Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Strohmeyer (Anleit. S. 28.) glaubt doch, diese Methode sey bis auf 1 1/2 reaum. Grade ungewiß. Er zieht das Wasser im Eise vor, läßt daher Regen- oder Schneewasser in einem Gefäße bey natürlicher Kälte ringsum einfrieren, durchbricht dann die obere Eisrinde, und setzt das Thermometer, so weit das Quecksilber reicht, in das mit Eis umgebne Wasser. Dieses Verfahren, welches sich von Dücrest herschreibt, ist zwar sehr bequem, aber nach Herrn Luz (Anweis. Thermom. zu verf. §. 122--129.) auf 1/5 Grad unsicher, besonders, wenn die Eisrinde nicht dick genug ist. Hingegen fand eben dieser geschickte Praktiker Herrn de Lücs Methode so sicher, daß er nicht (1/50) Grad Abweichung bey ihr bemerkte, den einzigen Fall eines einfallenden Thauwetters ausgenommen, bey welchem das zergehende Eis allezeit um (1/12) reaum. Grad wärmer, als sonst ist. Er erinnert, man solle die mit Liquor gefüllten Thermometer nicht zu plötzlich in das Eis bringen, weil sonst beym Fallen zu viel Liquor an den Wänden der Röhre hängen bleibe. Die englischen Gelehrten bleiben ebenfalls bey dieser Methode, und bemerken nur, man müsse die Röhre ganz, so weit in ihr das Quecksilber reicht, mit Eis umgeben, oder sonst eine kleine von ihnen angegebene Berichtigung machen. Es giebt noch einige Punkte, die als feste betrachtet und insgemein auf den Thermometern angemerkt werden. Dahin gehört die Temperatur der Keller der pariser Sternwarte (temperature des caves de l' Observatoire), welche in einer Nische der Mauer eines 84 Schuh tiefen Kellers statt findet. Sie stimmt mit dem Tempere des Ducrest überein, und ist nach Herrn de Luc genauer Bestimmung = 9, 6 des Quecksilberthermometers von 80
Strohmeyer (Anleit. S. 28.) glaubt doch, dieſe Methode ſey bis auf 1 1/2 reaum. Grade ungewiß. Er zieht das Waſſer im Eiſe vor, laͤßt daher Regen- oder Schneewaſſer in einem Gefaͤße bey natuͤrlicher Kaͤlte ringsum einfrieren, durchbricht dann die obere Eisrinde, und ſetzt das Thermometer, ſo weit das Queckſilber reicht, in das mit Eis umgebne Waſſer. Dieſes Verfahren, welches ſich von Duͤcreſt herſchreibt, iſt zwar ſehr bequem, aber nach Herrn Luz (Anweiſ. Thermom. zu verf. §. 122—129.) auf 1/5 Grad unſicher, beſonders, wenn die Eisrinde nicht dick genug iſt. Hingegen fand eben dieſer geſchickte Praktiker Herrn de Luͤcs Methode ſo ſicher, daß er nicht (1/50) Grad Abweichung bey ihr bemerkte, den einzigen Fall eines einfallenden Thauwetters ausgenommen, bey welchem das zergehende Eis allezeit um (1/12) reaum. Grad waͤrmer, als ſonſt iſt. Er erinnert, man ſolle die mit Liquor gefuͤllten Thermometer nicht zu ploͤtzlich in das Eis bringen, weil ſonſt beym Fallen zu viel Liquor an den Waͤnden der Roͤhre haͤngen bleibe. Die engliſchen Gelehrten bleiben ebenfalls bey dieſer Methode, und bemerken nur, man muͤſſe die Roͤhre ganz, ſo weit in ihr das Queckſilber reicht, mit Eis umgeben, oder ſonſt eine kleine von ihnen angegebene Berichtigung machen. Es giebt noch einige Punkte, die als feſte betrachtet und insgemein auf den Thermometern angemerkt werden. Dahin gehoͤrt die Temperatur der Keller der pariſer Sternwarte (température des caves de l' Obſervatoire), welche in einer Niſche der Mauer eines 84 Schuh tiefen Kellers ſtatt findet. Sie ſtimmt mit dem Temperé des Ducreſt uͤberein, und iſt nach Herrn de Luc genauer Beſtimmung = 9, 6 des Queckſilberthermometers von 80 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0351" xml:id="P.4.341" n="341"/><lb/> ein Gefaͤß mit Eis, welches zuvor in einem Tuche mit dem Hammer klein geſchlagen worden, und ſetzt das Thermometer ſo hinein, daß es ganz davon umgeben iſt, und unter der Kugel noch 1 Zoll hoch Eis uͤber dem Boden liegt. Indem das Eis zergeht, halten ſich Waſſer und Eis in gleicher Temperatur.