Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Stein, elastischer, biegsamer Stein Lapis elasticus, Pierre elastique. Steine lassen sich sonst nicht beugen, und zeigen nur geringe Grade von Elasticität. Man kannte sonst nur die marmornen Tischplatten, welche im borghesischen Pallaste zu Rom unter dem Namen Pietra elastica ausbewahrt, von Jaquier (Gazette litteraire d' Europe d. 12. Sept. 1764.) beschrieben, und von Ferber (Briefe aus Welschland, S. 110.) für antiken weißen Marmor von körniger Structur erkannt werden, dessen natürlicher Kütt in einigem Grade verwittert sey. Aber im Jahre 1784 erhielt der Baron von Dietrich durch den Mineralienhändler Dantz (s. Rozier Journal de physique, An. 1784. und Lichtenbergs Magazin für das Neuste aus der Phys. III. B. 1. St. S. 53.) ein 10 Zoll langes, 2 Zoll breites und 4--5 Lin. dickes Stück Stein, das fast an jeder Stelle biegsam war, und wieder zurückschnellte, wenn das eine Ende auf dem Tische festgehalten, und das andere gehoben ward. Dieser Stein bestand aus krystallischen quarzartigen Körnern, die mit dem Stahle Feuer gaben, und in Glas schnitten, mit vielem eingesprengten Glimmer. Diese Steinart bricht in Brasilien in großen Lagern. Die genauern Untersuchungen der Herren Brückmann, Crell, Gerhard, Ehrmann (in Crells chem. Annalen 1784. 1785. 1786.) und vorzüglich des Herrn Klaproth (Schriften der berl. naturforsch. Ges. VI. Band, S. 325. in Lichtenbergs Magazin, IV. B. 1. St. S. 50.) haben gelehrt, daß es ein weißer, mit Glimmer gemischter, Sandstein sey, der aus lauter slachen länglichen Schuppen
Stein, elaſtiſcher, biegſamer Stein Lapis elaſticus, Pierre élaſtique. Steine laſſen ſich ſonſt nicht beugen, und zeigen nur geringe Grade von Elaſticitaͤt. Man kannte ſonſt nur die marmornen Tiſchplatten, welche im borgheſiſchen Pallaſte zu Rom unter dem Namen Pietra elaſtica auſbewahrt, von Jaquier (Gazette litteraire d' Europe d. 12. Sept. 1764.) beſchrieben, und von Ferber (Briefe aus Welſchland, S. 110.) fuͤr antiken weißen Marmor von koͤrniger Structur erkannt werden, deſſen natuͤrlicher Kuͤtt in einigem Grade verwittert ſey. Aber im Jahre 1784 erhielt der Baron von Dietrich durch den Mineralienhaͤndler Dantz (ſ. Rozier Journal de phyſique, An. 1784. und Lichtenbergs Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſ. III. B. 1. St. S. 53.) ein 10 Zoll langes, 2 Zoll breites und 4—5 Lin. dickes Stuͤck Stein, das faſt an jeder Stelle biegſam war, und wieder zuruͤckſchnellte, wenn das eine Ende auf dem Tiſche feſtgehalten, und das andere gehoben ward. Dieſer Stein beſtand aus kryſtalliſchen quarzartigen Koͤrnern, die mit dem Stahle Feuer gaben, und in Glas ſchnitten, mit vielem eingeſprengten Glimmer. Dieſe Steinart bricht in Braſilien in großen Lagern. Die genauern Unterſuchungen der Herren Bruͤckmann, Crell, Gerhard, Ehrmann (in Crells chem. Annalen 1784. 1785. 1786.) und vorzuͤglich des Herrn Klaproth (Schriften der berl. naturforſch. Geſ. VI. Band, S. 325. in Lichtenbergs Magazin, IV. B. 1. St. S. 50.) haben gelehrt, daß es ein weißer, mit Glimmer gemiſchter, Sandſtein ſey, der aus lauter ſlachen laͤnglichen Schuppen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0199" xml:id="P.4.189" n="189"/><lb/> warum heilen die, die ihn beſitzen, nicht damit alle Kranken? Schon dadurch koͤnnten ſie ja, ohne Entdeckung ihres Geheimniſſes, mehr Gold erlangen, als ihnen jemals alle ihre Oefen liefern koͤnnen. Unterſucht man genauer, woher es komme, daß dem Golde ſo wunderbare phyſiſche Kraͤfte zugeſchrieben werden, ſo findet man den wahren Grund gar bald in dem willkuͤhrlichen conventionellen Werthe dieſes Metalls, durch den daſſelbe ſo tiefe Eindruͤcke auf Verſtand und Herz der Menſchen macht.“</p> </div> <div n="3"> <head>Stein, elaſtiſcher, biegſamer Stein</head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Lapis elaſticus, <hi rendition="#i">Pierre élaſtique.