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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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in ihrer gehörigen Reinigkeit darzustellen, und den Grad ihrer Zuverläßigkeit zu schätzen. Vorschriften und Beyspiele hiezu geben unter andern Musschenbroek (Orat. de methodo instituendi experimenta physica, vor s. Ausgabe der Tentaminum acad. del Cimento. Lugd. Batav. 1731. 4.) und Hamberger (Praefat. de cautione in experientiis recte formandis et adplicandis adhibenda, praemissa edit. III. Elementor. phys. Jenae, 1741. 8.), wiewohl Regeln allein, ohne eigne natürliche Anlage, nie einen guten Experimentator bilden können.

Versuch, Leidner, s. Flasche, geladne.

Vertheilung, Distributio, Distribution.

Wenn unter den in einem Körper vorhandenen Materien oder Kräften das natürliche Gleichgewicht so gestört wird, daß sie sich auf einer Seite mehr, oder anders, als auf der andern, zeigen, ohne daß doch dabey ihre Summe geändert wird, so heißt ein solches Phänomen eine Vertheilung. Es wird der Mittheilung entgegengesetzt, bey welcher wirklich etwas aus einem Körper heraus und in den andern überzugehen, also die Summe der Materien oder Kräfte in jedem nicht mehr die vorige zu bleiben scheint, s. Mittheilung.

Bey der Elektricität und dem Magnetismus kommen sehr merkwürdige Beyspiele hievon vor, s. Elektricität (Th. I. S. 736 u. f.), Magnet (Th. III. S. 100.), deren Gesetze sich bey beyden ungemein ähnlich sind. Die Vertheilung der Elektricität scheint in einem Bestreben nach Mittheilung und Uebergang zu bestehen, das nur wegen eines Hindernisses oder Widerstandes nicht zum wirklichen Ausbruche kommen kan. Wird es stark genug, den Widerstand zu überwinden, so erfolgt daraus eine wirkliche Mittheilung durch Ausströmen, Funken oder Schlag, wodurch das Gleichgewicht wieder hergestellt wird, und die Phänomene der Vertheilung aufhören. Die Vertheilung des Magnetismus hingegen, die sich sonst nach eben den Gesetzen richtet, hat man bisher noch nie in Mittheilung übergehen sehen.


in ihrer gehoͤrigen Reinigkeit darzuſtellen, und den Grad ihrer Zuverlaͤßigkeit zu ſchaͤtzen. Vorſchriften und Beyſpiele hiezu geben unter andern Muſſchenbroek (Orat. de methodo inſtituendi experimenta phyſica, vor ſ. Ausgabe der Tentaminum acad. del Cimento. Lugd. Batav. 1731. 4.) und Hamberger (Praefat. de cautione in experientiis recte formandis et adplicandis adhibenda, praemiſſa edit. III. Elementor. phyſ. Jenae, 1741. 8.), wiewohl Regeln allein, ohne eigne natuͤrliche Anlage, nie einen guten Experimentator bilden koͤnnen.

Verſuch, Leidner, ſ. Flaſche, geladne.

Vertheilung, Diſtributio, Diſtribution.

Wenn unter den in einem Koͤrper vorhandenen Materien oder Kraͤften das natuͤrliche Gleichgewicht ſo geſtoͤrt wird, daß ſie ſich auf einer Seite mehr, oder anders, als auf der andern, zeigen, ohne daß doch dabey ihre Summe geaͤndert wird, ſo heißt ein ſolches Phaͤnomen eine Vertheilung. Es wird der Mittheilung entgegengeſetzt, bey welcher wirklich etwas aus einem Koͤrper heraus und in den andern uͤberzugehen, alſo die Summe der Materien oder Kraͤfte in jedem nicht mehr die vorige zu bleiben ſcheint, ſ. Mittheilung.

Bey der Elektricitaͤt und dem Magnetismus kommen ſehr merkwuͤrdige Beyſpiele hievon vor, ſ. Elektricitaͤt (Th. I. S. 736 u. f.), Magnet (Th. III. S. 100.), deren Geſetze ſich bey beyden ungemein aͤhnlich ſind. Die Vertheilung der Elektricitaͤt ſcheint in einem Beſtreben nach Mittheilung und Uebergang zu beſtehen, das nur wegen eines Hinderniſſes oder Widerſtandes nicht zum wirklichen Ausbruche kommen kan. Wird es ſtark genug, den Widerſtand zu uͤberwinden, ſo erfolgt daraus eine wirkliche Mittheilung durch Ausſtroͤmen, Funken oder Schlag, wodurch das Gleichgewicht wieder hergeſtellt wird, und die Phaͤnomene der Vertheilung aufhoͤren. Die Vertheilung des Magnetismus hingegen, die ſich ſonſt nach eben den Geſetzen richtet, hat man bisher noch nie in Mittheilung uͤbergehen ſehen.

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[472/0482] in ihrer gehoͤrigen Reinigkeit darzuſtellen, und den Grad ihrer Zuverlaͤßigkeit zu ſchaͤtzen. Vorſchriften und Beyſpiele hiezu geben unter andern Muſſchenbroek (Orat. de methodo inſtituendi experimenta phyſica, vor ſ. Ausgabe der Tentaminum acad. del Cimento. Lugd. Batav. 1731. 4.) und Hamberger (Praefat. de cautione in experientiis recte formandis et adplicandis adhibenda, praemiſſa edit. III. Elementor. phyſ. Jenae, 1741. 8.), wiewohl Regeln allein, ohne eigne natuͤrliche Anlage, nie einen guten Experimentator bilden koͤnnen. Verſuch, Leidner, ſ. Flaſche, geladne. Vertheilung, Diſtributio, Diſtribution. Wenn unter den in einem Koͤrper vorhandenen Materien oder Kraͤften das natuͤrliche Gleichgewicht ſo geſtoͤrt wird, daß ſie ſich auf einer Seite mehr, oder anders, als auf der andern, zeigen, ohne daß doch dabey ihre Summe geaͤndert wird, ſo heißt ein ſolches Phaͤnomen eine Vertheilung. Es wird der Mittheilung entgegengeſetzt, bey welcher wirklich etwas aus einem Koͤrper heraus und in den andern uͤberzugehen, alſo die Summe der Materien oder Kraͤfte in jedem nicht mehr die vorige zu bleiben ſcheint, ſ. Mittheilung. Bey der Elektricitaͤt und dem Magnetismus kommen ſehr merkwuͤrdige Beyſpiele hievon vor, ſ. Elektricitaͤt (Th. I. S. 736 u. f.), Magnet (Th. III. S. 100.), deren Geſetze ſich bey beyden ungemein aͤhnlich ſind. Die Vertheilung der Elektricitaͤt ſcheint in einem Beſtreben nach Mittheilung und Uebergang zu beſtehen, das nur wegen eines Hinderniſſes oder Widerſtandes nicht zum wirklichen Ausbruche kommen kan. Wird es ſtark genug, den Widerſtand zu uͤberwinden, ſo erfolgt daraus eine wirkliche Mittheilung durch Ausſtroͤmen, Funken oder Schlag, wodurch das Gleichgewicht wieder hergeſtellt wird, und die Phaͤnomene der Vertheilung aufhoͤren. Die Vertheilung des Magnetismus hingegen, die ſich ſonſt nach eben den Geſetzen richtet, hat man bisher noch nie in Mittheilung uͤbergehen ſehen.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/482>, abgerufen am 22.11.2024.