der Erde, äußern; und weil die Lage dieses Ringes in der Ebene des Aequators ist, Sonne und Mond aber darauf allezeit aus der Ebene der Ekliptik wirken, wird hieraus eben die Wirkung, wie bey den Planetenbahnen, entstehen, daß nemlich die Punkte des Erdrings die Ebene der Ekliptik bey jeder Umdrehung etwas früher durchschneiden, als sonst geschehen würde; daher die Durchschnittspunkte oder Knoten der Umdrehung nach der Seite, welche den Bewegungen der Erde und des Monds entgegengesetzt ist, d. i. gegen die Ordnung der Zeichen, fortrücken müssen.
Die Berechnung des Vorrückens der Nachtgleichen gehört zu den schwersten der physischen Astronomie. Newton hatte hiebey vieles unerwiesen oder unrichtig angenommen, welches d'Alembert (Recherches sur la precession des equinoxes et sur la nutation. Par. 1749. 4.) verbessert, und diese Aufgabe zuerst vollständig aufgelöset hat. Mit der größten Deutlichkeit handelt diesen Gegenstand de la Lande (Astr. L. XXII.) ab. Wegen der Wirkung des Monds ist das Vorrücken nicht alle Jahre gleich groß. Bradley hat gefunden, daß es 58" beträgt, wenn der aufsteigende Knoten des Monds in 0°
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ist; 53", wenn er sich in 0°
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; 50 1/3", wenn er sich in 0°
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oder in 0°
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befindet. Ueberhaupt kommen bey dem mittlern Vorrücken etwa 35" vom Monde, die übrigen 15" von der Sonne her.
Hiemit steht auch das Wanken der Erdaxe in Verbindung, wovon ein eigner Artikel handelt. Das Vorrücken der Nachtgleichen verursacht den Unterschied des tropischen und siderischen Jahres, s. Jahr; und eine kleine in einzelnen Tagen unmerkliche Differenz zwischen Sternzeit und Zeit der ersten Bewegung, s. Sternzeit.
de la Lande astron. Handbuch; a. d. Franz. Leipz. 1775. gr. 8. §. 319. 1064.
Kästner Anfangsgr. der Astronomie. Göttingen, 1781. 8. §. 125. 291.
Bode kurzgef. Erläut. der Sternkunde. Berlin, 1778. 8. Th. I. §. 206. II. §. 525.
der Erde, aͤußern; und weil die Lage dieſes Ringes in der Ebene des Aequators iſt, Sonne und Mond aber darauf allezeit aus der Ebene der Ekliptik wirken, wird hieraus eben die Wirkung, wie bey den Planetenbahnen, entſtehen, daß nemlich die Punkte des Erdrings die Ebene der Ekliptik bey jeder Umdrehung etwas fruͤher durchſchneiden, als ſonſt geſchehen wuͤrde; daher die Durchſchnittspunkte oder Knoten der Umdrehung nach der Seite, welche den Bewegungen der Erde und des Monds entgegengeſetzt iſt, d. i. gegen die Ordnung der Zeichen, fortruͤcken muͤſſen.
Die Berechnung des Vorruͤckens der Nachtgleichen gehoͤrt zu den ſchwerſten der phyſiſchen Aſtronomie. Newton hatte hiebey vieles unerwieſen oder unrichtig angenommen, welches d'Alembert (Recherches ſur la préceſſion des équinoxes et ſur la nutation. Par. 1749. 4.) verbeſſert, und dieſe Aufgabe zuerſt vollſtaͤndig aufgeloͤſet hat. Mit der groͤßten Deutlichkeit handelt dieſen Gegenſtand de la Lande (Aſtr. L. XXII.) ab. Wegen der Wirkung des Monds iſt das Vorruͤcken nicht alle Jahre gleich groß. Bradley hat gefunden, daß es 58″ betraͤgt, wenn der aufſteigende Knoten des Monds in 0°
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iſt; 53″, wenn er ſich in 0°
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; 50 1/3″, wenn er ſich in 0°
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oder in 0°
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befindet. Ueberhaupt kommen bey dem mittlern Vorruͤcken etwa 35″ vom Monde, die uͤbrigen 15″ von der Sonne her.
Hiemit ſteht auch das Wanken der Erdaxe in Verbindung, wovon ein eigner Artikel handelt. Das Vorruͤcken der Nachtgleichen verurſacht den Unterſchied des tropiſchen und ſideriſchen Jahres, ſ. Jahr; und eine kleine in einzelnen Tagen unmerkliche Differenz zwiſchen Sternzeit und Zeit der erſten Bewegung, ſ. Sternzeit.
de la Lande aſtron. Handbuch; a. d. Franz. Leipz. 1775. gr. 8. §. 319. 1064.
Kaͤſtner Anfangsgr. der Aſtronomie. Goͤttingen, 1781. 8. §. 125. 291.
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der Erde, aͤußern; und weil die Lage dieſes Ringes in der Ebene des Aequators iſt, Sonne und Mond aber darauf allezeit aus der Ebene der Ekliptik wirken, wird hieraus eben die Wirkung, wie bey den Planetenbahnen, entſtehen, daß nemlich die Punkte des Erdrings die Ebene der Ekliptik bey jeder Umdrehung etwas fruͤher durchſchneiden, als ſonſt geſchehen wuͤrde; daher die Durchſchnittspunkte oder Knoten der Umdrehung nach der Seite, welche den Bewegungen der Erde und des Monds entgegengeſetzt iſt, d. i. gegen die Ordnung der Zeichen, fortruͤcken muͤſſen.
Die Berechnung des Vorruͤckens der Nachtgleichen gehoͤrt zu den ſchwerſten der phyſiſchen Aſtronomie. Newton hatte hiebey vieles unerwieſen oder unrichtig angenommen, welches d'Alembert (Recherches ſur la préceſſion des équinoxes et ſur la nutation. Par. 1749. 4.) verbeſſert, und dieſe Aufgabe zuerſt vollſtaͤndig aufgeloͤſet hat. Mit der groͤßten Deutlichkeit handelt dieſen Gegenſtand de la Lande (Aſtr. L. XXII.) ab. Wegen der Wirkung des Monds iſt das Vorruͤcken nicht alle Jahre gleich groß. Bradley hat gefunden, daß es 58″ betraͤgt, wenn der aufſteigende Knoten des Monds in 0°
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iſt; 53″, wenn er ſich in 0°
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; 50 1/3″, wenn er ſich in 0°
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oder in 0°
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befindet. Ueberhaupt kommen bey dem mittlern Vorruͤcken etwa 35″ vom Monde, die uͤbrigen 15″ von der Sonne her.
Hiemit ſteht auch das Wanken der Erdaxe in Verbindung, wovon ein eigner Artikel handelt. Das Vorruͤcken der Nachtgleichen verurſacht den Unterſchied des tropiſchen und ſideriſchen Jahres, ſ. Jahr; und eine kleine in einzelnen Tagen unmerkliche Differenz zwiſchen Sternzeit und Zeit der erſten Bewegung, ſ. Sternzeit.
de la Lande aſtron. Handbuch; a. d. Franz. Leipz. 1775. gr. 8. §. 319. 1064.
Kaͤſtner Anfangsgr. der Aſtronomie. Goͤttingen, 1781. 8. §. 125. 291.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/511>, abgerufen am 22.11.2024.
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