Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Gottfried Kirch hatte schon 1689 die sächsischen Churschwerdter und den brandenburgischen Scepter an den Himmel versetzt, welchem letztern Bilde Herr Bode seine alte Stelle wieder eingeräumt hat. Neulich hat der P. Hell (Monumenta aere perenniora inte astra ponenda Vienn. 1789. 8.) zu Ehren des Königs von Großbritannien und zum Andenken des Herrn Herschel noch drey neue Sternbilder, das Psalterium Georgianum und zwey Teleskope, in den Thierkreis versetzt. Diese Veränderungen machen, daß man die Anzahl der jetzt gebräuchlichen Sternbilder, die sich ohngefähr auf hundert erstreckt, nicht ganz genau angeben kan.

Die Fixsterne selbst, welche in diesen Bildern vorkommen, werden mit den Buchstaben des Alphabets so bezeichnet, daß man den größten oder hellsten die ersten, den von der zweyten, dritten Größe u. s. w. der Ordnung nach die folgenden Buchstaben beylegt. Johann Bayer hat dies zuerst in Ordnung gebracht, und sich dabey der griechischen Buchstaben bedient, z. B. a der Leyer, d des großen Bären rc.; wobey er die lateinischen nur zu Hülfe nimmt, wenn das griechische Alphabet für ein Sternbild nicht ausreicht. Diese Bezeichnung behielt Flamstead in seinen großen Himmelskarten bey, und sie ist seitdem von den Astronomen allgemein angenommen worden. Hevel hat sie doch nicht gebraucht, und Doppelmayr, der ihm ganz folgt, hat daher die Sterne mit lateinischen Buchstaben in ganz anderer Ordnung bezeichnet, z. B. A der Leyer, C des großen Bärs rc. welches sehr unbequem ist, und bey dem häufigen Gebrauche der doppelmayrischen Karten in Deutschland, eigne Verzeichnisse nöthig macht, worinn beyderley Namen mit einander verglichen werden. Solche Verzeichnisse enthalten die Einleitungen zur Sternkenntniß, welche im Artikel Astrognosie angeführt sind.

Julius Schiller, ein Patricier zu Augspurg (Coelum stellatum Christianum. Aug. Vind. 1627. fol.) fand die heidnischen Sternbilder anstößig, und besetzte den Thierkreis mit den zwölf Aposteln, die nördliche Halbkugel mit Figuren des neuen, und die südliche mit Bildern des alten


Gottfried Kirch hatte ſchon 1689 die ſaͤchſiſchen Churſchwerdter und den brandenburgiſchen Scepter an den Himmel verſetzt, welchem letztern Bilde Herr Bode ſeine alte Stelle wieder eingeraͤumt hat. Neulich hat der P. Hell (Monumenta aere perenniora inte aſtra ponenda Vienn. 1789. 8.) zu Ehren des Koͤnigs von Großbritannien und zum Andenken des Herrn Herſchel noch drey neue Sternbilder, das Pſalterium Georgianum und zwey Teleſkope, in den Thierkreis verſetzt. Dieſe Veraͤnderungen machen, daß man die Anzahl der jetzt gebraͤuchlichen Sternbilder, die ſich ohngefaͤhr auf hundert erſtreckt, nicht ganz genau angeben kan.

Die Fixſterne ſelbſt, welche in dieſen Bildern vorkommen, werden mit den Buchſtaben des Alphabets ſo bezeichnet, daß man den groͤßten oder hellſten die erſten, den von der zweyten, dritten Groͤße u. ſ. w. der Ordnung nach die folgenden Buchſtaben beylegt. Johann Bayer hat dies zuerſt in Ordnung gebracht, und ſich dabey der griechiſchen Buchſtaben bedient, z. B. α der Leyer, δ des großen Baͤren rc.; wobey er die lateiniſchen nur zu Huͤlfe nimmt, wenn das griechiſche Alphabet fuͤr ein Sternbild nicht ausreicht. Dieſe Bezeichnung behielt Flamſtead in ſeinen großen Himmelskarten bey, und ſie iſt ſeitdem von den Aſtronomen allgemein angenommen worden. Hevel hat ſie doch nicht gebraucht, und Doppelmayr, der ihm ganz folgt, hat daher die Sterne mit lateiniſchen Buchſtaben in ganz anderer Ordnung bezeichnet, z. B. A der Leyer, C des großen Baͤrs rc. welches ſehr unbequem iſt, und bey dem haͤufigen Gebrauche der doppelmayriſchen Karten in Deutſchland, eigne Verzeichniſſe noͤthig macht, worinn beyderley Namen mit einander verglichen werden. Solche Verzeichniſſe enthalten die Einleitungen zur Sternkenntniß, welche im Artikel Aſtrognoſie angefuͤhrt ſind.

