Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Unter den erdigten Producten kommen einige als verkalkte und ausgebrannte, andere als geschmolzne Massen vor. Zu den erstern gehören die Pozzolanerde, der Traß, der Bimsstein und die weiße Erde der Solfatara, zu den letztern die Laven.

Die Pozzolanerde (Terra puteolana, Cineres Vulcanorum, Pouzzolane), welche um Neapel und Rom sehr häufig ist, und überhaupt in allen vulkanischen Gegenden gefunden wird (s. Desmarest über die Puzzolanen in Auvergne, in den Samml. zur Phys. u. Naturgesch. II. B. 1. St. S. 105. Faujas de St. Fond sur les Volcans eteints du Vivarais etc.) ist ein vom Feuer gebrannter eisenschüßiger Thon mit etwas Kalkerde von rother, brauner, grauer oder schwarzer Farbe, der oft als eine lockere staubige Erde, oft auch etwas mehr zusammengebacken oder körnig vorkömmt, im Feuer zu schwarzer Schlacke schmelzt, und mit Wasser und Kalk vermischt einen vortreflichen Mörtel giebt, dessen sich schon die Alten häufig zum Bauen bedienten. Der vulkanische Sand (Lapilli, Rapillo, Rena (Arena) del Vesuvio), der bisweilen so fein ist, daß er während der Ausbrüche in verschloßne Schränke eindringt, und in dieser Gestalt auch Asche genannt wird, kömmt in Absicht auf seine Bestandtheile mit der Pozzolana überein, nur ist er weniger eisenhaltig, und hat daher eine hellere, graue oder weiße Farbe; doch zieht der Magnet aus ihm noch viele Eisentheile. Mit dieser Materie, die wohl auch zum Theil aus zertrümmerter Lava besteht, überdecken die Vulkane weite Strecken, und daraus bildet sich auch die Masse der Kegel.

Der Traß, Tarras, oder die vulkanische Tufa (Tophus, Vitruv. Tarras, Tarras) entsteht durch die Verhärtung der Pozzolanerde und des vulkanischen Sandes zu einer steinartigen Masse, die wegen des Antheils von Kalkerde mit Säuren brauset, und viel fremde Beymischungen, z. B. Glimmer, Bimstein, Schörl und Granaten, auch wohl Thierknochen, Conchylien u. dergl. enthält. Herculanum und Pompeji waren großentheils davon erbaut. Um Neapel und Rom findet man ansehnliche Brüche davon,


Unter den erdigten Producten kommen einige als verkalkte und ausgebrannte, andere als geſchmolzne Maſſen vor. Zu den erſtern gehoͤren die Pozzolanerde, der Traß, der Bimsſtein und die weiße Erde der Solfatara, zu den letztern die Laven.

Die Pozzolanerde (Terra puteolana, Cineres Vulcanorum, Pouzzolane), welche um Neapel und Rom ſehr haͤufig iſt, und uͤberhaupt in allen vulkaniſchen Gegenden gefunden wird (ſ. Desmareſt uͤber die Puzzolanen in Auvergne, in den Samml. zur Phyſ. u. Naturgeſch. II. B. 1. St. S. 105. Faujas de St. Fond ſur les Volcans éteints du Vivarais etc.) iſt ein vom Feuer gebrannter eiſenſchuͤßiger Thon mit etwas Kalkerde von rother, brauner, grauer oder ſchwarzer Farbe, der oft als eine lockere ſtaubige Erde, oft auch etwas mehr zuſammengebacken oder koͤrnig vorkoͤmmt, im Feuer zu ſchwarzer Schlacke ſchmelzt, und mit Waſſer und Kalk vermiſcht einen vortreflichen Moͤrtel giebt, deſſen ſich ſchon die Alten haͤufig zum Bauen bedienten. Der vulkaniſche Sand (Lapilli, Rapillo, Rena (Arena) del Veſuvio), der bisweilen ſo fein iſt, daß er waͤhrend der Ausbruͤche in verſchloßne Schraͤnke eindringt, und in dieſer Geſtalt auch Aſche genannt wird, koͤmmt in Abſicht auf ſeine Beſtandtheile mit der Pozzolana uͤberein, nur iſt er weniger eiſenhaltig, und hat daher eine hellere, graue oder weiße Farbe; doch zieht der Magnet aus ihm noch viele Eiſentheile. Mit dieſer Materie, die wohl auch zum Theil aus zertruͤmmerter Lava beſteht, uͤberdecken die Vulkane weite Strecken, und daraus bildet ſich auch die Maſſe der Kegel.

