſtatiks and hydrauliks. London, 1729. 4maj.).
Kleine bewegliche Springbrunnen durch den Druck der Luft zu treiben, verſtanden ſchon die Alten; ſie erklaͤrten aber die Wirkung irrig aus der Vermeidung des leeren Raums. Heron von Alerandrien beſchreibt in einem beſondern Buche (_ ſ. Spiritalium liber ed. a Commandino. Pariſ. 1575. 4.) viel ſolche Spielwerke, noch mehrere Schott (Mechanica hydraulico-pnevmatica. Herbip. 1657. 4.). Einige davon verdienen umſtaͤndlicher angefuͤhrt zu werden.
Der Heronsball (pila Heronis) beſteht aus einer glaͤſernen oder kupfernen Kugel AB, Taf. XXIII. Fig. 28, in welche die bis nahe an den Boden reichende Roͤhre CD eingekuͤttet iſt. Dieſe Roͤhre laͤuft oben bey C in eine ſpitzige Oefnung aus, und kan bey A mit einem Hahne verſchloſſen werden. Wenn man durch Saugen bey C (oder beſſer durch Auſſchrauben auf die Luftpumpe, und Erantliren) die Luft in der Kugel verduͤnnet, den Hahn A verſchließt, die Oefnung C unter Waſſer bringt, und den Hahn wieder oͤfnet, ſo wird der Druck der Atmoſphaͤre ſo lange Waſſer in die Kugel treiben, bis die verminderte Luft in EAF gleiche Dichte mit der Luft im Zimmer erhalten hat. Treibt man alsdann mit dem Munde durch C mehr Luft hinein, ſo wird dieſe aus D durchs Waſſer in den Raum EAD aufſteigen, und die Luft verdichten (noch beſſer geſchieht dies, wenn man C auf eine Luftpumpe oder Compreſſionsmaſchine ſchraubt, und die Luft in der
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