ab. Maupertuis hatte zwey solche reaumürische Thermometer mit nach Lappland genommen. Am 3. Dec. 1736. stand der Weingeist auf 18, das Quecksilber auf 22 Grad unter Null; am 2. Jan. 1737 jener auf 25, dieser auf 29. Am 6. Jan. stand der Weingeist bey 29 Grad, das Quecksilber bey 37; am Morgen darauf war jener gefroren, und hatte sich dabey bis zum Punkte der Temperatur in den Kellern der pariser Sternwarte ausgedehnt. Um den Siedpunkt ist die Abweichung noch weit beträchtlicher. Herr von Reaumur und Nollet versendeten zwar auf Bestellung Thermometer von beyderley Art, die wirklich mit einander übereinzustimmen schienen. Haubold (Diss. cit. §. IX.) erhielt ein Paar solche in Dresden, die er sowohl in den gewöhnlichen Temperaturen, als auch beym Eis- und Siedpunkte, wirklich übereinstimmend fand. Bey genauerer Untersuchung aber entdeckte er mit Verwunderung, daß auf dem Quecksilberthermometer die ersten 40 Grade über der Null im Verhältnisse 8 : 9 kleiner gezeichnet waren, als die 40 obern, und die unter Null; so daß neben der Null zwey ganz ungleiche Grade unmittelbar neben einander standen. Solche geflissentliche Bemühungen, Fehler einer Erfindung zu verbergen, verrathen doch mehr eitle Ruhmbegierde, als Aufrichtigkeit. In Wasser, das nach und nach erwärmt ward, stieg auch der Weingeist schneller, als das Quecksilber, dagegen war er in der Kälte träger, und blieb zurück.
Eben so hat ganz neuerlich Goubert (Recherches sur les differences, qui existent entre les thermometres de Mercure et ceux d'esprit-de-vin. Paris, 1789. 8.) vorgeschlagen, den Raum zwischen Eis- und Siedpunkt zuerst in 90 gleiche Theile, dann aber drey Stücke desselben von 0 bis 25 1/2; 25 1/2 -- 54 3/4; 54 3/4 -- 90; jedes für sich in 30 gleiche Theile zu theilen.
Herr de Lüc hat endlich durch mühsame Untersuchungen eine genaue Vergleichung des wahren reaumürischen Weingeistthermometers mit dem Quecksilberthermometer von 80 Graden zu Stande gebracht, aus der ich hier folgenden Auszug mittheile.
ab. Maupertuis hatte zwey ſolche reaumuͤriſche Thermometer mit nach Lappland genommen. Am 3. Dec. 1736. ſtand der Weingeiſt auf 18, das Queckſilber auf 22 Grad unter Null; am 2. Jan. 1737 jener auf 25, dieſer auf 29. Am 6. Jan. ſtand der Weingeiſt bey 29 Grad, das Queckſilber bey 37; am Morgen darauf war jener gefroren, und hatte ſich dabey bis zum Punkte der Temperatur in den Kellern der pariſer Sternwarte ausgedehnt. Um den Siedpunkt iſt die Abweichung noch weit betraͤchtlicher. Herr von Reaumur und Nollet verſendeten zwar auf Beſtellung Thermometer von beyderley Art, die wirklich mit einander uͤbereinzuſtimmen ſchienen. Haubold (Diſſ. cit. §. IX.) erhielt ein Paar ſolche in Dresden, die er ſowohl in den gewoͤhnlichen Temperaturen, als auch beym Eis- und Siedpunkte, wirklich uͤbereinſtimmend fand. Bey genauerer Unterſuchung aber entdeckte er mit Verwunderung, daß auf dem Queckſilberthermometer die erſten 40 Grade uͤber der Null im Verhaͤltniſſe 8 : 9 kleiner gezeichnet waren, als die 40 obern, und die unter Null; ſo daß neben der Null zwey ganz ungleiche Grade unmittelbar neben einander ſtanden. Solche gefliſſentliche Bemuͤhungen, Fehler einer Erfindung zu verbergen, verrathen doch mehr eitle Ruhmbegierde, als Aufrichtigkeit. In Waſſer, das nach und nach erwaͤrmt ward, ſtieg auch der Weingeiſt ſchneller, als das Queckſilber, dagegen war er in der Kaͤlte traͤger, und blieb zuruͤck.
