Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


keine äußere mechanische Gewalt mitwirkt, heißt die Zusammenziehung (contractio), weil sie als eine Wirkung der Cohäsionskraft der Theile angesehen werden kan.

Insbesondere führt den Namen der Verdichtung oder Condensation, der Uebergang dampfförmiger Substanzen in die Gestalt tropfbarer Flüßigkeiten. So werden bey der Destillation die übergetriebnen Dämpfe in der kühlern Vorlage zu Liquoren verdichtet. Diese Verdichtung wird durch die Entziehung des Wärmestofs bewirkt, dessen Verbindung mit den Substanzen die Ursache ihrer Dampfgestalt war.

Der Verdichtung ist die Ausdehnung oder Ausbreitung entgegengesetzt, s. Ausdehnung (Th. I. S. 204.)

Verdickung, Eindickung, Inspissatio, Inspissation.

Mit diesem Namen belegt man das Abdampfen, wenn dadurch solche flüßige Materien, welche aus dünnflüßigen und zähen Theilen zugleich zusammengesetzt sind, ihrer dünnflüßigen flüchtigen Theile beraubt und zu einer zähern Consistenz gebracht werden.

Verdünnung, Rarefactio, Raresaction.

Man versteht unter diesem Namen die Verbreitung eines Körpers durch einen größern Raum, als er vorher einnahm, s. Ausdehnung, Ausbreitung. Durch die Wärme werden alle bekannte Körper ausgedehnt oder verdünnt. Die elastischen Flüßigkeiten, d. i. Luftarten und Dämpfe, welche vom Gewichte des Luftkreises zusammengedrückt, oder von den Wänden der Gefäße zusammengehalten werden, verdünnen sich selbst durch ihre Federkraft, so bald ihnen nur ein größerer Raum verstattet oder der Druck weggenommen wird. Hierauf beruht die Einrichtung der Luftpumpe.

In einer andern Bedeutung heißt Verdünnen (diluere, rarefier), eine dickflüßige Substanz mit einer dünnflüßigern, oder eine wirksamere mit einer unwirksamern dergestalt vermischen, daß jene dadurch dünnflüßiger oder in ihrer Wirksamkeit geändert wird. So verdünnt man die concentrirten Säuren, Weingeist u. s. w. mit Wasser.


keine aͤußere mechaniſche Gewalt mitwirkt, heißt die Zuſammenziehung (contractio), weil ſie als eine Wirkung der Cohaͤſionskraft der Theile angeſehen werden kan.

Insbeſondere fuͤhrt den Namen der Verdichtung oder Condenſation, der Uebergang dampffoͤrmiger Subſtanzen in die Geſtalt tropfbarer Fluͤßigkeiten. So werden bey der Deſtillation die uͤbergetriebnen Daͤmpfe in der kuͤhlern Vorlage zu Liquoren verdichtet. Dieſe Verdichtung wird durch die Entziehung des Waͤrmeſtofs bewirkt, deſſen Verbindung mit den Subſtanzen die Urſache ihrer Dampfgeſtalt war.

Der Verdichtung iſt die Ausdehnung oder Ausbreitung entgegengeſetzt, ſ. Ausdehnung (Th. I. S. 204.)

Verdickung, Eindickung, Inſpiſſatio, Inſpiſſation.

Mit dieſem Namen belegt man das Abdampfen, wenn dadurch ſolche fluͤßige Materien, welche aus duͤnnfluͤßigen und zaͤhen Theilen zugleich zuſammengeſetzt ſind, ihrer duͤnnfluͤßigen fluͤchtigen Theile beraubt und zu einer zaͤhern Conſiſtenz gebracht werden.

Verduͤnnung, Rarefactio, Raréſaction.

