Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Cassini sahe dieses Licht zuerst am 18. März 1683, und beobachtete es damals bis zum 26. März (Decouverte de la lumiere celeste, qui paroist dans le zodiaque par M. Cassini, in den Anciens memoires, Tom. VIII. p. 119.). Fatio de Duillier zu Genf setzte die Beobachtungen von 1684 bis 1686 fort, so wie Kirch und Eimmart von 1688 bis 1693 (Miscell. Natur. Curios. Dec. III. ann. 1. p. 285. sqq.). Nachher hat noch Herr von Mairan (Traite phys. et histor. de l'aurore boreale, in den Mem. de Paris, 1731. und besonders Paris, 1733. 4.), der von dieser Erscheinung bey Erklärung des Nordlichts Gebrauch macht, einige Beobachtungen darüber mitgetheilt. Cassini muthmaßet, es sey diese Erscheinung eben dieselbe, welche die Alten durch den Namen der Balken ([fremdsprachliches Material] , trabes) andeuten. Er beschreibt sie als ein Licht, das dem Scheine der Milchstraße ähnlich, aber heller, in der Mitte glänzender, und gegen die Enden schwächer sey. Mairan erklärt es für stärker und dichter, als das Licht der Milchstraße, und bemerkt, es scheine gegen den Horizont zu gelblich oder röthlich. Beyde wollen bisweilen kleine sprühende Funken darinn bemerkt haben; sie setzen aber hinzu, eine solche Erscheinung könne auch von der Anstrengung der Augen herrühren. In der Schrift des Herrn von Mairan findet man alles, was zur Beschreibung und Erklärung des Thierkreislichts gehört, mit vielem Scharfsinn ausgeführt. Man kan nach diesem allen nicht zweifeln, daß es eine entweder selbst leuchtende oder von der Sonne erleuchtete Atmosphäre sey, welche in Form eines sehr abgeplatteten linsenförmigen Sphäroids die Sonne so umgiebt, daß sie nach der Richtung der Axe der Sonnenumdrehung die geringste, und nach der Richtung des Sonnenäquators, welche mit der Ekliptik einen Winkel von 7 1/2° macht, die größte Ausdehnung
Caſſini ſahe dieſes Licht zuerſt am 18. Maͤrz 1683, und beobachtete es damals bis zum 26. Maͤrz (Decouverte de la lumiere céleſte, qui paroiſt dans le zodiaque par M. Caſſini, in den Anciens mémoires, Tom. VIII. p. 119.). Fatio de Duillier zu Genf ſetzte die Beobachtungen von 1684 bis 1686 fort, ſo wie Kirch und Eimmart von 1688 bis 1693 (Miſcell. Natur. Curioſ. Dec. III. ann. 1. p. 285. ſqq.). Nachher hat noch Herr von Mairan (Traité phyſ. et hiſtor. de l'aurore boreale, in den Mém. de Paris, 1731. und beſonders Paris, 1733. 4.), der von dieſer Erſcheinung bey Erklaͤrung des Nordlichts Gebrauch macht, einige Beobachtungen daruͤber mitgetheilt. Caſſini muthmaßet, es ſey dieſe Erſcheinung eben dieſelbe, welche die Alten durch den Namen der Balken ([fremdsprachliches Material] , trabes) andeuten. Er beſchreibt ſie als ein Licht, das dem Scheine der Milchſtraße aͤhnlich, aber heller, in der Mitte glaͤnzender, und gegen die Enden ſchwaͤcher ſey. Mairan erklaͤrt es fuͤr ſtaͤrker und dichter, als das Licht der Milchſtraße, und bemerkt, es ſcheine gegen den Horizont zu gelblich oder roͤthlich. Beyde wollen bisweilen kleine ſpruͤhende Funken darinn bemerkt haben; ſie ſetzen aber hinzu, eine ſolche Erſcheinung koͤnne auch von der Anſtrengung der Augen herruͤhren. In der Schrift des Herrn von Mairan findet man alles, was zur Beſchreibung und Erklaͤrung des Thierkreislichts gehoͤrt, mit vielem Scharfſinn ausgefuͤhrt. Man kan nach dieſem allen nicht zweifeln, daß es eine entweder ſelbſt leuchtende oder von der Sonne erleuchtete Atmoſphaͤre ſey, welche in Form eines ſehr abgeplatteten linſenfoͤrmigen Sphaͤroids die Sonne ſo umgiebt, daß ſie nach der Richtung der Axe der Sonnenumdrehung die geringſte, und nach der Richtung des Sonnenaͤquators, welche mit der Ekliptik einen Winkel von 7 1/2° macht, die groͤßte Ausdehnung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0381" xml:id="P.4.371" n="371"/><lb/> in die Augen faͤllt. Betrachtet man dieſe Figur von der Ruͤckſeite gegen das Licht, oder im Spiegel, ſo zeigt ſie die Erſcheinung, wie ſelbige in der Mitte des Octobers am Morgenhorizonte vor Sonnenaufgang ſichtbar iſt.</p> <p><hi rendition="#b">Caſſini</hi> ſahe dieſes Licht zuerſt am 18. Maͤrz 1683, und beobachtete es damals bis zum 26. Maͤrz (<hi rendition="#aq">Decouverte de la lumiere céleſte, qui paroiſt dans le zodiaque par M. <hi rendition="#i">Caſſini,</hi></hi> in den <hi rendition="#aq">Anciens mémoires, Tom. VIII. p. 119.