Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


geglüht, wird es verkalkt; Roheisen schmelzt leichter, als Stahl, und dieser leichter, als weiches Eisen; letzteres läuft früher mit Farben an, als Stahl und Roheisen. Alle diese Erscheinungen fließen ganz natürlich aus den von Rinmann angenommenen Graden der Phlogistication der genannten drey Eisensorten. Inzwischen ist es möglich, daß Reißbley und Braunstein zu ihrer Verschiedenheit etwas beytragen können da der Braunsteinkalk so viel Verwandrschaft mit dem Phlogiston hat, und braunsteinhaltige Eisenerze so leicht Stahl geben. Doch ist es nicht ausgemacht, ob der Braunstein wesentlich zur Mischung des Stahls gehöre, oder nur zufällig darinn enthalten sey.

Von den verschiedenen Stahlbereitungen in mehreren Ländern handeln Jars (Metallurgische Reisen von 1757 --1769, aus d. Franz. von Gerhard. Berlin, 1777. II. B. 8.), Ferber (Physikal. metallurgische Abhandl. über die Gebirge und Bergwerke in Ungarn. Berlin u. Stettin, 1780 8.), Peyrouse (Abhandl. über die Eisenbergwerke und Eisenhütten in der Grafschaft Foix: a. d. Franz. von Karsten. Halle, 1789. 8.) Polhem (Schwed. Abhandl. 1740. B. XI S. 53) Horn (Essays concerning Iron and steel. London. 1773. 8.), Perret (Mem. sur l'acier. Paris, 1779. 8. Perret's Abhandl. vom Stahle; a. d. f. Dresden, 1780. 8.), Herrmann (Beschreib. der Manipulation, durch welche in Steyermark, Kärnthen und Crain der brescianer Stahl verfertiget wird. Wien, 1787. 8.) nebst Reaumür's und Rinmanns obenangeführten Schriften.

Der Nutzen des Stahls erstreckt sich bis ins Unbeschreibliche. Ohne ihn würden wir die nöthigsten und nützlichsten Werkzeuge aller Art entbehren. Nach dem Härten läßt er sich durch keine Feile mehr angreifen, sondern feilt, durchbohrt und zertheilt vielmehr die härtesten Körper. Kein Hammerschlag ändert seine Gestalt, sondern schlägt ihn eher, wie einen Kieselstein, in Stücken. Er ist in diesem Zustande der schönsten und lebhaftesten Politur fähig. Was den Nutzen des Stahls noch allgemeiner macht, ist, daß man seine Härte nach Belieben abändern und mäßigen


gegluͤht, wird es verkalkt; Roheiſen ſchmelzt leichter, als Stahl, und dieſer leichter, als weiches Eiſen; letzteres laͤuft fruͤher mit Farben an, als Stahl und Roheiſen. Alle dieſe Erſcheinungen fließen ganz natuͤrlich aus den von Rinmann angenommenen Graden der Phlogiſtication der genannten drey Eiſenſorten. Inzwiſchen iſt es moͤglich, daß Reißbley und Braunſtein zu ihrer Verſchiedenheit etwas beytragen koͤnnen da der Braunſteinkalk ſo viel Verwandrſchaft mit dem Phlogiſton hat, und braunſteinhaltige Eiſenerze ſo leicht Stahl geben. Doch iſt es nicht ausgemacht, ob der Braunſtein weſentlich zur Miſchung des Stahls gehoͤre, oder nur zufaͤllig darinn enthalten ſey.

Von den verſchiedenen Stahlbereitungen in mehreren Laͤndern handeln Jars (Metallurgiſche Reiſen von 1757 —1769, aus d. Franz. von Gerhard. Berlin, 1777. II. B. 8.), Ferber (Phyſikal. metallurgiſche Abhandl. uͤber die Gebirge und Bergwerke in Ungarn. Berlin u. Stettin, 1780 8.), Peyrouſe (Abhandl. uͤber die Eiſenbergwerke und Eiſenhuͤtten in der Grafſchaft Foix: a. d. Franz. von Karſten. Halle, 1789. 8.) Polhem (Schwed. Abhandl. 1740. B. XI S. 53) Horn (Eſſays concerning Iron and ſteel. London. 1773. 8.), Perret (Mém. ſur l'acier. Paris, 1779. 8. Perret's Abhandl. vom Stahle; a. d. f. Dresden, 1780. 8.), Herrmann (Beſchreib. der Manipulation, durch welche in Steyermark, Kaͤrnthen und Crain der brescianer Stahl verfertiget wird. Wien, 1787. 8.) nebſt Reaumuͤr's und Rinmanns obenangefuͤhrten Schriften.

