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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Maschine zugehört (Th. III. S. 142.) verwiesen. Beschreibungen physikalischer Werkzeuge und der Versuche selbst liefern die meisten Anleitungen zur Experimentalphysik, insbesondere die von Wolff (Nützliche Versuche zu genauer Kenntniß der Natur und Kunst. Halle, 1721-- 1723. III. Th. 8.), Desaguliers, s'Gravesande, Nollet und Sigaud de la Fond, s. Experimentalphysik. Die beyden zuletzt genannten Physiker haben noch ausserdem den Werkzeugen und Versuchen besondere Werke gewidmet. Nollet (L'art des experiences. a Paris, 1770. To. I--III. 12maj. Nollets Kunst, physikalische Versuche anzustellen, a. d. Frz. Leipzig, 1771. Th. I--III. 8.) giebt zur Verfertigung der Werkzeuge, und zur Anstellung der Versuche damit, schätzbare praktische Anweisungen, und de la Fond (Description et usage d'un Cabinet de Physique experimentale. a Paris, 1775. To. II. 8.) stellt die Beschreibungen einer großen Menge von Werkzeugen und Versuchen zusammen.

Die beym Worte Beobachtung vorgeschriebenen Regeln sind größtentheils auch auf die Anstellung der Versuche und die daraus zu ziehenden Folgerungen anwendbar. Es ist aber bey den Versuchen überhaupt noch weit mehr Vorsicht, Geschicklichkeit, Aufmerksamkeit und Unpartheylichkeit, als selbst bey den Beobachtungen, nöthig. Die Antworten, welche die Natur dem Experimentator giebt, richten sich nach der Art, wie er sie fragt, und nach den Werkzeugen und Mitteln, durch welche er sie zur Antwort nöthiget. Dies setzt bey dem, der Wahrheit durch Versuche finden will, mancherley nicht gemeine Gaben und Geschicklichkeiten voraus. Er muß nicht nur den Plan zu seinen Versuchen auf eine geschickte Art anzulegen, alle unnöthigen Verwickelungen zu vermeiden, und den einfachsten Weg zum Ziele zu wählen wissen; sondern er muß auch im Stande seyn, die Resultate der Versuche, nach den verschiedenen dabey vorgekommenen Umständen, gehörig zu beurtheilen, die eigentliche Antwort auf seine an die Natur gerichtete Frage von den Nebenumständen, mit welchen sie sich bey jedem Versuche unvermeidlich verwickelt, wieder loszumachen,


Maſchine zugehoͤrt (Th. III. S. 142.) verwieſen. Beſchreibungen phyſikaliſcher Werkzeuge und der Verſuche ſelbſt liefern die meiſten Anleitungen zur Experimentalphyſik, insbeſondere die von Wolff (Nuͤtzliche Verſuche zu genauer Kenntniß der Natur und Kunſt. Halle, 1721— 1723. III. Th. 8.), Deſaguliers, s'Graveſande, Nollet und Sigaud de la Fond, ſ. Experimentalphyſik. Die beyden zuletzt genannten Phyſiker haben noch auſſerdem den Werkzeugen und Verſuchen beſondere Werke gewidmet. Nollet (L'art des expériences. à Paris, 1770. To. I—III. 12maj. Nollets Kunſt, phyſikaliſche Verſuche anzuſtellen, a. d. Frz. Leipzig, 1771. Th. I—III. 8.) giebt zur Verfertigung der Werkzeuge, und zur Anſtellung der Verſuche damit, ſchaͤtzbare praktiſche Anweiſungen, und de la Fond (Deſcription et uſage d'un Cabinet de Phyſique expérimentale. à Paris, 1775. To. II. 8.) ſtellt die Beſchreibungen einer großen Menge von Werkzeugen und Verſuchen zuſammen.