Eben ſo hat ganz neuerlich Goubert (Recherches ſur les differences, qui exiſtent entre les thermometres de Mercure et ceux d'eſprit-de-vin. Paris, 1789. 8.) vorgeſchlagen, den Raum zwiſchen Eis- und Siedpunkt zuerſt in 90 gleiche Theile, dann aber drey Stuͤcke deſſelben von 0 bis 25 1/2; 25 1/2 — 54 3/4; 54 3/4 — 90; jedes fuͤr ſich in 30 gleiche Theile zu theilen.
Herr de Luͤc hat endlich durch muͤhſame Unterſuchungen eine genaue Vergleichung des wahren reaumuͤriſchen Weingeiſtthermometers mit dem Queckſilberthermometer von 80 Graden zu Stande gebracht, aus der ich hier folgenden Auszug mittheile.
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ab. Maupertuis hatte zwey ſolche reaumuͤriſche Thermometer mit nach Lappland genommen. Am 3. Dec. 1736. ſtand der Weingeiſt auf 18, das Queckſilber auf 22 Grad unter Null; am 2. Jan. 1737 jener auf 25, dieſer auf 29. Am 6. Jan. ſtand der Weingeiſt bey 29 Grad, das Queckſilber bey 37; am Morgen darauf war jener gefroren, und hatte ſich dabey bis zum Punkte der Temperatur in den Kellern der pariſer Sternwarte ausgedehnt. Um den Siedpunkt iſt die Abweichung noch weit betraͤchtlicher. Herr von Reaumur und Nollet verſendeten zwar auf Beſtellung Thermometer von beyderley Art, die wirklich mit einander uͤbereinzuſtimmen ſchienen. Haubold (Diſſ. cit. §. IX.) erhielt ein Paar ſolche in Dresden, die er ſowohl in den gewoͤhnlichen Temperaturen, als auch beym Eis- und Siedpunkte, wirklich uͤbereinſtimmend fand. Bey genauerer Unterſuchung aber entdeckte er mit Verwunderung, daß auf dem Queckſilberthermometer die erſten 40 Grade uͤber der Null im Verhaͤltniſſe 8 : 9 kleiner gezeichnet waren, als die 40 obern, und die unter Null; ſo daß neben der Null zwey ganz ungleiche Grade unmittelbar neben einander ſtanden. Solche gefliſſentliche Bemuͤhungen, Fehler einer Erfindung zu verbergen, verrathen doch mehr eitle Ruhmbegierde, als Aufrichtigkeit. In Waſſer, das nach und nach erwaͤrmt ward, ſtieg auch der Weingeiſt ſchneller, als das Queckſilber, dagegen war er in der Kaͤlte traͤger, und blieb zuruͤck.
Eben ſo hat ganz neuerlich Goubert (Recherches ſur les differences, qui exiſtent entre les thermometres de Mercure et ceux d'eſprit-de-vin. Paris, 1789. 8.) vorgeſchlagen, den Raum zwiſchen Eis- und Siedpunkt zuerſt in 90 gleiche Theile, dann aber drey Stuͤcke deſſelben von 0 bis 25 1/2; 25 1/2 — 54 3/4; 54 3/4 — 90; jedes fuͤr ſich in 30 gleiche Theile zu theilen.
Herr de Luͤc hat endlich durch muͤhſame Unterſuchungen eine genaue Vergleichung des wahren reaumuͤriſchen Weingeiſtthermometers mit dem Queckſilberthermometer von 80 Graden zu Stande gebracht, aus der ich hier folgenden Auszug mittheile.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/329>, abgerufen am 22.11.2024.
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