Hiedurch ward die allgemeine Aufmerksamkeit rege, und man fand nun Spuren von Vulkanen an Orten, wo man sonst dergleichen kaum vermuthet hätte. Wenn auch hiebey Mancher der Einbildungskraft zu viel verstattet, und überall erloschene Vulkane gesehen hat, wo nur kegelförmige Berge, Basalte und andere zu den vulkanischen Produkten gezählte Materien vorkamen (von welchem Vorwurfe Herr de Lüc selbst nicht ganz frey blieb); so ist doch soviel durch unläugbar richtige Beobachtungen erwiesen, daß die Vulkane in den ältesten Zeiten sehr häufig gewesen sind, und an der Bildung und jetzigen Gestalt der Erdfläche einen überaus großen Antheil genommen haben.
Um die Ursache einer so wichtigen und furchtbaren Naturbegebenheit zu erklären, nahmen die ältern Physiker ein immerwährendes mitten im Kerne der Erdkugel brennendes Feuer an, s. Centralfeuer. Man sahe sich aber in neuern Zeiten bald genöthiget, diesen groben Begrif zu verwerfen, das unterirdische Feuer, welches die offenbare nächste Ursache der vulkanischen Ausbrüche ist, näher an die Oberfläche zu versetzen, und von seiner Entstehung und Erhaltung weitere Ursachen aufzusuchen. Hiebey war es nun natürlich, auf Erklärungen aus irgend einer Selbstentzündung zu verfallen. Man kannte aber damals noch wenig Erscheinungen dieser Art.
D. Martin Lister (The cause of the Earth-quakes and Volcano's in Philos. Trans. Num. 157. p. 512.), der sonst durch viele seltsame Erklärungen bekannt ist, fiel zuerst darauf, Vulkane, Erdbeben und Gewitter aus entzündeten Dämpfen der Schwefelkiese herzuleiten, von welchen Dämpfen er behauptet, daß sie aus einem wahren Schwefel bestünden, und die Fähigkeit hätten, sich durch Reiben oder Vermischung mit andern Substanzen von selbst zu entzünden. Doch hielt er die freywillige Entzündung nicht einmal für nöthig zur Erklärung der Vulkane, weil er glaubte, daß diese noch von der Schöpfung her unaufhörlich fortbrennten.
Der ältere Lemery (Explication phys. et chymique des feux souterrains, des tremblemens de terre etc. in
Hiedurch ward die allgemeine Aufmerkſamkeit rege, und man fand nun Spuren von Vulkanen an Orten, wo man ſonſt dergleichen kaum vermuthet haͤtte. Wenn auch hiebey Mancher der Einbildungskraft zu viel verſtattet, und uͤberall erloſchene Vulkane geſehen hat, wo nur kegelfoͤrmige Berge, Baſalte und andere zu den vulkaniſchen Produkten gezaͤhlte Materien vorkamen (von welchem Vorwurfe Herr de Luͤc ſelbſt nicht ganz frey blieb); ſo iſt doch ſoviel durch unlaͤugbar richtige Beobachtungen erwieſen, daß die Vulkane in den aͤlteſten Zeiten ſehr haͤufig geweſen ſind, und an der Bildung und jetzigen Geſtalt der Erdflaͤche einen uͤberaus großen Antheil genommen haben.
Um die Urſache einer ſo wichtigen und furchtbaren Naturbegebenheit zu erklaͤren, nahmen die aͤltern Phyſiker ein immerwaͤhrendes mitten im Kerne der Erdkugel brennendes Feuer an, ſ. Centralfeuer. Man ſahe ſich aber in neuern Zeiten bald genoͤthiget, dieſen groben Begrif zu verwerfen, das unterirdiſche Feuer, welches die offenbare naͤchſte Urſache der vulkaniſchen Ausbruͤche iſt, naͤher an die Oberflaͤche zu verſetzen, und von ſeiner Entſtehung und Erhaltung weitere Urſachen aufzuſuchen. Hiebey war es nun natuͤrlich, auf Erklaͤrungen aus irgend einer Selbſtentzuͤndung zu verfallen. Man kannte aber damals noch wenig Erſcheinungen dieſer Art.
