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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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ein- und ausfahrende elektrische Ströme oder gleichzeitige Ab- und Zuflüsse, die magnetischen Wirbel u. a. m.

Strudel, Wasserwirbel

Gurges, Vorago, Vortex, Gouffre. Die Strudel sind kreis- oder spiralsörmige Bewegungen des Wassers, die durch den Stoß der Ströme an Klippen, durch Zusammentreffen zweener entgegengesetzten Ströme, durch Ebbe und Fluth, Herabstürzen des Wassers in tiefe Schlünde, und andere locale Ursachen veranlasset werden. In den Flüssen bilden sich oft kleine Wirbel an den Pfeilern und Bogen der Brücken, zwischen den Inseln, an den Krümmungen der Ufer, oder auch an Stellen, wo im Grunde des Flußbettes tiefe Löcher sind.

Im Meere sind die Strudel wegen der Gefahr, die sie den Schiffern bringen, merkwürdiger. Bey den Alten war der chalcidische Euripus zwischen den Küsten von Böotien und der Insel Euböa (Negroponte) berühmt, den aber Strabo (L, IX.), Mela (II. 7.) und Livius (XXIII. 6.) sehr verschieden beschreiben. Daß Aristoteles sich ins Meer gestürzt habe, weil er diesen Wirbel nicht erklären können, ist eine Fabel. Der Jesuit Babin (Philos. Trans. num. 71. p. 2153.), welcher zwey Jahr zu Negroponte gewohnt hatte, erzählt, daß unter den 29 Tagen jedes Mondwechsels 20 sind, an denen das Meer daselbst eine ordentliche Ebbe und Fluth hat, daß aber vom 9ten bis zum 13ten, ingleichen vom 21 sten bis zum 26sten Tage jedes Monats, die Ebbe und Fluth alle 24 Stunden zwölf bis 14mal abwechselt. Hiezu gehört auch die berüchtigte Charybdis zwischen Neapel und Sicilien, jetzt Cap Faro, von welcher die Alten erzählen, daß sie das Wasser täglich einigemal abwechselnd einschlucke und wieder auswerfe. Doch ist dieser Wirbel nur schwach. Kircher (Mund Subterr. To. I. p 97.) erzählt, der Taucher Cola Pesce habe die Charybdis untersucht, und nicht allein einen vom Grunde heraufkommenden Strom mit vielen Klippen und Unebenheiten, sondern auch eine Tiefe gefunden, die ihn in die dickste Finsterniß verhüllt habe.


ein- und ausfahrende elektriſche Stroͤme oder gleichzeitige Ab- und Zufluͤſſe, die magnetiſchen Wirbel u. a. m.

Strudel, Waſſerwirbel

Gurges, Vorago, Vortex, Gouffre. Die Strudel ſind kreis- oder ſpiralſoͤrmige Bewegungen des Waſſers, die durch den Stoß der Stroͤme an Klippen, durch Zuſammentreffen zweener entgegengeſetzten Stroͤme, durch Ebbe und Fluth, Herabſtuͤrzen des Waſſers in tiefe Schluͤnde, und andere locale Urſachen veranlaſſet werden. In den Fluͤſſen bilden ſich oft kleine Wirbel an den Pfeilern und Bogen der Bruͤcken, zwiſchen den Inſeln, an den Kruͤmmungen der Ufer, oder auch an Stellen, wo im Grunde des Flußbettes tiefe Loͤcher ſind.

