nischen Cheilung, auf welche man seitdem in der Musik so viel gehalten hat, geleitet habe. Durch harmonische Theilung der Octave C--c (2/2 : 2/4) kömmt man auf die Quinte G=2/3; durch nochmalige Wiederholung auf die große Terz E=(2/2,5)=4/5; durch die dritte Theilung auf (2/2,25)=8/9 oder die Secunde D. Die Octave arithmetisch getheilt gab die Quarte F=3/4. Die obere Quinte F--c (3/4 : 3/6) wieder harmonisch getheilt, gab die Sexte A=3/5. Nun blieb noch das Intervall der kleinen Terz von A--c mit einer Mittelsaite auszufüllen, wobey weder harmonische noch arithmetische Theilung half, weil beyde keine diatonischen Intervalle mehr gaben. Man half sich deswegen mit der doppelten Saite BH, wo B die reine Quart von F, also 3/4 · 3/4=(9/16), H die reine große Terz von G, mithin 4/5 · 2/3=(8/15) ausmachte. So hatte man das neue, oben mit
[Abbildung]
bezeichnete Tonsystem, worinn jeder Ton eine ganz reine, entweder große oder kleine, Terz hat, den einzigen Ton D ausgenommen, dessen Terz D--F nur (27/32) ist. Dagegen haben hier D und H keine reinen Quinten, und A keine reine Quart. Untersucht man die Stufen dieses Systems, so findet man folgendes
C
D
E
F
G
A
H
c
8/9
(9/10)
(15/16)
8/9
(9/10)
8/9
(15/16)
daß also drey größere, zween kleinere, und zween halbe Töne vorkommen. s. Octave (Th. III. S. 380.).
Dieser diatonischen Leitern bedienten sich die Tonsetzer ehedem so, daß sie von den Saiten des Systems bald diese, bald jene, nur B und H ausgenommen, zum Grundtone oder zur Tonica machten, woraus das Stück gesetzt wurde. Weil aber C und F nur große, D, E, A, H hingegen nur kleine Terzen in der neuern Leiter hatten, so konnte aus jenen blos in der harten, aus diesen blos in der weichen Tonart, gespielt werden. Man konnte auch kein Intervall verändern, nur H ausgenommen, wofür sich nach Bedürfniß B setzen ließ, so daß der einzige Ton G beyde Terzen hatte. Wenn man also ein Stück transponiren wollte (z. B. aus G spielen, was aus C gesetzt war), so verlohr
niſchen Cheilung, auf welche man ſeitdem in der Muſik ſo viel gehalten hat, geleitet habe. Durch harmoniſche Theilung der Octave C—c (2/2 : 2/4) koͤmmt man auf die Quinte G=2/3; durch nochmalige Wiederholung auf die große Terz E=(2/2,5)=4/5; durch die dritte Theilung auf (2/2,25)=8/9 oder die Secunde D. Die Octave arithmetiſch getheilt gab die Quarte F=3/4. Die obere Quinte F—c (3/4 : 3/6) wieder harmoniſch getheilt, gab die Sexte A=3/5. Nun blieb noch das Intervall der kleinen Terz von A—c mit einer Mittelſaite auszufuͤllen, wobey weder harmoniſche noch arithmetiſche Theilung half, weil beyde keine diatoniſchen Intervalle mehr gaben. Man half ſich deswegen mit der doppelten Saite BH, wo B die reine Quart von F, alſo 3/4 · 3/4=(9/16), H die reine große Terz von G, mithin 4/5 · 2/3=(8/15) ausmachte. So hatte man das neue, oben mit
[Abbildung]
bezeichnete Tonſyſtem, worinn jeder Ton eine ganz reine, entweder große oder kleine, Terz hat, den einzigen Ton D ausgenommen, deſſen Terz D—F nur (27/32) iſt. Dagegen haben hier D und H keine reinen Quinten, und A keine reine Quart. Unterſucht man die Stufen dieſes Syſtems, ſo findet man folgendes
C
D
E
F
G
A
H
c
8/9
(9/10)
(15/16)
8/9
(9/10)
8/9
(15/16)
daß alſo drey groͤßere, zween kleinere, und zween halbe Toͤne vorkommen. ſ. Octave (Th. III. S. 380.).