</hi></hi> Steine laſſen ſich ſonſt nicht beugen, und zeigen nur geringe Grade von Elaſticitaͤt. Man kannte ſonſt nur die marmornen Tiſchplatten, welche im borgheſiſchen Pallaſte zu Rom unter dem Namen <hi rendition="#aq">Pietra elaſtica</hi> auſbewahrt, von <hi rendition="#b">Jaquier</hi> (<hi rendition="#aq">Gazette litteraire d' Europe d. 12. Sept. 1764.</hi>) beſchrieben, und von <hi rendition="#b">Ferber</hi> (Briefe aus Welſchland, S. 110.) fuͤr antiken weißen Marmor von koͤrniger Structur erkannt werden, deſſen natuͤrlicher Kuͤtt in einigem Grade verwittert ſey. Aber im Jahre 1784 erhielt der Baron <hi rendition="#b">von Dietrich</hi> durch den Mineralienhaͤndler <hi rendition="#b">Dantz</hi> (ſ. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rozier</hi> Journal de phyſique, An. 1784.</hi> und <hi rendition="#b">Lichtenbergs</hi> Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſ. <hi rendition="#aq">III.</hi> B. 1. St. S. 53.) ein 10 Zoll langes, 2 Zoll breites und 4—5 Lin. dickes Stuͤck Stein, das faſt an jeder Stelle biegſam war, und wieder zuruͤckſchnellte, wenn das eine Ende auf dem Tiſche feſtgehalten, und das andere gehoben ward. Dieſer Stein beſtand aus kryſtalliſchen quarzartigen Koͤrnern, die mit dem Stahle Feuer gaben, und in Glas ſchnitten, mit vielem eingeſprengten Glimmer. Dieſe Steinart bricht in Braſilien in großen Lagern. Die genauern Unterſuchungen der Herren <hi rendition="#b">Bruͤckmann, Crell, Gerhard, Ehrmann</hi> (in <hi rendition="#b">Crells</hi> chem. Annalen 1784. 1785. 1786.) und vorzuͤglich des Herrn <hi rendition="#b">Klaproth</hi> (Schriften der berl. naturforſch. Geſ. <hi rendition="#aq">VI.</hi> Band, S. 325. in Lichtenbergs Magazin, <hi rendition="#aq">IV.</hi> B. 1. St. S. 50.) haben gelehrt, daß es ein weißer, mit Glimmer gemiſchter, Sandſtein ſey, der aus lauter ſlachen laͤnglichen Schuppen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [189/0199]
warum heilen die, die ihn beſitzen, nicht damit alle Kranken? Schon dadurch koͤnnten ſie ja, ohne Entdeckung ihres Geheimniſſes, mehr Gold erlangen, als ihnen jemals alle ihre Oefen liefern koͤnnen. Unterſucht man genauer, woher es komme, daß dem Golde ſo wunderbare phyſiſche Kraͤfte zugeſchrieben werden, ſo findet man den wahren Grund gar bald in dem willkuͤhrlichen conventionellen Werthe dieſes Metalls, durch den daſſelbe ſo tiefe Eindruͤcke auf Verſtand und Herz der Menſchen macht.“
Stein, elaſtiſcher, biegſamer Stein
Lapis elaſticus, Pierre élaſtique. Steine laſſen ſich ſonſt nicht beugen, und zeigen nur geringe Grade von Elaſticitaͤt. Man kannte ſonſt nur die marmornen Tiſchplatten, welche im borgheſiſchen Pallaſte zu Rom unter dem Namen Pietra elaſtica auſbewahrt, von Jaquier (Gazette litteraire d' Europe d. 12. Sept. 1764.) beſchrieben, und von Ferber (Briefe aus Welſchland, S. 110.) fuͤr antiken weißen Marmor von koͤrniger Structur erkannt werden, deſſen natuͤrlicher Kuͤtt in einigem Grade verwittert ſey. Aber im Jahre 1784 erhielt der Baron von Dietrich durch den Mineralienhaͤndler Dantz (ſ. Rozier Journal de phyſique, An. 1784. und Lichtenbergs Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſ. III. B. 1. St. S. 53.) ein 10 Zoll langes, 2 Zoll breites und 4—5 Lin. dickes Stuͤck Stein, das faſt an jeder Stelle biegſam war, und wieder zuruͤckſchnellte, wenn das eine Ende auf dem Tiſche feſtgehalten, und das andere gehoben ward. Dieſer Stein beſtand aus kryſtalliſchen quarzartigen Koͤrnern, die mit dem Stahle Feuer gaben, und in Glas ſchnitten, mit vielem eingeſprengten Glimmer. Dieſe Steinart bricht in Braſilien in großen Lagern. Die genauern Unterſuchungen der Herren Bruͤckmann, Crell, Gerhard, Ehrmann (in Crells chem. Annalen 1784. 1785. 1786.) und vorzuͤglich des Herrn Klaproth (Schriften der berl. naturforſch. Geſ. VI. Band, S. 325. in Lichtenbergs Magazin, IV. B. 1. St. S. 50.) haben gelehrt, daß es ein weißer, mit Glimmer gemiſchter, Sandſtein ſey, der aus lauter ſlachen laͤnglichen Schuppen
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