Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Der Sonne und dem Monde giebt die Stralenbrechung am Horizonte eine ovale Gestalt. Sie erhebt nemlich den untern Rand mehr, als den obern, und verkürzt dadurch den vertikalen Durchmesser, indem der horizontale, dessen beyde Enden gleich hoch stehen, ungeändert bleibt. Endlich hat auch die Brechung des Lichts in der Atmosphäre auf die scheinbaren Orte irdischer Höhen, mithin auf die geometrische Höhenmessung, Einfluß. Diesen Gegenstand haben Mayer (De refractionibus objectorum terrestr. Gott. 1751.) und Lambert (Proprietes de la route de la lum. p. 87. sqq.) untersucht. Der Letztere bedient sich des Vortheils, den Weg des Lichtstrals als einen Kreisbogen anzusehen, dessen Halbmesser 7mal größer ist, als der Halbmesser der Erde. Er zeigt in einer Tabelle, wie viel man von der scheinbaren Höhe eines Berges abziehen müsse, wenn die Entfernung desselben bekannt ist. In einer Entfernung von 21388 Toisen z. B. muß man die Höhe um 10 Toisen vermindern; die Verminderungen in andern Weiten verhalten sich, wie die Quadrate der Weiten. Lambert berichtigte auf diese Art die Höhen einiger von Cassini gemessenen Berge, und fand sie nun mit den barometrischen Höhenmessungen in vortreflicher Uebereinstimmung. Man muß aber hiebey auch die Veränderung wegen der Dichte und Wärme (und wegen der Dünste am Horizonte) in Betrachtung ziehen, welche so stark ist, daß Nettleton (Philos. Trans. 1725. Num. 388. p. 308.) die scheinbare Höhe ebendesselben Hügels, aus seinem Hause gesehen, an einem Tage um 30 Min. größer, als am andern, fand. So unzuverläßig sind die Messungen von Höhen, die man von fern unter kleinen Winkeln sieht. Kästner Anfangsgr. der Astron. Göttingen, 1781. 8. §. 136. u. f. de la Lande astron. Handbuch. a. d. Frz. Leipzig 1775. gr. 8. Sechstes Buch, S. 475. u. f. Röhl Einleit. in die astron. Wissensch. Greifsw. 1768. 8. §. 100 u. f. de Lüc Unters. über die Atmosphäre; a. d. Frz. II. Theil. Leipz. 1778. gr. 8. Fünfre Abth. Cap. 3. S. 384. u. f. Der Sonne und dem Monde giebt die Stralenbrechung am Horizonte eine ovale Geſtalt. Sie erhebt nemlich den untern Rand mehr, als den obern, und verkuͤrzt dadurch den vertikalen Durchmeſſer, indem der horizontale, deſſen beyde Enden gleich hoch ſtehen, ungeaͤndert bleibt. Endlich hat auch die Brechung des Lichts in der Atmoſphaͤre auf die ſcheinbaren Orte irdiſcher Hoͤhen, mithin auf die geometriſche Hoͤhenmeſſung, Einfluß. Dieſen Gegenſtand haben Mayer (De refractionibus objectorum terreſtr. Gott. 1751.) und Lambert (Proprietés de la route de la lum. p. 87. ſqq.) unterſucht. Der Letztere bedient ſich des Vortheils, den Weg des Lichtſtrals als einen Kreisbogen anzuſehen, deſſen Halbmeſſer 7mal groͤßer iſt, als der Halbmeſſer der Erde. Er zeigt in einer Tabelle, wie viel man von der ſcheinbaren Hoͤhe eines Berges abziehen muͤſſe, wenn die Entfernung deſſelben bekannt iſt. In einer Entfernung von 21388 Toiſen z. B. muß man die Hoͤhe um 10 Toiſen vermindern; die Verminderungen in andern Weiten verhalten ſich, wie die Quadrate der Weiten. Lambert berichtigte auf dieſe Art die Hoͤhen einiger von Caſſini gemeſſenen Berge, und fand ſie nun mit den barometriſchen Hoͤhenmeſſungen in vortreflicher Uebereinſtimmung. Man muß aber hiebey auch die Veraͤnderung wegen der Dichte und Waͤrme (und wegen der Duͤnſte am Horizonte) in Betrachtung ziehen, welche ſo ſtark iſt, daß Nettleton (Philoſ. Trans. 1725. Num. 388. p. 308.) die ſcheinbare Hoͤhe ebendeſſelben Huͤgels, aus ſeinem Hauſe geſehen, an einem Tage um 30 Min. groͤßer, als am andern, fand. So unzuverlaͤßig ſind die Meſſungen von Hoͤhen, die man von fern unter kleinen Winkeln ſieht. Kaͤſtner Anfangsgr. der Aſtron. Goͤttingen, 1781. 8. §. 136. u. f. de la Lande aſtron. Handbuch. a. d. Frz. Leipzig 1775. gr. 8. Sechſtes Buch, S. 475. u. f. Roͤhl Einleit. in die aſtron. Wiſſenſch. Greifsw. 1768. 8. §. 100 u. f. de Luͤc Unterſ. uͤber die Atmoſphaͤre; a. d. Frz. II. Theil. Leipz. 1778. gr. 8. Fuͤnfre Abth. Cap. 3. S. 384. u. f. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0268" xml:id="P.4.258" n="258"/><lb/> </p> <p>Der Sonne und dem Monde giebt die Stralenbrechung am Horizonte eine ovale Geſtalt. Sie erhebt nemlich den untern Rand mehr, als den obern, und verkuͤrzt dadurch den vertikalen Durchmeſſer, indem der horizontale, deſſen beyde Enden gleich hoch ſtehen, ungeaͤndert bleibt.