Dieſer diatoniſchen Leitern bedienten ſich die Tonſetzer ehedem ſo, daß ſie von den Saiten des Syſtems bald dieſe, bald jene, nur B und H ausgenommen, zum Grundtone oder zur Tonica machten, woraus das Stuͤck geſetzt wurde. Weil aber C und F nur große, D, E, A, H hingegen nur kleine Terzen in der neuern Leiter hatten, ſo konnte aus jenen blos in der harten, aus dieſen blos in der weichen Tonart, geſpielt werden. Man konnte auch kein Intervall veraͤndern, nur H ausgenommen, wofuͤr ſich nach Beduͤrfniß B ſetzen ließ, ſo daß der einzige Ton G beyde Terzen hatte. Wenn man alſo ein Stuͤck transponiren wollte (z. B. aus G ſpielen, was aus C geſetzt war), ſo verlohr
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><hirendition="#b"><pbfacs="#f0394"xml:id="P.4.384"n="384"/><lb/>
niſchen Cheilung,</hi> auf welche man ſeitdem in der Muſik ſo viel gehalten hat, geleitet habe. Durch harmoniſche Theilung der Octave <hirendition="#aq">C—c</hi> (2/2 : 2/4) koͤmmt man auf die Quinte <hirendition="#aq">G</hi>=2/3; durch nochmalige Wiederholung auf die große Terz <hirendition="#aq">E</hi>=(2/2,5)=4/5; durch die dritte Theilung auf (2/2,25)=8/9 oder die Secunde <hirendition="#aq">D.</hi> Die Octave arithmetiſch getheilt gab die Quarte <hirendition="#aq">F</hi>=3/4. Die obere Quinte <hirendition="#aq">F—c</hi> (3/4 : 3/6) wieder harmoniſch getheilt, gab die Sexte <hirendition="#aq">A</hi>=3/5. Nun blieb noch das Intervall der kleinen Terz von <hirendition="#aq">A—c</hi> mit einer Mittelſaite auszufuͤllen, wobey weder harmoniſche noch arithmetiſche Theilung half, weil beyde keine diatoniſchen Intervalle mehr gaben. Man half ſich deswegen mit der doppelten Saite <hirendition="#aq">BH,</hi> wo <hirendition="#aq">B</hi> die reine Quart von <hirendition="#aq">F,</hi> alſo 3/4 · 3/4=(9/16), <hirendition="#aq">H</hi> die reine große Terz von <hirendition="#aq">G,</hi> mithin 4/5 · 2/3=(8/15) ausmachte. So hatte man das neue, oben mit <figure/> bezeichnete Tonſyſtem, worinn jeder Ton eine ganz reine, entweder große oder kleine, Terz hat, den einzigen Ton <hirendition="#aq">D</hi> ausgenommen, deſſen Terz <hirendition="#aq">D—F</hi> nur (27/32) iſt. Dagegen haben hier <hirendition="#aq">D</hi> und <hirendition="#aq">H</hi> keine reinen Quinten, und <hirendition="#aq">A</hi> keine reine Quart. Unterſucht man die Stufen dieſes Syſtems, ſo findet man folgendes <table><row><cell><hirendition="#aq">C</hi></cell><cell/><cell><hirendition="#aq">D</hi></cell><cell/><cell><hirendition="#aq">E</hi></cell><cell/><cell><hirendition="#aq">F</hi></cell><cell/><cell><hirendition="#aq">G</hi></cell><cell/><cell><hirendition="#aq">A</hi></cell><cell/><cell><hirendition="#aq">H</hi></cell><cell/><cell><hirendition="#aq">c</hi></cell></row><row><cell/><cell>8/9</cell><cell/><cell>(9/10)</cell><cell/><cell>(15/16)</cell><cell/><cell>8/9</cell><cell/><cell>(9/10)</cell><cell/><cell>8/9</cell><cell/><cell>(15/16)</cell><cell/></row></table> daß alſo drey groͤßere, zween kleinere, und zween halbe Toͤne vorkommen. <hirendition="#b">ſ. Octave</hi> (Th. <hirendition="#aq">III.</hi> S. 380.).