Temperatur nicht allein die große Schwierigkeit der Stimmung, welche bey ihr nicht anders, als nach einem genau getheilten Monochord möglich ist, sondern auch das wider sich, daß in ihr alle Grundtöne einander völlig gleich werden, wodurch die schätzbaren Vortheile verlohren gehen, die man sonst aus der Mannigfaltigkeit des Charakters der Tonleitern von verschiedenen Grundtönen zieht, und die kein Componist von Gefühl gern aufopfern wird.
Daher hat Kirnberger (Die Kunst des reinen Satzes in der Musik. Berlin, 1771. 4.) eine Temperatur angegeben, die jeder guter Stimmer, meistens durch Quinten, ohne Mühe treffen kan, und die nicht, wie viele andere vorgeschlagene, manchen Tönen vorzüglich reine Intervalle, zum Schaden der übrigen, giebt, sondern sich mehr an das hält, was der Natur des reinen Gesanges aus jedem Grundtone am nächsten kömmt. Die Verhältnisse dieser Temperatur stelle ich hier so vor, daß man sie leicht mit denen der gleichschwebenden vergleichen kan
C
-
1
-
1,0000
G
2/3
-
0,6667
Cis
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(243/256)
-
0,9492
Gis
(81/128)
-
0,6328
D
-
8/9
-
0,8889
A
(161/270)
-
0,5963
Dis
-
(27/32)
-
0,8437
B
(9/16)
-
0,5625
E
-
4/5
-
0,8000
H
(8/15)
-
0,5313
F
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3/4
-
0,7500
c
1/2
-
0,5000
Fis
-
(32/45)
-
0,7111
Man kan über diesen Gegenstand noch in G. F. T. (Tempelhof) Gedanken über die Temperatur des Herrn Kirnbergs (Berlin, 1775. 8.) und Marpurgs Versuch über die musikalische Temperatur (Breslau, 1776. 8.) mehrern Unterricht sinden.
Die Reihe aller Töne, welche auf unsern Instrumenten vorkommen, begreift zehn Octaven, oder 121 Saiten. Der tiefste Ton der Orgeln kömmt von einer 32 Fuß langen, der höchste von einer (1/32) Fuß langen Pfeife. Aber zum Gesange selbst werden die zwey untersten und drey obersten dieser Octaven nie gebraucht. Sie dienen blos zu Verstärkung
Temperatur nicht allein die große Schwierigkeit der Stimmung, welche bey ihr nicht anders, als nach einem genau getheilten Monochord moͤglich iſt, ſondern auch das wider ſich, daß in ihr alle Grundtoͤne einander voͤllig gleich werden, wodurch die ſchaͤtzbaren Vortheile verlohren gehen, die man ſonſt aus der Mannigfaltigkeit des Charakters der Tonleitern von verſchiedenen Grundtoͤnen zieht, und die kein Componiſt von Gefuͤhl gern aufopfern wird.
Daher hat Kirnberger (Die Kunſt des reinen Satzes in der Muſik. Berlin, 1771. 4.) eine Temperatur angegeben, die jeder guter Stimmer, meiſtens durch Quinten, ohne Muͤhe treffen kan, und die nicht, wie viele andere vorgeſchlagene, manchen Toͤnen vorzuͤglich reine Intervalle, zum Schaden der uͤbrigen, giebt, ſondern ſich mehr an das haͤlt, was der Natur des reinen Geſanges aus jedem Grundtone am naͤchſten koͤmmt. Die Verhaͤltniſſe dieſer Temperatur ſtelle ich hier ſo vor, daß man ſie leicht mit denen der gleichſchwebenden vergleichen kan
C
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1
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1,0000
G
2/3
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0,6667
Cis
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(243/256)
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0,9492
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(81/128)
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0,6328
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8/9
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0,8889
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(161/270)
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0,5963
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(9/16)
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(8/15)
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Man kan uͤber dieſen Gegenſtand noch in G. F. T. (Tempelhof) Gedanken uͤber die Temperatur des Herrn Kirnbergs (Berlin, 1775. 8.) und Marpurgs Verſuch uͤber die muſikaliſche Temperatur (Breslau, 1776. 8.) mehrern Unterricht ſinden.
