Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Die bey den ältesten Völkern gewöhnliche Bildersprache scheint diesen Gedanken erzeugt, wenigstens begünstigt zu haben. Nach einer Hypothese, welche der Abt Pluche (Histoire du ciel consideree selon les idees des pöetes, des philosophes et de Moise. Paris, 1739. II To. 8. Des Herrn Abt Pluche Gesch. des Himmels. Dresden, 1740. 8.) sinnreich ausführt, soll sich der Ursprung der Sternbilder von den ersten Völkern herschreiben, welche nach der Sündfluth die Ebene Sinear bewohnten, und vornehmlich die Sterne des Thierkreises in Bilder brachten, deren Bedeutung sich auf die, beym Stande der Sonne in ihnen, vorfallenden Begebenheiten der Viehzucht und des Feldbaues bezieht. Dem sey wie ihm wolle, so sind doch die Sternbilder äußerst alt, und werden schon im Buche Hiob (Cap. IX v. 9. Cap. XXXVIII. v. 31. 32.) erwähnt. Die Chaldäer, Babylonier, Egyptier, Phönicier rc. haben sich unläugbar dieses Hülfsmittels bedient; auch die Sineser theilen den gestirnten Himmel in eine Menge kleiner Bilder, die ihnen von ihren ältesten Vorfahren überliefert sind. Die jetzt gebräuchlichen Sternbilder sind von den Griechen zu uns gekommen, die sie vielleicht großentheils von ältern Völkern angenommen, aber mit ihrer eignen Mythologie und ältesten Geschichte in Zusammenhang gebracht hatten. Nach diesen griechischen Sternbildern richtete Hipparch sein Verzeichniß ein, s. Fixsternverzeichnisse, und da uns dasselbe von Ptolemäus im Almagest aufbehalten worden ist, so führen die 48 darinn vorkommenden Bilder noch jetzt den Namen der ptolemäischen (figurae ptolemaicae). Sie sind folgende: I. Zwölf im Thierkreise.
Die bey den aͤlteſten Voͤlkern gewoͤhnliche Bilderſprache ſcheint dieſen Gedanken erzeugt, wenigſtens beguͤnſtigt zu haben. Nach einer Hypotheſe, welche der Abt Pluche (Hiſtoire du ciel conſiderée ſelon les idees des pöetes, des philoſophes et de Moiſe. Paris, 1739. II To. 8. Des Herrn Abt Pluche Geſch. des Himmels. Dresden, 1740. 8.) ſinnreich ausfuͤhrt, ſoll ſich der Urſprung der Sternbilder von den erſten Voͤlkern herſchreiben, welche nach der Suͤndfluth die Ebene Sinear bewohnten, und vornehmlich die Sterne des Thierkreiſes in Bilder brachten, deren Bedeutung ſich auf die, beym Stande der Sonne in ihnen, vorfallenden Begebenheiten der Viehzucht und des Feldbaues bezieht. Dem ſey wie ihm wolle, ſo ſind doch die Sternbilder aͤußerſt alt, und werden ſchon im Buche Hiob (Cap. IX v. 9. Cap. XXXVIII. v. 31. 32.) erwaͤhnt. Die Chaldaͤer, Babylonier, Egyptier, Phoͤnicier rc. haben ſich unlaͤugbar dieſes Huͤlfsmittels bedient; auch die Sineſer theilen den geſtirnten Himmel in eine Menge kleiner Bilder, die ihnen von ihren aͤlteſten Vorfahren uͤberliefert ſind. Die jetzt gebraͤuchlichen Sternbilder ſind von den Griechen zu uns gekommen, die ſie vielleicht großentheils von aͤltern Voͤlkern angenommen, aber mit ihrer eignen Mythologie und aͤlteſten Geſchichte in Zuſammenhang gebracht hatten. Nach dieſen griechiſchen Sternbildern richtete Hipparch ſein Verzeichniß ein, ſ. Fixſternverzeichniſſe, und da uns daſſelbe von Ptolemaͤus im Almageſt aufbehalten worden iſt, ſo fuͤhren die 48 darinn vorkommenden Bilder noch jetzt den Namen der ptolemaͤiſchen (figurae ptolemaicae). Sie ſind folgende: I. Zwoͤlf im Thierkreiſe.
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der Kenntniß dieſer Bilder und der zu ihnen gehoͤrigen Sterne den Namen der Aſtrognoſie.
Die bey den aͤlteſten Voͤlkern gewoͤhnliche Bilderſprache ſcheint dieſen Gedanken erzeugt, wenigſtens beguͤnſtigt zu haben. Nach einer Hypotheſe, welche der Abt Pluche (Hiſtoire du ciel conſiderée ſelon les idees des pöetes, des philoſophes et de Moiſe. Paris, 1739. II To. 8. Des Herrn Abt Pluche Geſch. des Himmels. Dresden, 1740. 8.) ſinnreich ausfuͤhrt, ſoll ſich der Urſprung der Sternbilder von den erſten Voͤlkern herſchreiben, welche nach der Suͤndfluth die Ebene Sinear bewohnten, und vornehmlich die Sterne des Thierkreiſes in Bilder brachten, deren Bedeutung ſich auf die, beym Stande der Sonne in ihnen, vorfallenden Begebenheiten der Viehzucht und des Feldbaues bezieht. Dem ſey wie ihm wolle, ſo ſind doch die Sternbilder aͤußerſt alt, und werden ſchon im Buche Hiob (Cap. IX v. 9. Cap. XXXVIII. v. 31. 32.) erwaͤhnt. Die Chaldaͤer, Babylonier, Egyptier, Phoͤnicier rc. haben ſich unlaͤugbar dieſes Huͤlfsmittels bedient; auch die Sineſer theilen den geſtirnten Himmel in eine Menge kleiner Bilder, die ihnen von ihren aͤlteſten Vorfahren uͤberliefert ſind.
Die jetzt gebraͤuchlichen Sternbilder ſind von den Griechen zu uns gekommen, die ſie vielleicht großentheils von aͤltern Voͤlkern angenommen, aber mit ihrer eignen Mythologie und aͤlteſten Geſchichte in Zuſammenhang gebracht hatten. Nach dieſen griechiſchen Sternbildern richtete Hipparch ſein Verzeichniß ein, ſ. Fixſternverzeichniſſe, und da uns daſſelbe von Ptolemaͤus im Almageſt aufbehalten worden iſt, ſo fuͤhren die 48 darinn vorkommenden Bilder noch jetzt den Namen der ptolemaͤiſchen (figurae ptolemaicae). Sie ſind folgende: I. Zwoͤlf im Thierkreiſe. 1. Widder 5. Loͤwe 9. Schuͤtz
2. Stier 6. Jungfrau 10. Steinbock
3. Zwillinge 7. Wage 11. Waſſermann
4. Krebs 8. Scorpion 12. Fiſche.
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