Julius Schiller, ein Patricier zu Augſpurg (Coelum ſtellatum Chriſtianum. Aug. Vind. 1627. fol.) fand die heidniſchen Sternbilder anſtoͤßig, und beſetzte den Thierkreis mit den zwoͤlf Apoſteln, die noͤrdliche Halbkugel mit Figuren des neuen, und die ſuͤdliche mit Bildern des alten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0206" xml:id="P.4.196" n="196"/><lb/><hi rendition="#b">Gottfried Kirch</hi> hatte &#x017F;chon 1689 die <hi rendition="#b">&#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen Chur&#x017F;chwerdter</hi> und den <hi rendition="#b">brandenburgi&#x017F;chen Scepter</hi> an den Himmel ver&#x017F;etzt, welchem letztern Bilde Herr <hi rendition="#b">Bode</hi> &#x017F;eine alte Stelle wieder eingera&#x0364;umt hat. Neulich hat der P. <hi rendition="#b">Hell</hi> (<hi rendition="#aq">Monumenta aere perenniora inte a&#x017F;tra ponenda Vienn. 1789. 8.</hi>) zu Ehren des Ko&#x0364;nigs von Großbritannien und zum Andenken des Herrn Her&#x017F;chel noch drey neue Sternbilder, das <hi rendition="#aq">P&#x017F;alterium Georgianum</hi> und zwey Tele&#x017F;kope, in den Thierkreis ver&#x017F;etzt. Die&#x017F;e Vera&#x0364;nderungen machen, daß man die Anzahl der jetzt gebra&#x0364;uchlichen Sternbilder, die &#x017F;ich ohngefa&#x0364;hr auf hundert er&#x017F;treckt, nicht ganz genau angeben kan.</p>
            <p>Die Fix&#x017F;terne &#x017F;elb&#x017F;t, welche in die&#x017F;en Bildern vorkommen, werden mit den Buch&#x017F;taben des Alphabets &#x017F;o bezeichnet, daß man den gro&#x0364;ßten oder hell&#x017F;ten die er&#x017F;ten, den von der zweyten, dritten Gro&#x0364;ße u. &#x017F;. w. der Ordnung nach die folgenden Buch&#x017F;taben beylegt. <hi rendition="#b">Johann Bayer</hi> hat dies zuer&#x017F;t in Ordnung gebracht, und &#x017F;ich dabey der griechi&#x017F;chen Buch&#x017F;taben bedient, z. B. <foreign xml:lang="grc">&#x03B1;</foreign> der Leyer, <foreign xml:lang="grc">&#x03B4;</foreign> des großen Ba&#x0364;ren rc.; wobey er die lateini&#x017F;chen nur zu Hu&#x0364;lfe nimmt, wenn das griechi&#x017F;che Alphabet fu&#x0364;r ein Sternbild nicht ausreicht. Die&#x017F;e Bezeichnung behielt <hi rendition="#b">Flam&#x017F;tead</hi> in &#x017F;einen großen Himmelskarten bey, und &#x017F;ie i&#x017F;t &#x017F;eitdem von den A&#x017F;tronomen allgemein angenommen worden. <hi rendition="#b">Hevel</hi> hat &#x017F;ie doch nicht gebraucht, und <hi rendition="#b">Doppelmayr,</hi> der ihm ganz folgt, hat daher die Sterne mit lateini&#x017F;chen Buch&#x017F;taben in ganz anderer Ordnung bezeichnet, z. B. <hi rendition="#aq">A</hi> der Leyer, <hi rendition="#aq">C</hi> des großen Ba&#x0364;rs rc. welches &#x017F;ehr unbequem i&#x017F;t, und bey dem ha&#x0364;ufigen Gebrauche der doppelmayri&#x017F;chen Karten in Deut&#x017F;chland, eigne Verzeichni&#x017F;&#x017F;e no&#x0364;thig macht, worinn beyderley Namen mit einander verglichen werden. Solche Verzeichni&#x017F;&#x017F;e enthalten die Einleitungen zur Sternkenntniß, welche im Artikel <hi rendition="#b">A&#x017F;trogno&#x017F;ie</hi> angefu&#x0364;hrt &#x017F;ind.</p>
