Axe schließen läßt. Cassini, welcher im Jahre 1666 diese Flecken zuerst wahrnahm, schloß daraus die Umdrehungszeit der Venus = 24 Stunden; Bianchini hingegen (Hesperi et Phosphori nova phaenomena. Romae, 1728. fol. Cap. V. p. 50.), der diese Flecken durch ungemein lange Fernröhre sorgfältig beobachtet hatte, setzt eben diese Zeit auf 24 Tage. Der jüngere Cassini (Elemens d' astr. L. I. c. 7.) sucht seines Vaters Behauptung gegen Bianchini zu vertheidigen. Die petersburgische Akademie der Wissenschaften hat auf Bestimmung dieser Umdrehungszeit aus Beobachtungen zweymal einen Preiß gesetzt, aber keine Abhandlungen darüber erhalten. Sonst waren die Flecken der Venus nur durch die äußerst langen Fernröhre mit Objectivgläsern von Campani, und blos in Italien, gesehen worden; es schien eine besondere Heiterkeit der Luft dazu nöthig. Dieses, und daß Venus immer nur kurze Zeit nach Untergang und vor Aufgang der Sonne, nie sehr hoch über dem Horizonte, sichtbar ist, erklärt den bisherigen Mangel an entscheidenden Beobachtungen. Inzwischen sind die Astronomen mehr geneigt, des Cassini Bestimmung anzunehmen: die berliner Sammlung astronomischer Tafeln giebt die Zeit der Umwälzung für die Venus 23 St. 20 Min. an. Hoffentlich werden die neuen Verbesserungen der optischen Werkzeuge mehr Gewißheit hierüber verschaffen.
Da Venus innerhalb der Erdbahn um die Sonne läuft, so muß sie ihre gegen die Sonne gekehrte Helfte bald ganz, bald nur zum Theil, gegen uns kehren, bald ganz von uns abwenden. Ist sie also ein dunkler Körper, so muß sie bisweilen mit vollem Lichte, bisweilen nur zum Theil erleuchtet (oval oder sichelförmig) scheinen, bisweilen ganz dunkel aussehen. Dieses Ab- und Zunehmen der Venus ist schon durch mittelmäßige Fernröhre sichtbar, s. Phasen.
Der scheinbare Durchmesser der Venus ist bey ihrer verschiedenen Entsernung von uns sehr veränderlich. Bey ihren Durchgängen durch die Sonnenscheibe, wo sie der Erde am nächsten stand, hat man ihn größer, als 1 Minute,
Axe ſchließen laͤßt. Caſſini, welcher im Jahre 1666 dieſe Flecken zuerſt wahrnahm, ſchloß daraus die Umdrehungszeit der Venus = 24 Stunden; Bianchini hingegen (Heſperi et Phoſphori nova phaenomena. Romae, 1728. fol. Cap. V. p. 50.), der dieſe Flecken durch ungemein lange Fernroͤhre ſorgfaͤltig beobachtet hatte, ſetzt eben dieſe Zeit auf 24 Tage. Der juͤngere Caſſini (Elemens d' aſtr. L. I. c. 7.) ſucht ſeines Vaters Behauptung gegen Bianchini zu vertheidigen. Die petersburgiſche Akademie der Wiſſenſchaften hat auf Beſtimmung dieſer Umdrehungszeit aus Beobachtungen zweymal einen Preiß geſetzt, aber keine Abhandlungen daruͤber erhalten. Sonſt waren die Flecken der Venus nur durch die aͤußerſt langen Fernroͤhre mit Objectivglaͤſern von Campani, und blos in Italien, geſehen worden; es ſchien eine beſondere Heiterkeit der Luft dazu noͤthig. Dieſes, und daß Venus immer nur kurze Zeit nach Untergang und vor Aufgang der Sonne, nie ſehr hoch uͤber dem Horizonte, ſichtbar iſt, erklaͤrt den bisherigen Mangel an entſcheidenden Beobachtungen. Inzwiſchen ſind die Aſtronomen mehr geneigt, des Caſſini Beſtimmung anzunehmen: die berliner Sammlung aſtronomiſcher Tafeln giebt die Zeit der Umwaͤlzung fuͤr die Venus 23 St. 20 Min. an. Hoffentlich werden die neuen Verbeſſerungen der optiſchen Werkzeuge mehr Gewißheit hieruͤber verſchaffen.
