Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
5. Sind die beyden Körper nicht hart, sondern weich, so wird das in der Wirkung beym Stoße weiter keine Aenderung machen, als daß dabey zugleich die Gestalt der Körper geändert wird, und daß die Veränderung der Bewegung nicht plötzlich, sondern nach und nach (auch nicht unmittelbar durch Undurchdringlichkeit und Härte, sondern mittelbar durch Aenderung der Gestalt) geschieht. Die Theile, die zuerst in Berührung kommen, werden einander ausweichen, und jeder Körper wird in den andern Eindrücke machen, so daß sich jedes Bewegung allmählig ändern kan. Eben das wird geschehen, wenn auch nur ein Körper weich, der andere hart ist, wobey die Aenderung der Gestalt nur den weichen betrift. Daher gelten die angeführten Gesetze für alle unelastische Körper, harte und weiche, überhaupt. Völlig unelastische Körper giebt es nicht in der Natur, wohl aber Materien von sehr schwacher Elasticität, z. B. Bley, ungebrannten Thon u. dergl. Man pflegt daher die angeführten Gesetze durch Versuche mit Bley-oder Thonkugeln zu bestätigen, s. Percussionsmaschine. Gesetze des Stoßes elastischer Körper. Sind die Massen M und m elastisch, so werden sie anfangs eben die Veränderungen beym Stoße leiden, wie die weichen. So bald aber der Stoß vollendet ist, wird die Federkraft ihre Gestalt wiederherstellen, und dadurch eine neue Veränderung in ihren Bewegungen verursachen. Bey Voraussetzung vollkommner Elasticität wird die vorige Gestalt völlig hergestellt, wobey die Zurückwirkung von m auf M eben so groß seyn muß, als vorher die Wirkung
5. Sind die beyden Koͤrper nicht hart, ſondern weich, ſo wird das in der Wirkung beym Stoße weiter keine Aenderung machen, als daß dabey zugleich die Geſtalt der Koͤrper geaͤndert wird, und daß die Veraͤnderung der Bewegung nicht ploͤtzlich, ſondern nach und nach (auch nicht unmittelbar durch Undurchdringlichkeit und Haͤrte, ſondern mittelbar durch Aenderung der Geſtalt) geſchieht. Die Theile, die zuerſt in Beruͤhrung kommen, werden einander ausweichen, und jeder Koͤrper wird in den andern Eindruͤcke machen, ſo daß ſich jedes Bewegung allmaͤhlig aͤndern kan. Eben das wird geſchehen, wenn auch nur ein Koͤrper weich, der andere hart iſt, wobey die Aenderung der Geſtalt nur den weichen betrift. Daher gelten die angefuͤhrten Geſetze fuͤr alle unelaſtiſche Koͤrper, harte und weiche, uͤberhaupt. Voͤllig unelaſtiſche Koͤrper giebt es nicht in der Natur, wohl aber Materien von ſehr ſchwacher Elaſticitaͤt, z. B. Bley, ungebrannten Thon u. dergl. Man pflegt daher die angefuͤhrten Geſetze durch Verſuche mit Bley-oder Thonkugeln zu beſtaͤtigen, ſ. Percuſſionsmaſchine. Geſetze des Stoßes elaſtiſcher Koͤrper. Sind die Maſſen M und m elaſtiſch, ſo werden ſie anfangs eben die Veraͤnderungen beym Stoße leiden, wie die weichen. So bald aber der Stoß vollendet iſt, wird die Federkraft ihre Geſtalt wiederherſtellen, und dadurch eine neue Veraͤnderung in ihren Bewegungen verurſachen. Bey Vorausſetzung vollkommner Elaſticitaͤt wird die vorige Geſtalt voͤllig hergeſtellt, wobey die Zuruͤckwirkung von m auf M eben ſo groß ſeyn muß, als vorher die Wirkung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0228" xml:id="P.4.218" n="218"/><lb/> Koͤrper in der Groͤße der Bewegungen nichts aͤndert.</hi> Sieht man aber <hi rendition="#b">arithmetiſch</hi> alle Bewegung, nach welcher Richtung ſie auch gehe, fuͤr reel oder poſitiv an, ſo gilt der Satz nur dann, wenn ſich die Koͤrper folgen; fuͤr Koͤrper, die ſich begegnen, iſt alsdann die Bewegung nach dem Stoße, dem arithmetiſchen Unterſchiede der Bewegungen vor dem Stoße gleich.