Die Reihe aller Toͤne, welche auf unſern Inſtrumenten vorkommen, begreift zehn Octaven, oder 121 Saiten. Der tiefſte Ton der Orgeln koͤmmt von einer 32 Fuß langen, der hoͤchſte von einer (1/32) Fuß langen Pfeife. Aber zum Geſange ſelbſt werden die zwey unterſten und drey oberſten dieſer Octaven nie gebraucht. Sie dienen blos zu Verſtaͤrkung
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Temperatur nicht allein die große Schwierigkeit der Stimmung, welche bey ihr nicht anders, als nach einem genau getheilten Monochord moͤglich iſt, ſondern auch das wider ſich, daß in ihr alle Grundtoͤne einander voͤllig gleich werden, wodurch die ſchaͤtzbaren Vortheile verlohren gehen, die man ſonſt aus der Mannigfaltigkeit des Charakters der Tonleitern von verſchiedenen Grundtoͤnen zieht, und die kein Componiſt von Gefuͤhl gern aufopfern wird.</p><p>Daher hat <hirendition="#b">Kirnberger</hi> (Die Kunſt des reinen Satzes in der Muſik. Berlin, 1771. 4.) eine Temperatur angegeben, die jeder guter Stimmer, meiſtens durch Quinten, ohne Muͤhe treffen kan, und die nicht, wie viele andere vorgeſchlagene, manchen Toͤnen vorzuͤglich reine Intervalle, zum Schaden der uͤbrigen, giebt, ſondern ſich mehr an das haͤlt, was der Natur des reinen Geſanges aus jedem Grundtone am naͤchſten koͤmmt. Die Verhaͤltniſſe dieſer Temperatur ſtelle ich hier ſo vor, daß man ſie leicht mit denen der gleichſchwebenden vergleichen kan <table><row><cell><hirendition="#aq">C</hi></cell><cell>-</cell><cell>1</cell><cell>-</cell><cell>1,0000</cell><cell><hirendition="#aq">G</hi></cell><cell>2/3</cell><cell>-</cell><cell>0,6667</cell></row><row><cell><hirendition="#aq">Cis</hi></cell><cell>-</cell><cell>(243/256)</cell><cell>-</cell><cell>0,9492</cell><cell><hirendition="#aq">Gis</hi></cell><cell>(81/128)</cell><cell>-</cell><cell>0,6328</cell></row><row><cell><hirendition="#aq">D</hi></cell><cell>-</cell><cell>8/9</cell><cell>-</cell><cell>0,8889</cell><cell><hirendition="#aq">A</hi></cell><cell>(161/270)</cell><cell>-</cell><cell>0,5963</cell></row><row><cell><hirendition="#aq">Dis</hi></cell><cell>-</cell><cell>(27/32)</cell><cell>-</cell><cell>0,8437</cell><cell><hirendition="#aq">B</hi></cell><cell>(9/16)</cell><cell>-</cell><cell>0,5625</cell></row><row><cell><hirendition="#aq">E</hi></cell><cell>-</cell><cell>4/5</cell><cell>-</cell><cell>0,8000</cell><cell><hirendition="#aq">H</hi></cell><cell>(8/15)</cell><cell>-</cell><cell>0,5313</cell></row><row><cell><hirendition="#aq">F</hi></cell><cell>-</cell><cell>3/4</cell><cell>-</cell><cell>0,7500</cell><cell><hirendition="#aq">c</hi></cell><cell>1/2</cell><cell>-</cell><cell>0,5000</cell></row><row><cell><hirendition="#aq">Fis</hi></cell><cell>-</cell><cell>(32/45)</cell><cell>-</cell><cell>0,7111</cell><cell/><cell/><cell/><cell/></row></table></p><p>Man kan uͤber dieſen Gegenſtand noch in <hirendition="#b">G. F. T.</hi> (Tempelhof) Gedanken uͤber die Temperatur des Herrn Kirnbergs (Berlin, 1775. 8.) und <hirendition="#b">Marpurgs</hi> Verſuch uͤber die muſikaliſche Temperatur (Breslau, 1776. 8.) mehrern Unterricht ſinden.</p><p>Die Reihe aller Toͤne, welche auf unſern Inſtrumenten vorkommen, begreift zehn Octaven, oder 121 Saiten. Der tiefſte Ton der Orgeln koͤmmt von einer 32 Fuß langen, der hoͤchſte von einer (1/32) Fuß langen Pfeife. Aber zum Geſange ſelbſt werden die zwey unterſten und drey oberſten dieſer Octaven nie gebraucht. Sie dienen blos zu Verſtaͤrkung<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Temperatur nicht allein die große Schwierigkeit der Stimmung, welche bey ihr nicht anders, als nach einem genau getheilten Monochord moͤglich iſt, ſondern auch das wider ſich, daß in ihr alle Grundtoͤne einander voͤllig gleich werden, wodurch die ſchaͤtzbaren Vortheile verlohren gehen, die man ſonſt aus der Mannigfaltigkeit des Charakters der Tonleitern von verſchiedenen Grundtoͤnen zieht, und die kein Componiſt von Gefuͤhl gern aufopfern wird.
Daher hat Kirnberger (Die Kunſt des reinen Satzes in der Muſik. Berlin, 1771. 4.) eine Temperatur angegeben, die jeder guter Stimmer, meiſtens durch Quinten, ohne Muͤhe treffen kan, und die nicht, wie viele andere vorgeſchlagene, manchen Toͤnen vorzuͤglich reine Intervalle, zum Schaden der uͤbrigen, giebt, ſondern ſich mehr an das haͤlt, was der Natur des reinen Geſanges aus jedem Grundtone am naͤchſten koͤmmt. Die Verhaͤltniſſe dieſer Temperatur ſtelle ich hier ſo vor, daß man ſie leicht mit denen der gleichſchwebenden vergleichen kan C - 1 - 1,0000 G 2/3 - 0,6667
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Man kan uͤber dieſen Gegenſtand noch in G. F. T. (Tempelhof) Gedanken uͤber die Temperatur des Herrn Kirnbergs (Berlin, 1775. 8.) und Marpurgs Verſuch uͤber die muſikaliſche Temperatur (Breslau, 1776. 8.) mehrern Unterricht ſinden.
Die Reihe aller Toͤne, welche auf unſern Inſtrumenten vorkommen, begreift zehn Octaven, oder 121 Saiten. Der tiefſte Ton der Orgeln koͤmmt von einer 32 Fuß langen, der hoͤchſte von einer (1/32) Fuß langen Pfeife. Aber zum Geſange ſelbſt werden die zwey unterſten und drey oberſten dieſer Octaven nie gebraucht. Sie dienen blos zu Verſtaͤrkung
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/398>, abgerufen am 22.11.2024.
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