</p> <p>Endlich hat auch die Brechung des Lichts in der Atmoſphaͤre auf die ſcheinbaren Orte irdiſcher Hoͤhen, mithin auf die geometriſche Hoͤhenmeſſung, Einfluß. Dieſen Gegenſtand haben <hi rendition="#b">Mayer</hi> (<hi rendition="#aq">De refractionibus objectorum terreſtr. Gott. 1751.</hi>) und <hi rendition="#b">Lambert</hi> (<hi rendition="#aq">Proprietés de la route de la lum. p. 87. ſqq.</hi>) unterſucht. Der Letztere bedient ſich des Vortheils, den Weg des Lichtſtrals als einen Kreisbogen anzuſehen, deſſen Halbmeſſer 7mal groͤßer iſt, als der Halbmeſſer der Erde. Er zeigt in einer Tabelle, wie viel man von der ſcheinbaren Hoͤhe eines Berges abziehen muͤſſe, wenn die Entfernung deſſelben bekannt iſt. In einer Entfernung von 21388 Toiſen z. B. muß man die Hoͤhe um 10 Toiſen vermindern; die Verminderungen in andern Weiten verhalten ſich, wie die Quadrate der Weiten. <hi rendition="#b">Lambert</hi> berichtigte auf dieſe Art die Hoͤhen einiger von <hi rendition="#b">Caſſini</hi> gemeſſenen Berge, und fand ſie nun mit den barometriſchen Hoͤhenmeſſungen in vortreflicher Uebereinſtimmung. Man muß aber hiebey auch die Veraͤnderung wegen der Dichte und Waͤrme (und wegen der Duͤnſte am Horizonte) in Betrachtung ziehen, welche ſo ſtark iſt, daß <hi rendition="#b">Nettleton</hi> (<hi rendition="#aq">Philoſ. Trans. 1725. Num. 388. p. 308.</hi>) die ſcheinbare Hoͤhe ebendeſſelben Huͤgels, aus ſeinem Hauſe geſehen, an einem Tage um 30 Min. groͤßer, als am andern, fand. So unzuverlaͤßig ſind die Meſſungen von Hoͤhen, die man von fern unter kleinen Winkeln ſieht.</p> <p><hi rendition="#b">Kaͤſtner</hi> Anfangsgr. der Aſtron. Goͤttingen, 1781. 8. §. 136. u. f.</p> <p><hi rendition="#b">de la Lande</hi> aſtron. Handbuch. a. d. Frz. Leipzig 1775. gr. 8. Sechſtes Buch, S. 475. u. f.</p> <p><hi rendition="#b">Roͤhl</hi> Einleit. in die aſtron. Wiſſenſch. Greifsw. 1768. 8. §. 100 u. f.</p> <p><hi rendition="#b">de Luͤc</hi> Unterſ. uͤber die Atmoſphaͤre; a. d. Frz. <hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. Leipz. 1778. gr. 8. Fuͤnfre Abth. Cap. 3. S. 384. u. f.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [258/0268]
Der Sonne und dem Monde giebt die Stralenbrechung am Horizonte eine ovale Geſtalt. Sie erhebt nemlich den untern Rand mehr, als den obern, und verkuͤrzt dadurch den vertikalen Durchmeſſer, indem der horizontale, deſſen beyde Enden gleich hoch ſtehen, ungeaͤndert bleibt.
Endlich hat auch die Brechung des Lichts in der Atmoſphaͤre auf die ſcheinbaren Orte irdiſcher Hoͤhen, mithin auf die geometriſche Hoͤhenmeſſung, Einfluß. Dieſen Gegenſtand haben Mayer (De refractionibus objectorum terreſtr. Gott. 1751.) und Lambert (Proprietés de la route de la lum. p. 87. ſqq.) unterſucht. Der Letztere bedient ſich des Vortheils, den Weg des Lichtſtrals als einen Kreisbogen anzuſehen, deſſen Halbmeſſer 7mal groͤßer iſt, als der Halbmeſſer der Erde. Er zeigt in einer Tabelle, wie viel man von der ſcheinbaren Hoͤhe eines Berges abziehen muͤſſe, wenn die Entfernung deſſelben bekannt iſt. In einer Entfernung von 21388 Toiſen z. B. muß man die Hoͤhe um 10 Toiſen vermindern; die Verminderungen in andern Weiten verhalten ſich, wie die Quadrate der Weiten. Lambert berichtigte auf dieſe Art die Hoͤhen einiger von Caſſini gemeſſenen Berge, und fand ſie nun mit den barometriſchen Hoͤhenmeſſungen in vortreflicher Uebereinſtimmung. Man muß aber hiebey auch die Veraͤnderung wegen der Dichte und Waͤrme (und wegen der Duͤnſte am Horizonte) in Betrachtung ziehen, welche ſo ſtark iſt, daß Nettleton (Philoſ. Trans. 1725. Num. 388. p. 308.) die ſcheinbare Hoͤhe ebendeſſelben Huͤgels, aus ſeinem Hauſe geſehen, an einem Tage um 30 Min. groͤßer, als am andern, fand. So unzuverlaͤßig ſind die Meſſungen von Hoͤhen, die man von fern unter kleinen Winkeln ſieht.
Kaͤſtner Anfangsgr. der Aſtron. Goͤttingen, 1781. 8. §. 136. u. f.
de la Lande aſtron. Handbuch. a. d. Frz. Leipzig 1775. gr. 8. Sechſtes Buch, S. 475. u. f.
Roͤhl Einleit. in die aſtron. Wiſſenſch. Greifsw. 1768. 8. §. 100 u. f.
de Luͤc Unterſ. uͤber die Atmoſphaͤre; a. d. Frz. II. Theil. Leipz. 1778. gr. 8. Fuͤnfre Abth. Cap. 3. S. 384. u. f.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |