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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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da an den meisten Edelsteinen elektrische Erscheinungen wahrgenommen werden.

Die erste Nachricht vom Turmalin findet Herr Beckmann in einem längst vergessenen Buche (Curiöse Speculationes bey Schlaf-losen Nächten -- von einem Liebhaber, der Jmmer Gern Speculirt. Chemnitz und Leipzig, 1707. 8.), dessen Versasser meldet, ihm sey von Herrn Daumius, Stabs-Medicus bey der königl. Polnisch. und Churf. Sächs. am Rhein stehenden Miliz erzählt worden, "daß anno "1703 die Holländer einen aus Ostindien von Zeylon kom"menden Edelstein, Turmalin oder Turmale, auch Trip "genannt, zum erstenmal nach Holland gebracht hätten, "welcher die Eigenschaft habe, daß er die Turff-Asche auf "der heißen oder glühenden Turff-Kohle nicht allein, wie "ein Magnet das Eisen, an sich ziehe, sondern auch solche "Asche zu gleicher Zeit wieder von sich stoße -- und wür"de er deswegen von den Holländern Aschentrecker ge"nannt; die Couleur sey Pomeranzenroth mit Feuerfarbe "erhöht." Auch findet Herr Beckmann in dem Verzeichnisse der 1711 zu Leiden verkauften Naturaliensammlung des berühmten Botanikers Paul Hermann (Catalogus musei Indici -- collecti a P. Hermanno. Lugd. Bat. p. 30.) unter den Edelsteinen: Chrysolithus Turmale Zeylon. angegeben.

Lemery zeigte der pariser Akademie 1717 einen solchen Stein aus Zeylon vor, der in ihren Schriften von diesem Jahre als ein kleiner Magnet bekannt gemacht ward, welcher sich von den gewöhnlichen Magneten nur dadurch unterscheide, daß er einen und eben denselben Körper zuerst anziehe und hernach abstoße. Zufolge dieser Nachricht, welche nicht einmal die nöthige Erwärmung dieses Steins erwähnt, hielt man seine Wirkung für magnetisch, und nannte ihn den zeylonischen Magnet (s. v. Musschenbroek Diss. de magnete. Lugd. Bat. 1729. 4. in praef.). In dem bekannten Naturlexicon, welches so oft mit Hübners Vorrede gedruckt ist, findet sich der Artikel Trip schon in der Ausgabe von 1727; und die Vermehrungen desselben in der von 1741 zeigen, daß schon damals deutsche Naturforscher


da an den meiſten Edelſteinen elektriſche Erſcheinungen wahrgenommen werden.

Die erſte Nachricht vom Turmalin findet Herr Beckmann in einem laͤngſt vergeſſenen Buche (Curiöſe Speculationes bey Schlaf-loſen Naͤchten — von einem Liebhaber, der Jmmer Gern Speculirt. Chemnitz und Leipzig, 1707. 8.), deſſen Verſaſſer meldet, ihm ſey von Herrn Daumius, Stabs-Medicus bey der koͤnigl. Polniſch. und Churf. Saͤchſ. am Rhein ſtehenden Miliz erzaͤhlt worden, ”daß anno ”1703 die Hollaͤnder einen aus Oſtindien von Zeylon kom”menden Edelſtein, Turmalin oder Turmale, auch Trip ”genannt, zum erſtenmal nach Holland gebracht haͤtten, ”welcher die Eigenſchaft habe, daß er die Turff-Aſche auf ”der heißen oder gluͤhenden Turff-Kohle nicht allein, wie ”ein Magnet das Eiſen, an ſich ziehe, ſondern auch ſolche ”Aſche zu gleicher Zeit wieder von ſich ſtoße — und wuͤr”de er deswegen von den Hollaͤndern Aſchentrecker ge”nannt; die Couleur ſey Pomeranzenroth mit Feuerfarbe ”erhoͤht.“ Auch findet Herr Beckmann in dem Verzeichniſſe der 1711 zu Leiden verkauften Naturalienſammlung des beruͤhmten Botanikers Paul Hermann (Catalogus muſei Indici — collecti a P. Hermanno. Lugd. Bat. p. 30.) unter den Edelſteinen: Chryſolithus Turmale Zeylon. angegeben.