</p> <p>5. Sind die beyden Koͤrper nicht hart, ſondern <hi rendition="#b">weich,</hi> ſo wird das in der Wirkung beym Stoße weiter keine Aenderung machen, als daß dabey zugleich die Geſtalt der Koͤrper geaͤndert wird, und daß die Veraͤnderung der Bewegung nicht ploͤtzlich, ſondern nach und nach (auch nicht unmittelbar durch Undurchdringlichkeit und Haͤrte, ſondern mittelbar durch Aenderung der Geſtalt) geſchieht. Die Theile, die zuerſt in Beruͤhrung kommen, werden einander ausweichen, und jeder Koͤrper wird in den andern Eindruͤcke machen, ſo daß ſich jedes Bewegung allmaͤhlig aͤndern kan. Eben das wird geſchehen, wenn auch nur ein Koͤrper weich, der andere hart iſt, wobey die Aenderung der Geſtalt nur den weichen betrift. Daher gelten die angefuͤhrten Geſetze fuͤr alle <hi rendition="#b">unelaſtiſche Koͤrper,</hi> harte und weiche, uͤberhaupt.</p> <p>Voͤllig unelaſtiſche Koͤrper giebt es nicht in der Natur, wohl aber Materien von ſehr ſchwacher Elaſticitaͤt, z. B. Bley, ungebrannten Thon u. dergl. Man pflegt daher die angefuͤhrten Geſetze durch Verſuche mit Bley-oder Thonkugeln zu beſtaͤtigen, <hi rendition="#b">ſ. Percuſſionsmaſchine.</hi> <hi rendition="#c">Geſetze des Stoßes elaſtiſcher Koͤrper.</hi></p> <p>Sind die Maſſen <hi rendition="#aq">M</hi> und <hi rendition="#aq">m</hi> <hi rendition="#b">elaſtiſch,</hi> ſo werden ſie anfangs eben die Veraͤnderungen beym Stoße leiden, wie die weichen. So bald aber der Stoß vollendet iſt, wird die Federkraft ihre Geſtalt wiederherſtellen, und dadurch eine neue Veraͤnderung in ihren Bewegungen verurſachen. Bey Vorausſetzung <hi rendition="#b">vollkommner Elaſticitaͤt</hi> wird die vorige Geſtalt voͤllig hergeſtellt, wobey die Zuruͤckwirkung von <hi rendition="#aq">m</hi> auf <hi rendition="#aq">M</hi> eben ſo groß ſeyn muß, als vorher die Wirkung<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [218/0228]
Koͤrper in der Groͤße der Bewegungen nichts aͤndert. Sieht man aber arithmetiſch alle Bewegung, nach welcher Richtung ſie auch gehe, fuͤr reel oder poſitiv an, ſo gilt der Satz nur dann, wenn ſich die Koͤrper folgen; fuͤr Koͤrper, die ſich begegnen, iſt alsdann die Bewegung nach dem Stoße, dem arithmetiſchen Unterſchiede der Bewegungen vor dem Stoße gleich.
5. Sind die beyden Koͤrper nicht hart, ſondern weich, ſo wird das in der Wirkung beym Stoße weiter keine Aenderung machen, als daß dabey zugleich die Geſtalt der Koͤrper geaͤndert wird, und daß die Veraͤnderung der Bewegung nicht ploͤtzlich, ſondern nach und nach (auch nicht unmittelbar durch Undurchdringlichkeit und Haͤrte, ſondern mittelbar durch Aenderung der Geſtalt) geſchieht. Die Theile, die zuerſt in Beruͤhrung kommen, werden einander ausweichen, und jeder Koͤrper wird in den andern Eindruͤcke machen, ſo daß ſich jedes Bewegung allmaͤhlig aͤndern kan. Eben das wird geſchehen, wenn auch nur ein Koͤrper weich, der andere hart iſt, wobey die Aenderung der Geſtalt nur den weichen betrift. Daher gelten die angefuͤhrten Geſetze fuͤr alle unelaſtiſche Koͤrper, harte und weiche, uͤberhaupt.
Voͤllig unelaſtiſche Koͤrper giebt es nicht in der Natur, wohl aber Materien von ſehr ſchwacher Elaſticitaͤt, z. B. Bley, ungebrannten Thon u. dergl. Man pflegt daher die angefuͤhrten Geſetze durch Verſuche mit Bley-oder Thonkugeln zu beſtaͤtigen, ſ. Percuſſionsmaſchine. Geſetze des Stoßes elaſtiſcher Koͤrper.
Sind die Maſſen M und m elaſtiſch, ſo werden ſie anfangs eben die Veraͤnderungen beym Stoße leiden, wie die weichen. So bald aber der Stoß vollendet iſt, wird die Federkraft ihre Geſtalt wiederherſtellen, und dadurch eine neue Veraͤnderung in ihren Bewegungen verurſachen. Bey Vorausſetzung vollkommner Elaſticitaͤt wird die vorige Geſtalt voͤllig hergeſtellt, wobey die Zuruͤckwirkung von m auf M eben ſo groß ſeyn muß, als vorher die Wirkung
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