Man verſteht unter dieſem Namen die Verbreitung eines Koͤrpers durch einen groͤßern Raum, als er vorher einnahm, ſ. Ausdehnung, Ausbreitung. Durch die Waͤrme werden alle bekannte Koͤrper ausgedehnt oder verduͤnnt. Die elaſtiſchen Fluͤßigkeiten, d. i. Luftarten und Daͤmpfe, welche vom Gewichte des Luftkreiſes zuſammengedruͤckt, oder von den Waͤnden der Gefaͤße zuſammengehalten werden, verduͤnnen ſich ſelbſt durch ihre Federkraft, ſo bald ihnen nur ein groͤßerer Raum verſtattet oder der Druck weggenommen wird. Hierauf beruht die Einrichtung der Luftpumpe.

In einer andern Bedeutung heißt Verduͤnnen (diluere, raréfier), eine dickfluͤßige Subſtanz mit einer duͤnnfluͤßigern, oder eine wirkſamere mit einer unwirkſamern dergeſtalt vermiſchen, daß jene dadurch duͤnnfluͤßiger oder in ihrer Wirkſamkeit geaͤndert wird. So verduͤnnt man die concentrirten Saͤuren, Weingeiſt u. ſ. w. mit Waſſer.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0460" xml:id="P.4.450" n="450"/><lb/>
keine a&#x0364;ußere mechani&#x017F;che Gewalt mitwirkt, heißt die <hi rendition="#b">Zu&#x017F;ammenziehung</hi> (<hi rendition="#aq">contractio</hi>), weil &#x017F;ie als eine Wirkung der Coha&#x0364;&#x017F;ionskraft der Theile ange&#x017F;ehen werden kan.</p>
            <p>Insbe&#x017F;ondere fu&#x0364;hrt den Namen der <hi rendition="#b">Verdichtung</hi> oder <hi rendition="#b">Conden&#x017F;ation,</hi> der Uebergang dampffo&#x0364;rmiger Sub&#x017F;tanzen in die Ge&#x017F;talt tropfbarer Flu&#x0364;ßigkeiten. So werden bey der De&#x017F;tillation die u&#x0364;bergetriebnen Da&#x0364;mpfe in der ku&#x0364;hlern Vorlage zu Liquoren <hi rendition="#b">verdichtet.</hi> Die&#x017F;e Verdichtung wird durch die Entziehung des Wa&#x0364;rme&#x017F;tofs bewirkt, de&#x017F;&#x017F;en Verbindung mit den Sub&#x017F;tanzen die Ur&#x017F;ache ihrer Dampfge&#x017F;talt war.</p>
            <p>Der Verdichtung i&#x017F;t die Ausdehnung oder Ausbreitung entgegenge&#x017F;etzt, <hi rendition="#b">&#x017F;. Ausdehnung</hi> (Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 204.)</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Verdickung, Eindickung, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">In&#x017F;pi&#x017F;&#x017F;atio</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">In&#x017F;pi&#x017F;&#x017F;ation</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Mit die&#x017F;em Namen belegt man das Abdampfen, wenn dadurch &#x017F;olche flu&#x0364;ßige Materien, welche aus du&#x0364;nnflu&#x0364;ßigen und za&#x0364;hen Theilen zugleich zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt &#x017F;ind, ihrer du&#x0364;nnflu&#x0364;ßigen flu&#x0364;chtigen Theile beraubt und zu einer za&#x0364;hern Con&#x017F;i&#x017F;tenz gebracht werden.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Verdu&#x0364;nnung, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Rarefactio</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Raré&#x017F;action</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Man ver&#x017F;teht unter die&#x017F;em Namen die Verbreitung eines Ko&#x0364;rpers durch einen gro&#x0364;ßern Raum, als er vorher einnahm, <hi rendition="#b">&#x017F;. Ausdehnung, Ausbreitung.</hi> Durch die Wa&#x0364;rme werden alle bekannte Ko&#x0364;rper ausgedehnt oder verdu&#x0364;nnt. Die ela&#x017F;ti&#x017F;chen Flu&#x0364;ßigkeiten, d. i. Luftarten und Da&#x0364;mpfe, welche vom Gewichte des Luftkrei&#x017F;es zu&#x017F;ammengedru&#x0364;ckt, oder von den Wa&#x0364;nden der Gefa&#x0364;ße zu&#x017F;ammengehalten werden, verdu&#x0364;nnen &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t durch ihre Federkraft, &#x017F;o bald ihnen nur ein gro&#x0364;ßerer Raum ver&#x017F;tattet oder der Druck weggenommen wird. Hierauf beruht die Einrichtung der Luftpumpe.</p>
            <p>In einer andern Bedeutung heißt <hi rendition="#b">Verdu&#x0364;nnen</hi> (<hi rendition="#aq">diluere, <hi rendition="#i">raréfier</hi></hi>), eine dickflu&#x0364;ßige Sub&#x017F;tanz mit einer du&#x0364;nnflu&#x0364;ßigern, oder eine wirk&#x017F;amere mit einer unwirk&#x017F;amern derge&#x017F;talt vermi&#x017F;chen, daß jene dadurch du&#x0364;nnflu&#x0364;ßiger oder in ihrer Wirk&#x017F;amkeit gea&#x0364;ndert wird. So verdu&#x0364;nnt man die concentrirten Sa&#x0364;uren, Weingei&#x017F;t u. &#x017F;. w. mit Wa&#x017F;&#x017F;er.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[450/0460] keine aͤußere mechaniſche Gewalt mitwirkt, heißt die Zuſammenziehung (contractio), weil ſie als eine Wirkung der Cohaͤſionskraft der Theile angeſehen werden kan. Insbeſondere fuͤhrt den Namen der Verdichtung oder Condenſation, der Uebergang dampffoͤrmiger Subſtanzen in die Geſtalt tropfbarer Fluͤßigkeiten. So werden bey der Deſtillation die uͤbergetriebnen Daͤmpfe in der kuͤhlern Vorlage zu Liquoren verdichtet. Dieſe Verdichtung wird durch die Entziehung des Waͤrmeſtofs bewirkt, deſſen Verbindung mit den Subſtanzen die Urſache ihrer Dampfgeſtalt war. Der Verdichtung iſt die Ausdehnung oder Ausbreitung entgegengeſetzt, ſ. Ausdehnung (Th. I. S. 204.) Verdickung, Eindickung, Inſpiſſatio, Inſpiſſation. Mit dieſem Namen belegt man das Abdampfen, wenn dadurch ſolche fluͤßige Materien, welche aus duͤnnfluͤßigen und zaͤhen Theilen zugleich zuſammengeſetzt ſind, ihrer duͤnnfluͤßigen fluͤchtigen Theile beraubt und zu einer zaͤhern Conſiſtenz gebracht werden. Verduͤnnung, Rarefactio, Raréſaction. Man verſteht unter dieſem Namen die Verbreitung eines Koͤrpers durch einen groͤßern Raum, als er vorher einnahm, ſ. Ausdehnung, Ausbreitung. Durch die Waͤrme werden alle bekannte Koͤrper ausgedehnt oder verduͤnnt. Die elaſtiſchen Fluͤßigkeiten, d. i. Luftarten und Daͤmpfe, welche vom Gewichte des Luftkreiſes zuſammengedruͤckt, oder von den Waͤnden der Gefaͤße zuſammengehalten werden, verduͤnnen ſich ſelbſt durch ihre Federkraft, ſo bald ihnen nur ein groͤßerer Raum verſtattet oder der Druck weggenommen wird. Hierauf beruht die Einrichtung der Luftpumpe. In einer andern Bedeutung heißt Verduͤnnen (diluere, raréfier), eine dickfluͤßige Subſtanz mit einer duͤnnfluͤßigern, oder eine wirkſamere mit einer unwirkſamern dergeſtalt vermiſchen, daß jene dadurch duͤnnfluͤßiger oder in ihrer Wirkſamkeit geaͤndert wird. So verduͤnnt man die concentrirten Saͤuren, Weingeiſt u. ſ. w. mit Waſſer.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/460
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/460>, abgerufen am 22.11.2024.