Lemery zeigte der pariſer Akademie 1717 einen ſolchen Stein aus Zeylon vor, der in ihren Schriften von dieſem Jahre als ein kleiner Magnet bekannt gemacht ward, welcher ſich von den gewoͤhnlichen Magneten nur dadurch unterſcheide, daß er einen und eben denſelben Koͤrper zuerſt anziehe und hernach abſtoße. Zufolge dieſer Nachricht, welche nicht einmal die noͤthige Erwaͤrmung dieſes Steins erwaͤhnt, hielt man ſeine Wirkung fuͤr magnetiſch, und nannte ihn den zeyloniſchen Magnet (ſ. v. Muſſchenbroek Diſſ. de magnete. Lugd. Bat. 1729. 4. in praef.). In dem bekannten Naturlexicon, welches ſo oft mit Huͤbners Vorrede gedruckt iſt, findet ſich der Artikel Trip ſchon in der Ausgabe von 1727; und die Vermehrungen deſſelben in der von 1741 zeigen, daß ſchon damals deutſche Naturforſcher

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[401/0411] da an den meiſten Edelſteinen elektriſche Erſcheinungen wahrgenommen werden. Die erſte Nachricht vom Turmalin findet Herr Beckmann in einem laͤngſt vergeſſenen Buche (Curiöſe Speculationes bey Schlaf-loſen Naͤchten — von einem Liebhaber, der Jmmer Gern Speculirt. Chemnitz und Leipzig, 1707. 8.), deſſen Verſaſſer meldet, ihm ſey von Herrn Daumius, Stabs-Medicus bey der koͤnigl. Polniſch. und Churf. Saͤchſ. am Rhein ſtehenden Miliz erzaͤhlt worden, ”daß anno ”1703 die Hollaͤnder einen aus Oſtindien von Zeylon kom”menden Edelſtein, Turmalin oder Turmale, auch Trip ”genannt, zum erſtenmal nach Holland gebracht haͤtten, ”welcher die Eigenſchaft habe, daß er die Turff-Aſche auf ”der heißen oder gluͤhenden Turff-Kohle nicht allein, wie ”ein Magnet das Eiſen, an ſich ziehe, ſondern auch ſolche ”Aſche zu gleicher Zeit wieder von ſich ſtoße — und wuͤr”de er deswegen von den Hollaͤndern Aſchentrecker ge”nannt; die Couleur ſey Pomeranzenroth mit Feuerfarbe ”erhoͤht.“ Auch findet Herr Beckmann in dem Verzeichniſſe der 1711 zu Leiden verkauften Naturalienſammlung des beruͤhmten Botanikers Paul Hermann (Catalogus muſei Indici — collecti a P. Hermanno. Lugd. Bat. p. 30.) unter den Edelſteinen: Chryſolithus Turmale Zeylon. angegeben. Lemery zeigte der pariſer Akademie 1717 einen ſolchen Stein aus Zeylon vor, der in ihren Schriften von dieſem Jahre als ein kleiner Magnet bekannt gemacht ward, welcher ſich von den gewoͤhnlichen Magneten nur dadurch unterſcheide, daß er einen und eben denſelben Koͤrper zuerſt anziehe und hernach abſtoße. Zufolge dieſer Nachricht, welche nicht einmal die noͤthige Erwaͤrmung dieſes Steins erwaͤhnt, hielt man ſeine Wirkung fuͤr magnetiſch, und nannte ihn den zeyloniſchen Magnet (ſ. v. Muſſchenbroek Diſſ. de magnete. Lugd. Bat. 1729. 4. in praef.). In dem bekannten Naturlexicon, welches ſo oft mit Huͤbners Vorrede gedruckt iſt, findet ſich der Artikel Trip ſchon in der Ausgabe von 1727; und die Vermehrungen deſſelben in der von 1741 zeigen, daß ſchon damals deutſche Naturforſcher

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/411>, abgerufen am 22.11.2024.