</hi>). <hi rendition="#b">Fatio de Duillier</hi> zu Genf ſetzte die Beobachtungen von 1684 bis 1686 fort, ſo wie <hi rendition="#b">Kirch</hi> und <hi rendition="#b">Eimmart</hi> von 1688 bis 1693 (<hi rendition="#aq">Miſcell. Natur. Curioſ. Dec. III. ann. 1. p. 285. ſqq.</hi>). Nachher hat noch Herr <hi rendition="#b">von Mairan</hi> (<hi rendition="#aq">Traité phyſ. et hiſtor. de l'aurore boreale,</hi> in den <hi rendition="#aq">Mém. de Paris, 1731.</hi> und beſonders <hi rendition="#aq">Paris, 1733. 4.</hi>), der von dieſer Erſcheinung bey Erklaͤrung des Nordlichts Gebrauch macht, einige Beobachtungen daruͤber mitgetheilt.</p> <p><hi rendition="#b">Caſſini</hi> muthmaßet, es ſey dieſe Erſcheinung eben dieſelbe, welche die Alten durch den Namen der Balken (<foreign xml:lang="grc"><gap reason="fm"/><note type="editorial">dokoi</note></foreign>, <hi rendition="#aq">trabes</hi>) andeuten. Er beſchreibt ſie als ein Licht, das dem Scheine der Milchſtraße aͤhnlich, aber heller, in der Mitte glaͤnzender, und gegen die Enden ſchwaͤcher ſey. <hi rendition="#b">Mairan</hi> erklaͤrt es fuͤr ſtaͤrker und dichter, als das Licht der Milchſtraße, und bemerkt, es ſcheine gegen den Horizont zu gelblich oder roͤthlich. Beyde wollen bisweilen kleine ſpruͤhende Funken darinn bemerkt haben; ſie ſetzen aber hinzu, eine ſolche Erſcheinung koͤnne auch von der Anſtrengung der Augen herruͤhren.</p> <p>In der Schrift des Herrn <hi rendition="#b">von Mairan</hi> findet man alles, was zur Beſchreibung und Erklaͤrung des Thierkreislichts gehoͤrt, mit vielem Scharfſinn ausgefuͤhrt. Man kan nach dieſem allen nicht zweifeln, daß es eine entweder ſelbſt leuchtende oder von der Sonne erleuchtete Atmoſphaͤre ſey, welche in Form eines ſehr abgeplatteten linſenfoͤrmigen Sphaͤroids die Sonne ſo umgiebt, daß ſie nach der Richtung der Axe der Sonnenumdrehung die geringſte, und nach der Richtung des Sonnenaͤquators, welche mit der Ekliptik einen Winkel von 7 1/2° macht, die groͤßte Ausdehnung<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [371/0381]
in die Augen faͤllt. Betrachtet man dieſe Figur von der Ruͤckſeite gegen das Licht, oder im Spiegel, ſo zeigt ſie die Erſcheinung, wie ſelbige in der Mitte des Octobers am Morgenhorizonte vor Sonnenaufgang ſichtbar iſt.
Caſſini ſahe dieſes Licht zuerſt am 18. Maͤrz 1683, und beobachtete es damals bis zum 26. Maͤrz (Decouverte de la lumiere céleſte, qui paroiſt dans le zodiaque par M. Caſſini, in den Anciens mémoires, Tom. VIII. p. 119.). Fatio de Duillier zu Genf ſetzte die Beobachtungen von 1684 bis 1686 fort, ſo wie Kirch und Eimmart von 1688 bis 1693 (Miſcell. Natur. Curioſ. Dec. III. ann. 1. p. 285. ſqq.). Nachher hat noch Herr von Mairan (Traité phyſ. et hiſtor. de l'aurore boreale, in den Mém. de Paris, 1731. und beſonders Paris, 1733. 4.), der von dieſer Erſcheinung bey Erklaͤrung des Nordlichts Gebrauch macht, einige Beobachtungen daruͤber mitgetheilt.
Caſſini muthmaßet, es ſey dieſe Erſcheinung eben dieſelbe, welche die Alten durch den Namen der Balken (_ , trabes) andeuten. Er beſchreibt ſie als ein Licht, das dem Scheine der Milchſtraße aͤhnlich, aber heller, in der Mitte glaͤnzender, und gegen die Enden ſchwaͤcher ſey. Mairan erklaͤrt es fuͤr ſtaͤrker und dichter, als das Licht der Milchſtraße, und bemerkt, es ſcheine gegen den Horizont zu gelblich oder roͤthlich. Beyde wollen bisweilen kleine ſpruͤhende Funken darinn bemerkt haben; ſie ſetzen aber hinzu, eine ſolche Erſcheinung koͤnne auch von der Anſtrengung der Augen herruͤhren.
In der Schrift des Herrn von Mairan findet man alles, was zur Beſchreibung und Erklaͤrung des Thierkreislichts gehoͤrt, mit vielem Scharfſinn ausgefuͤhrt. Man kan nach dieſem allen nicht zweifeln, daß es eine entweder ſelbſt leuchtende oder von der Sonne erleuchtete Atmoſphaͤre ſey, welche in Form eines ſehr abgeplatteten linſenfoͤrmigen Sphaͤroids die Sonne ſo umgiebt, daß ſie nach der Richtung der Axe der Sonnenumdrehung die geringſte, und nach der Richtung des Sonnenaͤquators, welche mit der Ekliptik einen Winkel von 7 1/2° macht, die groͤßte Ausdehnung
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