Da Venus innerhalb der Erdbahn um die Sonne laͤuft, ſo muß ſie ihre gegen die Sonne gekehrte Helfte bald ganz, bald nur zum Theil, gegen uns kehren, bald ganz von uns abwenden. Iſt ſie alſo ein dunkler Koͤrper, ſo muß ſie bisweilen mit vollem Lichte, bisweilen nur zum Theil erleuchtet (oval oder ſichelfoͤrmig) ſcheinen, bisweilen ganz dunkel ausſehen. Dieſes Ab- und Zunehmen der Venus iſt ſchon durch mittelmaͤßige Fernroͤhre ſichtbar, ſ. Phaſen.
Der ſcheinbare Durchmeſſer der Venus iſt bey ihrer verſchiedenen Entſernung von uns ſehr veraͤnderlich. Bey ihren Durchgaͤngen durch die Sonnenſcheibe, wo ſie der Erde am naͤchſten ſtand, hat man ihn groͤßer, als 1 Minute,
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Axe ſchließen laͤßt. Caſſini, welcher im Jahre 1666 dieſe Flecken zuerſt wahrnahm, ſchloß daraus die Umdrehungszeit der Venus = 24 Stunden; Bianchini hingegen (Heſperi et Phoſphori nova phaenomena. Romae, 1728. fol. Cap. V. p. 50.), der dieſe Flecken durch ungemein lange Fernroͤhre ſorgfaͤltig beobachtet hatte, ſetzt eben dieſe Zeit auf 24 Tage. Der juͤngere Caſſini (Elemens d' aſtr. L. I. c. 7.) ſucht ſeines Vaters Behauptung gegen Bianchini zu vertheidigen. Die petersburgiſche Akademie der Wiſſenſchaften hat auf Beſtimmung dieſer Umdrehungszeit aus Beobachtungen zweymal einen Preiß geſetzt, aber keine Abhandlungen daruͤber erhalten. Sonſt waren die Flecken der Venus nur durch die aͤußerſt langen Fernroͤhre mit Objectivglaͤſern von Campani, und blos in Italien, geſehen worden; es ſchien eine beſondere Heiterkeit der Luft dazu noͤthig. Dieſes, und daß Venus immer nur kurze Zeit nach Untergang und vor Aufgang der Sonne, nie ſehr hoch uͤber dem Horizonte, ſichtbar iſt, erklaͤrt den bisherigen Mangel an entſcheidenden Beobachtungen. Inzwiſchen ſind die Aſtronomen mehr geneigt, des Caſſini Beſtimmung anzunehmen: die berliner Sammlung aſtronomiſcher Tafeln giebt die Zeit der Umwaͤlzung fuͤr die Venus 23 St. 20 Min. an. Hoffentlich werden die neuen Verbeſſerungen der optiſchen Werkzeuge mehr Gewißheit hieruͤber verſchaffen.
Da Venus innerhalb der Erdbahn um die Sonne laͤuft, ſo muß ſie ihre gegen die Sonne gekehrte Helfte bald ganz, bald nur zum Theil, gegen uns kehren, bald ganz von uns abwenden. Iſt ſie alſo ein dunkler Koͤrper, ſo muß ſie bisweilen mit vollem Lichte, bisweilen nur zum Theil erleuchtet (oval oder ſichelfoͤrmig) ſcheinen, bisweilen ganz dunkel ausſehen. Dieſes Ab- und Zunehmen der Venus iſt ſchon durch mittelmaͤßige Fernroͤhre ſichtbar, ſ. Phaſen.
Der ſcheinbare Durchmeſſer der Venus iſt bey ihrer verſchiedenen Entſernung von uns ſehr veraͤnderlich. Bey ihren Durchgaͤngen durch die Sonnenſcheibe, wo ſie der Erde am naͤchſten ſtand, hat man ihn groͤßer, als 1 Minute,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/443>, abgerufen am 22.11.2024.
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