Der Traß, Tarras, oder die vulkaniſche Tufa (Tophus, Vitruv. Tarras, Tarras) entſteht durch die Verhaͤrtung der Pozzolanerde und des vulkaniſchen Sandes zu einer ſteinartigen Maſſe, die wegen des Antheils von Kalkerde mit Saͤuren brauſet, und viel fremde Beymiſchungen, z. B. Glimmer, Bimſtein, Schoͤrl und Granaten, auch wohl Thierknochen, Conchylien u. dergl. enthaͤlt. Herculanum und Pompeji waren großentheils davon erbaut. Um Neapel und Rom findet man anſehnliche Bruͤche davon,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0535" xml:id="P.4.525" n="525"/><lb/>
Unter den erdigten Producten kommen einige als verkalkte und ausgebrannte, andere als ge&#x017F;chmolzne Ma&#x017F;&#x017F;en vor. Zu den er&#x017F;tern geho&#x0364;ren die <hi rendition="#b">Pozzolanerde,</hi> der <hi rendition="#b">Traß,</hi> der <hi rendition="#b">Bims&#x017F;tein</hi> und die <hi rendition="#b">weiße Erde der Solfatara,</hi> zu den letztern die <hi rendition="#b">Laven.</hi></p>
            <p>Die <hi rendition="#b">Pozzolanerde</hi> (<hi rendition="#aq">Terra puteolana, Cineres Vulcanorum, <hi rendition="#i">Pouzzolane</hi></hi>), welche um Neapel und Rom &#x017F;ehr ha&#x0364;ufig i&#x017F;t, und u&#x0364;berhaupt in allen vulkani&#x017F;chen Gegenden gefunden wird (<hi rendition="#b">&#x017F;. Desmare&#x017F;t</hi> u&#x0364;ber die Puzzolanen in Auvergne, in den Samml. zur Phy&#x017F;. u. Naturge&#x017F;ch. <hi rendition="#aq">II.</hi> B. 1. St. S. 105. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Faujas de St. Fond</hi> &#x017F;ur les Volcans éteints du Vivarais etc.</hi>) i&#x017F;t ein vom Feuer gebrannter ei&#x017F;en&#x017F;chu&#x0364;ßiger Thon mit etwas Kalkerde von rother, brauner, grauer oder &#x017F;chwarzer Farbe, der oft als eine lockere &#x017F;taubige Erde, oft auch etwas mehr zu&#x017F;ammengebacken oder ko&#x0364;rnig vorko&#x0364;mmt, im Feuer zu &#x017F;chwarzer Schlacke &#x017F;chmelzt, und mit Wa&#x017F;&#x017F;er und Kalk vermi&#x017F;cht einen vortreflichen Mo&#x0364;rtel giebt, de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich &#x017F;chon die Alten ha&#x0364;ufig zum Bauen bedienten. Der <hi rendition="#b">vulkani&#x017F;che Sand</hi> (<hi rendition="#aq">Lapilli, <hi rendition="#i">Rapillo, Rena (Arena) del Ve&#x017F;uvio</hi></hi>), der bisweilen &#x017F;o fein i&#x017F;t, daß er wa&#x0364;hrend der Ausbru&#x0364;che in ver&#x017F;chloßne Schra&#x0364;nke eindringt, und in die&#x017F;er Ge&#x017F;talt auch <hi rendition="#b">A&#x017F;che</hi> genannt wird, ko&#x0364;mmt in Ab&#x017F;icht auf &#x017F;eine Be&#x017F;tandtheile mit der Pozzolana u&#x0364;berein, nur i&#x017F;t er weniger ei&#x017F;enhaltig, und hat daher eine hellere, graue oder weiße Farbe; doch zieht der Magnet aus ihm noch viele Ei&#x017F;entheile. Mit die&#x017F;er Materie, die wohl auch zum Theil aus zertru&#x0364;mmerter Lava be&#x017F;teht, u&#x0364;berdecken die Vulkane weite Strecken, und daraus bildet &#x017F;ich auch die Ma&#x017F;&#x017F;e der Kegel.</p>