Der Nutzen des Stahls erſtreckt ſich bis ins Unbeſchreibliche. Ohne ihn wuͤrden wir die noͤthigſten und nuͤtzlichſten Werkzeuge aller Art entbehren. Nach dem Haͤrten laͤßt er ſich durch keine Feile mehr angreifen, ſondern feilt, durchbohrt und zertheilt vielmehr die haͤrteſten Koͤrper. Kein Hammerſchlag aͤndert ſeine Geſtalt, ſondern ſchlaͤgt ihn eher, wie einen Kieſelſtein, in Stuͤcken. Er iſt in dieſem Zuſtande der ſchoͤnſten und lebhafteſten Politur faͤhig. Was den Nutzen des Stahls noch allgemeiner macht, iſt, daß man ſeine Haͤrte nach Belieben abaͤndern und maͤßigen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0192" xml:id="P.4.182" n="182"/><lb/>
geglu&#x0364;ht, wird es verkalkt; Rohei&#x017F;en &#x017F;chmelzt leichter, als Stahl, und die&#x017F;er leichter, als weiches Ei&#x017F;en; letzteres la&#x0364;uft fru&#x0364;her mit Farben an, als Stahl und Rohei&#x017F;en. Alle die&#x017F;e Er&#x017F;cheinungen fließen ganz natu&#x0364;rlich aus den von <hi rendition="#b">Rinmann</hi> angenommenen Graden der Phlogi&#x017F;tication der genannten drey Ei&#x017F;en&#x017F;orten. Inzwi&#x017F;chen i&#x017F;t es mo&#x0364;glich, daß Reißbley und Braun&#x017F;tein zu ihrer Ver&#x017F;chiedenheit etwas beytragen ko&#x0364;nnen da der Braun&#x017F;teinkalk &#x017F;o viel Verwandr&#x017F;chaft mit dem Phlogi&#x017F;ton hat, und braun&#x017F;teinhaltige Ei&#x017F;enerze &#x017F;o leicht Stahl geben. Doch i&#x017F;t es nicht ausgemacht, ob der Braun&#x017F;tein we&#x017F;entlich zur Mi&#x017F;chung des Stahls geho&#x0364;re, oder nur zufa&#x0364;llig darinn enthalten &#x017F;ey.</p>
            <p>Von den ver&#x017F;chiedenen Stahlbereitungen in mehreren La&#x0364;ndern handeln <hi rendition="#b">Jars</hi> (Metallurgi&#x017F;che Rei&#x017F;en von 1757 &#x2014;1769, aus d. Franz. von <hi rendition="#b">Gerhard.</hi> Berlin, 1777. <hi rendition="#aq">II.</hi> B. 8.), <hi rendition="#b">Ferber</hi> (Phy&#x017F;ikal. metallurgi&#x017F;che Abhandl. u&#x0364;ber die Gebirge und Bergwerke in Ungarn. Berlin u. Stettin, 1780 8.), <hi rendition="#b">Peyrou&#x017F;e</hi> (Abhandl. u&#x0364;ber die Ei&#x017F;enbergwerke und Ei&#x017F;enhu&#x0364;tten in der Graf&#x017F;chaft Foix: a. d. Franz. von <hi rendition="#b">Kar&#x017F;ten.</hi> Halle, 1789. 8.) <hi rendition="#b">Polhem</hi> (Schwed. Abhandl. 1740. B. <hi rendition="#aq">XI</hi> S. 53) <hi rendition="#b">Horn</hi> (<hi rendition="#aq">E&#x017F;&#x017F;ays concerning Iron and &#x017F;teel. London. 1773. 8.</hi>), <hi rendition="#b">Perret</hi> (<hi rendition="#aq">Mém. &#x017F;ur l'acier. Paris, 1779. 8.</hi> <hi rendition="#b">Perret's</hi> Abhandl. vom Stahle; a. d. f. Dresden, 1780. 8.), <hi rendition="#b">Herrmann</hi> (Be&#x017F;chreib. der Manipulation, durch welche in Steyermark, Ka&#x0364;rnthen und Crain der brescianer Stahl verfertiget wird. Wien, 1787. 8.) neb&#x017F;t <hi rendition="#b">Reaumu&#x0364;r's</hi> und <hi rendition="#b">Rinmanns</hi> obenangefu&#x0364;hrten Schriften.</p>