            <p><hi rendition="#b">Julius Schiller,</hi> ein Patricier zu Aug&#x017F;purg (<hi rendition="#aq">Coelum &#x017F;tellatum Chri&#x017F;tianum. Aug. Vind. 1627. fol.</hi>) fand die heidni&#x017F;chen Sternbilder an&#x017F;to&#x0364;ßig, und be&#x017F;etzte den Thierkreis mit den zwo&#x0364;lf Apo&#x017F;teln, die no&#x0364;rdliche Halbkugel mit Figuren des neuen, und die &#x017F;u&#x0364;dliche mit Bildern des alten<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0206] Gottfried Kirch hatte ſchon 1689 die ſaͤchſiſchen Churſchwerdter und den brandenburgiſchen Scepter an den Himmel verſetzt, welchem letztern Bilde Herr Bode ſeine alte Stelle wieder eingeraͤumt hat. Neulich hat der P. Hell (Monumenta aere perenniora inte aſtra ponenda Vienn. 1789. 8.) zu Ehren des Koͤnigs von Großbritannien und zum Andenken des Herrn Herſchel noch drey neue Sternbilder, das Pſalterium Georgianum und zwey Teleſkope, in den Thierkreis verſetzt. Dieſe Veraͤnderungen machen, daß man die Anzahl der jetzt gebraͤuchlichen Sternbilder, die ſich ohngefaͤhr auf hundert erſtreckt, nicht ganz genau angeben kan. Die Fixſterne ſelbſt, welche in dieſen Bildern vorkommen, werden mit den Buchſtaben des Alphabets ſo bezeichnet, daß man den groͤßten oder hellſten die erſten, den von der zweyten, dritten Groͤße u. ſ. w. der Ordnung nach die folgenden Buchſtaben beylegt. Johann Bayer hat dies zuerſt in Ordnung gebracht, und ſich dabey der griechiſchen Buchſtaben bedient, z. B. α der Leyer, δ des großen Baͤren rc.; wobey er die lateiniſchen nur zu Huͤlfe nimmt, wenn das griechiſche Alphabet fuͤr ein Sternbild nicht ausreicht. Dieſe Bezeichnung behielt Flamſtead in ſeinen großen Himmelskarten bey, und ſie iſt ſeitdem von den Aſtronomen allgemein angenommen worden. Hevel hat ſie doch nicht gebraucht, und Doppelmayr, der ihm ganz folgt, hat daher die Sterne mit lateiniſchen Buchſtaben in ganz anderer Ordnung bezeichnet, z. B. A der Leyer, C des großen Baͤrs rc. welches ſehr unbequem iſt, und bey dem haͤufigen Gebrauche der doppelmayriſchen Karten in Deutſchland, eigne Verzeichniſſe noͤthig macht, worinn beyderley Namen mit einander verglichen werden. Solche Verzeichniſſe enthalten die Einleitungen zur Sternkenntniß, welche im Artikel Aſtrognoſie angefuͤhrt ſind. Julius Schiller, ein Patricier zu Augſpurg (Coelum ſtellatum Chriſtianum. Aug. Vind. 1627. fol.) fand die heidniſchen Sternbilder anſtoͤßig, und beſetzte den Thierkreis mit den zwoͤlf Apoſteln, die noͤrdliche Halbkugel mit Figuren des neuen, und die ſuͤdliche mit Bildern des alten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/206
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/206>, abgerufen am 21.11.2024.