Die beym Worte Beobachtung vorgeſchriebenen Regeln ſind groͤßtentheils auch auf die Anſtellung der Verſuche und die daraus zu ziehenden Folgerungen anwendbar. Es iſt aber bey den Verſuchen uͤberhaupt noch weit mehr Vorſicht, Geſchicklichkeit, Aufmerkſamkeit und Unpartheylichkeit, als ſelbſt bey den Beobachtungen, noͤthig. Die Antworten, welche die Natur dem Experimentator giebt, richten ſich nach der Art, wie er ſie fragt, und nach den Werkzeugen und Mitteln, durch welche er ſie zur Antwort noͤthiget. Dies ſetzt bey dem, der Wahrheit durch Verſuche finden will, mancherley nicht gemeine Gaben und Geſchicklichkeiten voraus. Er muß nicht nur den Plan zu ſeinen Verſuchen auf eine geſchickte Art anzulegen, alle unnoͤthigen Verwickelungen zu vermeiden, und den einfachſten Weg zum Ziele zu waͤhlen wiſſen; ſondern er muß auch im Stande ſeyn, die Reſultate der Verſuche, nach den verſchiedenen dabey vorgekommenen Umſtaͤnden, gehoͤrig zu beurtheilen, die eigentliche Antwort auf ſeine an die Natur gerichtete Frage von den Nebenumſtaͤnden, mit welchen ſie ſich bey jedem Verſuche unvermeidlich verwickelt, wieder loszumachen,

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[471/0481] Maſchine zugehoͤrt (Th. III. S. 142.) verwieſen. Beſchreibungen phyſikaliſcher Werkzeuge und der Verſuche ſelbſt liefern die meiſten Anleitungen zur Experimentalphyſik, insbeſondere die von Wolff (Nuͤtzliche Verſuche zu genauer Kenntniß der Natur und Kunſt. Halle, 1721— 1723. III. Th. 8.), Deſaguliers, s'Graveſande, Nollet und Sigaud de la Fond, ſ. Experimentalphyſik. Die beyden zuletzt genannten Phyſiker haben noch auſſerdem den Werkzeugen und Verſuchen beſondere Werke gewidmet. Nollet (L'art des expériences. à Paris, 1770. To. I—III. 12maj. Nollets Kunſt, phyſikaliſche Verſuche anzuſtellen, a. d. Frz. Leipzig, 1771. Th. I—III. 8.) giebt zur Verfertigung der Werkzeuge, und zur Anſtellung der Verſuche damit, ſchaͤtzbare praktiſche Anweiſungen, und de la Fond (Deſcription et uſage d'un Cabinet de Phyſique expérimentale. à Paris, 1775. To. II. 8.) ſtellt die Beſchreibungen einer großen Menge von Werkzeugen und Verſuchen zuſammen. Die beym Worte Beobachtung vorgeſchriebenen Regeln ſind groͤßtentheils auch auf die Anſtellung der Verſuche und die daraus zu ziehenden Folgerungen anwendbar. Es iſt aber bey den Verſuchen uͤberhaupt noch weit mehr Vorſicht, Geſchicklichkeit, Aufmerkſamkeit und Unpartheylichkeit, als ſelbſt bey den Beobachtungen, noͤthig. Die Antworten, welche die Natur dem Experimentator giebt, richten ſich nach der Art, wie er ſie fragt, und nach den Werkzeugen und Mitteln, durch welche er ſie zur Antwort noͤthiget. Dies ſetzt bey dem, der Wahrheit durch Verſuche finden will, mancherley nicht gemeine Gaben und Geſchicklichkeiten voraus. Er muß nicht nur den Plan zu ſeinen Verſuchen auf eine geſchickte Art anzulegen, alle unnoͤthigen Verwickelungen zu vermeiden, und den einfachſten Weg zum Ziele zu waͤhlen wiſſen; ſondern er muß auch im Stande ſeyn, die Reſultate der Verſuche, nach den verſchiedenen dabey vorgekommenen Umſtaͤnden, gehoͤrig zu beurtheilen, die eigentliche Antwort auf ſeine an die Natur gerichtete Frage von den Nebenumſtaͤnden, mit welchen ſie ſich bey jedem Verſuche unvermeidlich verwickelt, wieder loszumachen,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/481>, abgerufen am 22.11.2024.