Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Man findet im westlichen Deutschland, vornehmlich an den Ufern des Rheins, bey Andernach und Niedermennich den ähnlichen Mennicher Stein, Andernacher oder köllnischen Tufstein, Lungenstein, der dort sehr häufig gebrochen und nach den Niederlanden verführt wird, wo man ihn theils als Pflaster- und Baustein, theils gemahlen zu Mörtel braucht. Diesen Stein haben Collini, de Lüc, Hamilton, (deren Schriften im vorhergehenden Artikel angeführt sind) u. a. für einen wahren vulkanischen Traß angenommen, mit welchem er auch die löchrige Structur, den Grad der Härte, die graue traurige Farbe, die Bestandtheile, das Verhalten im Feuer, die bindende Kraft, die eingemengten Körper, wirklich gemein hat. Ob nun gleich die Spuren ehemaliger Vulkane in diesen Gegenden kaum zu verkennen sind, so haben doch einige Mineralogen (s. Nose orographische Briefe über das Siebengebirge und die benachbarten zum Theil vulkanischen Gegenden am Ufer des Niederrheins. Frkf. 1788. gr. 8. S. 110.) dieses Gestein lieber aus dem Verwittern eines sogenannten Granitporphyrs (festen Thons mit Feldspath) herleiten wollen. Der Bimsstein (Pumex, Pierre-ponce) findet sich häufig bey feuerspeyenden Bergen, sehr oft in andere Producte derselben eingeschlossen, aber nicht bey allen, z. B. durchaus keiner beym Aetna, desto häufiger in den liparischen Inseln. Man findet ihn auch in Auvergne und am Rhein. Er enthält Thonerde und Bittererde, ist voll von Löchern, schwimmt auf dem Wasser, und zeigt dünne, gleichlaufende und spröde Fasern. Seine Entstehung leitet Hamilton von glasigter, erst bey späterm Erkalten ausgespritzter Lava, Bergmann von ausgebranntem Asbest, Dolomieu (Reise nach den liparischen Inseln) aus Glimmerschiefer und leichtflüßigen Graniten her; de Lüc (48. Brief) glaubt, er bestehe aus geschmolzenen Materien, und werde
Man findet im weſtlichen Deutſchland, vornehmlich an den Ufern des Rheins, bey Andernach und Niedermennich den aͤhnlichen Mennicher Stein, Andernacher oder koͤllniſchen Tufſtein, Lungenſtein, der dort ſehr haͤufig gebrochen und nach den Niederlanden verfuͤhrt wird, wo man ihn theils als Pflaſter- und Bauſtein, theils gemahlen zu Moͤrtel braucht. Dieſen Stein haben Collini, de Luͤc, Hamilton, (deren Schriften im vorhergehenden Artikel angefuͤhrt ſind) u. a. fuͤr einen wahren vulkaniſchen Traß angenommen, mit welchem er auch die loͤchrige Structur, den Grad der Haͤrte, die graue traurige Farbe, die Beſtandtheile, das Verhalten im Feuer, die bindende Kraft, die eingemengten Koͤrper, wirklich gemein hat. Ob nun gleich die Spuren ehemaliger Vulkane in dieſen Gegenden kaum zu verkennen ſind, ſo haben doch einige Mineralogen (ſ. Noſe orographiſche Briefe uͤber das Siebengebirge und die benachbarten zum Theil vulkaniſchen Gegenden am Ufer des Niederrheins. Frkf. 1788. gr. 8. S. 110.) dieſes Geſtein lieber aus dem Verwittern eines ſogenannten Granitporphyrs (feſten Thons mit Feldſpath) herleiten wollen. Der Bimsſtein (Pumex, Pierre-ponce) findet ſich haͤufig bey feuerſpeyenden Bergen, ſehr oft in andere Producte derſelben eingeſchloſſen, aber nicht bey allen, z. B. durchaus keiner beym Aetna, deſto haͤufiger in den lipariſchen Inſeln. Man findet ihn auch in Auvergne und am Rhein. Er enthaͤlt Thonerde und Bittererde, iſt voll von Loͤchern, ſchwimmt auf dem Waſſer, und zeigt duͤnne, gleichlaufende und ſproͤde Faſern. Seine Entſtehung leitet Hamilton von glaſigter, erſt bey ſpaͤterm Erkalten ausgeſpritzter Lava, Bergmann von ausgebranntem Asbeſt, Dolomieu (Reiſe nach den lipariſchen Inſeln) aus Glimmerſchiefer und leichtfluͤßigen Graniten her; de Luͤc (48. Brief) glaubt, er beſtehe aus geſchmolzenen Materien, und werde <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0536" xml:id="P.4.526" n="526"/><lb/> und der Pauſilipp, in welchem die beruͤhmte Grotte eingehauen iſt, beſteht faſt ganz daraus. Zerſtoßen oder gemahlen zeigt er die bindende Eigenſchaft der Pozzolane, und wird zu Moͤrtel gebraucht.