</p><p>Dieſer diatoniſchen Leitern bedienten ſich die Tonſetzer ehedem ſo, daß ſie von den Saiten des Syſtems bald dieſe, bald jene, nur <hirendition="#aq">B</hi> und <hirendition="#aq">H</hi> ausgenommen, zum Grundtone oder zur Tonica machten, woraus das Stuͤck geſetzt wurde. Weil aber <hirendition="#aq">C</hi> und <hirendition="#aq">F</hi> nur große, <hirendition="#aq">D, E, A, H</hi> hingegen nur kleine Terzen in der neuern Leiter hatten, ſo konnte aus jenen blos in der <hirendition="#b">harten,</hi> aus dieſen blos in der <hirendition="#b">weichen</hi> Tonart, geſpielt werden. Man konnte auch kein Intervall veraͤndern, nur <hirendition="#aq">H</hi> ausgenommen, wofuͤr ſich nach Beduͤrfniß <hirendition="#aq">B</hi>ſetzen ließ, ſo daß der einzige Ton <hirendition="#aq">G</hi> beyde Terzen hatte. Wenn man alſo ein Stuͤck transponiren wollte (z. B. aus <hirendition="#aq">G</hi>ſpielen, was aus <hirendition="#aq">C</hi> geſetzt war), ſo verlohr<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[384/0394]
niſchen Cheilung, auf welche man ſeitdem in der Muſik ſo viel gehalten hat, geleitet habe. Durch harmoniſche Theilung der Octave C—c (2/2 : 2/4) koͤmmt man auf die Quinte G=2/3; durch nochmalige Wiederholung auf die große Terz E=(2/2,5)=4/5; durch die dritte Theilung auf (2/2,25)=8/9 oder die Secunde D. Die Octave arithmetiſch getheilt gab die Quarte F=3/4. Die obere Quinte F—c (3/4 : 3/6) wieder harmoniſch getheilt, gab die Sexte A=3/5. Nun blieb noch das Intervall der kleinen Terz von A—c mit einer Mittelſaite auszufuͤllen, wobey weder harmoniſche noch arithmetiſche Theilung half, weil beyde keine diatoniſchen Intervalle mehr gaben. Man half ſich deswegen mit der doppelten Saite BH, wo B die reine Quart von F, alſo 3/4 · 3/4=(9/16), H die reine große Terz von G, mithin 4/5 · 2/3=(8/15) ausmachte. So hatte man das neue, oben mit
[Abbildung]
bezeichnete Tonſyſtem, worinn jeder Ton eine ganz reine, entweder große oder kleine, Terz hat, den einzigen Ton D ausgenommen, deſſen Terz D—F nur (27/32) iſt. Dagegen haben hier D und H keine reinen Quinten, und A keine reine Quart. Unterſucht man die Stufen dieſes Syſtems, ſo findet man folgendes C D E F G A H c
8/9 (9/10) (15/16) 8/9 (9/10) 8/9 (15/16)
daß alſo drey groͤßere, zween kleinere, und zween halbe Toͤne vorkommen. ſ. Octave (Th. III. S. 380.).
Dieſer diatoniſchen Leitern bedienten ſich die Tonſetzer ehedem ſo, daß ſie von den Saiten des Syſtems bald dieſe, bald jene, nur B und H ausgenommen, zum Grundtone oder zur Tonica machten, woraus das Stuͤck geſetzt wurde. Weil aber C und F nur große, D, E, A, H hingegen nur kleine Terzen in der neuern Leiter hatten, ſo konnte aus jenen blos in der harten, aus dieſen blos in der weichen Tonart, geſpielt werden. Man konnte auch kein Intervall veraͤndern, nur H ausgenommen, wofuͤr ſich nach Beduͤrfniß B ſetzen ließ, ſo daß der einzige Ton G beyde Terzen hatte. Wenn man alſo ein Stuͤck transponiren wollte (z. B. aus G ſpielen, was aus C geſetzt war), ſo verlohr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/394>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.