            <p>Der Nutzen des Stahls er&#x017F;treckt &#x017F;ich bis ins Unbe&#x017F;chreibliche. Ohne ihn wu&#x0364;rden wir die no&#x0364;thig&#x017F;ten und nu&#x0364;tzlich&#x017F;ten Werkzeuge aller Art entbehren. Nach dem Ha&#x0364;rten la&#x0364;ßt er &#x017F;ich durch keine Feile mehr angreifen, &#x017F;ondern feilt, durchbohrt und zertheilt vielmehr die ha&#x0364;rte&#x017F;ten Ko&#x0364;rper. Kein Hammer&#x017F;chlag a&#x0364;ndert &#x017F;eine Ge&#x017F;talt, &#x017F;ondern &#x017F;chla&#x0364;gt ihn eher, wie einen Kie&#x017F;el&#x017F;tein, in Stu&#x0364;cken. Er i&#x017F;t in die&#x017F;em Zu&#x017F;tande der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten und lebhafte&#x017F;ten Politur fa&#x0364;hig. Was den Nutzen des Stahls noch allgemeiner macht, i&#x017F;t, daß man &#x017F;eine Ha&#x0364;rte nach Belieben aba&#x0364;ndern und ma&#x0364;ßigen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0192] gegluͤht, wird es verkalkt; Roheiſen ſchmelzt leichter, als Stahl, und dieſer leichter, als weiches Eiſen; letzteres laͤuft fruͤher mit Farben an, als Stahl und Roheiſen. Alle dieſe Erſcheinungen fließen ganz natuͤrlich aus den von Rinmann angenommenen Graden der Phlogiſtication der genannten drey Eiſenſorten. Inzwiſchen iſt es moͤglich, daß Reißbley und Braunſtein zu ihrer Verſchiedenheit etwas beytragen koͤnnen da der Braunſteinkalk ſo viel Verwandrſchaft mit dem Phlogiſton hat, und braunſteinhaltige Eiſenerze ſo leicht Stahl geben. Doch iſt es nicht ausgemacht, ob der Braunſtein weſentlich zur Miſchung des Stahls gehoͤre, oder nur zufaͤllig darinn enthalten ſey. Von den verſchiedenen Stahlbereitungen in mehreren Laͤndern handeln Jars (Metallurgiſche Reiſen von 1757 —1769, aus d. Franz. von Gerhard. Berlin, 1777. II. B. 8.), Ferber (Phyſikal. metallurgiſche Abhandl. uͤber die Gebirge und Bergwerke in Ungarn. Berlin u. Stettin, 1780 8.), Peyrouſe (Abhandl. uͤber die Eiſenbergwerke und Eiſenhuͤtten in der Grafſchaft Foix: a. d. Franz. von Karſten. Halle, 1789. 8.) Polhem (Schwed. Abhandl. 1740. B. XI S. 53) Horn (Eſſays concerning Iron and ſteel. London. 1773. 8.), Perret (Mém. ſur l'acier. Paris, 1779. 8. Perret's Abhandl. vom Stahle; a. d. f. Dresden, 1780. 8.), Herrmann (Beſchreib. der Manipulation, durch welche in Steyermark, Kaͤrnthen und Crain der brescianer Stahl verfertiget wird. Wien, 1787. 8.) nebſt Reaumuͤr's und Rinmanns obenangefuͤhrten Schriften. Der Nutzen des Stahls erſtreckt ſich bis ins Unbeſchreibliche. Ohne ihn wuͤrden wir die noͤthigſten und nuͤtzlichſten Werkzeuge aller Art entbehren. Nach dem Haͤrten laͤßt er ſich durch keine Feile mehr angreifen, ſondern feilt, durchbohrt und zertheilt vielmehr die haͤrteſten Koͤrper. Kein Hammerſchlag aͤndert ſeine Geſtalt, ſondern ſchlaͤgt ihn eher, wie einen Kieſelſtein, in Stuͤcken. Er iſt in dieſem Zuſtande der ſchoͤnſten und lebhafteſten Politur faͤhig. Was den Nutzen des Stahls noch allgemeiner macht, iſt, daß man ſeine Haͤrte nach Belieben abaͤndern und maͤßigen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/192
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/192>, abgerufen am 21.11.2024.