</p> <p>Man findet im weſtlichen Deutſchland, vornehmlich an den Ufern des Rheins, bey Andernach und Niedermennich den aͤhnlichen <hi rendition="#b">Mennicher Stein, Andernacher</hi> oder <hi rendition="#b">koͤllniſchen Tufſtein, Lungenſtein,</hi> der dort ſehr haͤufig gebrochen und nach den Niederlanden verfuͤhrt wird, wo man ihn theils als Pflaſter- und Bauſtein, theils gemahlen zu Moͤrtel braucht. Dieſen Stein haben <hi rendition="#b">Collini, de Luͤc, Hamilton,</hi> (deren Schriften im vorhergehenden Artikel angefuͤhrt ſind) u. a. fuͤr einen wahren vulkaniſchen Traß angenommen, mit welchem er auch die loͤchrige Structur, den Grad der Haͤrte, die graue traurige Farbe, die Beſtandtheile, das Verhalten im Feuer, die bindende Kraft, die eingemengten Koͤrper, wirklich gemein hat. Ob nun gleich die Spuren ehemaliger Vulkane in dieſen Gegenden kaum zu verkennen ſind, ſo haben doch einige Mineralogen (<hi rendition="#b">ſ. Noſe</hi> orographiſche Briefe uͤber das Siebengebirge und die benachbarten zum Theil vulkaniſchen Gegenden am Ufer des Niederrheins. Frkf. 1788. gr. 8. S. 110.) dieſes Geſtein lieber aus dem Verwittern eines ſogenannten Granitporphyrs (feſten Thons mit Feldſpath) herleiten wollen.</p> <p>Der <hi rendition="#b">Bimsſtein</hi> (<hi rendition="#aq">Pumex, <hi rendition="#i">Pierre-ponce</hi></hi>) findet ſich haͤufig bey feuerſpeyenden Bergen, ſehr oft in andere Producte derſelben eingeſchloſſen, aber nicht bey allen, z. B. durchaus keiner beym Aetna, deſto haͤufiger in den lipariſchen Inſeln. Man findet ihn auch in Auvergne und am Rhein. Er enthaͤlt Thonerde und Bittererde, iſt voll von Loͤchern, ſchwimmt auf dem Waſſer, und zeigt duͤnne, gleichlaufende und ſproͤde Faſern. Seine Entſtehung leitet <hi rendition="#b">Hamilton</hi> von glaſigter, erſt bey ſpaͤterm Erkalten ausgeſpritzter Lava, <hi rendition="#b">Bergmann</hi> von ausgebranntem Asbeſt, <hi rendition="#b">Dolomieu</hi> (Reiſe nach den lipariſchen Inſeln) aus Glimmerſchiefer und leichtfluͤßigen Graniten her; <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> (48. Brief) glaubt, er beſtehe aus geſchmolzenen Materien, und werde<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [526/0536]
und der Pauſilipp, in welchem die beruͤhmte Grotte eingehauen iſt, beſteht faſt ganz daraus. Zerſtoßen oder gemahlen zeigt er die bindende Eigenſchaft der Pozzolane, und wird zu Moͤrtel gebraucht.
Man findet im weſtlichen Deutſchland, vornehmlich an den Ufern des Rheins, bey Andernach und Niedermennich den aͤhnlichen Mennicher Stein, Andernacher oder koͤllniſchen Tufſtein, Lungenſtein, der dort ſehr haͤufig gebrochen und nach den Niederlanden verfuͤhrt wird, wo man ihn theils als Pflaſter- und Bauſtein, theils gemahlen zu Moͤrtel braucht. Dieſen Stein haben Collini, de Luͤc, Hamilton, (deren Schriften im vorhergehenden Artikel angefuͤhrt ſind) u. a. fuͤr einen wahren vulkaniſchen Traß angenommen, mit welchem er auch die loͤchrige Structur, den Grad der Haͤrte, die graue traurige Farbe, die Beſtandtheile, das Verhalten im Feuer, die bindende Kraft, die eingemengten Koͤrper, wirklich gemein hat. Ob nun gleich die Spuren ehemaliger Vulkane in dieſen Gegenden kaum zu verkennen ſind, ſo haben doch einige Mineralogen (ſ. Noſe orographiſche Briefe uͤber das Siebengebirge und die benachbarten zum Theil vulkaniſchen Gegenden am Ufer des Niederrheins. Frkf. 1788. gr. 8. S. 110.) dieſes Geſtein lieber aus dem Verwittern eines ſogenannten Granitporphyrs (feſten Thons mit Feldſpath) herleiten wollen.
Der Bimsſtein (Pumex, Pierre-ponce) findet ſich haͤufig bey feuerſpeyenden Bergen, ſehr oft in andere Producte derſelben eingeſchloſſen, aber nicht bey allen, z. B. durchaus keiner beym Aetna, deſto haͤufiger in den lipariſchen Inſeln. Man findet ihn auch in Auvergne und am Rhein. Er enthaͤlt Thonerde und Bittererde, iſt voll von Loͤchern, ſchwimmt auf dem Waſſer, und zeigt duͤnne, gleichlaufende und ſproͤde Faſern. Seine Entſtehung leitet Hamilton von glaſigter, erſt bey ſpaͤterm Erkalten ausgeſpritzter Lava, Bergmann von ausgebranntem Asbeſt, Dolomieu (Reiſe nach den lipariſchen Inſeln) aus Glimmerſchiefer und leichtfluͤßigen Graniten her; de Luͤc (48. Brief) glaubt, er beſtehe aus geſchmolzenen Materien, und werde
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