Im Meere ſind die Strudel wegen der Gefahr, die ſie den Schiffern bringen, merkwuͤrdiger. Bey den Alten war der chalcidiſche Euripus zwiſchen den Kuͤſten von Boͤotien und der Inſel Euboͤa (Negroponte) beruͤhmt, den aber Strabo (L, IX.), Mela (II. 7.) und Livius (XXIII. 6.) ſehr verſchieden beſchreiben. Daß Ariſtoteles ſich ins Meer geſtuͤrzt habe, weil er dieſen Wirbel nicht erklaͤren koͤnnen, iſt eine Fabel. Der Jeſuit Babin (Philoſ. Trans. num. 71. p. 2153.), welcher zwey Jahr zu Negroponte gewohnt hatte, erzaͤhlt, daß unter den 29 Tagen jedes Mondwechſels 20 ſind, an denen das Meer daſelbſt eine ordentliche Ebbe und Fluth hat, daß aber vom 9ten bis zum 13ten, ingleichen vom 21 ſten bis zum 26ſten Tage jedes Monats, die Ebbe und Fluth alle 24 Stunden zwoͤlf bis 14mal abwechſelt. Hiezu gehoͤrt auch die beruͤchtigte Charybdis zwiſchen Neapel und Sicilien, jetzt Cap Faro, von welcher die Alten erzaͤhlen, daß ſie das Waſſer taͤglich einigemal abwechſelnd einſchlucke und wieder auswerfe. Doch iſt dieſer Wirbel nur ſchwach. Kircher (Mund Subterr. To. I. p 97.) erzaͤhlt, der Taucher Cola Peſce habe die Charybdis unterſucht, und nicht allein einen vom Grunde heraufkommenden Strom mit vielen Klippen und Unebenheiten, ſondern auch eine Tiefe gefunden, die ihn in die dickſte Finſterniß verhuͤllt habe.

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[263/0273] ein- und ausfahrende elektriſche Stroͤme oder gleichzeitige Ab- und Zufluͤſſe, die magnetiſchen Wirbel u. a. m. Strudel, Waſſerwirbel Gurges, Vorago, Vortex, Gouffre. Die Strudel ſind kreis- oder ſpiralſoͤrmige Bewegungen des Waſſers, die durch den Stoß der Stroͤme an Klippen, durch Zuſammentreffen zweener entgegengeſetzten Stroͤme, durch Ebbe und Fluth, Herabſtuͤrzen des Waſſers in tiefe Schluͤnde, und andere locale Urſachen veranlaſſet werden. In den Fluͤſſen bilden ſich oft kleine Wirbel an den Pfeilern und Bogen der Bruͤcken, zwiſchen den Inſeln, an den Kruͤmmungen der Ufer, oder auch an Stellen, wo im Grunde des Flußbettes tiefe Loͤcher ſind. Im Meere ſind die Strudel wegen der Gefahr, die ſie den Schiffern bringen, merkwuͤrdiger. Bey den Alten war der chalcidiſche Euripus zwiſchen den Kuͤſten von Boͤotien und der Inſel Euboͤa (Negroponte) beruͤhmt, den aber Strabo (L, IX.), Mela (II. 7.) und Livius (XXIII. 6.) ſehr verſchieden beſchreiben. Daß Ariſtoteles ſich ins Meer geſtuͤrzt habe, weil er dieſen Wirbel nicht erklaͤren koͤnnen, iſt eine Fabel. Der Jeſuit Babin (Philoſ. Trans. num. 71. p. 2153.), welcher zwey Jahr zu Negroponte gewohnt hatte, erzaͤhlt, daß unter den 29 Tagen jedes Mondwechſels 20 ſind, an denen das Meer daſelbſt eine ordentliche Ebbe und Fluth hat, daß aber vom 9ten bis zum 13ten, ingleichen vom 21 ſten bis zum 26ſten Tage jedes Monats, die Ebbe und Fluth alle 24 Stunden zwoͤlf bis 14mal abwechſelt. Hiezu gehoͤrt auch die beruͤchtigte Charybdis zwiſchen Neapel und Sicilien, jetzt Cap Faro, von welcher die Alten erzaͤhlen, daß ſie das Waſſer taͤglich einigemal abwechſelnd einſchlucke und wieder auswerfe. Doch iſt dieſer Wirbel nur ſchwach. Kircher (Mund Subterr. To. I. p 97.) erzaͤhlt, der Taucher Cola Peſce habe die Charybdis unterſucht, und nicht allein einen vom Grunde heraufkommenden Strom mit vielen Klippen und Unebenheiten, ſondern auch eine Tiefe gefunden, die ihn in die dickſte Finſterniß verhuͤllt habe.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/273>, abgerufen am 22.11.2024.