            <p>Der <hi rendition="#b">Traß, Tarras,</hi> oder die <hi rendition="#b">vulkani&#x017F;che Tufa</hi> (<hi rendition="#aq">Tophus, <hi rendition="#i">Vitruv.</hi> Tarras, <hi rendition="#i">Tarras</hi></hi>) ent&#x017F;teht durch die Verha&#x0364;rtung der Pozzolanerde und des vulkani&#x017F;chen Sandes zu einer &#x017F;teinartigen Ma&#x017F;&#x017F;e, die wegen des Antheils von Kalkerde mit Sa&#x0364;uren brau&#x017F;et, und viel fremde Beymi&#x017F;chungen, z. B. Glimmer, Bim&#x017F;tein, Scho&#x0364;rl und Granaten, auch wohl Thierknochen, Conchylien u. dergl. entha&#x0364;lt. Herculanum und Pompeji waren großentheils davon erbaut. Um Neapel und Rom findet man an&#x017F;ehnliche Bru&#x0364;che davon,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[525/0535] Unter den erdigten Producten kommen einige als verkalkte und ausgebrannte, andere als geſchmolzne Maſſen vor. Zu den erſtern gehoͤren die Pozzolanerde, der Traß, der Bimsſtein und die weiße Erde der Solfatara, zu den letztern die Laven. Die Pozzolanerde (Terra puteolana, Cineres Vulcanorum, Pouzzolane), welche um Neapel und Rom ſehr haͤufig iſt, und uͤberhaupt in allen vulkaniſchen Gegenden gefunden wird (ſ. Desmareſt uͤber die Puzzolanen in Auvergne, in den Samml. zur Phyſ. u. Naturgeſch. II. B. 1. St. S. 105. Faujas de St. Fond ſur les Volcans éteints du Vivarais etc.) iſt ein vom Feuer gebrannter eiſenſchuͤßiger Thon mit etwas Kalkerde von rother, brauner, grauer oder ſchwarzer Farbe, der oft als eine lockere ſtaubige Erde, oft auch etwas mehr zuſammengebacken oder koͤrnig vorkoͤmmt, im Feuer zu ſchwarzer Schlacke ſchmelzt, und mit Waſſer und Kalk vermiſcht einen vortreflichen Moͤrtel giebt, deſſen ſich ſchon die Alten haͤufig zum Bauen bedienten. Der vulkaniſche Sand (Lapilli, Rapillo, Rena (Arena) del Veſuvio), der bisweilen ſo fein iſt, daß er waͤhrend der Ausbruͤche in verſchloßne Schraͤnke eindringt, und in dieſer Geſtalt auch Aſche genannt wird, koͤmmt in Abſicht auf ſeine Beſtandtheile mit der Pozzolana uͤberein, nur iſt er weniger eiſenhaltig, und hat daher eine hellere, graue oder weiße Farbe; doch zieht der Magnet aus ihm noch viele Eiſentheile. Mit dieſer Materie, die wohl auch zum Theil aus zertruͤmmerter Lava beſteht, uͤberdecken die Vulkane weite Strecken, und daraus bildet ſich auch die Maſſe der Kegel. Der Traß, Tarras, oder die vulkaniſche Tufa (Tophus, Vitruv. Tarras, Tarras) entſteht durch die Verhaͤrtung der Pozzolanerde und des vulkaniſchen Sandes zu einer ſteinartigen Maſſe, die wegen des Antheils von Kalkerde mit Saͤuren brauſet, und viel fremde Beymiſchungen, z. B. Glimmer, Bimſtein, Schoͤrl und Granaten, auch wohl Thierknochen, Conchylien u. dergl. enthaͤlt. Herculanum und Pompeji waren großentheils davon erbaut. Um Neapel und Rom findet man anſehnliche Bruͤche davon,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/535
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/535>, abgerufen am 27.07.2024.