</p> </div> <div n="3"> <head>Strohmeyer</head><lb/> <p>(Anleit. S. 28.) glaubt doch, dieſe Methode ſey bis auf 1 1/2 reaum. Grade ungewiß. Er zieht das <hi rendition="#b">Waſſer im Eiſe</hi> vor, laͤßt daher Regen- oder Schneewaſſer in einem Gefaͤße bey natuͤrlicher Kaͤlte ringsum einfrieren, durchbricht dann die obere Eisrinde, und ſetzt das Thermometer, ſo weit das Queckſilber reicht, in das mit Eis umgebne Waſſer. Dieſes Verfahren, welches ſich von <hi rendition="#b">Duͤcreſt</hi> herſchreibt, iſt zwar ſehr bequem, aber nach Herrn <hi rendition="#b">Luz</hi> (Anweiſ. Thermom. zu verf. §. 122—129.) auf 1/5 Grad unſicher, beſonders, wenn die Eisrinde nicht dick genug iſt. Hingegen fand eben dieſer geſchickte Praktiker Herrn <hi rendition="#b">de Luͤcs</hi> Methode ſo ſicher, daß er nicht (1/50) Grad Abweichung bey ihr bemerkte, den einzigen Fall eines einfallenden Thauwetters ausgenommen, bey welchem das zergehende Eis allezeit um (1/12) reaum. Grad waͤrmer, als ſonſt iſt. Er erinnert, man ſolle die mit Liquor gefuͤllten Thermometer nicht zu ploͤtzlich in das Eis bringen, weil ſonſt beym Fallen zu viel Liquor an den Waͤnden der Roͤhre haͤngen bleibe.</p> <p>Die engliſchen Gelehrten bleiben ebenfalls bey dieſer Methode, und bemerken nur, man muͤſſe die Roͤhre ganz, ſo weit in ihr das Queckſilber reicht, mit Eis umgeben, oder ſonſt eine kleine von ihnen angegebene Berichtigung machen.</p> <p>Es giebt noch einige Punkte, die als feſte betrachtet und insgemein auf den Thermometern angemerkt werden. Dahin gehoͤrt die Temperatur der <hi rendition="#b">Keller der pariſer Sternwarte</hi> <hi rendition="#i">(<hi rendition="#aq">température des caves de l' Obſervatoire</hi>),</hi> welche in einer Niſche der Mauer eines 84 Schuh tiefen Kellers ſtatt findet. Sie ſtimmt mit dem <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Temperé</hi></hi> des <hi rendition="#b">Ducreſt</hi> uͤberein, und iſt nach Herrn <hi rendition="#b">de Luc</hi> genauer Beſtimmung = 9, 6 des Queckſilberthermometers von 80<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [341/0351]
ein Gefaͤß mit Eis, welches zuvor in einem Tuche mit dem Hammer klein geſchlagen worden, und ſetzt das Thermometer ſo hinein, daß es ganz davon umgeben iſt, und unter der Kugel noch 1 Zoll hoch Eis uͤber dem Boden liegt. Indem das Eis zergeht, halten ſich Waſſer und Eis in gleicher Temperatur.
Strohmeyer
(Anleit. S. 28.) glaubt doch, dieſe Methode ſey bis auf 1 1/2 reaum. Grade ungewiß. Er zieht das Waſſer im Eiſe vor, laͤßt daher Regen- oder Schneewaſſer in einem Gefaͤße bey natuͤrlicher Kaͤlte ringsum einfrieren, durchbricht dann die obere Eisrinde, und ſetzt das Thermometer, ſo weit das Queckſilber reicht, in das mit Eis umgebne Waſſer. Dieſes Verfahren, welches ſich von Duͤcreſt herſchreibt, iſt zwar ſehr bequem, aber nach Herrn Luz (Anweiſ. Thermom. zu verf. §. 122—129.) auf 1/5 Grad unſicher, beſonders, wenn die Eisrinde nicht dick genug iſt. Hingegen fand eben dieſer geſchickte Praktiker Herrn de Luͤcs Methode ſo ſicher, daß er nicht (1/50) Grad Abweichung bey ihr bemerkte, den einzigen Fall eines einfallenden Thauwetters ausgenommen, bey welchem das zergehende Eis allezeit um (1/12) reaum. Grad waͤrmer, als ſonſt iſt. Er erinnert, man ſolle die mit Liquor gefuͤllten Thermometer nicht zu ploͤtzlich in das Eis bringen, weil ſonſt beym Fallen zu viel Liquor an den Waͤnden der Roͤhre haͤngen bleibe.
Die engliſchen Gelehrten bleiben ebenfalls bey dieſer Methode, und bemerken nur, man muͤſſe die Roͤhre ganz, ſo weit in ihr das Queckſilber reicht, mit Eis umgeben, oder ſonſt eine kleine von ihnen angegebene Berichtigung machen.
Es giebt noch einige Punkte, die als feſte betrachtet und insgemein auf den Thermometern angemerkt werden. Dahin gehoͤrt die Temperatur der Keller der pariſer Sternwarte (température des caves de l' Obſervatoire), welche in einer Niſche der Mauer eines 84 Schuh tiefen Kellers ſtatt findet. Sie ſtimmt mit dem Temperé des Ducreſt uͤberein, und iſt nach Herrn de Luc genauer Beſtimmung = 9, 6 des Queckſilberthermometers von 80
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