D. Martin Liſter (The cauſe of the Earth-quakes and Volcano's in Philoſ. Trans. Num. 157. p. 512.), der ſonſt durch viele ſeltſame Erklaͤrungen bekannt iſt, fiel zuerſt darauf, Vulkane, Erdbeben und Gewitter aus entzuͤndeten Daͤmpfen der Schwefelkieſe herzuleiten, von welchen Daͤmpfen er behauptet, daß ſie aus einem wahren Schwefel beſtuͤnden, und die Faͤhigkeit haͤtten, ſich durch Reiben oder Vermiſchung mit andern Subſtanzen von ſelbſt zu entzuͤnden. Doch hielt er die freywillige Entzuͤndung nicht einmal fuͤr noͤthig zur Erklaͤrung der Vulkane, weil er glaubte, daß dieſe noch von der Schoͤpfung her unaufhoͤrlich fortbrennten.
Der aͤltere Lemery (Explication phyſ. et chymique des feux ſouterrains, des tremblemens de terre etc. in
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Hiedurch ward die allgemeine Aufmerkſamkeit rege, und man fand nun Spuren von Vulkanen an Orten, wo man ſonſt dergleichen kaum vermuthet haͤtte. Wenn auch hiebey Mancher der Einbildungskraft zu viel verſtattet, und uͤberall erloſchene Vulkane geſehen hat, wo nur kegelfoͤrmige Berge, Baſalte und andere zu den vulkaniſchen Produkten gezaͤhlte Materien vorkamen (von welchem Vorwurfe Herr de Luͤc ſelbſt nicht ganz frey blieb); ſo iſt doch ſoviel durch unlaͤugbar richtige Beobachtungen erwieſen, daß die Vulkane in den aͤlteſten Zeiten ſehr haͤufig geweſen ſind, und an der Bildung und jetzigen Geſtalt der Erdflaͤche einen uͤberaus großen Antheil genommen haben.
Um die Urſache einer ſo wichtigen und furchtbaren Naturbegebenheit zu erklaͤren, nahmen die aͤltern Phyſiker ein immerwaͤhrendes mitten im Kerne der Erdkugel brennendes Feuer an, ſ. Centralfeuer. Man ſahe ſich aber in neuern Zeiten bald genoͤthiget, dieſen groben Begrif zu verwerfen, das unterirdiſche Feuer, welches die offenbare naͤchſte Urſache der vulkaniſchen Ausbruͤche iſt, naͤher an die Oberflaͤche zu verſetzen, und von ſeiner Entſtehung und Erhaltung weitere Urſachen aufzuſuchen. Hiebey war es nun natuͤrlich, auf Erklaͤrungen aus irgend einer Selbſtentzuͤndung zu verfallen. Man kannte aber damals noch wenig Erſcheinungen dieſer Art.
D. Martin Liſter (The cauſe of the Earth-quakes and Volcano's in Philoſ. Trans. Num. 157. p. 512.), der ſonſt durch viele ſeltſame Erklaͤrungen bekannt iſt, fiel zuerſt darauf, Vulkane, Erdbeben und Gewitter aus entzuͤndeten Daͤmpfen der Schwefelkieſe herzuleiten, von welchen Daͤmpfen er behauptet, daß ſie aus einem wahren Schwefel beſtuͤnden, und die Faͤhigkeit haͤtten, ſich durch Reiben oder Vermiſchung mit andern Subſtanzen von ſelbſt zu entzuͤnden. Doch hielt er die freywillige Entzuͤndung nicht einmal fuͤr noͤthig zur Erklaͤrung der Vulkane, weil er glaubte, daß dieſe noch von der Schoͤpfung her unaufhoͤrlich fortbrennten.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/525>, abgerufen am 22.11.2024.
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